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Montag, 4. Juli 2022

Desiderio desideravi: die persönliche Meinung des Papstes wird zum Lehramt

In seiner heutigen Kolumne bei Monday in the Vatican befaßt sich A. Gagliarducci mit dem Denken von Papst Franziskus, das sich in Desiderio Desideravi manifestiert und mit der Vorliebe des Pontifex für Apostolische Briefe und das Regieren per motu proprio.
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"PAPST FRANZISKUS, WAS DESIDERIO DESIDERAVI SAGT"

Papst Franziskus´ Apostolischer Brief Nr. 83  ist die Antwort des Papstes auf die Frage der traditionellen Messe. Herausgegeben am 29. Juni und formell in San Giovanni in Laterano unterzeichnet, weil der Papst es vorzog, damit seine Rolle als Bischof von Rom zu unterstreichen. Desiderio Desideravo besteht aus 65 Paragraphen und ist praktisch eine kleine Zusammenfassung des Denkens des Papstes. Formal betrifft er die Liturgie. Der Brief sagt uns jedoch viel mehr. 

Das Erste, was auffällt, ist, daß Papst Franziskus die Form eines Apostolischen Briefes wählt und daß er das 82 mal zuvor getan hat. Papst Franziskus zieht es vor, das Volk Gottes direkt anzusprechen. Wenn seine offiziellen Standpunkte apostolische Briefe sind werden andere, informellere Dinge von Briefen begleitet, die direkt an das Volk adressiert ist. 

Für Papst Franziskus ist der apostolische Brief eine Methode zu regieren und ein Weg, Macht auszuüben. Aber wie immer ist Form auch Substanz. Und jeder, der in dieser Informalität von Papst Franziskus einen Mangel an Form sieht, würde sich irren. 

Papst Franziskus möchte kommunizieren, daß er das Volk Gottes ungefiltert anspricht. Beweis ist die Tatsache, daß der Brief in erster Person verfaßt ist und das persönliche Denken von Papst Franziskus ausdrückt. In dem Brief sind, das ist wahr, viele Zitate, sogar gelehrte. Aber die sind alle Teil des Planes von Papst Franziskus, sein Denken zu rechtfertigen. Schließlich stellt Papst Franziskus Thesen auf und eröffnete keine Diskussionen. Tatsächlich zielt dieser apostolische Brief darauf ab, jede Diskussion zu beenden. 

Das zweite betrifft den sehr persönlichen Stil des Briefes. Nicht, daß andere Päpste nicht ihren persönlichen Stil benutzt und die Bischöfe und das Gottesvolk direkt und herzlich angesprochen hätten. 

Um ein jüngeres Beispiel zu zitieren, hat Benedikt XVI das mindesten bei zwei sehr wichtigen Gelegenheiten getan: als er an die durch Mißbrauchsfälle erschütterten Bischöfe und Menschen Irlands schrieb und als er nach der Aufhebung der Exkommunizierung von vier Lefebvre- Bischöfen an seine Mitbrüder im Bischofsamt schrieb. 

Der Brief zu den Lefevbrianern wurde einfach als Brief definiert; der an die Irischen Katholiken als Hirtenbrief. Der Apostolische Brief ist zweifellos weniger wichtig als eine Apostolische Kontitution, eine Enzyklika  oder eine Apostolische Exhortation, bleibt aber Ausdruck des päpstlichen Lehramtes.

Deshalb wird eine persönliche Ansicht von Papst Franziskus lehramtlich. Das ist schon in anderen Fällen in diesem Pontifikat passiert. Der berühmteste ist der, in dem Papst Frangiskus entschied, daß er den Brief zur Anwendung der Apostolischen Exhortation Amoris Laetitia , den er an die Argentinischen Bischöfe schickte, in die Acta Apostolica Sedis, die offiziellen Dokumente des Hl. Stuhls, einfügen ließ. 


Aus diesem Ansatz können wir erkennen, daß Papst Franziskus ein Papst ist, der mehr zentralisiert als er zeigen möchte. Es wird viel über Synodalität und Parrhesia geredet, aber wir haben einen Papst, der via motu proprii  regiert und seine Meinungen durch Apostolische Briefe offiziell macht. Das gibt Grund zum nachdenken. 

Und deshalb ein dritter Grund aufmerksam zu sein: Papst Franziskus´ Idee von Einheit 

In Nr. 61 des Apostolischen Briefes schreibt der Papst, daß "wir alle berufen sind, immer wieder den Reichtum der Hauptprinzipien in den ersten Kapiteln von Sacrosanctum Concilium wieder zu entdecken, indem wir die innige Verbindung zwischen der ersten der Konzilskonstitutionen und allen anderen verstehen. 

Aus diesem Grund, fügt der Papst hinzu- "können wir nicht zu einer Form des Ritus  zurückkehren, die zu reformieren, die Konzilsväter ,-cum Petro et sub Petro- für nötig befanden und unter der Führung des Geistes und ihrem Gewissen als Hirten folgend - Prinzipien zu approbieren, aus denen die Reform entsprungen ist."

Papst Franziskus beschreibt Traditionis Custodes, das die Freigabe der alten Riten widerruft, als Geste der Kontinuität mit den Entscheidungen von Papst Paul VI und Johannes Paul II. Er erklärt, daß er es geschrieben hat, "damit die Kirche in den verschiedenen Sprachen das einzige und gleiche Gebet erheben kann, das in der Lage ist ihre Einheit auszudrücken. Diese Einheit bezweckt- sie ich bereits geschrieben habe- soll in der gesamten Kirche des Römischen Ritus etabliert werden. "

Praktisch gesehen führt der Papst Einheit mit Gewalt ein. Das ist exklusiv statt in inklusiv zu sein und es ist paradox, wenn man bedenkt, daß das gesamte Pontifikat durch seine Inklusivität beschrieben wurde. 

Früher hat die Kirche versucht, diejenigen einzubeziehen, die aus dem allgemeinen Verstehen heraustraten, solange sie zeigten, daß sie in Gemeinschaft mit der Kirche bleiben wollten. Johannes Paul II. versuchte bis zuletzt, die Kluft mit den Lefevbristen zu heilen und räumte nur die illegitime Weihe von vier Bischöfen ein.

Benedikt hat das Problem gelöst, indem er die Freigabe des Alten Ritus gewährte aber die Lefebvristen aufforderte, ein vorläufiges Dokument zu unterschreiben,  in dem sie für die Kommunion mit Rom das II. Vaticanische Konzil akzeptierten. 

Papst Franziskus wählt einen anderen Ansatz. Er behandelt diejenigen auerhalb der Kirche mit äußerstem Respekt, und sie Lefevbrianer  haben erlebt, daß ihrer Beichten und Trauungen während dieses Pontifikates anerkannt wurden. Zur selben Zeit war Fellay, das frühere Oberhaupt der FSSPX sogar Richter in einigen Prozessen der Rota. 

Diejenigen jedoch, die in der Kirche bleiben und andere Ansichten haben, werden sofort gezwungen zurück zu weichen, weil Papst Franziskus eine präzise Meinung  davon hat, was Pluralität sein sollte. Am Ende ist sogar auch hier, Papst Franziskus ein Papst der das Kommando allein ausübt.

Da gibt es kein Vertun: Desiderio Desideravi hat auch faszinierende und schöne Passagen zur Ausbildung der Priester in der Liturgie und zur Liturgie selbst und die rechtzeitige Einladung die Symbolde neu zu entdecken. Dennoch ist Desiderio Desideravi auch ein fantastisches Eintauchen in das Denken von Papst Franziskus. Bis zur nächsten Episode. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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