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Dienstag, 22. November 2022

Vaticanische Konzile & die Synode der Synodalität

George Weigel kommentiert bei firstthings kritisch die kommende Synode der Synodalität im Lichte der beiden Vaticanischen Konzile und ihrer Beschlüsse. 
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"WENIGER BISCHÖFE, ULTRAMONTANISMUS UND DER SYNODALE PROZESS"

Dank des Französisch-Preußischen Krieges wurde das I.Vaticanische Konzil im Oktober 1870 unterbrochen und nie wieder weitergeführt. Vor seinem unerwarteten Ende hat das I. Vaticanum bedeutende Dinge vollbracht: es hat den universalen Spielraum der päpstlichen Jurisdiktion definiert (und damit Ansprüche der neuen Nationalisten auf Autorität über die Kirche zunichte gemacht) während es die präzisen, begrenzten Bedingungen formulierte, in denen der Bischof von Rom unfehlbar zu Moral-und Glaubensthemen lehren kann. Nichtsdestoweniger führte die abrupte Unterbrechung des Konzils zu einem Ungleichgewicht im Selbstverständnis der Kirche: der Katholizismus blieb mit einer starken Theologie des Papsttums aber einer schwachen Theologie des Episkopats zurück.

Wie ich in " Die Welt heiligen: das lebendige Erbe des II. Vaticanischen Konzils" (Basic books) erklärt habe, hat das II.Vaticanische Konzil dieses Ungleichgewicht in Lumen Gentium und seiner dogmatischen Konstitution der Kirche angesprochen. Die enthält mehrere wichtige Punkte: die Bischöfe der Kirche sind die Erben der Apostel, das Bischofskollegium ist der zeitgenössische Ausdruck des Apostelkollegiums aus APG 15 und dieses Bischofskollegium mit und unter seinem Vorsitzenden, dem Bischof von Rom, besitzt oberste und volle Macht über die Universale Kirche (LG 22). 

U.a. bedeutet das, daß die Ortsbischöfe in ihren Ortskirchen die wahren Vikare Christi sind. Ordiniert zu lehren, heiligen und leiten, sind die Bischöfe nicht nur Gebietsmanager der Katholischen Kirche, GmbH, der Anordnungen des Römischen Hauptquartiers ausführt. Durch ihren Empfang des höchsten Grades der Heiligen Weihen und durchihre Kommunion mit dem Bischof von Rom, ist ein Ortsbischof ermächtigt das gesamte seiner Fürsorge anvertraute Volk Gottes zu leiten, so daß alle Getauften seiner Diözese zur Mission berufen sind, für die Mission ausgerüstet sind und bei ihren Bemühungen zur Evangelisierung sakramental unterstützt werden. 


Wie es der damalige Kardinal Joseph Ratzinger in einer Überlegung über die Ergebnisse des II. Vaticanums formulierte, es hat mit Lumen Gentium" eine ganze Lehre über den [päpstlichen] Primat wieder eingeführt, das gefährlich vom Weltepiskopat isoliert geworden war, sogar wenn es in das eine Mysterium vom Leib Christi integriert wurde- ein zu isoliertes Konzept von Hierarchie." Auf diese und andere Arten das II.Vaticanische Konzil die Arbeit des ersten vollendetet, indem es das Selbstverständnis der Kirche in einer ganzheitlichen, integrierten Weise- basierend auf den großen Reichtümern der Schrift und der Tradition vollendete. Das war kein einfaches Unterfangen und es rechtfertigte die theologische Arbeit von 1 1/2 Jahrhunderten- oftmals unter schwierigen Verhältnissen. 

Dennoch muß die Frage gestellt werden: werden die Erfolge des II. Vaticanums bei der Bestätigung der Autorität der Bischöfe durch den derzeitigen Vorbereitungsprozess der Synode der Synodalität von 2023 und 2024 unterlaufen? 

Sorgen an dieser Front wurden durch die Veröffentlichung des Arbeitsdokumentes für die Kontinental-Phase der Synodenvorbereitung verstärkt: eine Serie von Versammlungen, die den örtlichen und nationalen "Phasen" dieses langwierigen Prozesses folgen. Im Arbeitsdokument sind die Bischöfe eine Minderheit unter den Teilnehmern an den kontinentalen Konsultationen, die auch (zusätzlich zu Bischöfen, Priestern, geweihten Ordensleuten und aktiven Laien) "Menschen, die Armuts-oder Außenseiterbedingungen leben, einschließen müssen, brüderliche Abgeordnete von anderen Christlichen Denominationen und Glaubenstraditionen; Repräsentanten anderer Religionen und Glaubenstraditionen; und einige Menschen ganz ohne religiöse Bindung." Und was sollen die Bischöfe bei diesen kontinentalen Versammlungen tun? "Sie sollen die angemessenen Wege suchen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, "das Schluss-Dokument jeder Kontinental-Versammlung zu bewerten und ihm zuzustimmen und sicher zu stellen, daß es die Frucht einer authentischen synodalen Reise ist, respektvoll dem Prozess gegenüber, der stattgefunden hat und getreu den verschiedenen Stimmen des Gottesvolkes auf jedem Kontinent".

Das heißt, daß die Bischöfe sind nur Protokollanten, keine Lehrer; protokollierende Sekretäre, keine Garanten der Orthodoxie; Botenjungen, keine apostolischen Leiter.

Ernste Sorgen über diese Herabsetzung der bischöflichen Berufung, die in schlagendem Widerspruch zur Lehre des II.Vaticanums in Lumen Gentium steht, werden außerdem durch Berichte verstärkt, daß in der finalen Synoden-Versammlung in Rom (voraussichtlich 2024) wird es keine Stimmen zu Vorschlägen der Bischöfe geben, dem normalen Weg wie Synoden Urteile fällen. Eher werden Berichte über die Diskussionen der Bischöfe vorbereite - vom General-Sekreriat der Synode, die diesen Prozess geplant hat?- und dem Papst überreicht werden, der dann eine postsynodale Apostolische Exhortation ( das Dokument, das die Arbeit einer Synode vervollständigt) wie es ihm gefällt.

So leget sich ein extremer Ultramontanismus , eine Form von päpstlicher Autokratie, die den Gesegneten Pius IX erröten lassen würde, auf die Mißbilligung des Welt-Episkopats.

Das hat nichts mit dem II. Vaticanum zu tun. Die Bischöfe sollten das bekannt machen, während sie die Wiederherstellung ihrer Autorität in diesem Prozess verlangen. "

Quelle: Goerge Weigel, FirstThings

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