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Donnerstag, 10. Februar 2022

Offener Brief der Comunità Shalom an den Papa emeritus

Rosalina Ravasio von der Comunità Shalom hat  einen Offenen Brief an den Papa emeritus geschrieben, der als Leitartikel in La Nuova Bussola Quotidiana erschienen ist, 
Hier geht´s zum Original:  klicken 

"LIEBER PAPA BENEDETTO, WIR SIND MIT DIR"

Lieber Papa Ratzinger, ich drücke Dir meine Bestürzung und meine Empörung angesichts dieser Angriffe aus, die Dich treffen  und Dich als einen Komplizen des sexuellen Missbrauchs darstellen. Ich leide innerlich und geistlich an dem, was passiert, und ich möchte Dir dafür danken, wie Du die Kirche immer in der Wahrheit geführt und uns einen nahen Gott gezeigt hast. Wir von der Shalom-Gemeinschaft werden weiter für dich beten.

Im Original- Foto des Emeritus in den Vaticanischen Gärten 

Lieber und geliebter Papst Ratzinger,

ich hatte die Gelegenheit, Dir unter besonderen und gesegneten Umständen zu begegnen, voller Gefühl und Zuneigung erinnere ich mich an die Begegnung vom 14. September 2012 mit Dir - bei der ich von fast 200 Jugendlichen der Gemeinschaft begleitet wurde. 

Bei dieser Gelegenheit hatte ich. im Inneren- Dir gegenüber noch viele Vorurteile, ich betrachtete Dich als zu ernst, zu verschlossen, weil ich Dich- unvermeidlich- mit Johannes Paul II verglich, der so lange Zeit unsere Familie, die Kirche, mit Liebe und Leidenschaft geführt hat! Und das war so fesselnd, nicht nur in spiritueller sondern auch in menschlicher Hinsicht. 

Ich habe die große Gnade und Freude erlebt, Johannes Paul persönlich zu begegnen, bei mindestens 5 Gelegenheiten -fast immer mit den Jugendlichen der Gemeinschaft. Seine Güte, seine Spiritualität. sein Mut, jungen Menschen den Glauben als Rückgrat eines "Lebensstils" aufzuzeigen, hatte sich in mein Herz und in die Herzen von Millionen junger Menschen eingegraben.

Gut lieber Papst, als ich an jenem 14, September niederkniete um den Ring zu küssen und Du mich mit Deinen Armen aufgehoben hast, habe ich wegen der Emotionen nichts von den bei dieser Gelegenheit an mich gerichteten Worten verstanden, sondern fühlte mich schäbig als mein Blick Deinen Augen voller Leid begegneten. Dieser Bruchteil von ein paar Sekunden hat all mein Elend beseitigt, meine Meinung über Sie zerstört und mich beschämt, als Schwester Ihr Leiden nicht verstanden zu haben, das vor den Augen der Welt verborgen und versteckt ist, vor allem aber die Tiefe deiner Liebe zum Kreuz Christi!

Danke Papa.

Aus diesem Grund wollte ich Dir all meine Zuneigung, meine Liebe, meine Gefühle zeigen, nicht nur der Solidarität, sondern auch der Empörung über die unfairen und beunruhigenden Weíse, auf denen Dich die "Vorwürfe“ erreicht haben, Pädophile "vertuscht“ zu haben! 
Meines war ein intimes und spirituelles Leiden, das mich als Nonne überwältigt und tief in die Seele getroffen hat: den "Papst“ so billig beschmutzt und als "Komplizen“ deklassifiziert zu sehen, der beschuldigt wird, erbärmliche Ereignisse gedeckt zu haben, die wie eine Tangente eine Seite Deines Weges als Hirte in der Münchener Kirche berührt haben. 

Dich, lieber Papst, der du als erster den Mut hattest, die "schmutzigen Geweihten"  Diener Satans zu  nennen! 

Will ich als Schreiberin die "Vertuschung" durch Papst Ratziuger verteidigen? Nein, absolut nicht! Ich schreibe -im Gegenteil- als eine, die einen Priester der in pädophiles Geschehen verwickelt war, verhaften ließ und von vielen- Gutmenschen und Öffnungsfans- als eine "Taliban" betrachtet werde, weil ich einfach aussiebe, wer meiner Gemeinschaft beitreten kann (auch wenn es ein Priester ist) und bei einem einfachen Verdacht endgültig jede Kontaktmöglichkeit zu meinen Gästen ausschließe. Deshalb bin ich bei diesem Thema nicht Teil des "toleranten" Ufers.

Lieber Papst, ich erkläre Dir meine Bestürzung angesichts eines Christentums, das unfähig geworden ist, denjenigen zu schützen, der seit einigen Jahren, wie die heilige Katharina von Siena sagte, "der Repräsentant des süßen Christus auf Erden“ war! Es sind schwierige Jahre, lieber Papst, Jahre, die geprägt sind vom "zwanghaften Denken“ , vom Versagen des Gewissens, der Spiritualität, vom Werteverlusts, einschließlich der Dankbarkeit, sich für das uns geschenkte Leben an Gott zu wenden!

Heute lautet das Schlüsselwort: "Abriss“. Alles ist problematisch, unsicher, fragwürdig; alles scheint im Zweifel, in Angst, in Unsicherheit zusammenzubrechen. Und so ist die "Balance“ der Familienrollen Vater, Mutter, Sohn verloren gegangen, alles ist geprägt von den unwahrscheinlichsten Forderungen und mit allen möglichen Formen der "Gleichberechtigung“: Jugendliche gegenüber Erwachsenen, Schüler gegenüber Lehrern, Untergebene gegenüber Vorgesetzten, Kinder gegenüber den Eltern. Und alles in dem Versuch zu exorzieren, zu reparieren, zu canceln.

Unruhige und fieberhafte Jahre, lieber Papst, in denen die „mentale Leere“ uns unfähig gemacht hat, unsere Verantwortung, die tiefgreifende Gewissensprüfungen (die einzigen, die uns dazu bringen können, die starken ideologischen Barrieren zu überwinden) und die Bräuche zu erkennen, die jeden Aspekt unseres Lebens durchdrungen haben.
Da bleibt nie Zeit zum Verdauen: Alles geht so schnell, sehr schnell, zu schnell, und wenn man keine "soziale Ausgrenzung“ riskieren will, ist allenfalls eine Haltung wohlwollender Neutralität erlaubt.

Und Du, lieber Papst Ratzinger, hast uns nie im Stich gelassen! 
Du, lieber Papst, hast Dich immer für die "Wahrheit“ der Armen, der Demütigen, der Ausgegrenzten, derer, die nichts zählen, weil sie Christen sind, eingesetzt; Sie haben keine Qualifikationen, sie können nur mit Demut und Schmerz ihr Leben Tag für Tag mit Mühe im Gefolge des Blutes Christi verbringen. 
Du, lieber Papst, hast all jenen religiöse und spirituelle Beständigkeit verliehen, die "Christen“ sein und als Christen leben wollten, nicht aus Tradition, sondern aus freier Wahl.

Danke, Papst Ratzinger, weil Du den Glauben nicht als politisches Programm oder diplomatische Modalität betrachtet hast, als das Ergebnis einer zustimmenden und entgegenkommenden Lösung für unsere Wünsche.
Du hast Gott, lieber Papst, als  "Familie“ dargestellt, in der die Liebe wirklich immer da ist, nie aufhört und nie gefangen hält. 
Es ist "unsere Geschichte“, es ist die Geschichte der Kirche, es ist die Geschichte unserer Familie, mit ihrem Lebensstil, mit ihrer Treue, mit ihrer Tradition, die immer uns immer als unser einziges Ziel auf Jesus verweist. 

Danke Papst Ratzinger, weil Du uns einen nahen Gott gezeigt hast. Dur hast uns gelehrt, die Begegnung mit der "unüberwindbaren Mauer" der Welt mit ihrem Anspruch, uns ihre Prioritäten und Werte aufzuzwingen, nicht zu fürchten. 
Du hast uns gelehrt angesichts von Ideologien und Meinungen nicht zu stammeln, die uns vom Wort Gottes ablenken, um uns als Christen „einzufangen, zu absorbieren und zu vernichten“.

DANKE PAPST!!

Danke Papa: Du hast uns immer einen Gipfel gezeigt, der nur am Ende eines langen und anstrengenden Aufstiegs zu erreichen ist.Ich liebe dich Papa, wir lieben dich Papa, du kannst dich immer auf uns verlassen.

Die Unterzeichnerin, Schwester Rosalina, eine einfache Küchenmagd, die bereitwillig ihre Zeit damit verbringt, zu versuchen, "zu reinigen …“, und alle jungen Menschen der „Shalom“-Gemeinschaft, wir werden weiterhin für Sie beten. Wir empfehlen Dich Jesus in den Händen Mariens.

* Comunià Shalom

 Quelle: R.Ravasio, LNBQ  

 

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