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Donnerstag, 21. September 2023

Die Natur ist unsere Schwester, nicht unsere Mutter...

Robert Barron, der Bischof von Wynona, Rochester,  erklärt in einem Beitrag für  firstthings lesenswert, warum wir die Natur als unsere Schwester und nicht als unsere Mutter betrachten sollten. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DIE NATUR IST UNSERE SCHWESTER, NICHT UNSERE MUTTER"

Erst vor wenigen Wochen habe ich beim Jahrestreffen der G.K.Chesterton-Gesellschaft gesprochen. Thema der Konferenz war der Hl. Franziskus, weil in diesem Jahr der 100. Jahrestag der Veröffentlichung von Chestertons klassischem Buch über die mittelalterlichen Heiligen begangen wird. Im Verlauf seines Vortrags lenkte Dale Alquist, der Präsident der Gesellschaft, unsere Aufmerksamkeit auf Chestertons Bemerkung, daß wir gemäß dem Hl. Franziskus die Natur nicht als unsere Mutter sondern eher als unsere Schwester betrachten sollten, weil wir den selben Vater haben. 

Verständlicherweise fühlen wir uns als Beschützer unserer lieblichen Schwester und das ist die Basis eines gesunden, biblischen und katholischen Gefühls für Umweltschutz. In seiner berühmtesten Schrift, dem Sonnengesang, verleiht der Hl. Franziskus seiner tiefen Liebe zu "Bruder Sonne und Schwester Mond", für "Schwester Wasser" und unsere "Schwester, Mutter Erde" eine Stimme. Obwohl sie in einem analogen Sinn unsere Mutter sein könnte,  bleibt die Erde für Franziskus vor allem unsere Schwester. Chesterton stimmte zu. Wenn wir die Natur als unsere Mutter analysieren, kehren wir, dachte Chesterton, zu einem Heidentum zurück, der zu einer Anbetung der Schöpfung führt, die immer in Unheil resultiert. 

Daran dacht ich vor kurzem als och einen neuen kurzen Film der Apple-Corporation sah, der in den Sozialen Medien die Runde machte. Er zeigt ein Team von Apple-Technikern in einem makellosen, postmodernen Sitzungssaal.  Sie werden von Tim Cook, dem Chef des Unternehmens, geleitet. Jeder bereitet sich nervös auf die Ankunft eines besonderen Gastes vor, den sie verzweifelt beeindrucken möchten. Und keiner scheint unruhiger zu sein als Cook, was den Zuschauer nur noch mehr verwirrt; Wer könnte die Person sein, die die Führungsetage von Apple einschüchtern kann? Der Präsident der USA? Oprah? Der Dalai Lama?  Es stellt sich heraus, niemand so niedriges, wie sich herausstellt, weil Mutter Natur persönlich in den Konferenzraum kommt, verkleidet als eine eher mürrische Frau mittleren Alters. 

Was sofort auffällt ist die Kombination von Ehrfurcht und Angst in den Gesichtern bei denen rund um den Tisch, eine Reaktion, die man nur als "religiös" beschreiben kann. Sie wollen sie von ganzem Herzen beeindrucken, haben aber eine so tödliche Angst, daß sie vielleicht kehn ihren Bemühungen nicht ausreichend besänftigt sein könnte. Dann beginnen sie der Göttin Opfer zu präsentieren, versprechen ihr, daß Apple bereit ist, zum Schutz der Umwelt sehr weit zu gehen, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern, weniger Energie zu verbrauchen usw.  Nach jedem Zugeständnis stellt Mutter Natur ein Reihe von skeptischen Folgefragen: nachdem sie am Ende vom Apple-Team das Versprechen von "Null-CO2" bekommen hat, gelingt ihr ein laues "okay"und verläßt den Raum, und verspricht -nicht ohne eine kleine Drohung-nächstes Jahr wiederzukommen und ihren Fortschritt zu überprüfen.


Wenn ich zu Chesterton zurückkehren darf, den großen englischen Schriftsteller, der bekannterweise sagte, daß wenn die Menschen aufhören an Gott zu glauben, sie nicht anfangen, an nichts zu glauben- sie fangen an, alles zu glauben. Unser religiöser Instinkt ist so groß, daß sogar- wenn wir den wahren Gott nicht verehren-  wir uns immer bemühen werden, etwas anzubeten: unser Land, unsere Kultur, einen politischen Führer, unseren eigenen Willen etc. In den Gemütern vieler der religiös Distanzierten heute ist die Standard-Gottheit die Natur selbst - was zurück zur klassisch heidnischen Weltanschauung führt. Für die alten Griechen und Römer waren die Götter im Wesentlichen Personifikationen der Naturgegebenheiten: Erde, Himmel, Feuer, Meer, Tod und Wiedergeburt, Vegetation. Wenn wir die symbolischen Geschichten  betrachten, die die Alten über diese launischen Gottheiten erzählten, sehen wir, wie scharfsinnig sie waren. Die Erde ist wunderschön und tödlich; der Himmel ist lieblich und der Tod kann von ihm herabregnen; das Meer ist manchmal ruhig und verlockend und manchmal ertränkt es  uns ohne Mitleid. Der Punkt ist, daß die Natur wunderbar und mächtig, aber letztendlich für uns gleichgültig. Wenn wir also über die Wertschätzung und den Schutz der Natur hinausgehen und beginnen, sie zu verehren, begeben wir uns in die Hände eines schrecklichen und unpersönlichen Meisters.

Bemerkenswerterweise stoßen die ersten Verse der Bibel die Naturgötter von ihrem Sockel. Alles, was in diesen lyrischen Zeilen der Schöpfungserzählung erwähnt wird – Erde, Himmel, Sonne, Mond, Tiere, Pflanzen – wurde irgendwann in der Antike verehrt. Der Autor der Genesis sagt immer wieder: "Nein, sie sind nicht göttlich; sie werden erschaffen.“ Gewiss, sie treten von Gott in einer stattlichen und schönen liturgischen Prozession hervor, und die letzten Geschöpfe – Mann und Frau – sind dazu bestimmt, durch ihre Geistes- und Vorstellungskraft alle Geschöpfe in einem Lobgesang für den gemeinsamen Vater zusammen zu führen. Aber die Natur ist unsere Schwester, nicht unsere Mutter – Gott sei Dank. Gerade weil die Natur uns gegenüber unpersönlich und gleichgültig ist, werden unsere Opfer ihr gegenüber nie ausreichen und uns schwächen. Die gute Nachricht der Bibel ist, daß der wahre Gott ein Mensch ist, der uns liebt, und daß sich jedes Opfer, das ihm gebracht wird, letztendlich zu unserem Nutzen auswirkt, denn "die Herrlichkeit Gottes ist ein Mensch, der völlig lebendig ist.“

Wenn man wissen will, wie religiöses Leben aussieht, wenn sie den wahren Gott verlassen und sich der Verehrung der Natur zuwenden, schauen Sie den jüngsten Apple-Film genau und gut an und fragen Sie sich, ob diese mürrische, einschüchternde, endlos fordernde und schließlich unpersönlcihe Göttin für Sie ist. "

Quelle: Bischof R. Baron, firstthings

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