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Montag, 1. Juli 2024

Hat Erzbischof Viganò sich selbst exkommuniziert?

Luisella Scrosati kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana die Siutuation von  Erzbischof Viganò nach seinem grossen J´accuse und seiner Weigerung sich im Glaubens-Dicasterium vorzustellen. Hier geht s zum Original:  klicken

EXTRA ECCLESIAM NULLA SALUS
"INDEM ER DIE SICHTBARE KIRCHE ABLEHNT, exkommuniziert sich vigano selbst."
In seinem J´accuse leugnet der frühere apostolische Nuntius die Autorität des Papstes und deshalb die aktuelle Hierarchie, die (wie schäbig auch immer) die einzige ist, die es gibt, und zieht Hunderte von Leuten ins Schisma, das er selbst verkündet.

Nach der Vorladung von Erzbischof Carlo Maria Viganò durch das Glaubens-Dicasterium hat der frühere Nuntius vorhersehbar mit einem heftigen J´accuse geantwortet, und so das wohlbekannte 
 J ´accuse le Concile besch woren, das Erzbischof Marcel Lefebvre 1976 schrieb.

Viganò begann mit einem Statement, das ihn automatisch ausserhalb der Katholischen Kirche platziert, unabhängig von dem Urteil, das vom Hl. Stuhl  kommen mag. "Ich erkenne weder die Autorität des Gerichtes an, das über mich urteilen will, noch seines Präfekten oder jener, die ihn ernannt haben."  Was bedeutet, daß er nicht mit der Katholischen Kirche in ihrer aktuellen Hierarchie in Kommunion sein will. Die wie schlecht auch immer-wie sehr  Leute zu ihr gehören, die objektiv nicht ebenbürtig und wahrscheinlich sogar unwürdig sind, die einzig existierende Hierarchie ist. Und ohne Hierarchie gibt es keine Kirche, zumindest wie Jesus Christus sie gegründet hat. 

Weil-ohne irgendwie von der Wichtigkeit der mit dem Zweiten Vaticanischen Konzil,  der Liturgie-Reform, den Problemen dieses Pontifikates verbundenen Frage abzulenken, bleibt die fundamentale Frage bestehen: wo ist die Kirche?  Wenn die Kirche nicht dort ist, wo der Papst zu finden ist, den die Bischöfe einhellig anerkannt haben, wenn die Kirche nicht dort ist, wo diese Bischöfe in Kommunion mit dem Stuhl Petri sind, dann existiert die Katholische Kirche nicht länger. Die-im Auftrag ihres Gründers, eine sichtbare, hierarchische Gemeinschaft ist, die auf Petrus dem  Felsen  gegründet ist. 

Man sagt, dass Erzbischof Viganò das Grundargument für seine Position in der Bulle ex apostolatus officio von Papst Paul IV, der von 1555 bis 1559 Papst war, gefunden hat. Diese Bulle, erklärt Viganòlegt für immer die Nichtigkeit der Ernennung oder Wahl eines Prälaten fest – einschließlich des Papstes –, der vor seiner Beförderung zum Kardinal oder seiner Erhebung zum römischen Pontifex in Häresie verfallen war. Es definiert die Beförderung oder Erhebung als null, irrita et inanis, d. h. null, ungültig und ohne jeden Wert ... Paul IV. fügt hinzu, dass alle von dieser Person vorgenommenen Handlungen gleichermaßen als null und nichtig zu betrachten sind und dass seine Untertanen, sowohl Kleriker als auch Laien, von der Gehorsamspflicht ihm gegenüber befreit sind. Kraft dieser Begründung behauptet Viganò "mit ruhigem Gewissen“, "dass die Irrtümer und Häresien, denen Bergoglio vor, während und nach seiner Wahl anhing, und die Absicht, die in die mutmaßliche Annahme des Papsttums gelegt wurde, seine Erhebung auf den Thron null und nichtig machen.“

Viganò betritt damit den großen Fluss der Sedisvakantisten und vertritt im Wesentlichen dessen Position zur Nichtigkeit der Ernennung oder Amtsenthebung eines häretischen Prälaten, einschließlich des Papstes. Das eigentliche Problem ist jedoch die Eindeutigkeit des Begriffs "Häretiker“: bei welchen Häretikern sind wir?



Beginnen wir mit einer vorläufigen Klarstellung: Was ist Häresie? Kanon 751, der theologische und kanonische Überlegungen zusammenfasst, definiert sie als "die hartnäckige Leugnung einer Wahrheit, die durch den göttlichen und katholischen Glauben geglaubt werden muss, nach dem Empfang der Taufe oder den hartnäckigen Zweifel daran“. Häresie erfordert daher ein spezifisches Objekt, nämlich nicht den Irrtum in Bezug auf irgendeine Glaubenswahrheit, sondern die Negierung dessen, was die Kirche unfehlbar als offenbartes Dogma vorgeschlagen hat, das heißt als direkten Inhalt der Heiligen Offenbarung, für die sie eine angemessene Zustimmung des Glaubens erfordert. Die Himmelfahrt der Heiligen Jungfrau, die Existenz und Ewigkeit der Hölle, die Existenz der Engel sind eben Wahrheiten de fide tenenda; während die Unmöglichkeit für Frauen, Priester zu werden oder die Verurteilung der Euthanasie Lehren sind, die von der Kirche unfehlbar gelehrt werden und die sicherlich mit dem offenbarten Datum verbunden sind, aber (zumindest im Moment) nicht als von Gott offenbart definiert werden. Die Ablehnung des Letzteren stellt daher formal keine Häresie dar.

Nachdem wir nun geklärt haben, dass Häresie nicht einfach irgendein Irrtum, auch ein schwerwiegender, in Bezug auf die Lehre der Kirche ist, sehen wir, dass das Adjektiv "hartnäckig“ in dem zitierten Kanon zweimal vorkommt. Lassen Sie uns nun zur Klärung darüber übergehen, wer in den kanonischen Texten als Häretiker verstanden wird. Die klassische Unterscheidung ist die zwischen einem "okkultem Häretiker“ und einem "offensichtlichem Häretiker“, aber der letzte Begriff hat zu vielen Missverständnissen geführt, und es scheint daher angebracht, ihn durch einen anderen, präziseren Begriff zu ersetzen, der in der Literatur vorhanden ist, nämlich den des "notorischen Häretikers“.

Beginnen wir mit dem okkulten Häretiker: Es handelt sich um diejenigen, die die schwere formale Sünde der Häresie – im oben erläuterten restriktiven Sinn – begehen, dies jedoch entweder ausschließlich im Forum interna oder auch durch Worte und Taten tun. Wenn wir also von einem okkulten Häretiker sprechen, dürfen wir nicht den Fehler machen, diesen Ausdruck so zu verstehen, dass er an sich eine offenkundige Dimension ausschließt, denn – und das ist der Hauptpunkt – der Häretiker bleibt verborgen, bis er von den zuständigen kirchlichen Autoritäten zum Häretiker erklärt wird, oder er seine Häresie vor ihnen zugibt, oder seine Häresie bewiesen wird, ohne dass vernünftige Zweifel dagegen bestehen, wie zum Beispiel im Fall eines Prälaten, der selbst die katholische Kirche verlassen musste. Nur auf diese Weise können sowohl die Häresie in ihrem formalen Inhalt als auch die Hartnäckigkeit des Subjekts, die somit zurechenbar wird, wirksam bewiesen werden; und nur auf diese Weise wird der Häretiker berüchtigt.

Warum ist diese Unterscheidung so wichtig? Weil der okkulte Ketzer eine Sünde der Häresie begeht, durch die er Gnade und Glauben verliert, aber rechtlich in der Kirche bleibt. Nur der notorische Ketzer hört auf, ein rechtliches Mitglied der Kirche zu sein. Achtung: Die rechtliche und gesetzliche Mitgliedschaft in der Kirche ist keine zweitrangige Angelegenheit, sondern eine wesentliche. Wie eingangs erwähnt, ist die Tatsache, daß die Kirche (auch) eine sichtbare Gemeinschaft ist, zu der man durch rechtliche Bindungen gehört, ein Glaubensdogma. Während sich der okkulte Ketzer also „nur“ geistig, aber nicht rechtlich von der Kirche trennt, trennt sich der notorische Ketzer in beiden Dimensionen von ihr.

Nun beziehen sich die Aussagen von Papst Paul IV. sowie aller Theologen, die behaupten, dass der häretische Prälat ipso facto sein Amt verliert, auf den notorischen Häretiker, nicht auf den okkulten. Wäre dies nicht der Fall, würde die Beurteilung der Häresie der freien Prüfung jedes Einzelnen überlassen bleiben, was unvermeidliche interne Spaltungen zwischen denen hervorrufen würde, die glauben, dass Titius ein Häretiker ist, und denen, die dies nicht glauben, und daher zwischen denen, die behaupten, dass Caius immer noch Bischof oder Papst ist, und denen, die dies nicht sind. Und genau das ist es, was in der bunt gemischten Welt der Sedisvakantisten seit Jahrzehnten geschieht.

Wenn es schon eine ziemlich mühsame Aufgabe ist, die tatsächliche (okkulte) Häresie von Jorge Mario Bergoglio vor und nach seiner Wahl zu beweisen, ist es angesichts der genauen Häresiefrage derzeit sicherlich nicht möglich zu beweisen, dass er ein notorischer Häretiker war oder ist. Hier würden wir eine lange Diskussion darüber eröffnen, ob es möglich ist, dass ein Papst während seiner Amtszeit ein notorischer Häretiker wird (es gibt keine ernsthaften Einwände gegen die Möglichkeit, ein okkulter Häretiker zu werden), weil der Papst von niemandem beurteilt werden kann. Aber das ist ein anderes Thema. Es genügt uns, gezeigt zu haben, dass Erzbischof Viganò leider Hunderte von Menschen in das Schisma hineinzieht, das er selbst behauptet, da er wiederholt und öffentlich erklärt hat, dass er die Autorität des Obersten Pontifex, mit dem alle katholischen Bischöfe in Gemeinschaft stehen, aufgrund eines Fehltritts nicht anerkennt.

Die Position von Erzbischof Viganò zu akzeptieren, bedeutet zwangsläufig, zuzugeben, dass die katholische Kirche als sichtbare und hierarchisch geordnete Gesellschaft (und es gibt keine andere) tatsächlich versagt hat, dass die Kirche in der Form, die Jesus Christus ihr verliehen hat, daher nicht unfehlbar ist. Dass die Pforten der Hölle sie überwältigt haben. Und das ist Häresie."

Quelle: L. Scrosati, LNBQ

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