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Dienstag, 3. Mai 2022

Kardinal Ouellet - papabile?

Peter Kwasniewski veröffentlicht bei Rorate Caeli die Übersetzung eines Interviews, das die Zeitschrift "Paix Liturgique" mit ihrem Korrespondenten in Quebec Paul Grondin über eine  in der Wochenzeitschrift Golias erschienene Charakterstudie von Kardinal Ouellet  geführt hat. 
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"DIE OUELLET-FRAGE: WER IST DER MANN, DER WIRKLICH HINTER DEN BISCHOFSERNENNUNGEN STEHT?" 

Die Zeitschrift Golias hat soeben unter der Unterschrift von Gino Hoel ein giftiges Porträt von Kardinal Marc Ouellet veröffentlicht (Golias-Hebdo 718, 16-17). Obwohl der Artikel den Stil und die Anliegen dieser weit links stehenden katholischen Zeitschrift sehr gut widerspiegelt, motivierte er uns dennoch, mehr über diesen kanadischen Prälaten zu erfahren. Aus diesem Grund haben wir unseren Freund Paul Grondin, Korrespondent von Paix Liturgique in Quebec, gebeten, uns seine Meinung zu den Elementen in diesem von Golias-Hebdo veröffentlichten, schwer belastenden Artikel mitzuteilen. (...)

Paix Liturgique: Lieber Paul, Sie kennen Erzbischof Ouellet....

Paul Grondin: "Wie die meisten Quebecer, deren Erzbischof er eine Zeitlang-vom 2003 bis 2010-war."

PL: Seit wann kennen Sie ihn als Erzbischof, was würden Sie zu den Vorwürfen sagen, die ihm von Golias wegen seiner kurzen Zeit als Bischof von Quebec gemacht hat? 

Paul Grondin: "Was der Artikel sagt, ist augenscheinlich eine Karikatur. Es spricht für den Erzbischof, daß er die Katholische Moral verteidigte:  er nahm an den Märschen für das Leben teil, unterstützte die religiöse Erziehung in den Schulen. Aber im Gegensatz zu den Behauptungen von Golias war Erzbischof Marc Ouellet -wie sich herausstellte- ein sehr strikter Konservativer, was mit gut gefallen hätte...De facto ist er jetzt einer der strikten Gegner des Rechts auf die traditionelle Liturgie geworden, Andererseits besagt der Artikel zu Recht, daß Marc Ouellet ein Konservativer im Stil eines Apparatschicks war. Sagen wir es so- er ist ein Karrierist.... natürlich im höheren Dienst der Kirche! Da ist er nicht der erste und der einzige in der Kirche, besonders heute. Aber seine Geschichte zeigt, daß er immer eine große Portion Opportunismus gezeigt hat." 

PC: Sie sind vielleicht etwas streng...?

PG: "Das glaube ich nicht. Unter Johannes Paul II war er ein unbeirrbarer Unterstützer des Papstes und seine Familienpolitik, was ihm- wohlgemerkt- ein hohes Amt einbrachte. Er wurde unter Benedikt XVI ein Mann der Kurie, zuletzt ein sehr gemäßigter. Und als Franziskus den Thron Petri bestieg, wurde er-auf seine eigene Weise- ein größerer Bergoglianer als die Bergoglianer, aber auch nicht ganz,  weil er vo denen unterschied, die an der unerschütterlichen Verteidigung der Familienmoral festhielten und zu einem rabiaten Gegner von Ecclesia Dei wurde, dem Ratzinger-Erbe schlechthin. Marc Ouellet hat einen Charakter, den man nur dann verstehen kann, wenn man seine wetterwendische Art nicht grob betrachtet sondern als sein entscheidendes Charakteristikum. Das beinhaltet auch eine große Fähigkeit Ressentiments zu nähren: er hat unerbittliche Abneigungen (wenn er kein Priester wäre, würde man sagen Hass).


PL: Können Sie ein Beispiel für diese "Variationen" geben? 

PG: "Denken Sie an das, auf das ich mich schon bezogen habe: gegen die konservativsten Kardinäle Burke und den verstorbenen Caffarra, seinen Feind, hat er die Enzyklika mit Worten verteidigt, die weit von den Überzeugungen, die ihm von Golias zugesprochen werden, entfernt waren: er behauptete, daß Amoris Laetitia allein auf Basis einer Fußnote zu beurteilen, die angeblich einen Bruch mit der Tradition der Kirche bedeutete, "einfach nur simplizistisch und sogar unerhört" erscheint,"

PL: Liegt das daran, daß er Papst werden möchte, wie Golias andeutet?

PG: "Das und besonders, weil er so lange wie möglich Präfekt seiner Kongregation bleiben will. Und sich von diesem Posten aus als papabile zu positionieren, wie er es seit dem Pontifikat von Benedikt XVI getan hat. In diesem Punkt hat Gino Hoel meiner Meinung nach vollkommen Recht."

PL: Und Sie glauben, daß er sich wegen dieses Zieles so verhält? 

PG: "Das ist sicher, aber zu seinem Pech ist er nicht allein...Es muß schnell passieren, weil er bereits 78 ist und jenseits der 80 -auch wenn er Kardinal und im Prinzip wählbar ist- kann er eigentlich nicht länger gewählt werden. Wie viele andere, ist er sich des schweren Scheiterns der Pontifikates von Franziskus sehr bewußt, was für einen Bergoglianer, der kein ganzer Bergoglianer ist, eine zusätzliche Chance bietet. Aber gleichzeitig  muß er seine Nähe zum Papst aufrecht halten, besonders um genügend Einfluss auf die Bischofsernennungen zu  haben und den Papst dazu zu veranlassen, so zu handeln, wie er es gegenüber den Dominikanischen Schwestern des Hl. Geistes getan hat."

PL: Welches sind Ihre Gedanken zu diesen französischen Schwestern? 

PG: "Besteht der Artikel in Golias zu sehr auf der "privilegierten Beziehung" zwischen dem Kardinal und der Schwester (Mutter Marie de l´Assomption), einer Intellektuellen, die jetzt in der von Fr. Berto in Pontcallec gegründeten Kongregation das Sagen hat? Die, die es wissen, sagen, daß diese beiden Schüler von Urs von Balthasar, der Kardinal und die Schwester die tiefe intellektuelle und spirituelle Beziehung reproduzieren, die den Theologen von Balthasar mit seiner mystischen und theologischen Inspiration, Adrienne von Speyr, verband.  Das Vorwort des Kardinals für ihre Dissertation, ihre Stellung als Fahrerin und Assistentin [des Kardinals], ihre Beförderung zur "Expertin" für das Symposium über die Berufungen, das der Papst persönlich eröffnete: das alles ist von sich aus nicht verwerflich, aber in intellektueller Hinsicht falsch. Ich würde sagen: und im aktuellen Klima der "Anerkennung der Rolle der Frauen in der Kirche"  auf opportunistische Weise falsch. "

PL: Was hat es mit dieser Dissertation mit dem Vorwort des Kardinal auf sich? 

PG: "Das Ziel der Arbeit von Mutter d´Arvieu war - kurz gesagt- den Thomismus von Fr. de Lubac gegen den falschen Thomismus -laut der Schwester- der Traditionalisten aller Schattierungen zu rehabilitieren. Das Ergebnis entspricht nicht seinem intellektuellen Ehrgeiz, wie nach der Rezension zu urteilen ist, die Jean-Christophe de Nadaï vor kurzem im Bulletin "Zur Geschichte der mittelalterlichen Lehren"  in der sehr gelehrten Revue des Sciences philosophiques et religieuses  Nr.105 (2020) S.142-50 veröffentlicht hat, die ich allen empfehle, die sich für diese ganze Geschichte interessieren."

PL: Warum empfehlen Sie diese Lektüre? 

PG  "Weil diese Kritik der theologischen Kompetenz der Schwester, die den Kardinal, sein Symposium und -warum nicht- ...das nächste Pontifikat inspiriert, "die Luft rausläßt",

PL: Hatte Marc Ouellet bei dieser Pontcallec-Geschichte aber nicht die ausdrückliche Unterstützung des Papstes? 

PG  "Mehr als das: ganz klar ist der Kardinal der Urheber dieser erstaunlichen "Bitte um Vergebung" des Papstes gegenüber den Schwestern von Pontcallec, in der er die Arbeit von Ecclesia Dei-Kommission massiv kritisiert, die zuvor die Krise der Gemeinschaft auf eine Weise gelöst hatte, die Mutter Marie de l´Assomption zutiefst mißfallen hatte, Und am Ende des Tages war sie es, die den Papst dazu veranlaßte, zu sagen, daß es seitens der Autoritäten der Päpstlichen Kurie Fehler gegeben habe" namentlich von der Kommission von Bischof Pozzo und zu argumentieren, daß "die Begleitung des Institutes seit Beginn dieses Pontifikates nicht immer angemessen war" und er, der Papst, entschlossen sei, die Verantwortung dafür zu übernehmen." Bedenken Sie, daß ein Teil dieser Affäre liturgischer Art ist."

PL: Was meinen Sie damit? 

PG "Ich möchte daran erinnern, daß Kardinal Ouellet beim Entwurf von Traditionis Custodes gemeinsam mit dem Kardinal Staatssekretär Parolin und den Kardinälen Versaldi und Stella großen Anteil hatte. An einem Punkt besonders: Sie wissen so gut wie ich, daß der Papst Traditionis Custodes auf Basis der Resultate der Umfrage zur Anwendung von Summorum Pontificum gerechtfertigt hat, mit der er die Bischöfe der ganzen Welt durch die Glaubenskongregation beauftragt hatte. Aber Sie wissen zweifellos auch, daß die Ergebnisse dieser Umfrage verdreht, manipuliert und verfälscht wurde und daß ein Dossier, das die Glaubenskongregation als gegenüber Summorum Pontificum überwiegend zustimmend befand, benutzt wurde, um die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen, namentlich daß seine Anwendung durch die Bischöfe der Welt als gescheitert betrachtet worden sei. Das paßte perfekt zu dem, was das von der der Französischen Bischofskonferenz herausgegebene Dokument, das Sie veröffentlicht haben, die Leute glauben lassen wollte (Brief von Paix Liturgique, franz. Ausgabe Nr. 780)." 

PL: Und Sie denken, daß Marc Ouellet hinter dieser Manipulation steckt? 

PG "Dahinter könnte ich nicht sagen, besonders, weil der Papst Zugang zu den Ergebnissen der von der Glaubenskongregation durchgeführten Untersuchung hatte. Aber es gibt keinen Zweifel, daß [Ouellet] ein aktiver Kritiker der von der Glaubenskongregation vorbereiteten Zusammenfassung war und deshalb ein hochrangiger Komplize aller haßerfüllten Widersacher der traditionelle Liturgie in der Umgebung des Papstes, besonders im Staatssekretariat, ist. Meine Meinung ist, daß die Kardinäle, die verblüfft sind und eine "wait-and-see" Haltung haben, um Transparenz bitten und die Veröffentlichung der Ergebnisse der Umfrage fordern sollten...."

PL: Aber diese Transparenz könnte für Marc Ouellets Papst-Projekt schädlich sein, richtig? 

PG: "Wenn es ihm ernst ist, weil er nicht der einzige in den Startlöchern ist. Die wahre Gefahr ist, daß Kardinal Ouellets Ressentiments ihn dazu veranlassen werden, sein ganzes Gewicht dazu zu verwenden, während des nächsten Konklaves eine Lösung des Kirchenfriedens- speziell des liturgischen Friedens zu verhindern."

Quelle: P. Kwasniewski, Rorate Caeli, La Paix Liturgique, P. Grondin

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