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Donnerstag, 13. April 2023

Wer kann sich "traditioneller" Katholik nennen?

Peter Kwasniewski setzt sich bei OnePeterFive mit der Frage auseinander, ob und wann wir uns "traditionelle Katholiken" nennen können und sollten. 
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"KÖNNEN WIR UNS "TRADITIONELLE KATHOLIKEN" NENNEN?"

Einige Leute widersprechen dem Ausdruck "traditionelle Katholiken" als ob er überflüssig sei. Folgen Katholiken nicht per definitionem der Katholischen Tradition und hat so nicht jeder Römische-Katholik das gleiche Recht "traditionell" genannt zu werden, wie "römisch"?
Wie schön wäre es, wenn das wahr wäre. Aber leider ist das weit von der Wahrheit entfernt. Nehmen wir zuerst den Vorwurf der Überflüssigkeit.  "Römisch-katholischer Christ"  mag dreifach erscheinen, dennoch ist das genau deshalb nützlich, weil es Protestanten und Östliche Orthodoxe Christen gibt, ebenso wie wahre Katholiken, die nicht dem Römischen Ritus angehören.  "Traditionelle" Katholiken ist also nicht überflüssig, weil es so viele Katholiken gibt, die (absichtlich oder nicht) in ihrem Denken und Handeln Modernisten sind.  In einer idealen Welt sollten die Christen Katholiken sein, ebenso wie Katholiken traditionell sein sollten;  aber so wie nicht jeder Christ Katholik ist, ist nicht jeder Katholik traditionell im wahren Sinne des Wortes. 

Wenn man diesen Punkt verfolgt, würde man sich selbst täuschen, wenn wir nicht anerkennen, daß es heute für Katholiken durchaus möglich ist- auf beunruhigende und präzedenzlose Weise- nicht traditionell zu ein, nicht in Übereinstimmung mit den Hauptelementen ihrer 3-tausendjährigen Tradition wie Asketismus, liturgische Rechtschaffenheit und Befolgung der orthodoxen Lehre zu denken und zu leben. Zum ersten mal sehen wir eine weitverbreitete Akzeptanz einer Interpretation des Katholizismus als anti-traditionell, der sich selbst als frei von Tradition betrachtet, frei dazu, neue und sich immer ändernde Formen- gemäß moderner Notwendigkeiten- anzunehmen. (Apropos Konzept des Aggionamento, Karl Barth stellt der Katholischen Kirche 1966 die unbequeme Frage: Wann wissen Sie, ob die Kirche ausreichen angepaßt ist?" )

Das ist die Achilles-Ferse jeder konservativen Kritik am traditionellen Katholizismus: als Bugnini & co die liturgische Reform durchführten, mußten die Konservativen wählen und aussuchen, was es wert war, bewahrt zu werden und was man abschaffen konnte, als ob sie außerhalb der Tradition, Geschichte und des Lehramtes stand, eher darüber stand als sich ihr zui unterwerfen, um geformt, gemessen und beurteilt zu werden- von alledem, nicht nur von der jüngsten Ausgabe des Osservatore Romano. 
 

                            DIE NEUE DIKTATUR DES FORTSCHRITTS

Kardinal Siri machte in einer Ausgabe der Zeitschrift Diocesana Genovese diese pointierte Bemerkung: 

 "Parolen gibt es im Überfluss, während der Katechismus nicht gelehrt wird; "Pastoral“ wird ständig         erwähnt, während heilige Ämter allmählich aufgegeben werden; es wird vom Wort Gottes gesprochen –  und doch wird es gelehrt, als wäre alles ein Märchen. Es gibt Dissertationen über die Nähe zu Gott,     während gleichzeitig die Allerheiligste Eucharistie verspottet oder lächerlich gemacht wird. Zumindest   in der Praxis. Und das alles ist Fortschritt!"


Man hätte in den vergangenen Jahren denken können, daß Katholiken zumindest beginnen würden, dem Schattenland der 70-er zu entfliehen und ihren Pomp und Werke weit hinter sich zu lassen. LEider sehen wir heute in der Kirche eine neue Bemühung seitens einiger, den selben alten postkonziliaren "Fortschritt " voran zu bringen, den Kardinal Siri beklagt. Als "pastorales Modell“ wird uns ein modus operandi vorgegeben, die in den säkularisierenden Wirren der Jahre unmittelbar nach dem Konzil entstanden ist – ein modus operandi, die damals kläglich gescheitert ist und nach Gottes Gerechtigkeit immer wieder scheitern wird, da sie in Inhalt, Methode und Zielen antitraditionell ist.

In der Tat ist etwas Schlimmeres über uns gekommen: die Rückkehr der offenen Verunglimpfung, Ausgrenzung und Verfolgung von Traditionalisten. Auf die Emanzipationsproklamation (Summorum Pontificum) folgte ein neues Regime – ein Pharao, der Joseph Ratzinger sozusagen nicht kannte –, der die Absicht hatte, die Sklaverei wieder einzuführen oder bestenfalls eine strikte Trennung und Staatsbürgerschaft zweiter Klasse zu arrangieren. Mit den realistischen Worten von Don Ariel di Gualdo:

- Wir hatten das Zweite Vatikanische Konzil, aber in der Praxis kehrten wir in den folgenden Jahren in die Zeit zurück, die dem Konzil von Trient vorausging, mit ihrer Korruption und alarmierenden internen Machtkämpfen. Nach reichlich Diskursen bis zum Erbrechen über Dialog, Kollegialität – seit fast einem halben Jahrhundert [dies wurde 2013 geschrieben] – sind neue Formen von Klerikalismus und Autoritarismus entstanden. Die fortschrittlichen Verfechter von Dialog und Kollegialität wenden Aggression und Zwang gegen jeden an, der außerhalb des "religiös Korrekten“ denkt."

Unter normalen Umständen sollte "katholisch“ gleichbedeutend mit "traditionell“ sein. Heute bedeutet es das entschieden nicht. Mit dem Einsickern des Modernismus in die höchsten Ränge der Kirche kann es das für einige Individuen nicht bedeuten. Da jedoch Teil der Definition, ein Katholik zu sein, darin besteht – und immer bestehen muss –, sich an die Tradition zu halten, die uns von den Heiligen überliefert wurde, und kirchliche Traditionen in toto zu ehren und zu bewahren, folgt daraus, daß ein explizites oder implizites Festhalten an der Tradition für die Erlösung notwendig ist, während der Hass oder die Verachtung der Tradition ein Zeichen dafür ist, daß jemand die Absicht hat, sich von der Kirche Christi zu entfernen und dadurch seine Seele in Gefahr bringt.

Diese Angelegenheit beruht auf weit mehr als auf Vorlieben oder Neigungen einer bestimmten Person: Es geht um das Seelenheil. Evangelii gaudium oder "Freude des Evangeliums“ ist damit verbunden, die Wahrheit zu kennen, sie zu gegebener Zeit und zu Unzeit zu bekennen und mit der Entschlossenheit und Liebe daran festzuhalten. Möge Gott uns vor den falschen Freuden dieser Welt und all den neuen Evangelien bewahren, die nach Akzeptanz schreien!

                                   EIN WIDERSPRUCH VON BENEDIKT XV

Manchmal argumentieren unsere Kritiker folgendermaßen: Die Tradition ist offensichtlich ein wesentlicher Bestandteil des katholischen Lebens, und die Weitergabe und das Empfangen dieser Tradition eine wichtige Aufgabe der Kirche; aber das ist nur eine von mehreren. Tradition (so fährt dieser Einwand fort) ist weniger ein Wahrheitskriterium als vielmehr ein Mittel zur Erkenntnis der Wahrheit und bis zu einem gewissen Grad eine Garantie für Wahrheiten. Auch wenn die Notwendigkeit und der Wert der Tradition heute geleugnet werden, scheint dies kein ausreichender Grund zu sein, den Begriff zu wählen, um uns zu identifizieren. Wir sollten eine Wahrheit nicht überbetonen, die jemand anderes leugnet; vielmehr sollten wir ihm in unserem Denken den ihm gebührenden Platz einräumen. Kennen Sie am Ende die Kritik von Papst Benedikt XV. nicht? 1914 schrieb er in seiner Enzyklika Ad Beatissimi Apostolorum:

 -Es ist Unser Wille, dass Katholiken von bestimmten Bezeichnungen absehen, die in letzter Zeit verwendet wurden, um eine Gruppe von Katholiken von einer anderen zu unterscheiden. Sie sind nicht nur als "profane Wortneuheiten“ zu vermeiden, die sowohl mit der Wahrheit als auch mit der Gerechtigkeit nicht im Einklang stehen, sondern auch, weil sie unter Katholiken große Schwierigkeiten und Verwirrung hervorrufen. Das Wesen des Katholizismus ist so, daß er nicht mehr oder weniger zulässt, sondern als Ganzes eingehalten oder als Ganzes abgelehnt werden muss: "Dies ist der katholische Glaube, wenn den ein Mensch nicht treu und fest glaubt,  kann er nicht gerettet werden“ (Athanasisches Glaubensbekenntnis). Es ist nicht nötig, dem Bekenntnis zum Katholizismus irgendwelche qualifizierenden Begriffe hinzuzufügen: es genügt, wenn jeder verkündet: "Christus ist mein Name und Katholik mein Nachname“, möge er sich nur bemühen, in Wirklichkeit so zu sein, wie er sich selbst nennt.

Was kann man zu einer solchen Argumentation sagen?

Benedikt XV. hat sicherlich Recht, daß verwirrende oder unverschämte Qualifizierungen vermieden werden sollten – subjektive Kategorisierungen wie progressiv, modern, zeitgenössisch, liberal oder konservativ, die dazu neigen, säkulare Politik, Soziologie und Religion zu verwechseln. Zum Beispiel kann man eigentlich kein "liberaler Katholik“ sein, weil dies ein Widerspruch in sich ist. "Zeitgenössischer Katholik“ ist entweder tautologisch (da jeder heute Lebende ipso facto zeitgenössisch ist) oder rebellisch (sich gegen den Katholizismus der Vergangenheit zu definieren, was einfach darauf hinauslaufen würde, sich selbst von der großen Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten auszuschließen). Der Begriff "konservativer Katholik“ hat auch keine große Bedeutung, weil er völlig im Unklaren lässt, was konserviert wird und warum. (In jedem Fall ist Konservatismus nichts anderes als Liberalismus in Zeitlupe.) Es könnte eine ganze Reihe solcher Qualifikationsmerkmale geben, die entweder konzeptionelle Widersprüche beinhalten oder nichts Wesentliches und Relevantes vermittel

              DAS ABZEICHEN MIT EHRE UND WAHRHAFTIGKEIT TRAGEN

Es gibt aber eine ganz bestimmte und vertretbare Art, sich selbst einen traditionellen Katholiken oder sogar einen Traditionalisten zu nennen und diesen Namen als Ehrenzeichen zu tragen.

Der katholische Glaube ist entgegen der Tendenz der Argumentation der Einwände nicht nur an die Tradition gebunden, er existiert tatsächlich im Modus der Tradition, also im Modus des Überlieferten; und nur so lebt und bewegt er sich und hat sein Dasein. So wie der allmächtige Gott uns nicht durch ein abstraktes metaphysisches System, sondern durch eine chaotische und langwierige Geschichte gerettet hat, so hat er auch die Katholische Kirche und ihre Lehre und ihr Leben als eine Realität errichtet, die den Aposteln anvertraut und von ihnen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurde.  Während man einen Katechismus haben kann, der sich liest, als wäre er vom Himmel gefallen, mit einem objektiven und zeitlosen Inhalt (ein Stil, der zweifellos für einen Katechismus sehr geeignet ist), ist der Glaube eine lebendige Realität, die bestimmten auserwählten Völkern in die Hände gelegt und übergeben wird und von ihnen an uns, die wir jetzt glauben. Im weitesten Sinne ist die Gesamtheit der Offenbarung – einschließlich der Heiligen Schrift – Teil der Tradition. Auch die Schrift ist der Kirche übergeben und von ihr an uns weitergegeben worden.

Diese Übertragung ist integral, vollständig, unverfälscht und im Wesentlichen unveränderlich, wie es der heilige Vinzenz von Lérins sieht. St. John Henry Newman zeigt mit rigoroser Argumentation, wie die legitimen Entwicklungen, die sich historisch ereignet haben, nicht den Körper der Wahrheit beeinflussten, sondern sozusagen ihre Kleidung, oder, um es anders auszudrücken, nicht die Wahrheit des Wortes, sondern die Fülle  seiner verbalen Ausdrucksmöglichkeiten. Während die Krise der Moderne auf viele Arten verstanden werden kann, ist der springende Punkt die Übernahme eines hegelianischen (obwohl man genauso gut darwinistisch oder marxistisch sagen könnte) Verständnisses der Entwicklung der Lehre: was wir jetzt glauben, wie wir praktizieren und beten, sind und sollten anders sein als früher, einfach weil unser Alter anders ist – unsere Erfahrungen, Gefühle, Mentalität, Wissenschaft anders sind. Der traditionelle Katholik weist diese hegelianische Täuschung entschieden zurück und bekräftigt die vinzentinische/newmanische Einheit der Offenbarung, wie sie im Laufe der Zeit überliefert wurde, wobei die Führung des Heiligen Geistes die Kirche in die Fülle der Wahrheit führt.

Wenn man einmal davon ausgeht, daß es eine über Jahrhunderte überlieferte und organisch gewachsene ganzheitliche Wahrheit gibt, dann muss es möglich sein, daß aufgrund der Sünden der Christen Abweichungen und Verderbnis eintreten können. Häresie ist immer möglich; Missverständnisse, Verzerrungen, Überbetonung, Unterbetonung, Säkularisierung, all diese Dinge können passieren; und wenn sie passieren, beginnen sie, "den Glauben, der einst den Heiligen überliefert wurde“, in den Seelen von Personen zu untergraben, die in der Kenntnis und Ausübung des Glaubens nicht stark sind – einschließlich bei Mitgliedern der Kirchenhierarchie.

Bekanntestes Beisüiel dafür war England zur Zeit der Reformation, als alle Bischöfe außer St. John Fisher sich den Machenschaften von König Heinrich VIII. anschlossen. Wir sehen es heute in der klaren Spaltung zwischen den Bischöfen, die die authentische katholische Lehre über Ehe und Familie akzeptieren und lehren, und denen, die dies nicht tun, oder zwischen Bischöfen, die wissen und klar sagen, daß die Katholische Kirche die einzig wahre Kirche Christi ist, zu der alle gehören, daß Protestanten von Gott aufgerufen sind, zurückzukehren, und diejenigen, die den Menschen raten, entweder vorübergehend oder dauerhaft in ihren objektiv falschen Positionen zu bleiben.

                                        EIN UNTERSCHEIDUNGSMERKMAL

Genau an dieser Stelle taucht ein Punkt auf, der, würde ich sagen, Traditionalisten von anderen Katholiken unterscheidet. Ein Traditionalist hält es für möglich – und das ist tatsächlich geschehen –, daß ein Papst oder ein Konzil eine Sprache oder Liturgie einführen könnte, die von der Beständigkeit, Integrität und Reinheit der katholischen Tradition in ihrer „empfangenen und genehmigten“ Form abweicht, nicht in auf eine Weise, daß dem Dogma offen widersprochen oder die Sünde befohlen wird, aber auf eine solche Weise, daß Lehren durcheinander gebracht, zu Irrtümer eingeladen wird, Abweichungen verbreitet werden. Wenn so etwas geschehen ist, so besteht die Lösung darin, das Alte, Ehrwürdige und Beständige nicht über Bord zu werfen, sondern das, was davon abweicht, als unzureichend und gefährlich zu beurteilen und am Bewährten festzuhalten.

Kehren wir zum Punkt von Papst Benedikt XV zurück. Der an „katholisch“ angehängte Zusatz „traditionell“ ist ebenso kohärent und aussagekräftig wie der vertraute Zusatz „römisch“ – nein, weitaus mehr, da "römisch“ von den weniger Gebildeten als Behauptung interpretiert werden könnte, daß alle Katholiken dem Lateinischen Ritus angehören, was vollkommen unwahr ist, während "traditionell“ betont, daß unser Glaube in der singulären Form eines Depositum fidei zu uns kommt, das von Christus dem Herrn seinen Aposteln und von ihnen ihren Nachfolgern mit dem wesentlichen Inhalt des Glaubens und der Moral weitergegeben wird,  die sich nie ändern, und deren unmittelbare Echos, wie Liturgie, Mönchtum und katholische Soziallehre, sorgfältig bewahrt, gehütet, bereichert und weitergegeben werden.

Kurz gesagt, wenn die Dinge im sprichwörtlichen Staat Dänemark nicht so faul wären, wäre "traditionell katholisch“ eine Redundanz, weil es keine andere Art geben würde, von der man sprechen könnte; aber in einer Welt, in der man nicht-traditionelle und anti-traditionelle Menschen findet, die sich selbst als Katholiken bezeichnen, trennt ein klarstellender Name den (formellen oder materiellen) Modernisten vom Anti-Modernisten. In einem Zeitalter zunehmender Dunkelheit wird eine solche Klarheit dringend benötigt und von denen sehr geschätzt, die nach grundlegenden, nicht oberflächlichen Lösungen suchen.

     ABER IST ES NICHT PHARISÄERHAFT; SICH SELBST "TRADIRIONELL" ZU NENNEN? 

Es wird manchmal behauptet, daß der traditionelle Katholizismus mit einer stolzen Haltung verbunden ist, die es unmöglich macht, sich als traditionell zu bekennen, ohne pharisäerhaft zu sein.

Eine solche Behauptung ist zu einfach und zu eng. Es besteht die Gefahr von Stolz oder Pharisäismus in jeder wahren Beschreibung von sich selbst: christlich, katholisch, römisch-katholisch, Traditionalist. Zu sagen "Ich bin ein Christ“ ist eine echte Prahlerei für den Hl. Paulus und für jeden Märtyrer, der für Jesus Christus gestorben ist, einschließlich der gottesfürchtigen Opfer des islamischen Extremismus. Sollen wir sagen, daß der Titel abgeschafft werden sollte, weil es jemanden geben könnte, der zu sehr im Titel eines Christen schwelgt und sich für besser hält als seinen ungläubigen Nachbarn? Man könnte genauso gut die Taufe vermeiden, die uns ohne unserer eigenen Verdienste wirklich besser macht, als wir vorher waren, und viel besser dran als jeden Ungläubigen.

Die Gefahren des Stolzes gibt es in jeder Phase des Lebens. Wie die wokus-pokus-Pseudoreligion bewiesen hat, ist die Gefahr stolz auf seine angebliche Weltoffenheit oder Freiheit von Ideologien, die eigene Immunität gegenüber Urteilsvermögen, die ausgewogene Zustimmung zur Machtübernahme, die allen institutionalen Realitäten zugrunde liegen. Paradoxerweise kann man ein Pharisäer der Aufgeschlossenheit sein, Ideologe des Dialogs, Dogmatiker, der sich weigert, zu dogmatisieren. Man kann Simplifizierer sein, indem amn jeden, der eine starke Linie vertritt als Einfaltspinsel betrachtet. 

Der einzige, der Stolz, Wertung und Ideologie entkommen kann, ist derjenige, der seinen Geist vollständig einem objektiven äußeren Maßstab unterwirft, jemand, der sein Herz einem anderen unterwirft, den er ohne Einschränkung liebt. Der traditionelle Katholik ist einer, der sagt: Es gibt einen solchen Standard, und es ist die göttliche Offenbarung, die uns in der Schrift und der Tradition mitgeteilt und vom ewigen Lehramt gehütet wird. Es gibt einen so geliebten Herrn Jesus Christus, dem absolut alles – alle menschlichen Handlungen und Leiden, alle Künste und Wissenschaften, alle Kulturen und Regierungen, Städte und Nationen – bewusst zugeordnet werden muss, wenn sie ihren von Gott gegebenen Zweck erreichen sollen . Und wenn sie nicht so zugeordnet sind, sind sie mit der Zeit zu Schwäche, Perversion, Anarchie und Selbstmord verurteilt. Der Traditionalist kann diese Positionen demütig aufrechterhalten, weil sie wahr sind. Es ist schließlich die Wahrheit, die uns befreit.

Der Traditionalist möchte demütig empfangen, was der Herr gegeben hat. Er möchte sein Herz weit öffnen für ein gesegnetes Erbe, das immer so viel größer ist, als sein eigener begrenzter Verstand begreifen, geschweige denn verbessern kann. Der Stolz des modern(istischen) Katholiken besteht darin, sich seinem katholischen Erbe überlegen zu fühlen – man könnte sagen, in einer Position „selbstversunkener prometheischer neopelagischer“ Kreativität gegenüber dem, was Jahrhundert für Jahrhundert hingebungsvoll überliefert wurde. Die Urteilsfähigkeit des modernen Katholiken zeigt sich in seiner ablehnenden Haltung gegenüber Traditionen und dem Traditionalisten, der sie liebt, den er nicht als Liebhaber der vollen Breite und Tiefe Christi und seiner Kirche sehen will und mit dem er es leicht findet Karikatur als engstirniger, starrer, freudloser Pelagian, et cetera.

Wir freuen uns daher, uns traditionelle Katholiken (oder Traditionalisten) zu nennen, was nicht ablenkt, sondern die Herrlichkeit unseres christlichen Namens und katholischen Nachnamens artikuliert und entschlossen verteidigt. Und nicht weniger wahr ist, daß auch die Mahnung Benedikts XV. an jeden von uns gerichtet werden kann: „Möge er sich nur bemühen, in Wirklichkeit das zu sein, wie er sich selbst nennt.“

Quelle: P. Kwasniewski, OnePeterFive

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