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Montag, 12. September 2022

Kardinal Müller und Prof. Kampowski kritisieren die Schrift "Theologische Ethik des Lebens"

Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo die Kritik von Kardinal Gerhard Müller und Professor Stephan Kampowski an einem Text der Päpstlichen Akademie für das Leben zu "Humanae Vitae" und "Donum Vitae".  
Hier geht´s zum Original:  klicken

ANGRIFFE AUF "HUMANAE VITAE"- KARDINAL MÜLLER VERTEIDIGT DIE ENZYKLIKA

Die Irrationalität so vieler Entscheidungen von Papst Franziskus liegt nicht nur in der Auswahl der Kardinäle, seien es die beförderten oder die ausgeschlossenen, wie es am 31. August ganz laut - zwischen ernthaft und burlesk der Erzbischof von Mailand Mario Delpini in seiner unvergeßlichen Eloge  (ab  2:14´20´´ der Videoaufzeichnung) über den  Bischof der kleinen Diözese Como, Oscar Cantoni, gesagt hat, der -im Gegensatz zu ihm- das Kardinals-Birett erhalten hat. 
Irrationalität scheint auch die Institute des Vaticans, die Jorge Mario Bergolgio am treuesten sind, angesteckt zu haben, darunter die Päpstliche Akademie für das Leben, der Bischof Vincenzo Paglia, 77, eine wichtige Persönlichkeit der Gemeinschaft von Sant´ Egidio vorsitzt.

Das ist jedenfalls das ernste Urteil von zwei erstklassigen Experten über die jüngste theologische Hervorbringung der Akademie:  Kardinal Gerhard L. Müller, ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation und Professor Stephan Kampowski, Professor fur Philosophische Anthropologie am Päpstlichen Johannes Paul II-Institut für die Wissenschaften von Ehe und Familie. 

Objekt ihrer Kritik ist das von Paglia herausgegebene Werk, das in diesem Sommer von der Libreria Editrice Vaticana veröffentlicht wurde: "Theologische Ethik des Lebens. Schrift, Tradition, praktische Herausforderungen", eine Sammlung, die  Hervorbringungen eines von der Akademie veranstalteten Seminars enthält und eine "Revolution der Katholischen Moral" vorschlägt, die die Lehre der Enzyklika Pauls VI "Humanae Vitae" untergräbt, die künstliche Empfängnisverhütung als moralisch unzulässig definierte. 



Bis dahin nichts Neues unter der Sonne. Seit ihrer Veröffentlichung 1968 ist Humanae Vitae angegriffen und zurückgewiesen worden, nicht nur von vielen Theologen sondern auch von ganzen Bischofskonferenzen. 

Die Neuigkeit besteht -laut Müller und Kampowski- eher in der Irrationalität der Thesen, die heute von der Päpstlichen Akademie für das Leben unterstützt werden, während sie sich als in Übereinstimmung mit der Lehre von Humanae Vitae erklärt, aber genau das Gegenteil behauptet, d.h. daß Empfängnisverhütung moralisch gerechtfertigt sein kann, weil das der "tieferes Sinn" der Enzyklika von Paul VI ist, der über den Text der Enzyklika hinausgeht".

Es ist nicht klar, ob Papst Franziskus diese Ansicht teilt oder nicht. Aber er läßt zu, daß sie von einem wichtigen Institut des Hl. Stuhls unterstützt wird und den Zeichen, die er bei dieser Materie zeigt, fehlt es nicht an Zweideutigkeit. 

Wahr ist, daß er immer erklärt hat, Paul VI mehr als jeden anderen Papst des vergangenen Jahrhunderts zu bewundern. Aber in einem seiner ersten  ausführlichen Interviews vom 5. März 2014 mit dem "Corriere della Sera"  antwortete er- zu Humanae Vitae befragt. daß "alles davon abhängt, wie man sie interpretiert", weil "es nicht darum geht, die Lehre zu ändern, sondern mehr in die Tiefe zu gehen und darauf zu achten, daß die Pastoral die Situation berücksichtigt." 

Außerdem interveniert Papst Franziskus sehr oft zugunsten der erhofften Veränderungen - zuletzt bei seiner Unterhaltung mit den kanadischen Jesuiten, die in La Civiltà Cattolica veröffentlichte wurde, mit dem alten Zitat des Hl. Vincent von Lerins, laut dem sogar das Dogma fortschreitet, das dann während der Jahre konsolidiert wird, mit der Zeit entwickelt und mit den Jahren vertieft wird." .

Kurz gesagt- in der Kirche rechnen einige schon mit der Tatsache, daß die vom Papst organisierte Synode zur Synodalität - offen wie er für unterschiedlichsten und kühnsten Erneuerungs-Vorschläge ist- sogar die Doktrin von Humanae Vitae überwinden könnte.

Aber kehren wir zum Essay von Kardinal Müller und Professor Kampowski zurück. Er ist lang und wohl begründet, mit einem reichen Literaturverzeichnis. Man kann ihn als Ganzes zum ersten mal in italienischer Sprache auf dieser anderen Seite von Settimo Cielo lesen. 

> Andare oltre l’osservanza letterale della legge"

Während er in englischer Sprache bereits seit dem 27. August bei der amerikanischen website "First Things " online ist. 
> Going beyond the letter of the law

Das Folgende ist eine sehr kurze Einführung, die genau damit endet, daß sie die Irrationalität der von der Päpstlichen Akademie für das Leben vertretenen These anprangert, die nichts anderes als "das Gegenteil der Lehre behauptet und gleichzeitig, mit ihr übereinzustimmen." Ganz im Gegensatz zum aristotelischen Grundsatz des Nichtwiderspruchs.

"ÜBER DEN BUCHSTABEN DES GESETZES HINAUS"

Die Päpstliche Akademie für das Leben fordert die Lehren von "Humanae Vitae" und "Donum Vitae" heraus.
von Gerhard Ludwig Müller und Stepan Kampowski 

In dem kürzlich erschienenen Band "Etica teologica della vita. Scrittura, tradizione, sfide pratiche“ (Theologische Ethik des Lebens. Schrift, Tradition, praktische Herausforderungen) deutet die Päpstliche Akademie für das Leben eine Revolution der katholischen Sexualmoral an, indem sie vorschlägt, daß die Praxis der Empfängnisverhütung und homologe künstliche Befruchtung moralisch erlaubt sein könnte und damit direkt dem Lehramt der Kirche widerspricht, wie sie beispielsweise in der Enzyklika „Humanae Vitae“ (1968) von Papst Paul VI., in der Enzyklika „Evangelium Vitae“ (1995) von Papst Johannes Paul II. und in den Weisungen der Glaubenskongregation „Donum Vitae“ (1987) und „Dignitatis Personae“ (2008) zu finden sind. Die Revolution betrifft sowohl den Inhalt als auch die Art und Weise der Argumentation.

Im Folgenden werden wir eine kritische Analyse des Abschnitts des Buches präsentieren, in dem diese Behauptungen aufgestellt werden. Eine genauere Betrachtung ist notwendig, weil der Text subtiler ist, als einfach nur zu sagen, daß "Humanae Vitae“ (als grundlegendes Dokument des Lehramts zur Empfängnisverhütung) oder "Donum Vitae“ (als grundlegendes Dokument des Lehramts zu künstlichen Fortpflanzungstechnologien) falsch verstanden wurden. Die Autoren behaupten, daß sie, indem sie die mögliche moralische Zulässigkeit von Empfängnisverhütung und künstlicher Befruchtung vorschlagen, nicht gegen den Buchstaben früherer kirchlicher Dokumente verstoßen, sondern einfach darüber hinausgehen und letztendlich die tiefsten Absichten dieser Lehrtexte verwirklichen. Hier haben wir es mit einem Novum zu tun. Früher sagten Menschen, die mit der Lehre von "Humanae Vitae“ oder "Donum Vitae“ nicht einverstanden waren, einfach, daß sie anderer Meinung seien und begründeten dies. Der neue Ansatz, der vom Text der Päpstlichen Akademie für das Leben übernommen wurde, besteht in der Tat darin, das Gegenteil der Lehre zu sagen und gleichzeitig zu behaupten, daß man ihr zustimmt. […]

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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