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Dienstag, 8. November 2022

Heinrich Schütz, der Vater der deutschen Kirchenmusik

Anläßlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz ruft Massimo Scapin bei OnePeterFive den Vater der (nicht nur) deutschen Kirchenmusik in Erinnerung. 
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                        "VOR BACH WAR SCHÜTZ"

Vor 350 Jahren, am 6. November 1762 starb in Dresden der wichtigste deutsche Komponist (vor Johann Sebastian Bach) Heinrich Schütz.
Durch das Beispiel seiner Kompositionen und seiner Lehre spielte er eine größere Rolle dabei, die Tradition großer Handwerkskunst und intellektueller Tiefe, die das Beste des musikalischen Denkens seiner Nation darstellte, für mehr als 250 Jahre nach seinem Tod zu etablieren. 

Der Vater der deutschen Musik, und nicht nur der Protestantischen Musik, wurde 87 Jahre zuvor, am 8. Oktober 1585 in Köstritz, in Zentral-Ostdeutschland geboren. Nach seiner ersten Ausbildung in seinem Heimatland studierte er zwischen 1609 und 1612 bei Giovanni Gabrieli (+ 1612) in Venedig. 
Nachdem er fast ein Bürger Venedigs geworden war, wo er Sagittarius genannt wurde, hat er folgende Worte hinterlassen, die nach Art des 17. Jahrhunderts zeigen, welches und wie groß der künstlerische Wert Giovanni Gabrielis war. "Ich habe die ersten Jahre meiner musikalischen Ausbildung bei dem großen Giovanni Gabrieli verbracht, O unsterbliche Götter! Wenn die Antike, die so reich an Ausdruck war, ihn gekannt hätte, hätte sie ihn Amphion vorgezogen; wenn die Musen gewünscht hätten, zu heiraten, hätte Melpomene keinen anderen Gatten gehabt als ihn, so groß war seine Meisterschaft des Liedes.!"

Dank seiner venezianischen Erfahrung sind Schütz´ Kompositionen von italienischem Geschmack durchdrungen. Er hat sich den Passionen verschrieben, in Musiksetzung des Leidens und Todes Jesu, das sich vom 17. Jahrhundert an in Deutschland als Antwort auf das Oratorium entwickelte. Von 1617  bis zu seinem Tod war Schütz Kapellmeister (sowohl im religiösen als auch zivilen Sektor) am Dresdner Hof. Er war ein strenger Komponist, der dennoch eklektische Experimente nicht scheute (z.B. die Praxis die extreme flandrische Polyphonie mit der italienischen Lehre zu kombinieren), immer mit Eleganz und Tiefe ausgeführt. Seine reiches Werk umfaßt sowohl Gesangs- wie -Instrumentalmusik; Die sieben letzten Worte vom Kreuz;. die drei Bücher der Simphoniae Sacrae, viele Psalmen und Spirituelle Konzerte verdienen Bekanntheit. 

Ganz einzigartig ist die Sammlung Musicalische Exequien...mit 6, 8 und mehr Stimmen aufzuführen, Begräbnismusik für 6, 8 und mehr gemischte Stimmen begleitet mit Basso continuo (eine improvisierte Begleitung die typisch für das 17. und 18. Jahrhundert ist.)

                                         

Das ist das erste deutsche Requiem und wurde 1636 von Sagittarius für die Beerdigung seines adeligen Freundes Graf Hans Heinrich von Reuss geschrieben. Als der Graf starb, baten seine Verwandten Schütz die 13 biblischen Verse und die acht Hymnen zu vertonen, die am Sarg eingeschrieben waren, den der Graf hatte bauen lassen. Es war nicht leicht für den Komponisten Elemente so unterschiedlichen Stils und Inhalts zu kombinieren; nichtsdestoweniger wurde ein komplexes Ensemble geboren, geteilt in 3 Teile, die während 3 verschiedener Augenblicke des Begräbnisgottesdienstes aufgeführt wurden. 



Der erste und größte Teil, geschrieben in der Form eines großen geistlichen Konzerts für Soli und Chor, wir finden auch das Kyrie, typische für eine kurze Lutherische Messe. Der zweite und dritte Teil sind einfacher, sie beinhalten eine wunderschöne Mottete für Doppelchor, mit alternierenden Solostimmen zu zwei Versen (25-26) von Psalm 73 und den Lobgesang von Simeon (Lk 2:29- 32) und einigen Versen, die der Offenbarung und dem Buch der Weisheit entnommen sind, für 5-stimmigen Chor,

"Was hätte ich im Himmel als dich? Und bin ich bei dir, was hätte ich Freude auf Erden. 
Mein Geist und mein Leib, sie verzehren sich. Gott ist mein Fels, mein Anteil auf ewig."  

"Nun entläßt du deinen Diener, Herr, nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast; ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und als Herrlichkeit für dein Volk Israel."

Möge diese Komposition, die unzweifelhaft eine der berührendsten des 17. Jahrhunderts oder vielleicht aller Zeiten, in Trauer um den Verlust geliebter Angehöriger, das spirituelle Klima des Monats "November stärken, das die christliche Frömmigkeit den gläubigen Verstorbenen widmet."

Quelle: M. Scapin, OnePeterFive

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