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Montag, 24. Oktober 2022

Der Zustand einer Dauer-Synode und seine Gefahren

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci kritisch den durch Papst Franziskus herbeigeführten Zustand einer "Dauer-Synode" in der Kirche. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, DIE GEFAHREN EINES SYNODALEN DAUERZUSTANDS"

"Papst Franziskus hat angekündigt, daß die Versammlungen der Synode zur Synodalität 2023 ud 2024 während zweier Sitzungs-perioden abgehalten werden sollen. Das läßt eine bessere Dieeferenzierung bei der Bewertung der Früchte des synodalen Prozesses zu. Dieser Beschluss folgte dem Treffen mit dem Generalsekretariat der Synode, das die Ergebnisse eines ersten zusammenfassenden Dokumentes vorlegte, das während einer Sitzung des Sonderausschusses in Frascati für den kontinentalen Schritt entworfen wurde. Das Dokument wurde noch nicht veröffentlicht, sondern nur dem Papst ausgehändigt, der beschloss, die Synodenversammlung um eine weitere Sitzung zu verlängern.

Der Papst hat die Kirche für einige Zeit in den Zustand einer permanenten Synode versetzt. Die Familien-Synode wurde 2014 und 2015 in 2 Sessionen abgehalten, Nach der Jugend-synode 2018 gab es 2019 eine Spezial-Synode für die Pan-Amazonas-Region. Man kann sagen, daß die Kirche -mit der aktuellen synodalen Reise, die bis 2024 andauern wird- mehr als die Hälfte der Jahre des Pontifikates von Papst Franziskus im Synoden-Zustand war. 

Das ist eine verblüffende Tatsache, wenn man bedenkt, daß sein Weihbischof in Buenos Aires, Bischof Garcia,  in einem der ersten Interviews, die nach seiner Wahl zum Papst gegeben wurden, sagte, daß Kardinal Bergoglio die Diözesan-Synoden nicht mochte und jedesmal voschlug, es sei besser die Arbeiten zu erledigen und eine Synode nur Dokumente produzieren würde, die niemand liest. 

Diese Synoden produzieren ebenfalls Dokumente, an die sich in der Realität nur wenige erinnern, aber die Basis für örtliche Ankündigungen und Interpretationen dafür bieten, für die es keine offizielle Unterstützung gibt und die deshalb Spaltung schaffen. Es ist jedoch klar, daß Papst Franziskus zu diesem Thema geändert hat und einen synodalen Pfad bei Diskussionen für hilfreich hält oder auf jeden Fall, ein besseres Mittel um die Idee der Kirche, die er im Sinn hat, voranzubringen. 

Zu Beginn des Pontifikates gab es große Befürchtungen, daß Papst Franziskus ein III.Vaticanisches Konzil einberufen könnte. Diese permanente Synode scheint ein maskiertes Konzil zu sein. Der einzige Unterschied ist, daß die signifikanten Themen von den Bischöfen und Experten nicht offen in einer transparenten und dynamischen Versammlung diskutiert werden. Die großen Themen entstehen bei den Synoden-Diskussionen, in Situationen, in denen es nichts Greifbares sondern nur Schritte vorwärts oder rückwärts gibt, die dann von den Autoritäten definiert werden müssen. Die Autorität tut das jedoch nicht, sondern fährt mit dieser Dauerdiskussion fort. 


Vielleicht ist das so, weil der Papst keine klare Stellung einnimmt, so daß einige Bischofskonferenzen auf eigene Faust weite Wege gegangen sind, die zu Vorschlägen für substantielle Änderungen der Lehre führten- Das ist der Fall für die Synodale Reise der Kirche in Deutschland, aber nicht nur. Man kann die nationalen Berichte für diese Synode in Frankreich, Deutschland und der Schweiz lesen, um zu sehen, wo wir uns auf doktrinaler Ebene bewegen, gar nicht zu reden von der Entscheidung der Bischöfe Flanderns, ein Modell für die Segnung homosexueller Paare zu definieren.

Die Lage in Flandern ist typisch, weil die Bischöfe in ihren Texten sehr vorsichtig dafür sorgen formal in den Grenzen der Lehre zu bleiben und den Paaren oder Verbindungen keinen Segen zu spenden. Und so wird- zwischen Formalismen, festen Standpunkten und am Ende einer gewissen Indifferenz- das Geischt der Kirche ohne formale Änderung verändert.

Sogar während des II. Vaticanischen Konzils gab es mehrere Schritte vorwärts und Kampagnen, um die lehramtlichen Standpunkte der Kirche zu verändern- Zum ersten Mal sind die Medien in die Debatte eingetreten und haben die Gelegenheit genutzt, um sie zu bestimmen. Hier also nichts Neues. Aber in diesem Zustand einer permanenten Synode  gibt es ein Problem, das auch genau das Problem des II.Vaticanischen Konhzils war. 

Nach der ersten Sitzungsperiode des II.Vaticanischen Konzils starb Johannes XXIII. Der Nachfolger war Paul VI , der das Konzil gu Ende führte. Paul VI hatte ein Gefühl für die Tradition von Johannes XXIII und den besonderen Willen zu Veränderungen ohne Revolutionen, was irgendwie dabei half, einen Übergang im Namen der Kontinuität zu erreichen. Paul VI jedoch litt enorm unter Druck von außen. 

1968 nach der Medienkampagne, die der Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae zur Empfängnisverhütung hat Paul VI keine Enzyklika mehr geschrieben. Stattdessen beschränkte er sich in einem Lehramt, das prophetisch, wegweisend wurde aber dennoch als schwach beurteilt wurde, auf leichtere Dokumente. 

Was wird in diesem Zustand permanenter Synode passieren, wenn Papst Franziskus stirbt oder aufgibt? Wie wird sein Nachfolger diesen Synodalen Prozess handhaben? 

Das ist ein Thema, das unausweichlich in die Diskussionen der Kardinäle eingeht, in dem Augenblick, wenn sie ins Konklave einziehen. Wird Papst Franziskus´ fließender Zugang beibehalten werden, sich in dieser Richtung zu bewegen? Oder wird es anders sein, bei einem Papst, der den Synodalen Prozess selbst leitet? 

Das könnte so verstanden werden, als ob Papst Franziskus die Entscheidungen anderen überließe. Aber so ist es nicht. Im Gegenteil - der Papst präsentiert sich selbst als natürlichen Entscheidungs-Macher und keine Diskussion hat ihn dazu gebracht, keine Entscheidung zu treffen. Man denke nur an die Kurien-Reform, die fast immer außerhalb des Kardinals-Rates gemacht und promulgiert wurde. 

In den Diskussionen nimmt der Papst jedoch keinen präzisen Standpunkt ein. Er läßt jedem die Gelegenheit zur Interpretation und macht erst später bekannt, was seiner Meinung nach die beste Interpretation ist. So läßt man alles wie es ist und ändert zugleich alles. Der Papst bleibt der zentrale Bezugspunkt, vor allem aber in Fragen der Regierung. Das ist eine fast säkulare Regierung. Bei lehramtlichen Themen scheint alles in der Schwebe zu sein, außer einigen Entscheidungen, die jedoch die liturgische Sphäre betreffen - so wie die Abschaffung der Liberalisierung der Usus Antiquior-Messe. 

Was der nächste Papst tun wird, bleibt abzuwarten. Tatsächlich wird der Zustand einer Dauer-Synode für eine Weile erhalten bleiben. Mit allen Konsequenzen. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican

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