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Montag, 25. März 2024

Hinterläßt Papst Franziskus ein Erbe?

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican befaßt sich A.Gagliarducci mit dem möglichen Erbe, das Papst Franziskus hinterlassen wird und fragt, ob es jemanden geben wird, der es annimmt. Hier geht´s  zum Original: klicken

                    "PAPST FRANZISKUS - GIBT ES EIN ERBE?"

Papst Franziskus´ Beschluss, 10 Arbeitsgruppen zu bilden, deren Aufgabe über die Synode hinausgeht, ist eine Überlegung wert. Die einzelnen Gruppe sind interessant, wenn man über ihre Ziele nachdenkt, sowohl über das, das dazugehört als auch- was nicht. Die Mitspieler sind auch einer Betrachtung  wert. Wer sitzt an einem der Tische (und wer nicht) spricht zumindest für sich.

Einerseits will Papst Franziskus, daß der Synodale Weg garantiert weitergegangen wird-sogar nach dem Ende seines Pontifikates. Andererseits haben die aufmerksamsten Beobachter bemerkt. daß  in diesen 10 Arbeitsgruppen die kontroversesten Themen nicht vorgesehen sind. 

Da ist z.B. kein Platz für die Betrachtung des Frauenpriestertums oder irgendeine pastorale Versorgung für LGBT+Paare.

Die Kirchen des Byzantinischen Ritus haben den Vorteil großer synodaler Erfahrung,  haben jedoch einen Dialogtisch mit den Ostkirchen für die Zeit der Synoden-Versammlung gefordert. Auch Gemeindepriester sind in den Arbeitsgruppen vertreten.

Papst Franziskus führt den Synodalen Weg fort, indem er auf die Inhalte blickt, die bei den Diskussionen die größte Zustimmung finden. Die Synoden-Treffen haben den Vorschlag abgelehnt, die LGBTQ-Gruppen ausdrücklich zu erwähnen. Es war das Synoden-Treffen, das sich mit tausend Zusätzen befassen mußte, mit dem Text von rund 40 Seiten, dem zu Beginn der Woche zugestimmt worden war, einschließlich einer Kontrollfunktion für die Nuntien. 

Außerdem bringt Franziskus diesen Synodalen Weg durch eine Initiative voran, um die Synodalität ins Zentrum zurückzubringen. Es ist uns nicht entgangen, daß die Synode -wie üblich- Opfer von Pressure-Groups wurde, speziell der Medien, und daß das System von  Moderatoren  und Facilitatoren anstatt hilfreich für die Diskussion zu sein, wenigen Verfassern erlaubte, die Texte festzulegen, die später das Schlußdokument werden sollen. 

Die Frage ist aber, ob Synodalität als Erbe von Papst Franziskus betrachtet werden kann und on Papst Franziskus daran glaubt. Die Synode von einem Ereignis in einen Prozess zu verwandeln, war die große Herausforderung, die dem Papst von Kardinal Mario Grech anvertraut wurde. Das ist ein substantieller Mentalitätswechsel. Allerdings finden wir uns mit diesem Wechsel der Haltung selbst als Opfer von Lobbys und Pressure Groups wieder. Z.B. als angekündigt wurde, daß zum ersten mal eine bestimmte Quote von Laien an der 2023-Synode teilnehmen würden. Verschiedene Katholische Gruppen-selbst die mit guten Vorsätzen- versuchten sofort jemanden zu finden, der sie in der Versammlung repräsentieren sollte. 

Das signifikante Risiko besteht darin, die Synodal--Versammlung als Parlament zu betrachten, mit Stimmrecht, aber ohne das Recht zu entscheiden. So- besteht für den Synodalen Weg die Gefahr vorzeitig zu enden und alle enttäuscht zu hinterlassen: die, die eine traditionelle Synode wollten und  die, die wollten, daß die Synode einen wirklichen Wandel in der Kirche darstellt.

Die Einrichtung der Arbeitsgruppen wurde genau gefordert, um den Synodalen Geit wieder aufzunehmen. Sie zielte darauf ab, einige Ungleichgewichte ind Gleichgewicht zu bringen, indem jeder sprechen und Stellung beziehen durfte. Allerdings wird ein wahrer Wechsel viel Arbeit erfordern.


Papst Franziskus bleibt immer derjenige, der entscheidet. Das Risiko, daß die Synode eine  Art Humanae-Vitae 2.0-Effekt  (oder 3.0, wenn Querida amazonia 2.0 war) haben wird. D.h. daß die Medien sie mir Erwartungen beladen werden und jeden und alle auf eine Enttäuschung vorbereiten. 

Vielleicht dient die Entscheidung des Papstes, über die Synodenversammlung hinausgehende Arbeitsgruppen einzurichten, gerade dazu, den Humanae-Vitae-Effekt zu vermeiden. Abschließend gibt es nichts zu kritisieren, weil alles noch in Arbeit ist. Wir fragen uns jedoch, inwieweit die Rhetorik der ständigen Reformen weiterhin Bestand haben kann. Wenn die Synode dank der kontinuierlichen Arbeit ihres Sekretariats ein Gleichgewicht findet, führen andere Entscheidungen des Papstes zu neuen Ungleichgewichten: von der internen Reform des Vikariats von Rom über die neuen Statuten des Kapitels von Santa Maria Maggiore bis hin zu denen, die sich aus dem ergeben schwieriges Gleichgewicht zwischen dem Willen des Papstes und der Notwendigkeit, an der Realität festzuhalten ergeben; und wieder, von den etwas leichtsinnigen Worten zum Krieg in der Ukraine, die Kardinal Parolin dazu zwangen, den Papst in einem Interview zu erklären, bis hin zum Wunsch zum Dialog um jeden Preis, auch wenn dieser Dialog unangemessen wäre.

In der letzten Woche hat Papst Franziskus relativ wenig gearbeitet, dennoch haben seine Erklärungen und Entscheidungen viele Widersprüche hervorgerufen. Alles scheint jedoch vorübergehend zu sein. Niemand – außer vielleicht Kardinal Victor Manuel Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre – kann sicher sein, das Vertrauen des Papstes zu genießen.

Die Männer der Kurie können nicht einmal langfristige Pläne schmieden. Sie sind auf eine befristete Anstellung beschränkt (fünf Jahre verlängerbar um nur weitere fünf Jahre) und haben keine Aussicht auf einen tatsächlichen Verbleib. Angehende Diplomaten erleben, daß ihr Cursus Honorum durch ein Missionarsjahr unterbrochen wird, was den Einstieg in die diplomatischen Reihen verlangsamt – ein Problem, weil immer weniger zum Studium geschickt werden, um in der Diplomatie des Papstes zu arbeiten.

Kurz gesagt, es gibt eine Reihe kritischer Fragen in dem während des Pontifikats von Papst Franziskus geschaffenen System, die mit Blick auf die Zukunft angegangen werden müssen. Im Moment geht alles durch die Hände des Papstes. Für eine Weile wird es anders sein, aber wenn es keine klar definierte Struktur gibt, muss der nächste Papst alles von Grund auf neu aufbauen, was nicht einfach sein wird. Welches Erbe hinterlässt Papst Franziskus also seinem Nachfolger? Es gibt eine starke mediale Wirkung, die sich jedoch auf die Person dieses Papstes konzentriert, und die Idee eines Papstes, der sich für Menschen mit geringem Einkommen und den Randgebieten einsetzt, steht ebenfalls im Mittelpunkt dieses Papstes. Es gibt eine kuriale Institution in der Krise, eine Priesterklasse mit verletztem Stolz und eine Reihe von Entscheidungen, die sicherlich den Lauf der Geschichte verändert haben, aber jede Veränderung ging in eine Richtung, die zu Franziskus führte, der verschwinden wird.

Papst Franziskus blickt in den globalen Süden; Seine Worte (einschließlich derjenigen zum Frieden) stellen die Gedanken einer Welt dar, die sich durch diesen Papst endlich erlöst fühlt. Doch jetzt gilt es, ein neues Gleichgewicht zu finden, die Institutionalität wiederherzustellen und der Kirche eine zukunftsfähige Struktur zu geben. Von hier aus entstehen zunächst Papiere wie die von Demos II und Demos (alias Kardinal Pell), die Diskussionen zwischen den Kardinälen, die Debatten unter Priestern und sogar die Polarisierung zwischen Papst-Enthusiasten und Nicht-Enthusiasten. Das könnte das Erbe sein, das dieser Papst hinterlässt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wer es abholen will."

Quelle: A.Gagliarducci, Monday at the Vatican

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