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Dienstag, 3. August 2021

Das Päpstliche Zeremoniell: eine Sprache aus Worten, Gesten, und Ritualen

A. Gagliarducci hat bei aciStampa mit einer Serie begonnen, in der er das Päpstliche Zeremoniell und seine Besonderheiten und Bedeutung erklärt.
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"PÄPSTLICHE SPRACHEN,  WAS IST IHRE BEDEUTUNG UND WARUM SIE HEUTE NOCH WICHTIG SIND"

Was passiert, wenn der Papst ein Staatsoberhaupt, einen Außeminister empfängt? Und warum sind diese Gesten so wichtig? 

Eine der Möglichkeiten, durch die eine Institution über sich selbst sprechen kann, ist eine zeremoniell. Weil die Gesten, der gewährte Vorrang, die Bewegungen des Zeremoniells eine strukturierte, präzise, ​​symbolische und damit vollständige Sprache sind. Hinter dem Zeremoniell steht eine Geschichte, die unvermeidlich ist, und eine Ratio, die verstanden werden muss. Wenn diese Anforderung für alle Institutionen gilt, gilt sie noch mehr für den Heiligen Stuhl. Denn der Heilige Stuhl drückt eine besondere Realität aus, die durch Souveränität, internationale Rechtsperson, aber durch eine universale moralische und religiöse Mission charakterisiert wird. Und dann muss alles, jedes Detail, im Dienste der religiösen Dimension stehen, und das Bild des Papstes, des Stellvertreters Christi auf Erden, muss hervorstechen.

Msgr. Stefano Sanchirico, aktueller Mitarbeiter des Apostolischen Archivs des Vaticans, war zunächst päpstlicher Zeremoniar und dann jahrelang in der Präfektur des Päpstlichen Hauses im Dienst eines Prälaten des Vorzimmers. In diesen Diensten konnte er sich mit den päpstlichen Zeremonien und den täglichen Aktivitäten des Vorzimmers des Papstes beschäftigen, bei denen die Besuchsaudienzen der Staatsoberhäupter und Würdenträger einen wichtigen Teil darstellen, sehr darauf bedacht, daß alles, auch aus der Not diktierte- Ausnahmen, mit der besonderen Sprache des Zeremoniells weiterhin eine universelle Institution wie die katholische Kirche darstellt. 

Msgr. Sanchirico erklärt die Wichtigkeit des Zeremoniells, indem er einen Autor zitiert, der seinem Herzen nahe steht, den Kaiser Konstantin Porfirogenito, der im 10. Jahrhundert das Zeremoniell des Byzantinischen Reiches herausgab.


"Uns liegt sehr am Herzen- hat er geschrieben- daß es als Werk einer aufmerksamen und geduldigen Anwendung würdig ist- vor allem, wenn man bedenkt, daß das Thema für diejenigen, die sich um das öffentliche Wohl kümmern, ein Objekt einzigartigen Interesses sind, weil die kaiserliche Macht nur dank einer lobenswerten Ordnung majestätischer erscheint und ihr Prestige größer wird und so erhebt. Die Bewunderung der fremden Völker und der Untertanen ist jedoch die Zustimmung"

Was bedeutet das? Daß das Zeremoniell eine "geordnete Gesellschaft repräsentiert, das sich durch eine definierte Ritualität und ein strenges Protokoll definiert," erklärt Msgr. Sanchirico. Im Grunde hat auch besonders der Außenminister der USA Henry Kissinger unterstrichen, daß das Byzantinische Reich mindestes 500 Jahre wegen seiner politischen, militärischen, wirtschaftlichen Fähigkeiten, überlebte, die es vor allem seinem Zeremoniell und seiner Kultur verdankte. 

Das ist nicht übertrieben, und kann bei einem so pragmatischen Mann wie Kissinger auch keine Übertreibung sein. Der Punkt ist, daß das Zeremoniell keine Summe leerer Gesten ist, sondern eher eine komplexe Sprache, die Gesten, Bewegungen und besonders das Umfeld einschließt. Sie paßt sich- das ist wahr- der Zeit und der Situation an, behält aber immer ihr Hauptziel bei, - einer Begegnung Substanz zu verleihen. Keine offizielle Begegnung ist eine banale Begegnung zwischen Freunden, Das kann sie mit einem Papst nicht sein, der der Stellvertreter Christi auf Erden ist.

Deshlab ist es nötig, zu verstehen, warum der Ablauf der Besuche beim Papst von der Präfektur des Päpstlichen Hausese betreut wird und nicht von irgendeinem Protokollamt. Das ist die Arbeit des Staatssekretsriates. Aber zunächst- wie ist das Päpstliche Zeremoniell entstanden und wie hat es sich entwickelt. Um die Natur der päpstlichen Dokumente besser zu verstehen. Weil-man sich  noch heute bemühen muß, zwischen Brevi und motu proprio, zwischen mündlichen Noten, Blättern, Offizien, Handschriften und anderen Arten der Kommunikation zu.

Das Protokoll zu verstehen, bedeutet am Ende, den Hl. Stuhl zu verstehen und den Grund seiner Existenz. Eine Existenz, die weit über die praktische Nützlichket hinausgeht, auf die man den Hl. Stuhl reduzieren möchte. 

Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa 

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