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Samstag, 7. Mai 2022

Wie eine Tochter aus alter römischer Familie eine Heilige wurde

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae die Geschichte der Hl. Balbina, die Benedetta De Vito bei einem römischen Spaziergang entdeckte und uns nach gründlicher Recherche  im Kontext ihrer römischen Herkunft vorstellt. 
Hier geht´s  zum Original:  klicken

                "DIE GESCHICHTE DER HL. BALBINA"

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, unsere Benedetta De Vito  erzählt und die Geschichte der Hl. Balbina, wie es oft passiert- beginnend mit einem Spaziergang, bei dem sie die unendliche und unerschöpfliche Schönheit Roms bewunderte. Gute Lektüre. 

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Vor einiger Zweit, an einem frischen Morgen im Spätfrühling , ging ich in meinen einzigen, nach oben gerichteten Gedanken versunken, am kleinen Aventin spazieren, der mich als Kind und dann als junges Mädchen gesehen hat. Ich erreichte, als ich die autofreie Lichtung erreichte, die auf die Thermen des Caracalla hinüberblickt. betrat ich eine von Bäumen gesäumte Allee, die mich von weitem zu rufen schien. Rechts das das Seniorenzentrum des Stadtteils, unten das Unbekannte. 

Plötzlich tauchte zwischen den wohlgenährten Kräutern ein Pfau auf, in festlicher Naturharmonie, elegant in seiner funkelnden Farbe grüner Blätter, mit Schwanzschleppe und einem Federbüschel auf dem Kopf. Auf der linken Seite war der Pfau, rätselhaft, unbeweglich, der mich mit seinen kleinen Augen umfaßte, ich wandte meine ab: zwischen den Blättern die runde und sanfte Apsis von Santa Balbina! Wie eine Offenbarung. Ich drehte mich auf dem Absatz um  und ging zurück, um diese Einsiedlerkirche zu betreten, die ich nie zuvor besucht hatte.

Nachdem ich die Kirche betreten hatte,  verlor ich mich in einem Fresko, dessen Gestaltung ich erst jetzt entziffern kann. Und das erzähle ich hier: Es stammt von einem Maler, von dem ich noch nicht gehört hatte: Anastasio Fontebuoni, Florentiner, der aber zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert nach Rom kam. Er malte hier und in Santa Prisca, einer nahen Kirche, im Auftrag von zwei Kardinälen, die Titularbischöfe der Basilica minore Santa Balbina malte, das waren Pompeo Arrigoni und Giovanni Giustiniani. Das Fresko zeigt die Hl. Balbina in einem Wirbel von Engeln und Wolken, in einem rosa Kleid, die im Zentrum des Bildes sitzt, senkrecht über ihr sitzt Jesus, ihr himmlischer Bräutigam, zwischen den Wolken, in Herrlichkeit und im Duft der Dreifaltigkeit: Der ewige Vater, den niemand je gesehen hat - ist das Licht einer goldenen Scheibe und der Heilige Geist darüber eine zarte Taube. Neben Balbina, bündig mit dem Boden, sind ihr Vater, San Quirino, ein weiterer Heiliger, und Papst Alexander I., die, wie wir sehen werden, alle zusammen Märtyree  waren, das heißt Zeugen des Weges, der Wahrheit und des Lebens in dieser Morgenröte des römischen Christentums.

An jenem Morgen- völlig ahnungslos, aber mit weit offenen Augen und Herzen, schaute und bewunderte ich und das genügte mir. Ich wußte nicht, daß ich mich viele Jahre später , d.h.vorgestern, an einem schwülen und sternenklaren Abend mitten im Grünen wiederfinden würde, in der Stadt der Auspuffrohre, im Hof des stillen Klosters Santa Balbina und mich dort, an ihrem Ort, über eine Heilige wundern sollte, die ich überhaupt nicht kannte, die ich aber kennenlernen wollte.



In der ihr gewidmeten Kirche gibt er genügend Spolien, die trotz der Pracht gewissen römischer Mosaie in essentiellem und prächtigen Schwarz und Weiß als Teppich für die Kirche dienen und in der prächtigen hölzernen, Fachwerkdecke fand ich in einem Kosmos, das allem einen Sinn gibt, nach dem Studium der Herrlichkeit sie- die Augen zum Himmel gerichtet. Ja, ich wollte, ich mußte in Balbina in der Freude der Heiligen-Litanei  eine neue Freundin finden. 
Als ich durch den Hof mit seinen wenigen Lampen- fast im Dunkeln- ging, schien mir als- ich das Geheimnis gegenüber stand- als hörte ich ihre - Balbinas- Stimme, die Stimme eines kleinen Mädchens, ein wenig außer Atem und ein wenig stammelnd. weil Balbina aus dem Lateinischen von balbus (stammelnd) kommt und ein Beiname ist. So wie wir z.B. Cicero kennen, der aber in Wirklichkeit Marcus hieß und aus der Gens Tulliaa stammte. Aber wir alle kennen ihn wegen eines Beinamens (der für uns ein Spitzname wäre) als Cicero, daß er oder einer seiner Vorfahren einen Ahnen aus Ceci hatte, was ihn dann vom Rest der Menschheit unterschied.

Balbina bedeutet scherzhaft liebevoll ein kleiner Mensch, der ein wenig stottert. Balbina war nicht der Vorname, unserer kleinen Heiligen, die vielleicht eine Quirina gewesen sein muss, denn ihr Vater war Quirino, oder vielmehr San Quirino. Aber alle in der Familie nannten sie sicherlich Balbina, vielleicht wegen dieses kleinen Fehlers in ihrer Aussprache, die für ein Kind zart und liebenswert ist, oder weil irgendein Vorfahre von ihr ein Mr. Tartaglia war und Balbina auf jeden Fall ein sanfter und herzlicher Spitzname.  So musste Balbina sein, ein Nichts von einem Kind, das alles war, in der Gnade des Herrn, der sie, seinen geheimnisvollen Wegen folgend, in der Herrlichkeit des Himmels zu seiner geliebtesten Braut machen wollte. Und eine Balbina, die als Kind erinnert wird (das ist ein kleiner Mensch, der noch nicht gut sprechen kann), waren dann ihr zu Ehren alle kleinen Frauen ...

Nach Hause zurückgekehrt, in meinem kleinen Tagesraum zwischen meiner Küche und dem Salon, haben ich mich -im Wirbel meiner fleißigen Hände- zwischen Büchern und internet in die Recherche gestürzt und entdeckt, daß das Martyrologium auf diesen Weise eine wunderbare Geschichte über Balbina erzählt.  Und hier bin ich- wie verzaubert- mit Geist und Herz in jene ersten Jahrhunderte des Ringens um das Licht und die Wahrheit zurückversetzt. Wir befinden uns zu Beginn des zweiten Jahrhunderts AD , während der Herrschaft Trajans, spanischer Kaiser, großer General, Mann der Tat und der Waffen, der mit den Christen nicht wirklich etwas anfangen konnte, wie aus seinem Briefwechsel mit Plinius hervorgeht, dem jungen Mann, der praktisch fast Angesicht zu Angesicht mit dem, der die höchste Macht inne hat, schreibt, daß die Christen eine Art Rasse von Sturköpfen seien, die keine Verbrechen begingen, Wie sollte man also mit ihnen umgehen? 

Balbina wurde nach Trajan also wahrsacheinlich in eine wichtige Familie geboren, die Cornelier, einer der ältesten Senatorenfamilien in Rom, bei der sie aber wohl zu einem kleineren Zweig gehörte, den Balbo.Die verschiedenen Zweige erkannten sich tatsächlich an den Beinamen, d.h. Spitznamen. Der berühmteste aus diesem Zweig der Cornelier war sicher Lucio Cornelio Balbo, rechte Hand von Julius Cäsar, berühmt dafür, daß er im Prozess von Civero verteidigt wurde. Die Familie Cornelia hatte viele verschiedene Zweige, der Hauptzweig war mit den Scipionen verbunden, Geburtsstatt von Cornelia und ihren beiden Söhnen- den Volkstribunen, Tiberius und Caius Gracchus. Im dritten Jahrhundert- bereits in voller Dekadenz- hatten die Cornelier einen Papst, der sich einfach Cornelius I nannte.

Der Name des Vaters, Militärtribun namens Quirinus, erzählt sicher von der sabinischen Herkunft der Familie Quirino. Der Gott der starb und auferstand, die Göttlichkeit des ewigen Lebens dem die Duftmyrthe heilig ist, ist eine Gott der Sabiner. Und der Quirinal-Hügel auf dem die höchsten machthaber Italiens immer gewohnt haben (erst die Päpste, dann die Savoyer und schließlichg der Präsident der Republik) ist ihm geweiht und war der genau der Hügel der Sabiner. 

Balbina war also die Tocher dess Militärtribunals Quirinus, dem Papst Alexander I überantwortet wurde, der zusammen mit anderen Gefährten in Unglück und Heiligkeit. Weil das sehr hübsche Mädchen von einer mysteriösen Krankheit befallen war, die ihr schönes Gesicht und ihren Körper mit roten Pusteln übersäte, wandte sich der Vater, der nicht wußte, was er tun sollte und von so vielen Wundern gehört hatte, die die Christen  vollbrachten, an eben diesen Alexander I , der ihm als Heilmittel für Balbina die Ketten des Hl. Petrus anbot, Sie berührte die Ketten, die heute in der erstaunlichen Kirche San Pietro in Vincoli aufbewahrt werden, hoch im Stadtteilt Monti, und die Jugendliche wurde gesund. Und deshalb wurde unsere kleine, große Heilige zusammen mit einer Kette abgebildet, der Kette, die sie heilte und die sie - symbolisch- für immer mit dem Herrn vereinte. Andere bilden sie mit einem Engel ab, der ihr den Weg zeigt. 

Dann folgte für den Vater und die Tochter das heilige Reinigungsbad der Taufe und in der Folge Verhaftung uns Martyrium. Balbina, wies -wie so viele römische Mädchen ihrer und der folgenden Zeit (z.B. die Hl. Marcella) alle Bewerber ab, die man sich zahlreich vorstellen darf. Als römische Bürger werden beide enthauptet, weil sie dem Hl. Namen Jesu nicht abschwören wollen, wie es auch dem Hl. Paulus passierte, auch er ein civis romanus. Das Haupt des Hl. Paulus, des Völkerapostels, prallte vom Pflaster ab und ließ bei jeder Berührung Wasser sprudeln, die- als göttliches Wunder. die drei Springbrunnen wurden, die heute noch im Eur Wasser spenden. 

Um mit einer Kuriosität zu enden, wurde der Hl. Quirinus, der Vater der Balbina, zusammen mit seiner Tochter an der Via Appia in den Katakomben von Pretestato begraben. Aber 1050 als der Reliquienkult sich in der gesamten Christenheit verbreitete, schenkte Papst Leo IX den Körper des Hl. Quirinus seiner Schwester Gepa, Äbtissin von Neuss, im Rheinland des 7. Jahrhunderts, wo zwischen1209 und 1230 eine Basilika mit dem Namen des heiligen Römers erbaut wurde. Der Kult des Hl.Qjuirins, der in der Ikonographie ein heldenhafter Ritter wurde,  ist in Deutschland weit verbreitet, wo jedes Jahr in Perl der Quirinus-Ritt stattfindet, eine Reiterprozession in römischen Gewändern, mit den in Purpur gehüllten Rittern und Kreuzträgern ... Die Überreste von Balbina hingegen ruhen in der Basilika des kleinen Aventin, wo unsere Reise nun endet."

Quelle; B. D Vito, M.Tosatti, Stilum Curiae

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