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Mittwoch, 9. Juni 2021

Aus italienischer Sicht: Was will Kardinal Marx?

Luisella Scrosati analysiert und kommentiert in La Nuova Bussola Quoitidiana aus italienischer Sicht das Rücktrittsangebot von Kardinal Marx; hinter dem sie etwas andere Motive vermutet. 
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Die Deutsche Krise

"MARX: DER KARDINAL SUCHT EINEN POSTEN IN ROM" 

"Der von Kardinal Marx eingeschlagene Weg zur Unterstützung der deutschen Synode folgt dem bereits von Luther eingeschlagenen Weg mit bekannten Ergebnissen. Aber mit einem Unterschied: Der zurücktretende Erzbischof von München könnte nun auf die Leitung der Kleruskongregation oder der Bischofskongregation hinweisen, Posten die frei werden.

Gehen wir fünf Jahrhunderte zurück und auf die Territorien des heutigen Deutschlands- inmitten eines Skandals: den des Ablasshandels. Ein echter Skandal, der nicht nur so viel Geld in die Taschen der Päpste gebracht hatte, die den Bau der neuen imposanten Peters-Basilika finanzieren mussten, sondern auch die Bauten der deutschen Bischöfe und Fürsten. So wie Erzbischof Albert von Mainz, der sich von der Bank der mächtigen Fugger fast 30.000 Gulden lieh und sich zur Rückzahlung des Darlehens verpflichtete und sich engagierte, die Ablasspredigt für den Bau der römischen Basilika zu fördern. Wobei allerdings nur die Hälfte des Erlöses tatsächlich zweckgebunden war.

So machten es auch die anderen Fürsten,  die den Deal durchschauten und die auf ihrem eigenen Territorium Ablass-Predigten nur unter der Bedingung zuließen, daß sie einen Teil des Erlöses einkassieren konnten. In den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts war in der Tat ein wenig von allem passiert, um die Abgaben zu erleichtern, in den Predigten gab es bzgl, der inneren Gesinnung derer, die den Ablass der Bulle Sacrosanctis Salvatoris et Redermptoris in Anspruch von Papst Leo X nutzen wollten keine Sorgen. Und so schwankten die Prediger zwischen einem sehr  sicher und einem sehr wirksam hin und her, um den Gläubigen Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr die spirituelle Wirkung des Ablasses für ihre eigene Seele und die der Toten zu versichern, und die Kirche befand sich inmitten  

Die Notwendigkeit einer Reform war klar, aber die "Lösung" Martin Luthers war schlimmer als der Schaden. Und noch heute kann man sich legitimerweise fragen, warum es nötig war, sechs der sieben Sakramente abzuschaffen, den priesterlichen Zölibat, die Mönchsgelübde etc., um das das bekannte Problem -wie den  "Ablaßhandel" zu lösen. 

Die selbe Frage müßte man Kardinal Marx stellen- über das auf der Achse Rom-Berlin neuerrichtete kleine Theater, in dem er nicht allzu gut rezitierte. Schon warum man dem nicht zu leugnenden Mißbrauchsskandal durch den scheiternden Synodalen Weg begegnen wollte? Warum den Weg einer immer mehr säkularisierten und protestantisierten Kirche gehen, die das Frauenpriesterum, die Abschaffung des Zölibats, die Gender-Ideologie propagiert, wenn die protestantischen Gemeinschaften und die Institutionen dieses Jahrhundert nicht von den selben Problemen verschont sind?



Ja, weil Marx als einzigen Ausweg vom "Toten Punkt" , in dem die Kirche sich befinden soll, den laufenden Synodalen Weg beschwört. "Von der Pfanne zum Grill"  Wenn das Eingeständnis seiner Mitverantwortung aufrichtig gewesen wäre, hätte er nicht nur zurücktreten, sondern uns auch seine Ratschläge ersparen müssen. Ein Arzt, der weder sich selbst noch andere heilen kann ist sicher nicht der vertrauenswürdigste Ratgeber. 

Es ist klar, daß Marxens Schritt ein ganz anderes Ziel hat. Vor allem- wie er ausdrücklich erklärt hat- den Synodalen Weg zu unterstützen. Die Ereignisse der letzten Monate haben dessen Fortgang verlangsamt. In Rom gibt es noch einige, die nicht bereit sind, die Däumchen zu drehen, während man in Deutschland plant, den Abriss der Kirche zu institutionalisieren. Auch wenn ihnen von oben die Hände gebunden sind, lassen sich nicht alle durch die Schüsse von Bätzing und den Initiativen von Sternberg und Anhängern an der Nase herumführen. Und so hat jemand daran gedacht, ein großmütiges virtuelles Martyrium zu inszenieren, sich anscheinend als Sündenbock anzubieten, weit davon entfernt, wirklich sein Leben für die Schafe hinzugeben. 

Eine optimale Methode auch, um Kardinal Woelki zu demütigen und zu isolieren, der wegen der Handhabung der Skandale, die die Erzdiözese Köln betroffen haben. "Die jüngsten Kontroversen und Diskussionen haben gezeigt, daß einige Vertreter der Kirche diese Mitverantwortung und damit auch die Mitschuld der Institution nicht akzeptieren wollen. Folglich lehnen sie jede Art von Reform und Innovation in Bezug auf die mit sexuellem Missbrauch verbundene Krise ab", sagte Marx. Was das primäre Ziel dieser Aussage ist, ist ziemlich klar. Es gibt nicht viele Bischöfe in Deutschland, die die von Marx beabsichtigten Reformen und Neuerungen ablehnen und entschieden haben, dass angesichts des Missbrauchsskandals Rücktritte kein Zeichen von Mitverantwortung sind ...

Als "Süßes Ende" für das Sühne-Angebot könnte der Erzbischof von München mit einem Platz, der auch in Rom zählt, "belohnt" werden. Der Präfekt der Klerus-Kongregation, Kardinal Beniamino Stella, wird am 18. August 80 Jahre alt. Aber noch attraktiver könnte die Leitung der Bischofskongregation sein, die der gerade 77-jährige Kardinal Marc Oullet über zehn Jahre lang innehatte. 

Kurz gesagt, die "heroische" Tat von Kardinal Marx könnte sich tatsächlich als eine Möglichkeit erweisen, nicht zwei, sondern drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: den römischen Widerstand gegen die deutsche Synode auf der Zielgeraden zu entsperren, Woelki zu treffen und die Bischofs-Ernennungen zu kontrollieren. 

Quelle. L. Scrosati, LNBQ

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