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Sonntag, 11. Februar 2024

Heute vor 11 Jahren

am 11. Februar 2013 trat Papst Benedikt XVI - wie wir uns alle traurig erinnern- vom Petrinischen Amt zurück. Andrea Gagliarducci erinnert sich bei korazym.org aus der Perspektive des Vaticanisten an dieses grundstürzende Datum und kommentiert im Rückblick und spart nicht mit Kritik und Vorwürfen für die alten Widersacher und das zeitgeistliche Denken. Hier geht´s zum Original:  klicken

              "BENEDIKT XVI, 11 JAHRE SPÄTER"

Wenn ich den genauen Moment definieren sollte, in dem der Beruf des Vaticanisten sich änderte, würde ich nicht zögern, zu sagen, daß die Wasserscheide der Amtsverzicht Benedikts XVI vor 11 Jahren war. Weil der Rücktritt selbst schon ein verstörender Akt war, "aus der Box", plötzlich und deshalb schwer in die klassischen Kategorien einzuordnen. Und weil es nach dem Rücktritt eine Angst vor Veränderung, fast eine Krise der Ablehnung gab, in der entschieden werden würde, daß sich alles ändern würde, daß die Kirche ihr Narrativ ändern müßte daß sie zur Welt sprechen müßte aber von einem ebenbürtigen oder sogar subjektiven Gesichtspunkt aus. In dem am Ende due Arbeit mit den Medien zentral werden würde, weil es der Papst selbst war, der es zentral sie zentral machte, durch seine Gesten, seine Improvisationen, seine Schlagworte, dazu gedacht, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen.

Und dennoch- diese abgrenzende Geste Benedikts XVI bestätigte und bestätigt vor allem eine Krise. Nicht die Krise einer Institution, die des Pontifikates wie viele sagen, Das sagen sie wahrscheinlich, um nicht näher auf die viel tiefere Krise blicken zu müssen und um das Pontifikat als Sündenbock zu benutzen. Die wirkliche Krise betraf besonders die Kommunikation vom und über den Hl. Stuhl, die Schwierigkeit im Denken der Kirche etwas Gültiges und Wahres, das wiedergegeben werden konnte, zu erkennen.

Mit seinem Amtsverzicht zeigte Benedikt XVI der Welt vor allem. daß niemand ihn wirklich verstanden hatte. Er wurde der Panzerkardinal genannt, er wurde als strenger Hüter der Glaubenslehre definiert, als früherer Progressiver, der zum Weg des höchst finsteren Konservativismus konvertierte und deshalb ein Theologe, Kardinal, Kirchenmann und  später Papst, der bekämpft werden mußte.

Und dennoch hat Benedikt XVI mit seinem Amtsverzicht gezeigt, daß er immer noch der Theologe war, der für Kardinal Josef Frings einen  Bericht schrieb, der bei dern Konferenz in Genua 1961 vorgetragen wurde, Teil einer Serie von Konferenzen, die von der Columbianischen Stiftung organisiert wurde, die das II.Vaticanische Konzil vorbereitete. Ein Text der immerhin dazu aufforderte, den Knoten der Moderne zu lösen, um kraftvoll die Erneuerung der Kirche aufzunehmen, beginnend mit der liturgischen und mit  der Marianischen Beewegung.



Frisch vom Glauben aus beginnend, bedeutet allem im Namen des Glaubens neu auszurichten. Das war es, was erlaubte, das Denken Benedikts XVI  in außerordentlicher innerer Übereinstimmung im Namen des Glaubens beizuhalten, ohne je die Seiten zu wechseln, sondern indem er seinem Denken treu blieb. Es ist nicht Benedikt XVI, der sich der Denkmode beugte, es ist das Denken, das sich verschob und sich selbst als schwach, flatterhaft erwiesen hat, unfähig eine Struktur zu bewahren.

Wir hätten fähig sein müssen, die Signale zu lesen, die Benedikt XVI uns in seiner Zeit in der Leitung der Kirche gab, beginnend damit, daß das Kruzifix in dei Mitte des Altars gesetzt wurde, so daß der Bezugspunkt für die Gläubigen und den Zelebranten immer Christus sein sollte, sogar auf dem umgestoßenen Altar der post-konziliaren Reform der Liturgie, die Benedikt XVI nie widerrufen hat.

Wenn Christus im Zentrum von allem steht, wenn  es wirklich diesen tiefen Glauben gibt kann nichts ein Kampf um die Macht sein. Die Gesten Benedikts XVI sind als politisch interpretiert worden, als Versuch die Dinge zugunsten seiner Partei zu ändern. Sondern das war eine Lesart, die aus Vorurteil und persönlichem Selbstverständnis entstand. Aktionen und Gründe, die Benedikt XVI zugesprochen wurden, gehörten eher zu denen, die sie ihm zusprachen als zu Benedikt XVI.

So wurde das Pontifikat Benedikts XVI ein Pontifikat, das durch die Brille des Vorurteils gelesen wurde, zumindest in den säkularen Medien und sogar in einigen katholischen ;Medien, als diese in der postkonziliaren Diskussion den ideologischen Visionen beider Seiten  nachgegeben hatten.

Mit seinem Rücktritt ließ Benedikt XVI in einem einzigen Augenblick alle Mythen über sein Pontifikat und seine Person zusammenbrechen. Er zeigt, daß das Petrinische Munus  für ihn keine Bürde ist,s sondern eine Mission und daß es keine Macht ist sondern ein Dienst. Es gibt viele Verschwörungstheorien über den Rücktritt Benedikts XVI , zu denen sogar das internationale Finanzsystem gehört. Wahrheit ist, daß nichts Benedikt XVI zum Rücktritt bewogen hätte, alsdie Liebe für die Kirche und der Wunsch, einen Tempowechsel zu definieren, den er nicht hätte machen können.

Warum also soviel Druck rund um Benedikts Pontifikat? Und was ist mit dem annus horribilis 2010, als der Mißbrauchsskandal mit aller Gewalt explodierte und die Fälle wie nach einem Uhrwerkin die Medien gehämmert wurden? Genau weil alles auf den Glauben konzentriert war, und das war ein Glaube, der sinnvoll war, der vernünftig war. Aber die Vernünftigkeit des Glaubens ist gefährlich, weil sie zeigt,  daß es etwas Größeres gibt als die weltlichen Dinge. Die Vernünftigkeit des Glaubens ist autoritativ und Benedikts XVI Bücher waren de fatco erfolgreich, sie waren begehrt und wurden gelesen, wenn vielleicht auch nur, um sie zu kritisieren und Weihnachten 2012 bat sogar die Financial Times den damaligen Papst eine Überlegung zu veröffentlichen, die dann unglücklicherweise ins Zeitungsinnere verschoben wurden. Das war ein Zeichen dafür, wie das Denken der Kirche beurteilt wurde. (...)
Fortsetzung folgt...

Quelle: A. Gagliarducci, korazym org.

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