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Samstag, 6. August 2022

Die Päpstliche Lateinamerika-Politik oder die falschen Freunde

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Lateinamerika-Politik des Papstes am Beispiel Kubas und Nicaraguas und kann  kein gutes Haar an ihr finden. 
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"CASTRO,  ORTEGA, BERGOGLIO. DIE SCHLECHTEN FREUNDSCHAFTEN DES PAPSTES"

China und Rußland sind heute Bestandteil fast aller Kommentare des Hl. Stuhls zur internationalen Politik- in beiden Fällen alles andere als brillant. 

Aber es gibt andere Länder in der Welt, in denen die Katholische Kirche nicht weniger dramatische Situationen wahrer Verfolgung erlebt. Und dennoch schweigt der Papst- wie im Fall von Nicaragua. Oder er übertreibt- im anderen Extrem- die beflissene Beredsamkeit wie im Fall von Kuba. 

Jorge Marion Bergoglio hat seine Bewunderung für das kubanische Regime nie verheimlicht. Im Foto (s. Original) kann man ihn in einer ehrerbietigen Pose mit Fidel Castro sehen, während seiner  40-minütigen Unterhaltung mit ihm, während seiner Havana-Reise 2015. 

Aber Papst Franziskus sagt, daß er auch mit seinem Bruder Raoul, seirt Jahrzehnten der starke Mann des Castro-Verfolgungs-Regime- "eine menschliche Beziehung" pflegt. Er hat dafür gesorgt, daß das in einem Interview mit dem mexikanischen TV-Sender Televisa am vergangenen 11. Juli bekannt gemacht wurde, genau ein Jahr nach der rücksichtslosen Unterdrückung des seit der letzten 30 Jahre größten Protestes der Bevölkerung gegen die Diktatur. 

In diesem Interview hat Franziskus´ Lob für das Castro-Regime "Kuba ist ein Symbol Kuba ist eine große Geschichte" es natürlich in die Schlagzeile von "Granma" der offiziellen Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas geschafft. Aber es hat auch den einstimmigen Protest der Vertreter der Opposition ausgelöst - großenteils Katholiken im Exil und in ihrem Heimatland, alle durch die Worte des Papstes tief verletzt.

2015 erzählte Papst Franziskus den Journalisten, daß er freundschaftlich mit Fidel Castro über seine jesuitische Vorschulerziehung und seine Freundschaft mit einigen Jesuiten gesprochen habe. Dadurch verlieh er der kritischen These von Professor Loris Zanatta von der Universität Bologna, Südamerika-Spezialist- die 2020 in seinem Buch "Jesuitischer Populismus, Peròn, Fidel, Bergoglio" veröffentlicht und vor einigen Tage in der Argentinischen Zeitung "La Nación"  in einem giftigen Kommentar wiederholt wurde.


Aber was an der päpstlichen Reise von 2015 nach Kuba am verblüffendsten ist, war Franziskus´ vollständiges Schweigen über die Opfer des Castro-Regimes- über 1000 Kubaner die vom Meer verschlungen wurden, als sie versuchten, der Tyrannei zu entfliehen und seine Weigerung sich mit Mitgliedern der Opposition zu treffen. 

1998 hatte einer von ihnen, als Johannes Paul II Kuba besuchte, geschafft zum Altar zu kommen und während der Messe auf dem Plaza de la Revolución die Opfergaben zu bringen, während vom Platz die lauten und rhythmischen Rufe "Freiheit!" herüber kamen, ein Wort, das der Papst in seiner Predigt 13 mal aussprach. 

2015 nichts davon. Die Castro-Polizei hat jeden, der zur Franziskus-Messe in Havanna und anderen Städte zugelassen war- gescreent und registriert, und hat sich in Gruppen von Spionen der Partei unter die Teilnehmer gemischt. Und in den neun Reden seines Besuchs auf Kuba sprach Bergoglio das Wort "libertad“ nur einmal aus, wie aus einer offizieller Verpflichtung heraus. 

Auf den Druck der Journalisten bzgl. seines versäumten Treffens mit Dissidenten beim Rückflug von Kuba -hat er wie folgt geantwortet: 

"Zunächst war ganz klar, daß ich den Dissidenten keine Audienz gewähren würde, weil sie nicht die einzigen waren, die um eine Audienz baten, sondern auch Menschen aus anderen Bereichen, darunter mehrere Staatsoberhäupter. Nein, es war nicht vorgesehen, daß es eine Audienz geben würde: weder bei Dissidenten noch bei anderen. Zweitens: Von der Nuntiatur aus gab es Telefonanrufe mit einigen Leuten, die Teil dieser Gruppe von Dissidenten sind. Die Aufgabe des Nuntius bestand darin, ihnen mitzuteilen, daß ich bei meiner Ankunft in der Kathedrale gerne die dort Anwesenden begrüßen würde. Aber da niemand zur Begrüßung erschienen ist, weiß ich nicht, ob sie da waren oder nicht.“

Wirklich waren aber überhaupt keine Dissidenten anwesend, weil die Polizei sie alle identifiziert und abgewiesen hatte.

Was Nicaragua angeht, geht die Erinnerung zur direkten Konfrontation zwischen Johannes Paul II und dem damaligen sandinistischen Revolutions-Regime mit den vielen zu Regierungsmitgliedern gewordenen Priestern zurück, einem Zusammenstoß, der während der Messe in den orchestrierten feindlichen Sprechhören gegen den Papst gipfelte. 

In Nicaragua steht immer noch der unantastbare Daniel Ortega an der Spitze, mit seinem Rosario Murillo als Vize-Präsidenten, Aber die Katholische Kirche war einem Wechsel der Schicksale unterworfen, sie ist nicht länger von einem durch ihren militanten und zu einem als mit neokolonialen Mächten identifizierten Johannes Paul in Opposition stehenden Klerus im Dienst des Regimes, sondern wird ganz und gar verfolgt und gedemütigt, wobei nur Papst Franziskus von Ortega schamlos als "Freund der Sandinistischen Revolution" gelobt wird. 

Das Problem ist, daß Franziskus diesen skrupellosen Gebrauch seiner Person durch Ortega nicht zurückweist. Er hat nie ein öffentliches Wort zur Verteidigung der nicaraguanischen Kirche gesprochen. 

Ein schüchterner Protest- nicht vom Papst aber aus den Büros des Vaticans ist nur erklungen,  nur, als Ortega im vergangenen März den päpstlichen Nuntius, den Polen Waldemar Stanislaw Sommerga aus Nicaragua auswies und forderte, er solle das land sofort nach der Benachrichtigung verlassen. Der Vatican antwortete auf die Nachricht am 12. März mit einem Statement, das "große Überraschung und Bedauern" ausdrückte. 

Das Problem ist, daß der Nuntius im Auftrag des Papstes lange mit Ortega verhandelt hatte und ,ohne jemals etwas zu erreichen, die Zustimmung der Ortsbischöfe und sogar der gesamten nicaraguanischen Kirche verloren hatte. 

Nicht nur das. Die Bischöfe, die vom Regime am meisten gehaßt wurden, bekamen sogar Todesdrohungen. Gegen den Weihbischof von Managua, Silvio Báez, wurden falsche Behauptungen erhoben er plane einen Staatsstreich und Ortega forderte Franziskus auf, ihn zurückzurufen. Gegen seinen Willen versetzte Franziskus ihn 2019 von Managua nach Rom, mit dem Versprechen, ihm in Rom einen Platz in der vaticanischen Kurie zu verschaffen. Aber es geschah nichts und Báez lebt heute im Exil in Miami und engagiert sich immer noch für die Freiheit seines Landes. 

Tatsache ist, daß Nicaragua heute eines der Länder der Welt ist, in denen die Katholische Kirche am stärksten verfolgt wird. Die Morde, Verhaftungen, Militärangriffe auf Kirchen, in denen Gegner Zuflucht suchen, sind nicht zu zählen. Ein Bischof, Rolando Álvarez, trat letzten Mai aus Protest gegen die Unterdrückung in den Hungerstreik.

Anfang Juli verschonte das Regime nicht einmal die Schwestern der Heiligen Teresa von Kalkutta. Es ordnete ihre sofortige Ausweisung aus dem Lande an. Am 6. Juli überquerten die ersten fünfzehn zu Fuß die Südgrenze zu Costa Rica, die wenige Tage zuvor der vatikanische Staatssekretär für Beziehungen zu den Staaten, Paul Richard Gallagher, besucht hatte.

Aber nicht einmal in dem am 6. Juli veröffentlichten offiziellen Memo des Vatikans, das über Gallaghers Reise berichtete, tauchte die geringste Erwähnung der Ausweisung der Schwestern der Heiligen Teresa von Kalkutta auf.

Über die Verfolgung in Nicaragua wird das Schweigen des Hl. Stuhls immer ohrenbetäubender."

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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