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Montag, 11. November 2024

Kardinal Eijk zum Zustand der Kirche in der heutigen Gesellschaft

Il Timone veröffentlicht ein Interview, das der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Willem Eijk, der Zeitschrift Communio gegeben hat. Hier geht´s zum Original:  klicken

"KARDINAL EIJK: DAS STAATS-ETHOS WIRD OHNE GOTT SCHEITERN" 

"Die Kirche in den Niederlanden ist sehr marginalisiert, eine kleine Minderheit. Was er sagt oder was er glaubt, ruft bei den Menschen nicht mehr so ​​viele Emotionen hervor. Manchmal denke ich: In anderen Ländern erleben sie das, was wir vor Jahrzehnten hinter uns gelassen haben, einfach weil die Entwick-lung hier schneller war.“ Aus der Realität der niederländischen Kirche, sagt Kardinal Eijk, können wirlernen, dass es ein Fehler ist, Menschen erst nach einigen Reformen zurückzugewinnen. „WerVerwirrung stiftet, vertreibt Menschen aus der Kirche. Auf diese Weise bringen Sie niemanden zurück. Ich möchte den Bischöfen anderer Länder sagen: Machen Sie nicht diesen Fehler, machen Sie nichtunseren Fehler. In Gemeinden, in denen der Glaube gut verkündet und die Liturgie würdevoll gefeiertwird, sind die Kirchen voll. Es geht darum, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn MenschenChristus entdecken und die Heilige Schrift besser verstehen, werden sie auch die Lehren der Kirche besser verstehen.“

EINE GESELLSCHAFT OHNE GOTT HAT KEINE ZUKUNFT

"Säkularisierung bedeutet für mich, dass der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht und der Staat
zunehmend über Grundrechte entscheidet.“ Wo früher die Vorstellung vorherrschte, dass der Mensch
nach dem Bilde Gottes geschaffen sei und daher unveräußerliche Rechte habe, übernimmt nun der Staat
diese Rolle. Ein Beispiel hierfür ist die Legalisierung und weit verbreitete Anwendung der Abtrei-
bung. Das Leben scheint weniger kostbar geworden zu sein. Die Zahl der Sterbehilfefälle steigt rapide an, von 1.500 im Jahr 1991 auf vielleicht 10.000 in diesem Jahr. Fast 40 % der Ehen werden geschieden, was für die Beteiligten und ihre Kinder oft eine große emotionale Belastung darstellt. Es gibt auch Versuche, die Embryonenforschung auszuweiten und die Gesetzgebung so zu ändern, dass 16-Jährige ihr Geschlecht im Reisepass selbst bestimmen können. Diese Veränderungen werden oft durch starken internationalen Druck vorangetrieben, beispielsweise durch die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation. Beispielsweise werden in der Grundschule Programme zu Sexualerziehung und Geschlechterrollen ein-geführt. Diese gesellschaftlichen Veränderungen haben tiefgreifende Folgen. Wachsender Individualismus führt insbesondere bei älteren Menschen zu Einsamkeit. Viele junge Menschen fühlen sich zudem desorientiert und haben psychische Probleme, oft aufgrund mangelnder Werte. Das gesellschaftliche Experiment zur Etablierung einer ethischen Ordnung ohne Gott wird auf lange Sicht im Bankrott enden.“

EINE NEUE CHANCE: ENTSCHEIDUNGEN FÜR GOTT TREFFEN

„Als ich jung war, gingen viele Leute in die Kirche, aber ich glaube, viele taten es, ohne darüber nachzudenken. Sie gehörten aus soziologischen Gründen zur Kirche. Sie besuchten katholische Vorschulen, katholische Grundschulen, katholische Gymnasien, katholische Pfadfinder und katholische Studentenorganisationen. Sie blieben im katholischen Umfeld. Da hast du deine Religion gefunden. Als in den 1960er Jahren die Individualisierung einsetzte und die Menschen keiner Gemeinschaft mehr angehören wollten, ging der Bezug zur Kirche verloren. Die Menschen hatten oft keine persönliche Beziehung zu Christus und wussten nichts über persönliches Gebet. Wenn Menschen heute in die Kirche kommen, tun sie dies aus einer bewussten Entscheidung heraus. Auch wer heute kirchlich heiratet, tut dies meist aus Überzeugung. Es geht um Ihre Entscheidung. Es ist nicht mehr wie vor vierzig Jahren, als Großvater oder Großmutter sagten: Man muss kirchlich heiraten. Nein, sie tun es aus eigener Initiative und nach ihren eigenen Überzeugungen. Und dann kommt es oft vor, dass andere sie fragen: Warum machst du das? Nicht auf feindselige oder polemische Weise, sondern weil sie es wirklich wissen wollen.

Hier folgt das Interview: 

COMMUNIO: Die Niederlande gelten als eine der säkularsten Gesellschaften in Westeuropa. Wie christlich sind die Niederlande noch?

Kardinal Willem Jacobus Eijk: Im Jahr 2022 zeigte eine Umfrage unter den Niederländern, dass sich zum ersten Mal mehr als 50 Prozent der Bevölkerung als Atheisten oder Agnostiker bezeichneten. In meiner Kindheit, in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren, war das noch ganz anders. In unserem kleinen Dorf am Stadtrand von Amsterdam ging sonntags fast jeder in die Kirche. Es gab vier Messen: drei stille Messen und ein Hochamt mit Orgel und Chor. Die Kirche war voller Kinder und junger Leute. Damals gab es noch diese großen katholischen Familien; in unserer Straße lebte eine Familie mit siebzehn Kindern. Aber nach 1965 änderte sich das sehr schnell. Zwischen 1965 und 1975 halbierte sich die Zahl der Kirchenbesucher. In Amsterdam und Umgebung konnte man mit bloßem Auge sehen, dass jeden Sonntag weniger Menschen zur Kirche kamen. Zur gleichen Zeit brach auch das katholische Vereinsleben rapide ein." (...) 

Fortsetzung im Original hier:  klicken

Quelle: Il Timone, Kardinal Wilhem J. Eijk, Communio

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