F. J. Zuhlsdorf erklärt bei OnePeterFive die Bedeutung des heutigen Sonntags am Ende der Osteroktav und die ihm zugeordneten Lesungen und ihre Bedeutung in der Frühen Kirche für den Kampf gegen die Gnostik. Hier geht´s zum Original: klicken
"EIN NORMALER SONNTAG: WIE NEUGEBORENE KINDER"
Wir haben die Oktav der Auferstehung des Herrn gefeiert. Wir haben die liturgische Uhr angehalten, damit wir im Geheimnis verweilen können, es aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, besonders im Officium und den Messe-Formeln jedes Tages, Wir sind durch die vorbereitende Periode der Fastenzeit, der Passionszeit und des Hl. Triduum gegangen, um in die Wochen der Osterfreude einzutreten.
Am Ende der Oktav zogen in der alten Römischen Kirche die Neugetauften ihre weißen Taufgewänder aus, die dann in der Kathedrale aufbewahrt wurden. Auf diese Weise wird der Samstag der Oktav "in albis" genannt und der Sonntag, der technisch gesehen nicht zur Oktav gehört und der Beginn der Osterzeit ist "in albis ". Bis dahin wurden sie "infantes" im Glauben genannt. Tatsächlich ist der erste Gesang der Sonntags-Messe im Introitus aus dem 1 Petrusbrief 2: 2-3 in der Vetus Latina-Version, die der Vulgata des Hl. Hieronymus vorangeht, In der Übersetzung werde ich den unmittelbar vorhergehenden Vers einfügen, weil er für unsere heutige Aufgabe relevant ist:
Quasimodo geniti infantes, rationabile, sine dolo lac concupiscite ut in eo crescatis in salutem si gustastis quoniam dulcis Dominus.
[Also legt alle Bosheit und alle List und Unaufrichtigkeit und Neid und alle Verleumdung ab.] Habt Sehnsucht wie neugeborene Kinder nach der reinen geistigen Milch, damit ihr durch sie zum Heil heranwachsen könnt; denn ihr habt die Güte des Herrn geschmeckt.
Der Hl.Hieronymus hat diesen ersten Teil als "sicut modo geniti infantes..." überliefert. Jedenfalls hat der erste Sonntag nach Ostern viele Namen, u.a. auch Quasimodo Sonntag Das hat auch dazu geführt. ein buckliges Kind, das in Notre Dame de Paris ausgesetzt wurde, im Buch von Victor Hugo kleiner Quasimodo genannt, als er an diesem Sonntag vom Erzdiakon Frollo gefunden wurde.
Ein anderer Name ist "niedriger Sonntag". Das, weil mit der Vesper am Samstag die Oster-Oktav endet. Deshalb ist dieser Sonntag wieder ein "normaler" Sonntag in der Osterzeit, ohne z.B. die charakteristische Sequenz des Victimae paschali laudes, fas während der evergangenen Woche täglich geunden wurde.
Das ist unser überwölbender liturgische Kontext.
Unsere Aufgabe ist es, die erste Lesung der Hl. Messe nach dem Vetus Ordo zu bedenken. ehr oft haben wir eine Auswahl aus einem Brief des Hl. Paulus. Dieses mal wenden wir uns einem Brief von Johannes zu. Dieser Brief - zusammen mit verschiedenen anderen Briefen im Neuen Testament haben als Hauptziel, das Eindringen des Gnostizismus in die frühen Christlichen Gemeinden zu bekämpfen. Das Wort Gnostizismus leitet sich vom griechischen "Wissen" ab, besonders einer Art "geheimer" Erkenntnisse und Theorien, die den übernatürlichen Glauben an Christus ersetzten- Führend in seinem glatten und wechselnden Grundsätzen waren Dualismus (diese Sache, nach der der menschliche Körper böse ist und dem Geist entgegensteht), Illuminismus (entlang der Geheimlehren) und Ablehnung der Inkarnation (die fast den ganzen christlichen Glauben wegbläst) . Der Materie/Geist Dualismus der Gnostiker, resultiert aus einer Herabsetzung der Befolgung von Gesetzen und moralischem Verhalten. Wenn die Materie schlecht und niedrig ist, und sie im Vergleich zum Geist nicht wirklich wichtig ist, welchen Unterschied macht es dann. wenn wir beschließen verschiedene Dinge ohne unsere Körper zu tun. Schließlich sind die nicht wirklich "wir". Die selbe Art zu argumentieren haben wir heute beiu denen, die denken, sie können alles mit ihren Körpern tun, weil die eigentlich nur ein Vehikel sind, in dem unser Geist herumgeht. Einige Züge des Gnostizismus haben die frühen Christen infiziert, so daß-z.B.einige -Docetisten genannte (nach dem griechischen Wort für "erscheinen, scheinen) glaubten, daß Christus nur menschlich zu sein schien, aber eigentlich nur ein Geist war, der eine Rolle spielte. Jedenfalls bekämpfte Johannes zuerst den Gnostizismus. Darüber hinaus bietet der Autor Wege an, zu prüfen, ob ihre Gemeinde Gott wirklich liebt und untereinander echte Gemeinschaft herrscht.
In der Perikope, dem Abschnitt aus der Schrift, die für diesen Sonntag ausgewählt wurde, finden wir einige interessante Züge. Zuerst in Vers 5:4 . da wir nur das Wort Glaube (pistis) gebraucht. Ein weiterer Wesenszug ist, daß unsere Lesung das berühmte "Johanneische Comma" enthält, in Vers 8. Es scheint so, daß es in einer Überlieferung des Manuskripts eine Randbemerkung über die Dreifaltigkeit gab, die in den Haupttext eingefügt wurde. Manuskripte und Übersetzungen der Bibel vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert enthalten sie, während modernen Fassungen das nicht tun. Nachdem das gesagt ist, haben wit 1 Johannes 5:$-10 viele Jahrhunderte lang im Kontext der heiligen liturgischen Gottesdienstes gelesen. Der Gedanke, daß es eine mittelalterliche Sprache enthält, ist überhaupt nicht wichtig. Der ausgedehnte Gebrauch unserer Version in der Messe stellt ihren eigenen theologischen locus oder Startpunkt dar. Was ist also der Comma"Teil der Perikope? Schauen wir auf die ganze Sache in der Version von Douay und der RSV. Ich werde das Comma unterstreichen.
Douay:
Geliebte, was immer von Gott geboren wurde überwindet die Welt: und das isst5 der Sieg, den die Welt überwindet, unser Glaube. Wer ist der, der die Welt überwindet, er der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Dieses ist Er, der aus dem Wasser und dem Blut kam, Jesus Christus: nicht nur durch Wasser, sondern aus Wasser und Blut. Und es ist der Geist, der bezeugt, daß Christus die Wahrheit ist. Und es gibt drei, die im Himmel Zeugnis ablegen: der Vater, das Wort und der Heilige Geist: und diese drei sind einer. Und es sind drei, die auf der Erde Zeugnis ablegen: der Geist und das Wasser und das Blut; und diese drei sind einer. Wenn wir das Zeugnis von Menschen empfangen, das Zeugnis Gottes ist größer: weil dies das Zeugnis Gottes ist, der größer ist, weil Er seinen Sohn bezeugt hat. Er, der an den Sohn Gotte glaubt, besitzt das Zeugnis von Gott selbst.
RSV:
Weil was immer aus Gott geboren wurde, die Welt überwältigt; und das ist der Sieg, der die Welt überwältigt. unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwältigt, außer dem, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gotte ist? Das ist Er, der aus dem Wasser und dem Blut kam, Jesus Christus, nicht nur mit dem Wasser aber mit dem Wasser und dem Blut. Und der Geist ist der Zeuge, weil der Geist die Wahrheit ist. Es gibt drei Zeugen, den Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei stimmen überein. Wenn wir das Zeugnis von Menschen bekommen, das Zeugnis Gottes ist größer; weil dies das Zeugnis Gottes ist, daß er Zeugen für seinen Sohn gegeben hat. Er, der an den Sohn Gottes glaubt, besitzt das Zeugnis.
Zum Wort "Glaube“ in Vers 4 werden Sie direkt angemerkt haben, daß es gleichgesetzt wird mit „Sieg, der über die Welt siegt/gesiegt hat“. Im Griechischen haben wir ein aoristisches aktives Partizip, „ἡ νίκη ἡ νικήσασα τὸν κόσμον“. Sie erkennen νίκη – níke – Sieg eher an der berühmten Statue des geflügelten Sieges im Louvre als an den Schuhen. Ein aoristisches Partizip beschreibt eine einfache Tatsache, während ein Präsens- oder Perfektpartizip eine laufende Handlung oder ein vorhandenes Ergebnis beschreibt. Diese Art von Sieg, der unser Glaube ist, ist also in gewissem Sinne jenseits der Zeit. Der heilige Paulus macht in seinem Brief an die Epheser 6:16 mit seiner Passage "Waffenrüstung Gottes“ fast denselben Punkt und schließt "den Schild des Glaubens ein, mit dem du alle flammenden Pfeile des Bösen auslöschen kannst“. Wiederum sagt Paulus in Philipper 4,13: "Ich vermag alles durch den, der mich stärkt.“
Der Hinweis auf das Blut Christi ist Teil des Kampfes des Autors gegen gnostische Tendenzen. Christus war und ist kein Gespenst, nicht nur die Erscheinung eines Menschen. Er hatte und hat einen wirklichen Leib, von dem sein Blut sowohl auf dem Altar des Letzten Abendmahls als auch auf dem Altar des Kreuzes in einem ununterbrochenen Erheben seines Sühnopfers für den Vater geschieden wurde.
Zu Vers 8, wo wir von „den dreien“ lesen. Da das johanneische Komma in den altgriechischen Manuskripten fehlt, schauen wir uns das Latein an und finden „et hi tres unum sunt. Et tres sunt, qui testimónium dant in terra: Spíritus, et aqua, et sanguis: et hi tres unum sunt.“ Vielen von Ihnen wird sofort aufgefallen sein, daß sie alle männlich und nicht neutral (Tria) sind. Spiritus und sanguis sind beide männlich und aqua ist weiblich, während das griechische pneúma, hydor und haíma … Geist, Wasser, Blut alles Neutren sind. Der Hl. Augustinus dachte, daß dieser Gebrauch des Männlichen die irdischen Zeugen personalisierte, ihnen eine männliche Stimme gab und die Menschlichkeit Christi bezeugte, wiederum ein Schritt gegen den Gnostizismus.
Oben, als ich den Text für den Introitus zitierte, fügte ich den vorherigen Vers ein: "So legt ab alle Bosheit und alle Falschheit und Unaufrichtigkeit und Neid und alle Verleumdung“ (1. Petrus 2,1). Letzte Woche, am Ostersonntag, mussten wir bei der ersten Lesung „Sauerteig“ wegräumen. Erinnern >Sie sich? "Lasst uns also das Fest feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, dem Sauerteig der Bosheit und des Bösen, sondern mit dem ungesäuerten Brot der Aufrichtigkeit und Wahrheit“ 1 Kor 5,8). Eine thematische Verbindung zwischen den beiden Sonntagen besteht nicht nur in der Feier der Auferstehung, sondern auch im Umgang miteinander. Es gibt moralische Implikationen, die den „Sieg, der die Welt überwunden hat“, belegen.
Ich werde dies abschließen, indem ich einfach den allerletzten Vers von 1. Johannes 5, V. 21 als heilsamen und rettenden Ratschlag zitiere:
Kleine Kinder, haltet euch von Götzen fern."
Quelle: Fr. J. Zuhlsdorf, OnePeterFive
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