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Montag, 5. August 2024

Im aktuellen Pontifikat: asymmetrische Bischofs-Ernennungen

In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Bischofsernennungen und ihre möglichen Hintergründe- sowie ihre Auswirkungen  auf die Institutionen.  Hier geht s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS UND ASYMMETRISCHES REGIEREN"

Am 29. Juli hat Papst Franziskus Msgr. John J. Kennedy, Sekretär der Disziplin Abteilung des Glaubens-Dicasteriums und Msgr Philippe Cuberlié, Untersekretär des selben Dicasteriumszu Erzbischöfen ernannt  Das führt dazu, die Augenbrauen zu heben, wenn man bedenkt, dass der andere Sekretär des Dicasteriums, Msgr. Armando Matteo, ein vom Papst geschätzter Theologe, noch keinen Ring und keine Mitra erhielt, geschweige denn die Erzbischofswürde. 

Papst Franziskus hat ihn mit anderen Worten- den einen Sekretär zum Erzbischof ernannt und den anderen Priester sein lassen. Zur gleichen Zeit hat er den Untersekretär des Dicasteriums, der auf dem Papier den beiden Untersekretären unterstellt ist- zum Erzbischof gemacht. 

Im Kurien-System des Vaticans sind Sekretäre Erzbischöfe. Zumindest waren sie  es. Franziskus aber hat das alte Schema ausgesetzt und es gelegentlich umgedreht. 

Der Sekretär der Disziplin-Abteilung ist Erzbischof, aber der Sekretär der Doktrin-Abteilung des Dicasteriums nicht. Der Untersekretär ist Erzbischof - deshalb im Rang mit der Nummer 2 des Dicasteriums gleichgestellt, was auch im Dicasterium selbst Probleme schaffen könnte. 

Das ist ein weiteres Beispiel dafür, was man "asymmetrisches Regieren" nennen könnte. Was bedeutet das? Seit Beginn seines Pontifikates  hat Papst Franziskus bewiesen, dass er Bischofsernennungen eher als einen militärischen Rang als Teil der Würde einer speziellen Rolle betrachtet.

Bei seinen allerersten Entscheidungen machte Papst Franziskus Victor Manuel Fernandez - den derzeitigen Präfekten des Glaubens-Dicasteriums, der 2013 nur ein einfacher Priester war, zum Titular-Erzbischof. Heute ist Fernandez Kardinal und Präfekt des Glaubens-Dicasteriums, aber damals einfacher Rektor der Katholischen Universität von Argentinien

Ein anderes Beispiel: als Franziskus die Bedeutung der Bischofs-Synode betonen wollte, ernannte er Lorenzo Baldisseri, einen Erzbischof , der Kardinal werden sollte,  zu ihrem Generalsekretär. Dann kreiert auch seinen Nachfolger, Mario Grech zum Kardinal.

Der Generalsekretär der Bischofs-Synode war üblicherweise Erzbischof, aber nicht mehr- mit der Ausnahme von Kardinal Pieter Schotte, der allerdings erst zum Kardinal kreiert wurde, nachdem er neun Jahre in dieser Position gedient hatte. Jetzt ist er Kardinal. Der Untersekretär der Synode hatte nur den Titel eines Monsignores. Bei Papst Franziskus hat dieser Untersekretär den Titel Erzbischof. 


Die Situation im Glaubens-Dicasterium ist der jüngste Fall "asymmetrischer" Entscheidungen", wenn man so sagen kann, aber es ist nicht die erste und nicht die einzige. 

Das Dicasterium für die Evangelisierung hat  den Papst selbst als Präfekten und zwei Pro-Präfekten. Einer, Luis Antonio Tagle, ist Kardinal und der andere, Rino Fisichella, Erzbischof.

Papst Franziskus tat sogar mehr, als er die Abteilung für Migranten und Flüchtlinge innerhalb des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden schuf. Kardinal Turkson leitete das Dicasterium, aber die Sektion stand unter der direkten Leitung von Papst  Franziskus , der dann beschloss, einen der beiden Untersekretäre - Michael Czerny- zum Kardinal kreierte. So sahen wir uns vor dem Paradox eines Dicasteriums, das von einem Kardinal geleitet wird, mit einer vom Papst geleiteten geleiteten Abteilung, dessen Stellvertreter - formal gleichgestellt- ein Kardinal und  ein  Priester waren. 

Diese Fragen sind nicht besonders interessant, aber sie sind essentiell dafür, zu verstehen wie Papst Franziskus macht wahrnimmt. Papst Franziskus nimmt auf irgendeine Weise an, dass das Kardinalat  ein Ehrentitel ist, und er benutzt es vor allem, um eine Wähler-Basis zu schaffen und zur Entschädigung für manche Entscheidungen der Vergangenheit.

Man könnte mit den Beispielen fortfahren. Es ist interessant zu beobachten, wie innerhalb einer Regierung, die – zumindest in ihrer Darstellung – darauf abzielt, den Laien in der Kirche mehr Gewicht zu verleihen, stattdessen eine Zunahme der Bischofsweihen stattfindet, sogar für Rollen, für die im Allgemeinen kein Bischof erforderlich war.

Innerhalb einer Regierung, die ständig die Bedeutung der Frauen betont, sind die vom Papst für die Arbeit in der Kurie oder in verantwortungsvollen Positionen ausgewählten Frauen fast immer Nonnen und nur in sporadischen Fällen – wie bei den beiden Unterstaatssekretärinnen des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben – Frauen mit eigener Karriere und Familie

Wenn wir von asymmetrischer Regierungsführung sprechen, müssen wir jedoch noch eine andere Tatsache berücksichtigen. Wenn Papst Franziskus Bischöfe ordiniert, als wären sie Generäle, und diejenigen ernennt, die seine Obersten sind, tut er dies oft, ohne die betroffenen Institution und ihre Ausgewogenheit zu berücksichtigen.

So gibt es gleichberechtigte Positionen, in denen der eine Kardinal und der andere Erzbischof ist, und sogar Positionen, in denen ein einfacher Priester – zumindest auf dem Papier – dem Erzbischof vorgesetzt ist. Eine solche Asymmetrie hat starke Konsequenzen, denn diese Titel sind kein Schnickschnack, sondern sagen auch etwas über die Entscheidungs- und Redegewalt der Menschen aus, denen sie zugewiesen werden.

Für Papst Franziskus kommt es darauf an, wer Bischof ist, das heißt, wer dazu berufen ist, der Kirche Treue und dem Papst Gehorsam zu schwören. Wenn der Kardinal der strategische Berater ist, ist der Bischof für den Papst der Oberst im Kampf, der seinem General treu ist und bereit ist, für ihn zu sterben. So wird das Kardinalat zu einem Extra, einer Modalität, die auch dazu dient, Botschaften an die Welt zu senden und eine Grundlage der Repräsentation zu schaffen. Das Episkopat wird zu einer tiefen Bindung, die mögliche Beförderungen oder ein besonderes Interesse des Papstes an bestimmten Themen signalisiert.

Auf diese Weise erfolgen die Entscheidungen ad personam. Die Idee, den Spitzenpositionen der Kurie zumindest eine bischöfliche Würde zu verleihen, beruhte auf der Tatsache, dass alle Entscheidungsträger im Kollegium des Papstes stehen sollten, da der Papst auch Bischof ist.

Nehmen wir jedoch an, dass die Würde nicht an die Position, sondern an die Entscheidung des Papstes geknüpft ist. In diesem Fall führt die asymmetrische Kurie auch zu einer umgekehrten bischöflichen Dimension, in der die vom Papst erteilte Mission zählt und nicht die Bischofsweihe selbst. Alles ist auf den Papst ausgerichtet, heute mehr denn je.

Könnte diese Asymmetrie auch eine Botschaft von Papst Franziskus sein? Könnte der Papst auf diese Weise seine Prioritäten, Vorlieben und Abneigungen zeigen wollen? Die Geschichte wird es zeigen."

Quelle  A Gagliarducci, Monday at the Vatican

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