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Mittwoch, 22. März 2017

Dan Hitchens interviewt Fra´Mathew Festing

Dan Hitchens hat den "zurückgetretenen" Großmeister des Malteser Ordens Fra´ Matthew Festing für den Catholic Herald interviewt.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"DER PAPST WÜRDE FESTING ERLAUBEN, SICH WIEDER ZUM GROSSMEISTER DER MALTESER WÄHLEN ZU LASSEN."

Fra´ Festing sagte, wenn der Malteser Orden will, daß er zurück kommt, würde er das in Erwägung ziehen.
"Papst Franziskus hat Fra´ Matthew Festing grünes Licht für eine Wiederwahl zum Großmeister des Malteser Ordens gegeben, wie der Catholic Heraldd bekannt geben kann.
Der Papst hatte Festing im Januar nach einer Periode der Turbulenzen im Orden gebeten, zurückzutreten

In einem Eklusivinterview beschrieb Festing diesen Wortwechsel mit dem Papst, nachdem er zugestimmt hatte:
Ich sagte: "kann ich Ihnen eine hypothetische Frage stellen?"
Der Papst sagt ja.
Ich sagte: "Hypothetisch, was würde passieren, wenn ich wiedergewählt werde? "
Er dachte einen Augenblick nach und sagte "Das wäre in Ordnung."

Festing sagt, er "habe nicht vor Wahlkampf zu führen" , aber wenn er gefragt würde als Großmeister zurückzukommen, würde er "das in Erwägung ziehen". Der Orden wird sich am 29. April zur Wahl des nächsten Großmeisters treffen.

In dem Interview spricht Festing auch von der Befriedigung und den Schwierigkeiten in den fast neun Jahren seiner Zeit als Großmeister und von den Herausforderungen, denen der Orden sich heute gegenüber sieht. Und er sprach auch offen über seine eigene Berufung als geweihter Ritter.

Hier das Interview im Volltext:

"DER FRÜHERE LEITER DER MALTESER RITTER SPRICHT ZUM ERSTEN MAL SEIT DER PAPST IHN ZUM RÜCKTRITT AUFGEFORDERT HATTE."

"Es ist auf viele Arten eine Erleichterung, sagt Fra´ Matthew Festing , nicht mehr  "His Most Eminent Highness the Prince and Grand Master of the Knights of Malta" zu sein.
Rückblickend sagt er, daß die Hilfswerke des Ordens rund um die Welt lohnend war, aber "man hat es die ganze Zeit mit albernen Kleinigkeiten zu tun, Rivalitäten, Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten."

So war es nicht völlig unwillkommen als am 24. Januar nach einer Periode der Turbulenzen im Malteser Orden Papst Franziskus Festing aufforderte, zurückzutreten.
Er sagte; "Ich wollte den Malteser Orden ausgraben und das wäre ohne Sie im Amt für mich leichter." 
Also sagte ich: "OK, fein"

Das war nicht das Ende, das Festing erwartet hatte, als er das Amt 2008 übernahm: Der Großmeister, der den gleichen Rang inne hat wie ein Kardinal und ein Staatsoberhaupt ist, wird auf Lebenszeit gewählt. Und wie es aussieht, könnte Festing doch wieder zurückkehren. 

Aber jetzt scheint er erstmal damit zufrieden, wieder in Northumberland zu sein, der Grafschaft in der er aufegwachsen ist. Sein Haus, ein großes steinernes Bauernhaus liegt verborgen in den dicht bewaldeten Hügeln Northumberlands, eine kurze Fahrt von der Schottischen Grenze entfernt. Als ich ankomme, begrüßt er mich herzlich, vielleicht ein bißchen argwöhnisch. Aber bald entspannt er sich gutgelaunt.




Der Malteser Orden, sagt er, ist "ein Ansammlung seltsamer Dinge und das ist einer der Gründe, daß er so faszinierend ist." Er ist ein 800 Jahre alter religiöser Orden, dem 60 Ritter, wie Festing, angehören, die ein Armuts-, Keuschheits- und Gehorsamsgelübde ablegen. Er ist auch eine globale humanitäre Organisation mit rund 100.000 Mitgliedern, medizinischem Personal und Freiwilligen, Und er ist eine souveräne Entität, der diplomatische Verbindungen mit mehr als 100 Jahren hat.

Der Orden hat auch viele aristokratische Zeremonien bewahrt, obwohl Festing viele davon überraschend findet. "Manche Leute, wissen Sie, genießen diese ganzen Albernheiten der Verkleidung.Ich kann das absolut nicht vertragen. Ich habe die ganze Zeit, als ich in Rom war, versucht zu vermeiden mich auf diese "- er sucht kurz nach dem richtigen Satz- zu verkleiden. Aber es gibt viele Leute, die das zu lieben, scheinen."

Das gesagt, fügt er halb-überzeigend hinzu- daß eigentlich nichts falsch daran ist, sich zu verkleiden.
"Es ist ein Fehler. jemanden zu kritisieren, weil er nicht ganz so ist, wie man selber."

                         


Ich muß ein Lächeln über Festings hochaufragende Vornehmheit unterdrücken. Er benutzt so Sätze wie "all diese "gubbins" (gadgets), die ich schon lange nicht mehr gehört habe, spricht "there" wie "they-ah" aus und Mass so, daß es sich auf "farce" reimt und wenn er die Auswahl der Heißgetränke beschreibt, bietet er mit eine Tasse von  “good old Mr Tetley’s whatnot” an. 
Er spricht eher langsam und ....., wiederholt manchmal einen Satz zwei-oder dreimal, bricht regelmäßig in ein ansteckendes Gelächter aus, spricht aber nichtsdestoweniger direkt und zielgerichtet. Der Gesamteindruck ein bißchen "Chestertonian".

War er überrascht, als der Papst ihn bat zurückzutreten? 

"Ich hatte eine Ahnung" sagt er und genießt den möglichen Witz über sich selbst" es war keine völlige Überraschung. "(lacht)

Was hat er zum Hl. Vater gesagt? 

"Ich sagte: Kann ich Ihnen eine hypothetische Frage stellen?"
Er sagte ja. Und ich sagte "Hypothetisch, was würde passieren, wenn ich wiedergewählt würde?"
Er dachte für einen Augenblick nach und sagte dann, gut, was wäre in Ordnung."

Der Gesamtrat des Souveränen Staates, dem 60 Mitglieder angehören, trifft sich am 29. April, um einen neuen Großmeister zu wählen. Es nicht ausgeschlossen, daß Festing wiedergewählt werden könnte. Er sagte, er wäre glücklich zu tun, worum immer der Orden ihn bittet: "Wenn sie mich wollen, wollen sie mich und wenn nicht, dann  nicht." und er fügt hinzu "Ich habe nicht vor, einen Wahlkampf zu führen. Wenn sie mich aber wiederwählen, würde ich erwägen müssen. dem zuzustimmen."


Festings Assistent, Jack Straker, hat sich uns für das Interview angeschlossen. Er hilft Festing seine Sachen zu ordnen und sich auf die Ankunft seines erwachsenen Neffen und dessen Frau vorzubereiten, die kommen, um in dem Bauernhaus zu leben. Straker hat das Meeting unter der Bedingung arrangiert, daß ich bzgl. der kürzlichen Kontroverse nicht zu neugierig werde, 

Ich begann damit, daß Albrecht von Boeselager, der Großkanzler des Ordens (Nr.3) verschiedener Formen von Fehlern von Fehlern beschuldigt wurde-eine davon das Verteilen von Kondomen- die er alle leugnete. Der Papst drückte seine Sorgen über die Situation aus. Festing glaubte, daß er dieses Problem  nur lösen könne, wenn er von Boeselager bat, zurückzutreten.
Aber als Festing Boeselager dazu einludt zurückzutreten, weigerte er sich, als Festing es anordnete, weigerte er sich wieder. Festing suspendierte Boeselager, dessen Unterstützer sofort an den Kardinalstaatssekretär des Vaticans, Pietro Paroli,  appellierten.
Der Kardinal startete eine Untersuchung, die der Orden als Verletzung seiner Souveränität zurückwies. 
Dann intervenierte der Papst: er forderte Festing auf, zurückzutreten, setzte Boeselager wieder ein und ernannte einen Delegierten, der helfen sollte, die Dinge zu regeln. 
Für die Kritiker des Papstes war das eine Verletzung der Souveränität des Ordens- es war so, als ob Italien jemanden aus der Leitung des Vaticans absetzte und einen guten Mann entließe, der versuchte, seine Arbeit zu machen. 
Für die Verteidiger des Papstes war es eine kluge Intervention, den Weg für die nötige Reform des Ordens freizumachen.

Festing sagt, daß der Grad der Kontroverse ihn traurig macht. "Die Welt ist durch die vielen guten Werke, die der Orden tut, abgelenkt worden." Zu der Aufforderung des Papstes an ihn zurückzutreten: "Man muß Disziplin akzeptieren. Man muß den Gehorsam akzeptieren. So sind die Dinge."


Ein Lächeln zieht über sein Gesicht. "Viele Dinge, die im Leben passieren, sind ein Geheimnis wissen Sie." Mehr Lachen. "Gottes Wege sind nicht die selben wie unsere Wege. Also wissen Sie, daß ich zu der Zeit nicht sonderlich überrascht war. Tatsächlich war ich nicht überrascht. Weil ich eine Ahnung hatte. Aber wenn Sie mich vor einem Jahr gesagt hätten, was passieren würde, wäre ich sehr überrascht gewesen. Aber in einem Jahr kann sehr viel passieren."


Festings Katholizismus wurde von seiner Mutter Mary geformt- "Sie war die engagierteste Katholikin, die ich je gekannt habe, ohne jeden Unsinn. Mit ihr konnte man nicht über Katholische Regeln oder Glaubensinhalte diskutieren. Sie war sehr streng. Und sie hat sicher gesagt, daß es nicht darauf ankäme, was einem im Leben passiert, das Wichtigste ist, seine Religion zu praktizieren." 


Sein Vater, Sir Francis Festing, ein frommer Konvertit, der führender Berufssoldat war, bestand darauf, daß seine vier Söhne dem Militär beitraten. "Man konnte nicht diskutieren, weil er eine sehr 

starke Persönlichkeit war."

Festing sitzt unter einem ziemlich furchterregend aussehenden Portrait seines Vaters. (Obwohl Feldmarschall Festing auf Fotografien die augenzwinkernde Wärme seines Sohnes zu teilen scheint)

Wir sitzen uns am Eßtisch gegenüber, in einem Raum, der wie die Flure und die Küche voller Gemälde ist: Familienmitglieder, Landschaften, Tiere. (Festing hat früher für Sotheby´s als Kunstexperte und Auktionator gearbeitet)  
Der Raum ist in einer Art würdiger Unordnung: der Tisch ist fast ganz mit Bücherhaufen bedeckt, Papieren, Gläsern hausgemachter Marmelade, Ikonen der Hl. Familie und Unserer Lieben Frau von Guadalupe,  dem Daily Telegraph von heute- auf der Nachrufseite aufgeschlagen.

War Festings Zeit in der Armee eine Art Vorbereitung Großmeister zu sein? 

"Yuh- ich glaube, daß das wahr ist." Der Gedanke trifft ihn."Nein, ich denke, das ist wahr."

Es gibt einen Unterschied. "In der Armee tun die Leute einfach, was man ihnen sagt. Während bei den Malteser Rittern überhaupt niemand tut, was man ihm sagt" (lacht) Es ist etwas komplizierter."


In den 70-ern, kurz nachdem Festing den Fulltime-Job bei der Armee gegen einen Teilzeitdienst getauscht hatte, bat ein Onkel ihn, an einer Reise des Malteser Ordens nach Lourdes teilzunehmen und kranke Pilger zu begleiten. Viele Familienmitglieder Festings waren im Orden gewesen, aber es geschah erst dann "daß aus einem geheimnisvollen Grund der Hl. Geist mich dazu inspirierte, mich ihnen anzuschließen."


Lourdes, wo er sich "in den Orden verliebte" blieb wichtig. Großmeister zu werden, machte es schwerer, die Basisarbeit zu leisten. Aber er wollte weiter machen: "Ich mag es Dinge persönlich zu tun" 

So fuhr er sogar nach 2008 fort, am Bahnhof von Lourdes Freiwilligenarbeit zu leisten, neu angekommene Pilger in ihren Rollstühlen und auf ihren Tragen aus dem Zug zu tragen." 
Ich erinnere, daß als ich sagte, ich könnte verdammt gut damit weitermachen, einige Leute sehr dagegen waren. Sie sagten: Nein,nein, nein, nein- der Großmeister ist viel zu wichtig und groß dafür." 

Es ist albern.
Seine Priorität als Großmeister waren Berufungen."Wenn Sie keine geweihten Ritter haben, werden Sie nur eine Art religiöser Club" sagt er. Er führte eine ordentliche Form der Überprüfung der Berufungen ein: die Kandidaten wurden gründlich befragt, und psychologisch überprüft, dann durch ein ordentliches Noviziat und detailliertes Training geschickt. Seit 2008 hat sich die Zahl der geweihten Ritter fast verdoppelt.

Festing startete auch andere Reformen. Er richtete eine Ethik-Kommission ein, um sicher zu stellen,
daß der Orden der Katholischen Lehre treu war, ein Engagement, das kürzlich kompromittiert wurde,
wie er sagte. Festings Unterstützer rechnen ihm auch die Stärkung der Spiritualität des Ordens zu, viele
kluge Ernennungen gemacht und ein Beispiel für einen demütigen Dienst gegeben zu haben.
Andere im Orden haben sich gegen ihn gewandt. Festing wurde wegen zweier Ernennungen kritisiert: 
eines Waffenhändlers in eine diplomatische Rolle und Fra´ Duncan Gallies- in einem Bericht über die Sicherungsverfahren der britischen Vereinigungen an den Souveränen Rat.

Festing erscheint echt amüsiert über diese Kritiken, als ich sie erwähne.
Der Waffendealer wurde auf örtlicher Ebene ohne sein Wissen ernannt, sagt er. Und was Gallie angeht,
wurde er vom General-Kapitel gewählt.

Was ist mir den anderen Vorwürfen gegen Festing- daß er dem Italienischen Zweig des Ordens zu nahe steht? Nur hier scheint Festing sich zu ärgern, weil dieser Vorwurf typisch ist, denkt er, über die Parteienbildung, die den Orden .....

"Jede Organisation- ganz gleich ob ein tiddywinks-Club im Dorf- oder in der EU oder der UN oder dem Vatican, oder wo auch immer- alle diese Orte sind voller Rivalitäten und Gott weiß was. Ich fürchte, das ist die Art wie Menschen sind."

Das lenkt alles von den Werken des Ordens ab, sagt er, die einfach ist "sich um die Armen und Kranken zu kümmern". Z.B. haben sie Flüchtlinge aus den Booten im Mittelmeer gerettet. Festing wird besonders von der Erinnerung an Lampedusa gequält, der Italienischen Insel, auf der viele Boote aus Nordafrika ankommen. "Da gab es ein bestimmtes Boot, das ungefähr so groß war, wie dieser Tisch. Mit 36 Menschen und man hatte ihnen ein bißchen Treibstoff für den Außenbordmotor gegeben und einige Flaschen Wasser und gesagt ungefähr 1,5 Stunden in diese Richtung zu fahren, wo sie aufgenommen werden würden. Ohne jedes Essen. Und sie waren nach fünfeinhalb Tagen immer noch in dem Boot, als sie gefunden wurden. ob jemand gestorben war und über Bord geworfen wurde, weiß ich nicht.
"Aber es war sehr sehr schrecklich. Da waren einige Frauen, ein ganz unbegleitetes Kind und dann ein ganz besonderer Bursche, der Wasser aus der Bilge des Bootes getrunken hatte, in dem natürlich Benzin war, weil es ein Leck gab. Und wenn er das nicht trank, hatte er Meerwasser getrunken. Man mußte ihm den Magn auspumpen. Ich dachte er würde zu meinen Füßen sterben. Aber das tat er nicht."

Straker, der Assistent mischt sich mit einer Frage ein: ob Festing der erste war, der dem Papst von Lampedusa erzählt hat? Franziskus´erste Reise ging auf die Insel, ein frühes Zeichen für seine Sorge um die Flüchtlinge. Straker fährt fort: Ich habe von einem Paar gehört, daß einer der Gründe, warum er Sie so mochte, war, daß Sie ihn ihm Lampedusa vorgestellt haben."

"Aha, das ist interessant, das wußte ich nicht...."sagt Festing.

In einem Monat wird er wissen, ob er wiedergewählt wird, Was macht er wenn nicht?
"Nun. das wird man sehen müssen."
"Ein Buch schreiben?" schlägt Straker vor.

Festing spielt ein großes Gähnen vor. "Jeder Clown schreibt Bücher. Ich weiß nicht, ich bin wirklich nicht sicher. (lacht). Wir werden sehen."


Quelle: Catholic Herald, Dan Hitchens

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