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Dienstag, 23. Juli 2024

Das Römische Reich lebt in der Kirche fort...

Theo Howard veröffentlicht bei  OnePeterFive einen lehrreichen und  sehr interessanten Text über das Fortbestehen des Römischen Imperiums im heutigen Denken und über die Frage, wie oft Männer heute an das Römische Reich denken. Hier geht s zum Original:   klicken

                             "CIVIS ROMANUS SUM"

Einer der vernachlässigten Gründe warum Katholiken keine Nationalisten sein können (im ideologischen Sinn des modernen "National-Staates" als höchstes politisches Ideal) ist nicht nur, daß wir eine eine höhere spirituelle Treue als zum National-Staat haben, sondern, daß man sagen kann, daß wir auch  eine höhere politische  Loyalität haben. Das ist mir beim vergangenen Karfreitag klar geworden, als ich an einer der wenigen vor-1955-Messen des Zuvor-Heiligen teilnahm, in einer Welt, wo die traditionelle Kollekte für den Römischen Kaiser noch gebetet wird: 

Lasst uns auch für unseren Allerchristlichen Kaiser N. beten, das Gott der Herr alle barbarischen Nationen seinem Gehorsam unterwirft- zu unserem ewigen Frieden. Lasst uns beten. Lasst uns niederknien.

Allmächtiger und Ewiger Gott, in Dessen Hand ist alle Macht und alles Recht der Königreiche: sieh gnädig auf unser Römisches Reich, damit die Nationen, die auf ihren Hochmut und ihre Stärke vertrauen, durch die Macht Deiner rechten Hand besiegt werden. Durch eben denselben Herrn. Amen. 

Unsere Gemeinde-Gebete richteten sich ausdrücklich an den "allerchristlichsten (gewählten) Kaiser Carolum "- Karl von Habsburg- der, wie unser protestantischer König Charles III sicher von unserer Bitte um spezielle Regierungs-Gnade vom Allmächtigen Gott profitieren könnte. 

Letztes Jahr war es ein eher postmodernen Trend von Frauen in den Sozialen Medien, Männer zu fragen, wie oft sie an das Römische Reich denken. Zum Entsetzen vieler Frauen war die Antwort der Männer oft: wöchentlich oder sogar täglich. 

Ganz klar hat das Römische Imperium in den Geist des westlichen (selbst säkularisierten) Menschen einen unausweichlichen Archetypus eingeprägt. Eher als die Erklärung, die die softe "woke" Klassizistin Mary Beard gibt: daß "das Römische Imperium Männern einen sicheren Raum bietet, in dem sie Machos sein können" (auch wenn sie Recht damit hat, dass die Faszination männlich ist) . Liest man  The Iron Sceptre of the Son of Man: Romanitas as a Note of the Church von Dr Alan Fimister , ("Das eiserne Szepter des Menschensohnes Romanitas als eine Nachricht der Kirche")  könnte der Leser überzeugt sein, dass der wahre Grund für das Andauern der Mystik Roms übernatürlich ist. 

Die Kirche ist das Fortbestehen Roms (besonders in seiner weltlichen Macht) - gemäß dem Propheten Daniel  und die Kirche wuchs unter der Verfolgung durch das Imperium und dann unter seinem Schutz. Rom ist der Gegentyp der Stadt Gottes. Ein späterer Brauch, der die enge Verbindung zwischen dem Imperium und der Kirche verkörperte, war die Praxis, den Heiligen Römischen Kaiser bei seiner Krönung durch den Papst zum Diakon zu weihen - zum Kleriker,  der der wahre Pontifex maximus ist, dem dieser heidnische Titel  entweder von  Kaiser Gratian oder von Theodosius dem Großen verliehen wurde, so daß er sowohl als Laie als auch als Kleriker das Evangelium predigen konnte- als sein zeitlicher Fürsprecher und "Diener am Tisch" -indem er bei der Päpstlichen Messe für den Nachfolger des Hl. Petrus diente.



In seinem neuen Werk, legt der Historiker und Philosoph Alan Fimister eine Vision der Göttlichen Vorsehung in der grossen Synthese der Hebräischen, Griechischen und Lateinischen Tradition in der Vollendung der Heiligen Katholischen Kirche dar. Er bietet eines der umfassendsten und aktuellsten Argumente für die Kirche als Fortsetzung Roms und für Romanitas als Merkmal der Kirche.

Die Stärke des Römischen Reiches bei der Unterwerfung seiner Feinde – wie sie in der Karfreitagskollekte erbeten wird – in seiner vorchristlichen Zeit war, so der heilige Cyrill von Alexandria, die äußere Manifestation seiner inneren "praktischen Philosophie“. Es ist dieses Genie der "praktischen Philosophie“, das Rom die Fähigkeit verlieh, Institutionen zu bilden, Gesetze zu erlassen und eine gewisse Ruhe und Ordnung in die gesamte Mittelmeerwelt zu bringen, die in der Geschichte beispiellos ist. Im ersten Makkabäerbuch werden die Römer zweimal als "mächtig in ihrer Macht“ beschrieben, und der heilige Irenäus erkennt an, daß "durch ihre Vermittlung die Welt in Frieden ist und wir ohne Angst auf den Straßen gehen und segeln können, wohin wir wollen."

Fimister bietet eine interessante Diskussion über die westliche Auffassung von Romanitas im Vergleich zur östlichen. Der Westen sieht sie als speziell auf den Ort Rom beschränkt an. Die östliche Auffassung von Romanitas, insbesondere nach der Plünderung Roms durch die Goten im Jahr 410 n. Chr., sieht sie als Charisma des juristischen Primats, das an verschiedenen geografischen Orten ausgeübt werden kann. Fimister verfolgt die Selbstidentität der Kirche als römisch bis zur ersten dogmatischen Konstitution des Ersten Vatikanums, Dei Filius, zurück und betont ausführlich, dass die Romanitas der Kirche ganzheitlich ist und sich auf die Stadt Rom konzentriert, aber nicht auf die lateinische Kirche beschränkt ist. Er erinnert den Leser daran, daß die Vorstellung des "Byzantinischen Reichs“ eine historische Fata Morgana ist und daß das Selbstverständnis des Reiches von Neu-Rom die Römische Identität der gesamten Kirche nur verstärkt.

Fimisters Expertise in politischer Philosophie ist offensichtlich und für die Themen des Buches relevant. Es enthält eine äußerst interessante Ausarbeitung, in der er die republikanische Verfassung Roms (die viel länger Bestand hatte, als man gemeinhin denkt) mit der des Hasmonäerreichs vergleicht. Der Autor stellt fest, dass die Kaiser immer von ihren Mitbürgern gewählte und von derselben Macht absetzbare Beamte blieben. Erst in der Renaissance wurde der monarchische Charakter des Reiches gegenüber seinem republikanischen Charakter betont. Implizit stellt dies eine interessante kirchliche Analogie zum posttridentinischen Aufstieg des "Hyperpapalismus“ und der damit einhergehenden Erosion der Subsidiarität innerhalb der Kirche dar. In ähnlicher Weise dient die Erfindung des Begriffs "byzantinisch“ in Bezug auf das Oströmische Reich durch feindselige Renaissance-Historiker dazu, die Romanitas der Kirche zu verschleiern. Die Verwendung des Begriffs "römisch-katholisch“, um ausschließlich Katholiken des römischen Ritus im Unterschied zu Katholiken anderer Riten zu beschreiben, hat dazu beigetragen, diese Verwirrung aufrechtzuerhalten.

Fimister verwebt elegant nicht nur die Prophezeiungen des Alten Testaments, sondern auch die geheimnisvollen Vorwegnahmen der römischen heidnischen Tradition in seiner faszinierenden Behandlung von Prophezeiungen, die auf die übernatürliche Bedeutung Roms hinweisen. Innerhalb von zwanzig Jahren, nachdem der erste römische Kaiser Augustus die Tore des Janustempels in Rom dramatisch geschlossen hatte – als Symbol dafür, dass die Römische Republik über ihre gesamten Grenzen hinweg in Frieden herrschte – hatte Vergil seine berühmte vierte Ekloge verfasst: Wenn die ursprüngliche Glückseligkeit durch einen neugeborenen Sohn Jupiters wiederhergestellt wird, "werden die Herden in der Wildnis keine Angst vor dem monströsen Löwen haben. Deine Wiege selbst wird dir liebkosende Blumen spenden. Auch die Schlange wird sterben.“

Leider gibt es in diesem recht schmalen Band einige unvermeidlich unterentwickelte Bereiche. Überraschenderweise lässt Fimister in seinem berühmten Gesetzeswerk die Verknüpfung der Taufe mit der römischen Staatsbürgerschaft durch Kaiser Justinian aus, das die Rechtsgrundlage für den Fortbestand des Römischen Reiches in der Kommunion der Getauften bildet. Es wäre auch interessant gewesen, mehr darüber zu erfahren, wie die lateinische Sprache es der Kirche „praktisch“ ermöglicht hat, die göttlichen Geheimnisse und Glaubenslehren im Laufe der Jahrhunderte zum Ausdruck zu bringen. Der Autor erwähnt nur beiläufig den Kontrast zwischen der Stadt Rom und der Stadt Babylon, aus der der böse und blasphemische Talmud und die "Geldmagie“ stammen, die dem Abendland so viel Schaden zugefügt haben. Eine vollständige Analyse, wie der Talmud innerhalb der rabbinischen Tradition wiederholt "Edom“ (eine Chiffre für das christliche Rom) als seinen Hauptfeind identifiziert, hätte Fimisters These weiter vertieft und die antichristliche Tradition bestätigt.

Die Menschen denken jeden Tag an Rom, würde Fimister einstimmig mit St. John Henry Newman antworten, denn: es ist nicht klar, daß das Römische Reich verschwunden ist. Ganz im Gegenteil: Das Römische Reich besteht nach Ansicht der Prophezeiung bis zum heutigen Tag … der gegenwärtige Rahmen der Gesellschaft und Regierung, soweit er die römischen Mächte repräsentiert, ist das, was zurückhält, und der Antichrist ist das, was auftauchen wird, wenn diese Zurückhaltung versagt. Wie die afrikanischen Kirchenväter vor etwa fünfzehn Jahrhunderten schrieben: „Römer zu sein bedeutet, katholisch zu sein, und katholisch zu sein bedeutet, Römer zu sein."

Quelle: T. Howard, OnePeterFive




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