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Samstag, 28. August 2021

Der Krieg um die Liturgie ...

Julia Meloni  kommentiert bei OnePeterFive rückblickend noch einmal die Kontroversen um die Liturgie und die schon vor dem Konklave von 2005 begonnenen Intrigen der St. Gallen Mafia, ihr Endziel und die seitherige Entwicklung bis zur Veröffentlichung von Traditionis Custodes.
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"DIE ST. GALLEN MAFIA UND DIE LATEINISCHE MESSE" 

Vor ungefähr einem Jahrzehnt habe ich das in einer Kirche in einem heruntergekommenen Teil einer Stadt im Südwesten zum erstenmal gesehen. 

Von einer hinteren Kirchenbank aus erblickte ich etwas Wunderschönes, Perfektes. Den Priester das zelebrieren zu sehen, war als ob man in eine himmlische Choreographie aus dem Buch der Offenbarung getaucht würde. Diese erste Lateinische Messe übertraf mein Verstehen, aber ich habe intuitiv eine Sache begriffen: vor dem mystischen Römischen Kanon knieend, wollte meine Seele in Anbetung niedersinken. 

Ich erlebte in der Sommerglut Papst Benedikts XVI Summorum Pontificum, den päpstlichen Text von 2007, der die Nutzung der traditionellen Lateinischen Messe liberalisierte. Unter dieser hellen Sonne, hatte ich die kommende "Atombombe" nicht kommen sehen. 

* * *

Um den Sprengstoff besser zu verstehen, den Papst Franziskus im vergangenen Monat mit Traditionis Custodes gezündet hat, hilft es eine Geschichte über den guten Freund des Papstes, den verstorbenen Kardinal Cormac Murphy-O´Connor zu erzählen.

1950 war Murphy-O´Connor ein junger Mann, der auf dem Weg zum Priestertum in Rom studierte. Am 1. November befand er sich auf dem Peters-Platz bei der Proklamation des Dogmas der Aufnahme der Hl. Jungfrau in den Himmel durch Pius XII. Nachdem er sich auf dem Weg der Überredung in die Nur-auf-Einladung-Messe "gesprochen" hatte, sah Murphy-O´Connor eine "wunderbare Feier". Diese Messe, wie er in seinen Memoiren "Ein Englischer Frühling" sagte. 

Auf viele Arten wurde das Leben der Katholischen Kirche in den Jahren vor dem II.Vaticanischen Konzil charakterisiert: ein bißchen zu komfortabel in ihren Sicherheiten, ein bißchen triumphalistisch und nach innen schauend und in starker Opposition zur Dekadenz und "Weltlichkeit" draußen.

Irgendetwas war Murphy-O´Connor dabei unbehaglich. Seine Memoiren versuchen diesen "Prä-Vaticanum II-Katholizismus" so zusammenzufassen: die Skapulare und Heiligen-Verehrung, das Fasten von Mitternacht an und Fisch am Freitag, die Rosenkränze und die Erster-Freitag-Frömmigkeit. Aber vor allem- sagte er- war die Messe in Latein, mit dem Priester, mit dem Rücken zu den Menschen".

Die Zeit verging. Das II.Vaticanum fand statt. "Schrittweise wurde das Zelebrieren der Messe in Englisch, mit dem Priester, der eher die Menschen anschaute als ihnen den Rücken zuzuwenden, zur Norm," sagte Murphy-O´Connor in seinen Memoiren. 

Wie ein unaufhaltsamer Zug hätte die liturgische Revolution weiter rasen und die Lateinische Messe hinter sich lassen können.


Aber am 27. Juni 2007 nahm der damalige Kardinal Murphy-O´Connor an einem entscheidenden Treffen teil. 

Es wurde von Papst Benedikt XVI einberufen und sein Zweck war, die Wahl einer Gruppe von Bischöfen für die bevorstehende Veröffentlichung von Summorum Pontificum vorzubereiten, seinen Text, der der weitere Verbreitung der Lateinischen Messe zugeneigt ist. 

Nach dem ruhigen Treffen bloggte ein Kardinal darüber und postete ein lächelndes Gruppen-Foto. In der hinteren Reihe war Murphy-O´Connor zu sehen, der aufragende frühere Rugby-Spieler, der gewohnt freundlich aussah. 

Man konnte es auf dem Foto nicht sehen, aber Murphy-O´Connor war in einen größeren Kampf mit Benedikt über die Richtung der Kirche verstrickt. Weil Murphy-O´Connor einmal Mitglied der St. Gallen Mafia war, einer geheimen Gruppe reformistischer Kleriker, die sich in der Schweiz trafen, um gegen das restauratorische Programm des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger zu intrigieren. Vor dem Konklave von 2005 - ließ Murphy-O´Connor bei einem Gin-Tonic seinem Sprecher gegenüber Hinweise über das Interesse der Gruppe am damaligen Kardinal Jorge Mario Bergoglio als Papst fallen. 

Angeblich hörte die Mafia, die mit der Wahl Ratzingers zum Papst 2005 ihre Dynamik verloren hatte, um 2006 auf, sich zu treffen. Anfang 2007 veröffentlichte Benedikt "Sacramentum Caritatis", das den Plan der Mafia für die Öffnung der Kommunion für geschiedene, wiederverheiratete Paare ausschloss. 

Jetzt - mit der Veröffentlichung von Summorum Pontificum im Juli 2007 hatte Benedikt offensichtlich wieder triumphiert. Nach der Veröffentlichung des Textes, berichtet ein Vaticanist über die unterstützenden, positiven Kommentare von Murphy-O´ Connor und einem anderen St. Gallen-Alumnus. 

Aber wie die Medien enthüllten, hatte Murphy-O´Connor privat Benedikt gedrängt, Summorum Pontificum nicht zu schreiben. Bald nach der Veröffentlichung des Textes führte Kardinal Carlo Maria Martini. der Anführer der Mafia. öffentlich einen Schlag gegen das Herz des Dokumentes- und erzählte den Medien, warum er sich prinzipiell weigerte, die Lateinische Messe zu feiern. 

Im November 2007 verurteilte Erzbischof Malcolm Ranjith von der Liturgie-Kongregation den "Ungehorsam" gegenüber Summorum Pontificum . Laut der Catholic News Agency, antwortete der Vatican-Mitarbeiter damit auf die Falschdarstellung von Benedikts Text durch Murphy-O´Connor und einen seiner Protegés, Bischof Arthur Roche

* * *

Wenige Wochen später war Murphy-O´Connor Gastgeber eines Events im Thron-Raum seiner erzbischöflichen Residenz, das viele Vatican-Beobachter als neuen Angriff auf Benedikts liturgisches Projekt verstanden. 

Es war eine Präsentation des Buches "Eine herausfordernde Reform: Die Realisierung der Vision der liturgischen Erneuerung." Das Buch war von Erzbischof Piero Marini, dem Privatsekretär des berüchtigten Erzbischofs Annibale Bugnini- geschrieben worden und es dokumentierte die Bemühung Bugninis und anderer, die Katholische Liturgie zu verändern. 

"Marini wird vielleicht als der führende Anwaqlt der progressiven Reform der Katholischen Liturgie betrachtet" erklärte der Vaticanist John Allen. Allen betonte,daß während der Zeit von Johannes Paul II  Marini für die Liturgien verantwortich war, bei denen"eingeborene Tänzer anfingen wie auf einem Laufsteg herumzukreisen." und eine weibliche Schamanin an hochrangigen Kirchenmännern tatsächlich einen "Exorzismus durchführte."

Laut Allen pries Murphy-O´Connor bei dieser Präsentation von 2007 im Thronraum Marinis "akribische Sorgfalt und große Ehrfurcht " in der Liturgie. Marini betonte unterdessen die Rolle des Papsttums bei der Ermöglichung der liturgischen Revolution. Roche, der Schützling, der Murphy-O’Connor half, Summorum Pontificum falsch darzustellen, war ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend.

Wenn man einen Blick in die Zukunft werfen wollte, die die Revolutionäre für die Kirche planten- sie war da- in diesem Raum. 

Murphy-O´Connor diente weiterhin als Königsmacher, auch bei der Wahl Bergoglios zum Papst 2013 . Laut Paul Vallelys "Papst Franziskus: Der Kampf um die Seele des Katholizismus"  hatte der neue Pontifex bereits die Lateinische Messe in Argentinien "eingeschränkt" und von ihr abgeraten. Papst Franziskus machte dann so weiter, Marini,den umstrittenen Liturgiker-auferstehen zu lassen und Roche, Protegé von Murphy-O`Connor zum Präfekten der überabreiteten Liturgie-Kongregation zu ernennen. 

Murphy-O´Connor hat das nicht mehr erlebt, aber am 16. Juli 2021 zielte Papst Franziskus mit Traditionis Custodes direkt auf die Lateinische Messe. 

Laut einem, der zu denen gehörte, die zu diesem Text inspiriert haben, ist das Endziel der Revolutionäre das vollkommene Verschwinden der alten Liturgie.

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In der Zwischenzeit, es ist der 15. August 2021, nehme ich an der frühen Morgenmesse zu Ehren von Mariae Huimmelfahrt teil.

Der Diakon vergleicht Maria mit der geheimnisvollen Bundeslade. Helles Augustlicht strömt herein. Der Priester vollführt seine außerirdische Choreographie, während wir alle knien. Dann ergreift uns während des Römischen Kanons eine transzendente Stille, nur unterbrochen vom Gurren und Weinen der Babys. 

Kein menschlicher Plan könnte je zerstören, was ich in dieser Kirche sehe. Es ist zu stark, um unterzugehen und zu schön, um zu streben. Die Lateinische Messe wird weiterleben."

Quelle: J.Meloni, OnePeterFive

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