A. Gagliarducci kommentiert bei aciStampa die Reden, die beim gegenwärtigen Ungarnbesuch von Papst Franziskus, dem ungarischen Bischof Érszegi und der ungarischen Präsidentin Novak und Ministerpräsident Orban gehalten wurden.
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"PÄPSTLICHE DIPLOMATIE, PAPST FRANZISKUS IN UNGARN"
Die diplomatischen Themen der Ungarnreise von Papst Franziskus. Worüber hat Erzbischof Gallagher während seiner Reise nach Liechtenstein gesprochen? Die Lage in Armenien.
Von Andrea Gagliarducci
Am Rande des Treffens des Papstes mit der Präsidentin Novak, an dem der Außenminister, Kardinal Pietro Parolin, und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban teilnahmen, fand auch ein bilaterales Treffen Ungarns mit dem Hl. Stuhl statt. Es liegen keine Berichte über dieses bilaterale Treffen vor, aber die Beziehungen zwischen Ungarn und dem Heiligen Stuhl scheinen nach dem Besuch, bei dem der Papst gerade von dem mitteleuropäischen Land aus die Notwendigkeit einer Rehumanisierung Europas auslöste, eher gestärkt zu sein.
Neben der Analyse der diplomatischen Themen der Reise ist es diese Woche wichtig, die Themen des Besuchs von Erzbischof Gallagher in Liechtenstein und insbesondere die Inhalte seiner Konferenz zum Thema "Diplomatie und Evangelium" zusammenzufassen.
Armenien feierte den Jahrestag des Großen Bösen, während die Besetzung des Lachin-Korridors schwerwiegende humanitäre Folgen haben könnte.
Fokus Papst - Ungarn
Welche Bedeutung hatte die Rede von Papst Franziskus vor den Diplomaten?
Das Thema Ungarn als Brückenland stand im Mittelpunkt der Rede von Papst Franziskus vor den Amtsträgern im Karmeliterkloster in Budapest. Das hat Márk Aurél Érszegi, ehemaliger Mitarbeiter der ungarischen Botschaft beim Heiligen Stuhl unterstrichen, der die Vorbereitungen für die Reise aufmerksam verfolgte.
"Seine Heiligkeit – erklärt er – definierte Budapest als eine Stadt der Brücken, aber auch der Geschichte und der Heiligen. Er erinnerte an das Bild von Budapest, wo Brücken die beiden Stadtteile verbinden, aber so, daß sie ihre Besonderheiten bewahren, nicht nur architektonisch, sondern auch kulturell. Damit wollte der Papst verdeutlichen, wie das heutige Europa seiner Meinung aber auch nach der Gründerväter, sein sollte: "ein Europa, in dessen Mittelpunkt der Mensch und die Völker stehen ... wo verschiedene Nationen eine Familie sind, mit dem Wachstum und der Einzigartigkeit von jedem".
Laut Érszegi ist es ein Aufruf an Ungarn, "eine Brücke zu sein, der einen Satz aus der Rede der ungarischen Präsidentin Katalin Novák widerzuspiegeln scheint, in der sie auf die letzten Jahrzehnte in Ungarn machte, aber wir können sagen, daß Ungarn in den letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa eines der Felder der ökumenischen Zusammenarbeit für die Verteidigung des Lebens auf der Grundlage traditioneller christlicher Werte, also die ‚Ökumene der Werteerhaltung‘ war.“
Aber Ungarn will auch "eine Brücke sein, indem es vor allem die Zusammenarbeit mit den Ländern und Nationen der Region sucht. Wenn Ungarn wegen angeblichen Nationalismus kritisiert wird, wird völlig übersehen, daß wir ein Gesetz haben, nämlich das Gesetz über die nationale Einheit (Gesetz Nr. XLV von 2010), das die ungarische Position zur Lösung von Altlasten betrifft, vor allem in Bezug auf die Ungarische Minderheiten, die jenseits unserer Grenzen leben (und die von Papst Franziskus am Ende seiner Rede besonders begrüßt wurden).“
Darüber hinaus "erklärt das Gesetz, daß Ungarn die Lösung solcher Probleme durch Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten anstreben muss – dies an sich schließt Selbstbezug und Nationalismus gegen die Rechte anderer Völker aus. Ebenso bedeutsam kann im mitteleuropäischen Kontext gesagt werden, daß der Papst die ungarische Verfassung gelobt hat, indem er sagte, daß diese Perspektive "wirklich evangelisch“ sei.
Papst Franziskus hat eine stark proeuropäische Rede gehalten, in der er darauf drängte, Ungarn zum Zentrum der europäischen Wiedergeburt zu machen, in einer vielleicht paradoxen Situation, wenn man bedenkt, wie Europa Europa an den Rand zu drängen scheint. Erszegi merkt an, daß die Rede "im ehemaligen Karmelitenkloster gehalten wurde, d. h. dem Sitz der ungarischen Regierung“, und daß sie frühere Forderungen des Papstes an Europa widerspiegelte, die Identität seiner Bestandteile zu respektieren.
Der ungarische Diplomat weist darauf hin, daß Ungarn "sich Versuchen einer ´imperialen‘, d. h. homogenisierenden, Herrschaft widersetzt hat und sowohl gegen die Osmanen als auch gegen die Habsburger, aber auch gegen das Sowjetregime kämpfte, und wollte Papst Franziskus gerade an die ungarische Revolution von 1956 erinnern! ”
Insbesondere ist anzumerken, daß Papst Franziskus das Gender-Problem hervorgehoben hat, während Ungarn kritisiert wird, "weil es die Gender- Ideologie zügeln wollte, insbesondere zum Schutz von Kindern“, ebenso wie es für sein grundlegendes Gesetz kritisiert wird, das dagegen der Papst ins seiner Rede fünf mal zitiert hat.
Der pro-europäische Appell des Papstes würde in Ungarn besonders gehört, fügt Érszegi hinzu, denn "für die Ungarn ist es Teil ihrer nationalen Identität, zu Europa zu gehören, dem Europa der Nationen, die aus christlichen Werten hervorgegangen ist. Das will Ungarn nach eigenen Angaben auch heute noch weiterführen. Was nicht bedeutet, Glauben aufzuzwingen, sondern ganz klar auf dem Fundament der aus dem christlichen Glauben stammenden Werte zu stehen. Die auch im Denken der Gründerväter präsent sind, erinnert vom Papst".
Vielmehr sollte man das Verhältnis von Kirche und Staat betrachten, wenn man bedenkt, daß Franziskus einen klaren Hinweis auf die Bedeutung des christlichen Glaubens im Land gegeben hat.
In seiner Rede sprach Papst Franziskus von einer gesunden Laizität, hat aber auch den ungarischen Autoritäten für die Unterstützung der caritativen und Erziehungs-Institutionen der Kirche gedankt, ebenso wie für die konkrete Unterstützung für so viele bewährte Christen in der Welt, speziell in Syrien und im Libanon."
Erszegi merkt an, daß "obwohl das ungarische Grundgesetz die Tatsache anerkennt, daß der Staat und die Kirchen ‚getrennt arbeiten‘ (das heißt, es ist nicht das Gesetz, das sie trennt, sondern eine Realität wird anerkannt), fügt er hinzu, daß die beiden Parteien zusammenarbeiten können, die gemeinsamen Ziele der Gesellschaft“, eine Passage, die es „völlig normal erscheinen läßt, daß der Staat die Initiativen der verschiedenen in Ungarn vertretenen Kirchen unterstützt, da sie von sozialem Nutzen sind, d. h. wichtig für einen großen Teil der Bevölkerung. Damit haben wir staatliche Mittel für christliche Schulen und soziale Einrichtungen, die den staatlichen gleichgestellt sind.“
Kurz gesagt, der ungarische Staat „betrachtet die Kirchen als Aggregationsfaktoren, die eine auf Gemeinschaften und Familien basierende Gesellschaft begünstigen, und unterstützt sie daher bei diesen Bemühungen. Dies stellt für die Kirche in Ungarn eine Möglichkeit dar, ‚outgoing‘ zu sein, das heißt, in den verschiedenen Lebensbereichen präsent zu sein“.
Érszegi betont auch, daß es einige Gemeinsamkeiten zwischen dem Heiligen Stuhl und Ungarn gibt, "von der Familie über Europa bis hin zur ökologischen Aufmerksamkeit“. Beim Thema Migration "gibt es sicherlich einen unterschiedlichen Ansatz zwischen Papst Franziskus und der ungarischen Regierung, auch aufgrund der Tatsache, daß die beiden unterschiedliche Verantwortlichkeiten haben. Ministerpräsident Viktor Orbán hat einmal gesagt, daß sich politische Verantwortung "in konzentrischen Kreisen“ entwickelt: Die Regierung ist zunächst für ihre eigenen Bürger verantwortlich, dann kommen die Bündnisse und die verschiedenen Situationen, in denen Solidarität auch mit entfernten Bevölkerungen gezeigt werden muss. Wie in Ungarn geschieht dies mit dem Ungarn-Hilfe-Programm, dessen Hauptziel es ist, Christen zu helfen, die verfolgt werden oder sich in verschiedenen schwierigen Situationen befinden.“
Zur gleichen Zeit, bemerkt der ungarische Diplomat, daß "auch Papst Franziskus sagt, daß es in der Verantwortung der Politiker liegt, zu bewerten, wie viele Möglichkeiten ihr Land hat, Migranten zu integrieren. Sie nicht nur willkommen zu heißen, sondern auch zu integrieren. Und daß das Problem der erzwungenen Migration auch gelöst werden muss, indem die Probleme angegangen werden, die dem Phänomen zugrunde liegen. Ein Ansatz, der dem entspricht, was Ungarn tut.
Ein gemeinsames Thema ist sicherlich die Schaffung von Frieden im ukrainischen Szenario. Érszegi betont, dass "insbesondere bei den letztjährigen Treffen zwischen den ungarischen Behörden und dem Papst die gemeinsamen Punkte weiter untersucht wurden, wobei kürzlich das Thema Frieden in der Ukraine hinzugefügt wurde, zu dem es eine identische Meinung zwischen dem Heiligen Stuhl und Ungarn gibt“.
"Ungarn – erklärt er schließlich – demonstriert seine effektive Solidarität mit den Ukrainern, indem es Flüchtlinge aufnimmt und der Ukraine selbst eine enorme Menge an humanitärer Hilfe schickt. Allerdings hielt er den Beginn einer militärischen Eskalation von Anfang an für gefährlich für den Frieden in Europa. Und wir dürfen nicht vergessen, daß in der Ukraine, in Transkarpatien, eine große indigene Minderheit von Ungarn lebt, die offensichtlich genauso leiden wie andere Ukrainer. Die ungarische Position versucht, auch das "übermorgen“, also die langfristigen Auswirkungen, im Auge zu behalten.“
Der Kommentar von Präsidentin Novak
In ihrer Rede vor Papst Franziskus hat Präsidentin Katalin Novak die Bemühung um den Frieden betont.
"Mit Schmerz und Hoffnung – sagte sie – wende ich mich jetzt an Eure Heiligkeit. Wir Ungarn können die verheerende Realität des Krieges fast berühren. Wir tun alles, bis an die Grenzen unserer Möglichkeiten, um den anderthalb Millionen Menschen zu helfen, die aus der Ukraine zu uns fliehen, wir sehen den Schmerz zerrissener Familien, wir hören die Schreie von Müttern, die um ihre Kinder trauern. Darunter auch die der ungarischen Mütter aus Transkarpatien. Wir sehen die Ungerechtigkeit. Wir wollen unsere Werte und unsere gemeinsame Zukunft schützen. Aber wir Mütter wollen vor allem Frieden gewinnen, nicht Krieg. Wir wollen unsere Kinder, unsere Männer nicht an die Front schicken."
Die Präsidentin fügte hinzu, daß wir "noch weit von dem Weg entfernt sind, der zum Frieden führt! Und vom wirklichen Willen, zu einem Schweigen der Waffen zu gelangen! Wo ist das Bewusstsein, daß man sich nicht aufwärmen, sondern die Geister des Krieges abkühlen muss !“
Darüber hinaus brachte die Präsidentin die Idee einer Ökumene zum Schutz der christlichen Werte auf den Weg, die sich der sogenannten Blutökumene anschließt, die die Ökumene des Martyriums ist, und betonte, daß Ungarn und der Heilige Stuhl Verbündete in diesen gemeinsamen Werten sein können.
Nach dem Treffen twitterte Präsidentin Novak, der Papst habe sie gebeten, "eine Botschafterin des Friedens zu sein und alles zu tun, um so schnell wie möglich einen gerechten Frieden herbeizuführen“, und auch die weibliche Führung gelobt.
In einem folgenden Tweet sagte Novak, daß der Hl. Stuhl wichtig für die Verteidigung der traditionellen Familien-Werte ist und wir haben heute bei der Begegnung mit Papst Franziskus dieses Band mit dem Hl. Stuhl darüber hinaus verstärkt. Der Papst hat auch sehr begrüßt, was Ungarn für die verfolgten Christen tut.
Papst Franziskus in Ungarn, Erzbischof Banach erklärt den Sinn der Reise
Am Vorabend der Reise von Papst Franziskus nach Ungarn gewährte Erzbischof Michael Wallace Banach, Apostolischer Nuntius in Ungarn, dem Magyar Kurir ein langes Interview, um die Bedeutung der Reise zu erläutern.
In dem Interview betonte der Nuntius: "Es ist besonders interessant, daß Ungarn das erste Land ist, das zweimal besucht wird: Ich denke, das ist ein Zeichen der Anerkennung des Landes. Andererseits ist Ihr Besuch für die Nuntiatur und für mich persönlich eine große Freude. Die Apostolische Nuntiatur ist in den Ländern als diplomatische Vertretung präsent, wird aber gleichzeitig auch als Sitz des Papstes bezeichnet.
Der Nuntius sagte, dass der Besuch des Papstes unter zwei Aspekten gesehen werden sollte: sowohl der Leichtigkeit einer Reise in einem kurzen Flug als auch der Nähe zur Ukraine, die diese Reise ins Herz Europas noch wichtiger macht.
Für Erzbischof Banach ist es wichtig, dass der Papst gekommen ist, um die Katholiken im Glauben zu stärken, denn „Christsein ist heute vielleicht nicht mehr in Mode, besonders im Westen, aber gleichzeitig können die Menschen hier in Ungarn ihre Religion bekennen und leben Christlicher Glaube in der modernen Welt. Dies ist ein schönes Vermächtnis, das der Papst anderen Ländern als Vorbild geben kann.“ (...)
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Quelle: A. Gagliarducci, aciStampa
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