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Samstag, 22. Januar 2022

In Italien wundern sich selbst Ratzinger-Feinde über Zeit, Art und Kontext des Münchener Reports

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae ein Interview von Radio Spada mit einem italienischen Ratzinger-Feind, Guelfo Rosa, zur Veröffentlichung des Münchener Mißbrauchs-Reports. Der Interviewte kann nicht großer Sympathien für den Papa emeritus bezichtigt werden, den er als "Neo-Modernisten" immer heftig bekämpft hat.. 
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Hier ein Ausschnitt daraus:

Radio Spada. "Ich schicke voraus, daß ich wenig über das Vorgefallene weiß, aber ich weiß genug, wenn ich auf die Verdrehungen schaue.. U.a. bringt die richterliche Bewertung den Schlussfolgerungen, die man ziehen kann, wenig Respekt entgegen. 

Frage: Was verblüfft Sie? 

GR : Die Zeit, die Art und der Kontext 

RS: Fangen wir also mit der Zeit an

GR: Ratzinger leitet diese Diözese seit 40 Jahren nicht mehr und wird bald 95. Nach Jahrzehnten unvermutet aufleuchtende Scheinwerfer lassen mich immer ratlos zurück: Altes ist sehr schwer genau zu rekonstruieren (es ist kein Zufall, daß auch die Verjährung, zumindest bei den Straftaten, auf die sie sich bezieht, durch diese Schwierigkeit inspiriert wurde). Dann ist da noch das Alter: Was kann ein Fünfundneunzigjähriger an Gerechtigkeit bieten, wenn nicht ein turbulenter Niedergang des Lebens? Der Emeritus hat auf die Vorwürfe reagiert, aber was ist noch mehr zu erwarten?

RS: Die Art

GR: Die Medienjagd hinterläßt noch mehr Zweifel. Was soll der Wert der Nachricht sein? Daß er vielleicht vor 40 Jahren als Bischof einen Fehler gemacht hat? Daß es 40 Jahre gedauert hat, um auf den Punkt zu kommen? Warum dann all diese Schlagzeilen, ist nicht klar. Vor einiger Zeit [siehe: Was weiß Ratzinger (oder die Vatikanführer 2011-12) über das Ende von Emanuela Orlandi?] Ein berühmter Richter wie Capaldo sagte, daß es unter der Ratzinger-Administration diejenigen gab, die im Vatikan im Namen von nicht näher bezeichneten höheren Ebenen Verhandlungen begonnen hatten, um bei der Suche nach der Leiche von Emanuela Orlandi zu helfen. Deutete sein Bruder in derselben Sendung (zur Hauptsendezeit) an, daß Ratzinger es wissen könnte. Wahr? Falsch? Schwer zu sagen, aber wir sprechen nicht von den 70er Jahren, wir sprechen von 2011-2012 und nicht von einem Bischof, sondern von einem "amtierenden Papst". Unter den Beteiligten des Geschehens sprechen wir nicht über Passanten sondern über einen wichtigen Ermittler und den Bruder des Opfers, ein Treffen mit der Staatsanwaltschaft, nicht in einer Bar.  Noch etwas gehört? Schlagzeilen in den großen Zeitungen gesehen? Nochmal: weil jeder bis zum Urteil der dritten Instanz (im Zweifelsfall sogar darüber hinaus) als unschuldig gilt, weil sich niemand so sehr über andere kontroverse und aktuelle Themen aufregt, sprechen wir zum großen Teil von der derzeitigen Vatikanadministration - zum Beispiel über die von Marco Tosatti in der Galleria Neovaticana zitierte? Man könnte sagen, daß das Buch eine Reihe dunkler Fragen behandelt und diskutiert, kurz gesagt, lassen Sie uns alle Unterscheidungen treffen, aber das hervorgehobene Gesamtbild muß zumindest einige Fragen aufwerfen. Etwas gehört? Im Chor der Zeitschriften? Ich persönlich habe wenig gefunden.

RS: Bleibt der Kontext  

GR: Der Kontext ist der des "Pädophilie"-Schlüssels der auf mehreren realen Fakten (wenn auch viel weniger als das, was plakatiert wird) basiert, aber auch für Hintergedanken verwendet wird: d.h.  "Demontage der patriarchalischen Struktur“ der Kirche. All dies geschieht, während in Deutschland der "synodale Weg“ galoppiert und in Frankreich der höchst fragwürdige Sauvé-Bericht suggeriert, die Identität des Katholizismus neu schreiben zu wollen.

RS: Tatsächlich bleiben zumindest einige Zweifel bestehen.

GR: (...) Aber einen alten Mann wegen uralter Fakten in den Fleischwolf zu werfen,  der von einer maßlosen und heuchlerischen Medientrommel neu gestartet wurde, ist so gut wie nie ein heroischer Schachzug."

Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae, Radio Spada

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