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Montag, 3. Januar 2022

Was ist 2022 im Vatican und in der Kurie zu erwarten?

In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican kommentiert A. Gagliarducci den Stand der Kurien.-Reform und den Zustand des Pontifikates nach dem Ende von 2021 und zu Beginn des Neuen Jahres und was 2022 voraussichtlich zu erwarten ist.
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"PAPST FRANZISKUS, WAS IM KOMMENDEN JAHR ZU ERWARTEN IST"

2021 endete nicht so, wie viele erwartet haben- mit der Kurien-Reform. 2022 andererseits könnte mit der Ankündigung eines neuen Konsistoriums beginnen, von dem man erwartete, es würde im November stattfinden und statt dessen nun im Februar stattfinden könnte. 

Papst Franziskus´ 2021 war das Jahr des Richtungswechsels. Es war nicht nur einfach ein von der Pandemie geschädigtes Jahr, sondern an Jahr, in dem die Papst Franziskus´ Gesundheitsprobleme offenbar wurden. Zuerst zwang eine Ischialgie ihn das übliche Neujahrstreffen mit dem Diplomatischen Corps zu verschieben. Dann erforderte eine Divertikulitis die Entfernung von 33 cm Darm und einen längeren Krankenhausaufenthalt, 

Nach seinem Krankenhausaufenthalt beklagte Papst Franziskus, daß es bereits Vorbereitungen für seine Nachfolge gäbe. Und das war wahrscheinlich der Augenblick, in dem er beschloss, daß seine Entscheidungen noch weniger vorhersehbar sein sollten. Da sind mehrere Mitarbeiter, die auszutauschen sind und eine Kurie, die reformiert werden muß. Aber der Papst wird das wahrscheinlich nicht nach traditioneller Weise tun. Er wird stattdessen seine Schritte bis zuletzt verbergen.

So scheint die hinausgehende Kirche von Papst Franziskus eine Kirche geworden zu sein, die sich schließt. Sie schließt sich in den Entscheidungen des Papstes selbst, die auch in seinen öffentlichen Erklärungen  plötzlich kommen- und uns bisweilen verblüffen. Sie verschließt sich, während die Kurien-Reform nicht beendet ist, aber die Leute an der Spitze wechseln, während der Papst Kommissionen beauftragt, die mehr den Zweck der Einschüchterung, als den eine wirklichen Job zu machen, zu haben scheinen.

Immerhin dauerte die Inspektion bei der Liturgie-Kongregation ungefähr eine Woche, sogar noch weniger als bei der Klerus-Kongregation. Gleichzeitig erforderte díe Inspektion beim Dikasterium für die Ganzheitliche Menschliche Entwicklung ein Team, das von Kardinal Blaise Cupich angeführt wurde. Für dieses Dikasterium beginnt ein Jahr voller Ungewissheiten, mit der Fortführung eines Generationswechsels und einem Interims-Präfekten, was bereits eine neue Richtung anzuzeigen scheint. 


Welche diese neue Richtung sein wird, ist unbekannt. Plötzlich wird nicht mehr von der Kurien-reform gesprochen. Das offizielle Comuniqué des letzten Kardinals-Treffen erwähnte sie nicht und das schien ein Zeichen dafür zu sein, daß der Text von Praedicate Evangelium jetzt fertig gestellt war. Aber wirklich hat der Papst die Reform nicht einmal in seiner Rede an die Kurie erwähnt. In der Vergangenheit hatte er die Reform verteidigt und sogar auf die gemachten Entscheidungen hingewiesen. Und. als er im September bei COPE sprach, stellte er klar, daß große Teile der Reform bereits auf dem Weg sind. 

Vielleicht hat diese letzte Erkenntnis den Papst dazu bewogen, zu entscheiden, daß kein aktueller Text nötig ist, weil er mit einem motu proprio Gesetze erlassen kann und so Abteilungen und Verwaltungen zusammenlegen kann. Diese Zusammenlegung wird Mitte des Jahres beendet sein. In der Zwischenzeit  kann der Text schon vor Ostern veröffentlicht werden, aber er wird nicht entscheidend sein. Das wird- mehr als Nachlässigkeit- Teil eines präzisen und systematischen modus operandi, der die ganze Institution und ihre Funktionen auf den Papst selbst konzentriert. 

Es ist ein modus operandi, der nicht auf die Nachwirkungen schaut, nicht einmal auf eine mögliche Sedisvakanz. Es gibt einen Camerlengo, Kardinal Kevin J, Farrell, und es wurde nie berichtet, daß er für diese Verantwortung vereidigt wurde. Es gibt keine Apostolische Kammer, weil die Dienstzeit ihrer Mitglieder nach   5 Dienstjahren nicht erneuert und keine neuen ernannt worden sind. Tatsächlich findet man die Apostolische Kammer nicht im Päpstlichen Jahrbuch für 2021.Im Falle des Todes oder des Rücktritts des Papstes, steht nicht fest, wer die Sedisvakanz leiten wird. 

Das sollte uns jedoch nicht dazu verleiten, zu glauben, daß Papst Franziskus nur ein Papst der Gesten ist. Tatsächlich übertrifft Papst Franziskus die früheren Päpste bei gesetzgebenden Aktivitäten.  Der Unterschied ist, daß die gesetzgebenden Akte von Papst Franziskus sehr oft Mitschriften und motu proprio sind, Dokumente, die der Papst direkt selbst formuliert hat. 

Es gibt keine Strukturreformen sondern Gesetzesänderungen oder neue Entscheidungen, die mehr strukturelle Definitionen brauchen würden. Die Idee der stattfindenden Reform bewegt sich .wie wir mehrmals gesehen haben- an Irrtum und Korrektur entlang. Eine vor allem: die Ankündigung der Einrichtung des Personalbüros im Staatssekretariat, die vom Pressebüro des Hl. Stuhls verkündet und dann am nächsten Tag durch eine Pressemitteilung vom selben Pressebüro dementiert wurde, mit der Erklärung das Personalbüro sei nur eine Studienhypothese. 

Die jüngste Reform wurde von Papst Franziskus de imperio begonnen, die mit einem motu proprio die Verifizierung von Mitis Iudex Dominus Iesus einführte, des Dokuments, das den Ehe-Annullierungsprozess reformiert. Das ist eine Entscheidung, die den Bischöfen eher den Weg aufzwingt als vorschlägt. 

Aber das ist der letzte administrative Akt in einem Jahr, daß von einem rechtlichen Gesichtspunkt aus voller Entwicklungen war. Das motu proprio Traditionis Custodes hat für Traditionaliten praktisch jede Öffnung verschlossen. Das motu proprio Antiquum Ministerium hat das Amt eines Katechisten eingeführt. Dann das motu proprio, das es möglich machte, Kardinäle vor das Vatican-Gericht zu stellen und das dem motu proprio zu Beginn des Jahre folgte, das die Vaticanische Gesetzgebung novellierte; das Antikorruptions-motu-proprio, das dazu dient, eine der UN-Konventionen, denen der Hl.Stuhl zustimmt, anzuwenden; und schließlich die Einrichtung eines Lektorates und eines Altardienstes für Frauen.

Zusätzlich zum Reformieren bewies der Papst seine Berufung, zu strafen oder Gerechtigkeit walten zu lassen- je nach Gesichtspunkt. Die Zeit der Prozesse (oder der Justiz) die von der Kommunikation des Hl. Stuhls als Akt der Transparenz definiert wurde, hat in Wirklichkeit eine problematische Lage verdeckt,

Diese prozeduralen Fehler hätten jeden Prozess ungültig gemacht, aber nicht im Vatican, in dem der Papst entscheidet. Und wo das Risiko einer Vaticanisierung des Hl. Stuhls - genau wegen der Führung der Prozesse- zu eine, ernsten institutionellen Problem auf internationaler Ebene führen könnte. 

Es gibt den Willen einen Hl. Stuhl zu zeigen, der auf die Öffentliche Meinung achtet. Papst Franziskus hat das erklärt und unterstrichen, daß die Annahme des Rücktritts von Erzbischof Michel Aupetit auf dem Altar der Heuchelei geschehen sei.  Wenn auch nicht so ausdrücklich waren ähnliche Fälle auch bei Kardinal Rainer Maria Woelki und Kardinal Philippe Barbarin passiert,. Noch einmal - das ist eine Kirche, die sich in sich selbst verschließt, um offen zu sein.

Und das führt sogar zu dem Risiko, ihre durchschlagendste Reform abzuschließen, die Synode der Bischöfe. 2021 hat Papst Franziskus einen zweijährigen Prozess angestoßen, der auch zu einer Reform der Synode führen könnte. Kardinal Grech, der Sekretär der Bischofs-Synode sagte, daß auch abstimmungsloses Vorgehen Zustimmung bedeuten könnte. Wie will man dann zu gemeinsamen Entscheidungen kommen? 

2022 könnte sich alles immer noch auf die Entscheidungen des Papstes konzentrieren, der chirurgisch vorgehen und versuchen wird, seine Ziele bis zuletzt zu verbergen. Weil sogar der Papst sich ein bißchen in sich selbst verschlossen hat. Man wird abwarten müssen, ob er das getan hat, weil er fühlt, daß sein Pontifikat zu Ende geht oder weil seinen Reformen neuen Schwung geben will."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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