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Donnerstag, 14. April 2022

Dominus flevit....

Rosate Caeli veröffentlicht einen Text von Roberto De Mattei zu Palmsonntag. Jesus auf dem Ölberg weint- über das Schicksal das Jerusalem bevorsteht und drüber, daß sein Blut, das vergossen wird, das nicht verhindern kann.
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DER HERR WEINTE: DIE ZERSTÖRUNG JERUSALEMS- von Roberto de Mattei

Es ist Palmsonntag. Jesus weint auf dem Ölberg, wo heute die Kirche Dominus Flevit steht- der Ort, an dem "der Herr weinte". (Lk19:41) Vor ihm öffnet sich nicht nur das Panorama einer feiernden Stadt, deren tragisches Schicksal Er kennt, aber auch das ebenso dramatische Bild zukünftiger Zeiten, bis zum Ende der Welt. Quae untilitas in sangue meo? - "Welchen Gewinn ist in meinem Blut?" (Ps 29:10). Der Gedanke, daß es Ihn Schweiß und Blut kosten wird, kommt ihm im Garten des Ölbergs. Das Geheimnis des Bösen steht Ihm vor Augen. Jerusalem wird nicht wegen seiner Sünden zerstört werden, sondern wegen seiner Unbußfertigkeit. Jesus wird nach Seinem Tod und Seiner Auferstehung Seinem Volk die Gnade der Buße anbieten. Er weiß, daß seine Gnade zurückgewiesen werden wird. Venient dies in te. et circumdabunt te inimici tui - "Es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall gegen dich aufwerfen, dich ringsum einschließen, dich von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zu Boden werfen, und keinen Stein auf dem anderen lassen: weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast"  (Lk 19: 43-44)

Alles das würde 37 Jahre später stattfinden, wenn die Apostel begonnen haben, das Evangelium in allen Enden der Welt verbreitet und tausende von Seelen bekehrt haben. Aber die Herzen der Einwohner von Jerusalem und ihrer Priester würde immer noch verschlossen und verhärtet bleiben. 

Den detaillierten Bericht über diese Ereignisse liefert Flavius Josephus (35–100 n. Chr.), ein jüdischer Historiker, unparteiisch und ausgeglichen, der sein Volk liebte, aber in seinem Werk "Bellum Judaicum" dessen Blindheit beschreibt. Im Jahr 67 traf der römische Feldherr Vespasian an der Spitze von drei Legionen in Begleitung seines Sohnes Titus in Judäa ein und fand dort eine Revolte vor. Zwischen 67 und 70, von Neros Tod bis zur Thronbesteigung Vespasians, folgten in Rom vier Kaiser aufeinander, während Jerusalem aufgrund des Bürgerkriegs, der die Stadt zerriss, von einer Spirale aus Hass und Gewalt erfasst wurde.

Drei Rebellenführer belästigten die Bevölkerung: Eleasar ben Simon, Anführer der Zeloten, verbarrikadierte sich im Hof des Tempels von Jerusalem und wurde von Johannes von Gischala vertrieben, der sich seinerseits im Tempel verkrochen hatte, während Simon bar Giora, mit seinen Sikariern und Idumäern die Unterstadt und einen Teil der Oberstadt hielt. "Es wäre unmöglich“, schreibt Flavius Josephus, "ihre Gräueltaten im Detail aufzuzählen, aber kurz gesagt, keine andere Stadt hat jemals ein solches Martyrium erlitten, und seit Anbeginn der Welt gab es keine Generation, die mehr dazu neigte, Unrecht zu tun“ (Bellum Judaicum V, 10, 5).

Titus, dem die Aufgabe der Eroberung Jerusalems nach der Thronbesteigung seines Vaters übertragen wurde, ließ Verteidigungsanlagen um isie herum errichten, um jeden Zugang zu Nahrung zu verhindern, während der Kampf zwischen den Fraktionen die Stadt in einen Brand verwandelte, der alles Getreide verschlang, das zum Überleben hätte dienen können. Die schrecklichste Geißel, die die Belagerten heimsuchte, war der Hunger, der, wie Josephus schrieb, "das größte aller Leiden ist, und es gibt nichts, was er mehr zerstört als den Respekt: das, was unter anderen Umständen Gegenstand der Betrachtung ist, wird stattdessen mit Verachtung behandelt, wenn es Hunger gibt. So rissen die Frauen das Essen aus den Mündern ihrer Männer, die Kinder aus dem Mündern ihrer Väter und, was am schlimmsten war, die Mütter aus den Mündern ihrer Kinder“ (V, 10, 3).


Die  Legio X Fretensis ("Zehnte Legion ) lagerte auf dem Ölberg und bereitete ihren Angriff vom östlichen Teil der Stadt aus vor. Dies war die Legion – deren Banner einen Eber darstellte, ein unreines Tier in der jüdischen Religion – die später die Regierung des unterworfenen Judäa übernehmen sollte. Den Römern gelang es, die drei Mauern eine nach der anderen einzunehmen und die imposanten Türme, die die Stadt beherrschten, niederzureißen. Die wütende letzte Schlacht fand im Tempel statt. Der Nahkampf war so heftig, daß es nicht mehr möglich war, zu sagen, auf welcher Seite die Kämpfer standen, da sie auf engstem Raum zusammengewürfelt waren. "Wer vorne war, musste töten oder getötet werden, denn es gab keinen Ausweg“ (VI, 1, 7). Als die Römer endlich in die Stadt eingebrochen waren, war das Massaker total. Jerusalem wurde "auf eine so radikale Weise zerstört, daß niemand, der an diesen Ort kam, geglaubt hätte, daß dort eine Stadt gestanden hatte“ (VII, 1, 1).

Flavius ​​Josephus beschreibt minutiös die Pracht des Tempels, mit dessen Wiederaufbau die Juden nach ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft 536 v. Chr. begonnen hatten. Es hatte neun Tore, die alle mit Gold und Silber bedeckt waren, während das Tor außerhalb des Heiligtums aus korinthischer Bronze war und wertvoller als die mit Silber und Gold bedeckten. "An der Fassade des Tempels fehlte nichts, um den Geist oder die Sinne zu verblüffen; Tatsächlich war es überall mit massiven Goldplatten bedeckt und blendete vom ersten Moment des Sonnenaufgangs an von reflektiertem Glanz, und jeder, der versuchte, es anzustarren, musste wie von den Sonnenstrahlen wegsehen“ (V, 5, 6).

All dies wurde vernichtet. Titus versuchte vergeblich, die Wut der Legionen zu bändigen, aber "gegen den Willen Caesars wurde der Tempel von Flammen zerstört“ (VI, 4, 7). Während der Tempel brannte, töteten die Angreifer wahllos alle, die ihnen in die Hände fielen: Laien und Priester, Kinder und Alte. "Es schien, als ob der Hügel des Tempels von seinen Wurzeln her aufkochte, überall von Feuer angeschwollen, und daß dennoch das Blut reichlicher war als das Feuer und die Toten zahlreicher als ihre Mörder“ (VI, 5, 1) .

Die letzte römische Offensive hatte im Pessach-Monat begonnen, als eine große Menge Juden in die Stadt strömte. "Es war, als wäre die ganze Nation vom Schicksal ins Gefängnis gesperrt worden und der Krieg ergriff die Stadt, als sie von Einwohnern überfüllt war. So kam es, daß die Zahl der Opfer höher war als bei jeder Vernichtung durch Menschen- oder Gotteshand“ (VI, 9, 4).

Der Fall Jerusalems lässt nicht nur das Ende der Welt ahnen, sondern auch alle Strafen, die die Menschheit für ihre Sünden erleiden muss. Was die göttliche Gerechtigkeit noch mehr provozierte als ihre Sünden, war der Mangel an Reue der Menschen. Wegen seiner Unbußfertigkeit war das Schicksal Jerusalems nicht wie das von Ninive, sondern wie das von Sodom.

362 plante der heidnische Kaiser Julian, den Tempel von Jerusalem wieder aufzubauen, um die Prophezeiung Jesu über seine Zerstörung zu widerlegen, und vertraute die Aufgabe Alypius von Antiochia an; aber schreckliche Erdbeben und Flammen, die aus den Ruinen aufstiegen, erschreckten die Arbeiter und zwangen ihn, das Unternehmen aufzugeben, wie der Heide Ammianus Marcellinus bezeugt: "Beängstigende Feuerkugeln, die in der Nähe der Fundamente ausbrachen, machten diesen Ort für die Arbeiter unzugänglich, die manchmal davon verbrannt wurden. Das Feuer trieb alle mit absoluter Hartnäckigkeit zurück, so daß das Unternehmen aufgegeben wurde“ (Res Gestae XXIII, 1, 3).

Heute ist das Weinen Unserer Lieben Frau dem des Herrn auf dem Ölberg ähnlich. Domina Flevet: Maria vom Himmel weint, wenn sie den historischen Horizont unserer Zeit betrachtet. 1917 kündigte sie in Fatima eine große Strafe für die Menschheit an, wenn sie sich nicht bekehre. Bekehrung erfordert Reue für die eigenen Sünden – individuell und historisch – und der Reue muss Buße folgen, wie der Engel dreimal in der Vision des Dritten Geheimnisses von Fatima ermahnte. Jedoch spricht keine politische Autorität, nicht einmal eine religiöse, Worte der Reue oder Buße. Werden die Menschheit, die Kirche, die Nationen eine ähnliche Strafe erleiden wie Jerusalem?

Die einzige Gewissheit, die wir haben, ist, daß "am Ende“ das Unbefleckte Herz Mariens triumphieren wird. Sie hat das versprochen, und wir vertrauen ihr inmitten der Trümmer einer Welt, die in den Flammen zusammenzubrechen beginnt."

Quelle: R. de Mattei, Rorate Caeli

 

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