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Montag, 20. November 2023

Fr. J. Zuhlsdorf zum gestrigen 6.Sonntag nach der Offenbarung

Fr. J. Zuhlsdorf kommentiert bei OnePeterFive die Lesung des gestrigen Sonntags aus dem 1. Brief des Hl. Paulus an die Thessaloniker und vergleicht den Glauben des Völker-Apostels, von Silas und Timotheus mit unserem heutigen Glauben und dem Glauben der heutigen Kirche.
Hier geht´ s zum Original:  klicken

"DER 6. NACH DER OFFENBARUNG VERBLEIBENDE SONNTAG: WENN MAN LIEBT, WILL MAN MEHR"

Der vorletzte Sonntag des Liturgischen Jahres bringt uns eine Perikope aus dem 1. Brief des Hl. Paulus an die Thessaloniker  1: 2-10. Der Paulus-Brief könnte zusammen mit dem Galater-Brief einer seiner frühesten sein. Einige Gelehrte denken, daß er der früheste Teil des Neuen Testamentes sein könnte.

Der Thessaloniker-Brief ist in modernem Griechisch geschrieben. Paulus war dort und bekehrte sowohl Heiden (daher die Bezugnahme auf die Götzen)  als auch Juden. APG 17 informiert uns über Paulus und seinen kurzen Aufenthalt um griechischen, aber römisch unterworfenen Thessaloniki . Die Predigten von Paulus, Silas und Thimotheus muss Beschreibungen von Christus als König und Herr enthalten haben. Ihrer jüdischen Widersacher  erzeugten in der Stadt einen Aufruhr und zerrten sie vor die Autoritäten mit der Beschuldigung wegen Verrats, weil sie sagten, da es einen anderen König als Cäsar angesichts des frühen Datums - Claudius, gab. Danach gingen sie sofort nach Beröa. Die Juden in Thessaloniki wiegelten auch die Beröaner auf, woraufhin Paulus nach Athen aufbrach, während Silas und Timotheus dort blieben. 

So arbeiten die Feinde Christi -sogar heute, oder wenn Sie einen einmal als Ziel haben, wiegeln sie andere unablässig und blindlings auf-

Im 1. Thessaloniker gibt Paulus einige Neuigkeiten über sich selbst und andere Mitarbeiter bekannt, spricht über Timotheus und geht dann zu anderen Themen über, mit denen die Ortskirchen es zu tun hatten, einschließlich der Probleme mit dem Christlichen Glauben über den Tod, die Wiederkehr Christi und das Ende der Zeiten (S. Kap.4).Aber unsere Lesung des heutigen Tages, die der Vorstellung gewidmet ist und die Grüße in Vers 1 enthält (ausgelassen) und dann einen Paragraphen der Danksagung an seine Zuhörer (in der Antike wurden Briefe laut vorgelesen).

Es gibt einige historische biblische Kontexte. Schauen wir auf unsere Lesung in der RSV:

[Brüder] wir danken Gott immer für euch alle, und erwähnen euch dauernd in unseren Gebeten und erinnern vor unserem Gott und Vater an eure  Glaubens-Arbeit und die Arbeit der Liebe und Standhaftigkeit der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Denn wir wissen, von Gott geliebte Brüder, da er euch erwählt hat; Denn unser Evangelium ist nicht nur in Worten zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und mit voller Überzeugung. Ihr wisst, welche Männer wir euretwegen unter euch waren. Und ihr seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, denn ihr habt das Wort in großer Bedrängnis angenommen, mit Freude, inspiriert vom Heiligen Geist; damit du allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja ein Vorbild wurdest. Denn nicht nur ist das Wort des Herrn von euch in Mazedonien und Achaja ergangen, sondern euer Glaube an Gott ist überall verbreitet, sodass wir nichts zu sagen brauchen. Denn sie selbst berichten von uns, was für eine Aufnahme wir unter euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um einem lebendigen und wahren Gott zu dienen und auf seinen Sohn vom Himmel zu warten, den er von den Toten auferweckt hat, Jesus, der erlöst uns vor dem kommenden Zorn.


Paulus spricht bereits in seinem frühesten Brief von der Dreieinigkeit und spricht deutlich von Vater, Sohn und Heiligem Geist (V. 5). Die Tatsache, daß dies im einleitenden Teil des Briefes steht, setzt voraus, daß Paulus die Thessalonicher eine Theologie eines dreieinigen Gottes gelehrt hatte. Er wollte sie nicht gleich mit etwas Neuem überraschen! Außerdem erwähnen wir in Vers 3 die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Später im Brief wird das Thema der Hoffnung bei der richtigen Lehre über den Tod der Christen und die Auferstehung im Mittelpunkt stehen.

Der Heidenapostel berichtet, wie die gläubigen, bekehrten Heiden seine Predigt begrüßten. Das "Evangelium“ kam zu ihnen in "Kraft“ und mit "dem Heiligen Geist“ (V. 5). Der Hinweis auf "Macht“ bedeutet wahrscheinlich, daß er Dämonen austreibt und Kranke heilt, also Wunder wirkt, wie wir sie in der Apostelgeschichte sehen. Wunder waren schon immer ein Beweis für die Wahrhaftigkeit und Autorität der Kirche, weshalb wir Gott heute um Wunder bitten sollten, sowohl zur Abwehr von Schaden, als auch zur Heilung. Als nächstes sagt Paulus den Thessalonichern, daß sie ein gutes Beispiel für andere Gemeinschaften sind. Unter anderem wandten sie sich "von Götzen ab“, was vor allem ein heidnisches Anliegen der Nichtjuden sei. Das ist lobenswert. Sie haben sich dem "lebendigen und wahren Gott“ zugewandt, ein schöner jüdischer Ausdruck aus dem Alten Testament.

Wie schrecklich wäre auch nur der Anschein eines Rückfalls in die Götzenverehrung oder etwa Ähnliches.

Paulus kommt darauf zurück, einen besonderen Aspekt der Christen von Thessaloniki zu loben, nämlich ihren Glauben (Verse 2 und 8), der sie für Gläubige anderswo zu "einem Vorbild“ gemacht hat. Es handelt sich nicht nur um einen theoretischen Glauben, wie man ihn in einem Buch studieren könnte. Es ist, wie Paulus schreibt, "das Werk des Glaubens … to érgov písteos“, das in dieser Passage eng mit dem Ausdruck "Mühe der Liebe … kópos agápes“ verbunden ist. Kópos ist "Mühe“ und "ein Ärgernis, etwas, das intensive Arbeit mit Mühe verursacht“. Beide, ihr érgon und ihre kópos, sind konkret, das, was aus dem Glauben kommt, und das, was aus der Liebe, Agape, kommt, wobei letzteres das ernstere und schwierigere ist und daher das Lob des Paulus und seinen Ruf unter anderen Christen verdient. Dabei geht es natürlich weder darum, die Hoffnung zu vergessen, noch die theologischen Tugenden gegeneinander auszuspielen. Sie sind miteinander verwoben.

Eine Strähne, die ich aus dem Strang der Tugenden herausziehe, ist daß Paulus durch Wort und Geist und Wunder, die er in ihrer Gegenwart wirkte, viele bekehrte und ihnen große Überzeugung brachte. In Kor. 1 15:3 schreibt Paulus "tradidi enim vobis quod accepi"

Um auf den Glaubensaspekt zurückzukommen, können wir eine Unterscheidung treffen und unseren Blick auf diese alte christliche Momentaufnahme in die Gegenwart übertragen.

Paulus muss gehört haben, daß in Thessaloniki Verwirrung über die Letzten Dinge herrschte. Das ist der Hauptgrund, warum er schrieb. Er wusste, daß die Menschen dort einen starken Glauben hatten, durch den sie an die grundlegenden christlichen Wahrheiten glaubten (wie die Herrschaft Christi, die Auferstehung und den dreieinigen Gott). Er erfuhr, daß es Dinge gab, die den Glauben, den sie glaubten, festigen konnten (was er in Kapitel 4 konkreter tun sollte). Wir können heute auch über den Glauben im Sinne von "in dem“ und 2durch was“ sprechen. Mit lateinischen Begriffen gibt es ein "fides quae Creditor“ (in dem) und ein "fides qua Creditor“ (durch das). Ersteres studieren und analysieren und merken wir uns und diskutieren usw. Wir lernen es in Katechismen und geben es mit Erläuterungen weiter. Letzteres ist die eingegossene Gabe des Heiligen Geistes. Diese beiden Facetten derselben Medaille wirken zusammen: unsere Fähigkeiten und Gottes Gnade, die unsere natürlichen Gaben steigert und vervollkommnet. Gnade vervollkommnet die Natur.

Denken Sie bei diesen Unterscheidungen auch daran, daß der wahre Inhalt des Glaubens eine Person ist, die göttliche Person des Wortes, unseren Herrn Christus Jesus. Er steht in und hinter und vor allen Wahrheiten, die wir seit der apostolischen Tradition treu empfangen haben. Wenn die Kirche lehrt, lehrt er.

Er ist der Inhalt. Wir können deshalb eine wahre Beziehung der Liebe mit dem Inhalt unseres Glaubens.haben.

Deshalb ist es so schockierend zu hören, daß irgendein Christ, viel weniger noch ein Nachfolger der Apostel vorschlägt, daß sogar die Apostolische Tradition verworfen werden muss, weil es eine "Tradition" ist. Die "Weitergabe der Tradition" ist der wahre Kern unserer Identität. Wenn er das wirklich glaubt, könnten wir ihn bitten, sein Gehalt zurück zu zahlen, weil er im Endeffekt für die Vernichtung seines eigenen Jobs plädiert.

Wenn man liebt, will man mehr. Es ist teuer, aber die Kosten zählen nicht. Wenn man liebt, will man daß auch andere das haben, was man hat. Es ist teuer, aber die Kosten zählen nicht.

Heute neigen wir dazu, Liebe mit einem Wirbel guter Gefühle verwechseln, wie eine frühe romantische Beziehung. Aber die wahre Liebe ist ein Entschluss nicht nur ein Impuls.

Ich bin ziemlich sicher, daß jene von uns, die einen ungeschmälerten, ungestörten Sinn für Tradition haben, jetzt die Liebe von "der Kirche" nicht fühlen. Der einzige Gefühlswirbel von dem ich im zeitgenössischen Jargon "woker" Apparatschiks höre, ist daß sie darauf abzielen, X gegen Y zu überdauern. Die aufopfernde Liebe, Barmherzigkeit bedeutet, die Schläge einzustecken. Sie ist teuer, aber die Kosten zählen nicht mehr. Wir wissen, wer der wahre Inhalt ist.

Wir sind sowohl intellektuell als auch emotional. Das kommt in der Spannung von fides quae und fides qua zusammen, unsere willentliche Wahl zu wissen und zu lieben. Immerhin hat Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen, um in seinem Sinn zu handeln. Er handelt, um zu wissen, zu wollen und zu lieben. Katholiken, die ihren Glauben wirklich lieben, sollten keinen wirren Kram, keine Kontroversen brauchen, zu denen sie in ihren Katechismen und ihrem fortwährenden Studium und Überdenken des Glaubens anspornen. Wir sollten vor Verlangen brennen, immer mehr und immerwährend mehr zu wissen.

Andererseits war es nicht Winston Churchill, der sagte;"Lass keine gute Krise ungenutzt vorübergehen"?

Wir sollten keine Krise brauchen, die uns dazu treibt unseren Glauben besser kennen zu lernen. ABER! Wir haben einen! Da ist ein Glaube; um zu lernen und zu lieben. Da ist eine Person, die man lernen, lieben und geben kann.

Könnten wir uns die Sprache der Linken und ihre hinterhältigen Taktiken zu eigen machen und vorschlagen, daß wir Katholiken "Basisgemeinschaften“ des Studiums und des Gebets bilden könnten? Geistige und körperliche Werke der Barmherzigkeit? Ritualisierte Andachtspraktiken? Oh, Moment mal. Die hatten wir. Sie werden "Pfarreien“ genannt. Traditionalisten sind diese Orte derzeit jedoch verboten. Hmmm. Interessanter Zufall.

Unsere Vorfahren, Paulus und die Thessalonicher, begannen bei Null … mit einer Leere, die sie mit Vater, Sohn und Heiligem Geist füllten, mit konkretem Handeln, sowohl mit dem Glauben, den wir lernen und weitergeben können, als auch mit dem Glauben, mit dem wir persönlich in Beziehung stehen. Sie waren anderen gegenüber vorbildlich. Werden wir nicht dasselbe sein? Sicherlich können wir bei der Rückschau auf die Jahrhunderte und auf das Beispiel der Heiligen in der gegenwärtigen Krise Lösungen finden, nicht nur um zu überleben, sondern auch um zu gedeihen, weil die Erfahrung der Märtyrer der "Same“ der Kirche ist, auch wenn diese Erfahrung blutig ist oder aus unseren Tränen und dem Schweiß harter Arbeit besteht.

Quelle: Fr. J.Zuhlsdorf,OnePeterFive

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