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Montag, 28. Juni 2021

Der Papst, die Kommissionen und die Reform

A. Gagliarducci setzt sich auch in seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican mit der mit diesem Pontifikat so planmäßig verbundenen Reform, ihren "Blüten" und ihren Auswirkungen auseinander. Hier geht´s  zzum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, DIE KOMMISSARE ALS WÄCHTER DER REFORM" 

Drei Hinweise ergeben einen Beweis, sagt man. Deshalb kann man die Nachricht von der dritten Untersuchung, die Papst Franziskus innerhalb von gerade zwei Monaten bei einem Dicasterium angeordnet hat, zu Recht als Ausdruck einer bestimmte Vorgehensweise des Papstes betrachten.

Während einer Übergangsphase wird Papst Franziskus einen Inspektor ernennen, der beauftragt ist, die Arbeit des Dicasteriums zu definieren und zu verstehen. 

Die Ernennung des Inspektors geht der neuer Vorsutzenden voraus. Noch während der Inspektion kann Papst Franziskus die Führung der vaticanischen Dicasterien auswechseln. So passierte es z.B.bei der Ernennung von Erzbischof Roche zum Präfekten der Liturgiekongregation, als Bischof Claudio Maniagos Untersuchung des Dicasteriums beendet war. Im Gegensatz dazu fand die Ernennung von Bischof Lazzaro You zum Präfekten der Kleruskongregation statt, als die Inspektion durch Buscof Egidio Miragoli gerade erst begonnen hatte.

Nicht bekannt ist, wie lange es dauern wird, bis die Leiter des Dicasterium zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung ernannt werden. Bekannt ist aber, daß Papst Franziskus auch dort ein Inspektionsteam angeordnet hat, das als "Evaluierungs-Team", angeführt von Kardinal Blaise Cupich, Erzbischof von Chicago,bezeichnet wird. Unglücklicherweise hat das Pressebüro des Hl. Stuhls nicht die Gruppe von Evaluatoren erwähnt, die außer dem Kardinal von Sr. Helen Alford, stellvertretende Direktorin der Päpstlichen Universität Angelicum, und von Pier Francesco Pinelli, einem italienischen Manager gebildet wird. Er war schon früher mit der Neustrukturierung des Dicasteriums befaßt. 

Die Ernennung der Kommissare läßt einen jetzt seit fünf Jahren andauernden Übergang im Dicasterium vermuten. Nach seiner Einrichtung 2016 wurden die Statuten des neuen Dicasteriums für 5 Jahre ad experimentum approbiert- und jetzt ist diese Zeit fast vorbei. Wegen der Kurien-Reform, die im Spätherbst erwartet wird, brauchen wir jetzt ein Fein-Tuning. 

Aber die Ernennung der Inspektoren scheint nicht der einfachen Logik der "Begleitung" iu der Übergangsphase zu folgen. Durch die Inspektoren konzentriert Papst Franziskus die Macht bei sich selbst - und verstärkt die Kontrolle über die Vatican-Dicasterien. 

Seit Papst Franziskus gewählt wurde, hat er oft über die Notwendigkeit von Kollegialität und Synodalität gesprochen. Durch seine Reformen hat er die Kirche in einen "Zustand permanenter Synode" versetzt-wie die jüngste Reform der Bischofs-Synode beweist. Gleichzeitig hat er gezeigt, daß er Kollegialtität durch die Einrichtung des Kardinals-Rates, dann der Kommissionen, die zunächst die Reform des IOR und der Finanzen ausführen sollten und dann von zwei Studien-Kommissionen zur Untersuchung des Frauen-Diakonats, schafft. 

Als es dann Probleme auf lokaler Ebene gab, hat er die Leiter der Ortskirchen einberufen. Er hat das mit den Chilenischen Bischöfen getan, die zweimal nach Rom gerufen wurden, um den Mißbrauchsskandal zu diskutieren, Er hat das mit der Ukrainisch..Griechisch-Katholischen Kirche getan, einberufen, um die Lage im Land zu diskutieren. Er hat das mit den Christlichen Führern des Libanon getan, die zum 1. Juli nach Rom einbestellt wurden. 

Dann aber trifft Papst Franziskus die Entscheidungen selbst. Er ruft oft Bischöfe zusammen, aber er tut das hauptsächlich, um zu verstehen, wie er mit einem Problem umgehen kann. Die Berichte über Privataudienzen mit Ortsbischöfen erwähnen auch Gespräche über allgemeine, nicht aber über zentrale Themen. Der Papst will über alles und die Psychologie des Menschen unterrichtet werden. Die gezeigte Kollegialtitä ist ein machtvoller Versuch zur Zentralisierung. 

Inspektionen sind ein anderer Aspekt der Zentralisierung. Papst Franziskus tritt in eine entscheidende Phase seines Pontifikates ein: es wird nicht nur viele Veränderungen an der Spitzze der Kurie geben (es gibt immer noich vier Kongregationen, deren Präfekten älter als 75 Jahre sind) aber es wird auch die lange erwartete Kurien-reform geben. Papst Frsanziskus hat über "WIderstand"  gegen sein Reformprojekt gesprochen. Das ist ein starker Ausdruck. Was der Papst Widerstand nennt, ist oft ein begründeter Einspruch -manchmal  sind es nur Anmerkungen zum Projekt. 


Die Grundidee scheint zu sein, alles abzureissen und dann neu aufzubauen., Wahr ist jedoch, daß nicht alles abgerissen werden muß - sondern reformiert, angefangen mit dem Vorhandenen und seiner Verbesseung. Am Ende hat die Kirche das immer getan. weil Bauen nie eine Sache von kurzer Dauer war. Außerdem ist der Neuaufbau ein Langzeitjob und man verliert dabei das Gute, das geleistet wurde. 

Papst Franziskus scheint jedoch von dem Gedanken überzeugt zu sein, daß man alles abreissen muß- beginnend mit der Mentalität, die er immer als irgendwie "krank" definiert hat (erinnern Sie sich an seine Erwähnung von Krankheiten der Kurie 2014?) Bei diesem Projekt helfen ihm diejenigen, die vorher im Schatten lebten oder sich an den Rand gedrängt fühlten.

Jene die Papst Franziskus "widerstehen", weisen oft auf die Gefahr seiner Perspektive hin und diese Sorge wird dann als Widerstand gegen die Veränderung interpretiert. In diesen Fällen handelt Papst Franziskus so wie er es immer getan hat: outsourcen, das Management Leuten übergeben, denen er vertraut, die von außen kommen und die- seiner Meinung nach- keine Vorurteile haben. 

Auf diese Weise verstärkt er die Kontrolle, zeigt Dauerpräsenz bei allem, warnt alle. Danach trifft er seine Entscheidungen. Sogar auf eine brutale Art. 

Es war ein starker Beschluss, Fr. Luigi Maria Epicoco, zum Kolumnisten beim Osservatore Romano zu ernennen. Die Ernennung bedeutet, daß alles was, was Epicoco schreibt, als mens papalis betrachtet werden wird. Aber die Ernennung schafft auch einen Riss zwischen der Zeitung des Papstes und dem Papst, weil es die nicht unterzeichneten Leitartikel sind, die immer die Linie der Zeitung vertreten haben: der Papst mußt nie offiziell irgendwen ernennen, um für ihn zu schreiben. Schließlich ist es seine Zeitung und also auch seine Linie. 

Und es war eine starke Entscheidung den Italienischen Bischöfen eine nationale Synode "aufzuzwingen" -angesichts der diversen Widersprüche, die auch die Tatsache betrafen, daß die Iatlienische Kirche schon ihren eigenen Weg hat und das ist der Weg von Kirchenkonferenzen. Der Papst mag diesen Weg nicht, weil er ihn vielleicht daran an eine vergangene Kirche erinnernt, die in der Gesellschaft sehr präsent war. So kommt der Mentalisätswechsel gleichzeitig mit der Entwicklung einer Terminologie und der Beendigung zehnjähriger Erfahrungen. 

Die Idee des Papstes ist, daß wir uns nicht hinter dem "das wurde schon immer so gemacht“ verstecken sollten. Diese Idee birgt jedoch die Gefahr, jahrelange positive Erfahrungen wegzuwerfen, alles zu demontieren, ohne tatsächlich etwas Neues gebaut zu haben. Dies ist ein komplexes Problem, das insbesondere für den kommenden Papst zu bewältigen ist. Angesichts unzähliger "Null-Jahre“, während die Propaganda auch bereits Erreichtes (im Bewusstsein daß die Geschichte vergessen wurde) als neu aufzeigt, muss der nächste Papst zunächst das Bewusstsein des Kircheseins neu aufbauen. Und er wird dann die Strukturen reformieren müssen. Weder alles ändern oder nichts ändern, sondern einer notwendigen Struktur neue Kraft zu verleihen, die heute mit diesem Pontifikat einige Risse aufweist."

Quelle: A. Gagliarducci 

 

 

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