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Montag, 21. Juni 2021

Gibt es einen "Fall" Viganò? Eine schockierende Hypothese...

Roberto de Mattei stellt bei corrispondenzaromana die einigermaßen schockierende Frage nach der Identität des Erzbischofs Viganó, der für die ihm zugeschriebenen Dokumente der Jahre 2020 und 2021 verantwortlich ist.
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"DER FALL VIGANÒ: DER ERZBISCHOF UND SEIN DOUBLE" 

"Das Pontifikat von Papst Franziskus steuert auf den Sonnenuntergang zu -wie jetzt viele zugeben- aber ein Sonnenuntergang kann stürmisch sein und keiner weiß, wie tief die Nacht sein wird, die ihm folgt, bis die Morgendämmerung endlich einsetzt. 

Kardinal Marx´ Rücktritt vom Amt des Erzbischofs von München ist eines der Zeichen für den aufkommenden Sturm, aber es gibt eine andere drohende Wolke, die umso beunruhigender ist, als sie nicht vom Wind des Progressivismus herbeigeweht wird, sondern durch den Wind, der Traditionalismus genannt wird. Die Wolke hat den Umriss, wenn nicht die Identität, eines berühmten Prälaten, des ehrwürdigen Carlo Maria Viganòs, Erzbischof von Ulpania und früherer Apostolischer Nuntius in den USA. Was also passiert? 

Erzbischof Viganò hat sich im Dienst der Kirche verdient gemacht- immer großzügig und mit Hingabe. Nach einer glänzenden diplomatischen Karriere von 2009 bis 2011 war er Sekretär des Vaticanischen Governatorates, wo er sich durch die Entschiedenheit, mit der er handelte, um die Finanzen des Hl. Stuhls in Ordnung zu bringen, viele Feinde gemacht hat. 2011 ernannte ihn Benedikt XVI zum Apostolischen  Nuntius in den USA. Er hat dieses Amt brillant ausgeübt, bis am 12. April 2016 -nach seinem 75. Geburtstag - Papst Franziskus seinen Rücktritt annahm. Wie Erzbischof Viganò am 23. Juni 2013 bekannt gab, wurde er vom neuen Pontifex empfangen und machte ihn in seiner gewohnten Klarheit schnell auf die verheerende Situation bei Teilen der Klerus in den USA- aufmerksam - mit besonderer Betonung auf den Fall von Kardinal McCarrick. 

Der Papst hörte ihm zu, tat aber nichts und ließ im Gegenteil zu, daß sich die Lage verschlimmerte. Das Bergoglio-Pontifikat erreichte den Höhepunkt seiner Krise nach der Promulgierung der Exhortation Amoris Laetitia am 19. März 2016. Erzbischof Viganòs wachsende Sorge brachte ihn den Katholiken näher, die Franziskus gegenüber einen Geist "kindlichen Widerstands" zeigten. Schließlich, am 22. August 2018, veröffentlichte der frühere Nuntius in den USA ein dramatisches Zeugnis, in dem er die  Existenz eines Netzwerks der Korruption in der Kirche ans Licht brachte, die Verantwortlichen nannte und mit den höchsten kirchlichen Autoritäten begann. Erzbischof Viganòs Enthüllungen wurden nie geleugnet, sondern im Gegenteil durch die Maßnahmen bestätigt, die Papst Franziskus gegen Kardinal McCarrick ergriff. Weil er um seine Sicherheit fürchtete, aber auch um der Diskretion willen, zog sich Erzbischof Viganò an einen geheimen Ort zurück, an dem er noch immer wohnt. Andere Statements folgten der mutigen ersten Erklärung - vom Dokument "Scio cui credidi" vom 28. September 2018  bis zum langen Interview mit der Washington Post vom 10. Juni 2019. Was diese Äußerungen chrakterisiert ist, daß sie selten und in ihrem Inhalt umschrieben waren. Erzbischof Viganò drückte sich entschieden aus, aber nur über Themen, von denen er direkte Kenntnis hatte, mit Einfachheit und Noblesse der Sprache. Das war die Grundlage seiner Glaubwürdigkeit. 


2020, im Jahr der Pandemie, hat sich etwas unerwartet verändert und ein neuer Erzbischof Viganò erschien auf der Bühne. Wenn wir von einem "neuen" Erzbischof Viganò sprechen, beziehen wir uns natürlich nicht auf seine private Person sondern auf seine öffentliche Identität, wie sie in dem Haufen von Veröffentlichungen erscheint, die er-beginnend mit dem 8. Mai 2020 anfing- mit einem Appell gegen die "Neue Weltordnung". Dieser Appell hat ernste Zweifel bei der ihm nahestehenden Katholischen Welt ausgelöst, bis zu dem Punkt, einige seiner Freunde und Bewunderer dazu zu bewegen, ihn nicht zu unterstützen. Der Ton seiner immer zahlkreicher werdenden Veröffentlichungen wurde hochtrabender und sarkastischer und die Themen wurden auf das Feld von Theologie und Liturgie erweitert, für die- wie er immer erklärt hatte, er kein Experte war- und dehnte sich sogar auf geopolitische und geschichtsphilosophische Überlegungen aus, die seiner Art zu denken unsd sich auszudrücken, fremd waren. Zwei Themen, die den Traditionalisten liebt sind, die Liturgie und das II.Vaticanische Konzil wurden sein Steckenpferd - im Kontext einer von Geschichtsphilosophie dominierten Idee des "great reset" durch medizinische Diktatur und Massenimpfung, die zur Auslöschung der Menschheit führen würde. Auch Papst Franziskus -allgemein Bergoglio genannt- wäre einer der Architekten dieses Plans. 

Denen, die ihn am besten kennen, oder die seinen Statements aufmerksam verfolgt haben, war sofort klar, daß es zwischen den Äußerungen von Erzbischof Viganò zwischen 2020-2021 und denen von 2018-2019 Diskrepanzen gab. Eine Frage wird immer dringender: Ist Erzbischof Viganò wirklich der Autor der Texte des vergangenen Jahres? 

An diesem Punkt muß etwas klargestellt werden. Mitwirkende für eigene Beiträge zu benutzen, hat nichts Schreckliches an sich. Päspte und Staatsoberhäupter nutzen "Ghostwriter", die für sie recherchieren oder ihren Ideen schriftliche Form verleihen. Auch Athleten und Künstler wenden sich an Journalisten, wenn sie ihre Bücher mit Eindrücken oder ihre Memoiren schreiben. 

Aber dabei muß man zwei Gefahren im Auge behalten. Zu allererst, daß jemand der einen Text unterschreibt- sei er der Autor oder nicht- die Verantwortung für ihn übernimmt, sowohl für die Form als auch den Inhalt und sehr vorsichtig sein muß, daß die eigenen Gedanken und Sprache nicht verzerrt  herüber kommen.
Zweitens sollte jemand, der die Urheberschaft für einen Text anerkennt, allgemeine Richtlinien erstellen, damit der Schreiber als sein Arm und sein Geist handeln kann. Es wäre in der Tat gefährlich für den "Ghostwriter", derjenige zu sein, der die Denkrichtung des Unterzeichners des Textes festlegt. Und das kann passieren, wenn der unsichtbare Autor den sichtbaren überschattet- wegen der größeren Expertise oder mächtigeren Persönlichkeit. 

Eine noch gefährlichere Situation wäre die Schaffung einer solchen Abhängigkeitsbeziehung, daß der sichtbare Autor nicht länger ohne den unsichtbaren zurecht käme, dessen Verschwinden oder der Wunsch einen inakzetablen Inhalt durchzusetzen, für den sichtbaren Autor eine dramatische "Kommunikationslücke" schaffen würde. 

Die Frage, die wir stellen, ist deshalb diese: Analyse der Sprache und des Inhalts der von Erzbischof Viganò 2020 und 2021 produzierten Dokumente zeigen eine anderen Autor als die der Jahre 2018 und 2019. Aber wenn Erzbischof Viganò nicht der Autor seiner Schriften ist, wer setzt dann seine Worte ein und vielleicht sogar seine Gedanken?

Wir würden diese Frage nie gestellt haben, wenn nicht so viele gute Traditionalisten die Statements nicht von Erzbischof Viganò, sondern von seinem Double als quasi lehramtlich präsentieren würden. Eine Klarstellung ist zum Wohl der Kirche und der Seelen nötig, die Erzbischof Viganò als Bezugspunkt haben, aber auch zum Wohl des Prälaten, der der Kirche so gut gedient hat und immer noch dient. Roberto de Mattei 

P.S. Erzbsichof Carlo Maria Viganò ist bereits -jetzt vor mehr als einem Jahr- von mehreren Personen privat über das Problem informiert worden."

Quelle: R.d. Mattei, Corrispondenza Romana 

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