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Freitag, 24. November 2017

Sandro Magister stellt die Standpunkte Buttigliones und Müllers einander gegenüber

Das tut er auf seinem blog "Settimo Cielo". Hier geht´ s zum Original: klicken

 "MÜLLER UND BUTTIGLIONE, SO NAH, SO FERN"

"Auch nach dem Erscheinen des Buches über "Amoris Laetitia", das ihre Unterschriften trägt, haben sowohl der Philosoph Rocco Buttiglione als auch der Theologe und Kardinal Gerhard L.Müller gesprochen, um ihre jeweilige Position zu bekräftigen.

Buttiglione in einem Interview mit Andrea Tornielli für Vatican-Insider: "Hier der Irrweg, den die Kritiker von Amoris Laetitia beschritten haben."

Kardinal Müller in einem Interview mir Riccardo Cascioli für La Nuova Bussola Quotidiana:
"Müller: Es wurde nie über Ausnahmen wegen der Kommunion für die Wiederverheirateten gesprochen"

Beide Interviews bestätigen, daß die Standpunkte des Philosophen und des Kardinals auf keine Weise übereinstimmen. Und deshalb ist es weiterhin scheinbar unerklärbar, daß Müller über Buttigliones Ideen mit so enthusiastischer Zustimmung schreibt und sie den Lesern empfiehlt,

In welchen Punkten stimmen Müller und Buttiglione nicht überein? Schauen wir sie der Reihe nach an.

Buttiglione geht von einer Voraussetzung aus,  die de facto -wie er sagt- eisern- in jedem Katechismus gelehrt wird. Es ist die Prämisse, nach der eine Sünde nicht tödlich sondern läßlich ist, die trotz ihrer Schwere- (wie z.B. Ehebruch) ohne volle Erkenntnis und ohne freiwillige Zustimmung begangen wurde.

Daraus leitet er ab, daß der Gläubige, der diese Sünde in diesen mildernden Umständen beichtet, die sakramentale Absolution erhalten und die Kommunion empfangen kann, selbst wenn er weiterhin "more uxorio" lebt, in einer Verbindung. die für die Kirche illegitim ist, aber deren Schwere er weiterhin nicht erkennt.

Die Kritiker aber entgegnen Buttiglione, daß allein durch die Tatsache, daß er diese Sünde beichtet und der Beichtvater seine Pflicht tut, das Gewissen zu erleuchten, den Beichtenden das Schwerwiegende seiner Lebensweise und des Willens, durch den er sie -im Fortfahren-zu seiner eigenen macht, erkennen läßt.
Und deshalb -wenn er nicht bereut und sich selbst davon löst (oder sich zumindest ernsthaft vornimmt, sein Leben so bald wie möglich zu ändern) kann er weder die Absolution bekommen noch die Kommunion empfangen.

Buttiglione gibt auf diese Einwände keine überzeugende Antwort. Und auch Kardinal Müller berücksichtigt in seinem Vorwort zu seinem Buch diese Argumente des Philosophen nicht.

Seinerseits spricht der Kardinal eine andere Hypothese an und nur diese eine- nach der de facto wiederverheiratete Geschiedene auf legitime Wiese die Kommunion empfangen können, in einem "forum internum" und ohne einen Skandal auszulösen.
Und es ist die schon von Joseph Ratzinger als Theologe, als Kardinal und als Papst wiederholt zurückgewiesene Hypothese.
Eine Hypothese, die mit der in einem vorangegangenen Artikel in Settimo Cielo wiedergegebenen Tradition übereinstimmt.




Hier ist also die erste Differenz zwischen den beiden. Aber dann ist da noch eine zweite. Und das ist ihr gegensätzliches Urteil über "Amoris Laetitia".

Zur postsynodalen apostolischen Exhortation von Papst Franziskus hat Buttiglione nur große Dinge zu sagen.

Buttiglione spricht selbst zugunsten der kryptischen Fußnote 351, in der Franziskus seine "Offenheit" zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen verbirgt. Der Papst hatte Recht, das zu tun, sagt er, weil es in einer Welt, die so kompliziert ist wie die unsere, "nicht möglich ist, eine Disziplin-Norm zu diktieren, die auf alle gleich anzuwenden ist, "besser wäre es, die Bischofskonferenzen und die einzelnen Bischöfe zu ermutigen, Veranwortung zu übernehmen."

Müller jedoch sieht das ganz anders. Er führt das Babylon der Interpretationen, das jetzt für alle klar sichtbar ist, auf die Unklarheit dieser Fußnote und anderer Passagen zurück:
"In Fußnote 351 zitiert der Papst sich selbst mit "Evangelii Gaudium". Die Feststellung, daß die Eucharistie kein "Preis für die Perfekten" sondern eine machtvolle Medizin und Nahrung für die Schwachen ist" macht die Dinge nicht klarer.
Aber das öffnet auf keine Weise den Weg zur sakramentalen Kommunion für jene, die sich im Stand schwerer Sünde befinden und darin verharren.
Es kann keine Verwechslung, keinen Austausch des einen mit dem anderen Sakrament in ihrer spezifischen Funktion geben. In Taufe und Beichte wird eine Medizin angeboten, die reinigt und uns vom "Fieber der Sünde befreit". Das Sakrament der Eucharistie ist eine Medizin, die stärkt, die nur denen gegeben werden kann, die frei von Sünde sind. (Summa Theologiae, III, 80, 4, 2)"

Und das ist nur eine von vielen kritischen Beobachtungen, die Müller im Vorwort zum Buch gegen "Amoris Laetitia" und folgende Äußerungen des Papstes richtet.

Hier folgt eine Auswahl:

Wortbilder sind nicht immer sehr erfolgreich (z.B. gegen andere die Gebote Gottes zu schleudern als seien sie Steine) und hastige Übersetzungen theologischer Standpunkte in die Sprache der Theologie, wie Legalismus, Pharisäertum, provozieren Fassungslosigkeit anstatt Verständnis für die pastoralen Absichten des Papstes (Amoris Laetitia 305) zu erzeugen.
Jene, die sich selbst für die Klarheit und Wahrheit der Glaubenslehre in einem Zeitalter des Relativismus und Agnostizismus schlagen, verdienen es nicht, als rigoristisch, pharisäisch, legalistisch und Pelagianer in eine Schublade gesteckt zu werden.
So ist Legalismus z.B. die Überzeugung, daß ein Mensch die Gerechtigkeit Gottes erfahren kann, indem er einfach den Geboten äußerlich folgt und deshalb das ewige Leben erlangen kann, auch ohne die unverdiente und unverdienbare Gnade der Rechtfertigung. Welcher Katholische Katholik verteidigt einen solchen Standpunkt, der in offensichtlichem Widerspruch zur Rechtfertigungslehre durch Gnade steht?"

"Die Kategorie der Ehe als "Ideal" im Widerpruch zur "Realität", ein Ideal, dem der Mensch nie ganz entsprechen kann, passen vielleicht in die Moraltheologie und zum spirituellen Leben, aber nicht zur Sakramententheologie.  Ehe ist keineswegs eine "unvollkommene Analogie" (Amoris Laetitia 73) zur Beziehung von Christus zu seiner Kirche. Im selben Paragraphen aber wird das Mysterium der Einheit von Christus und der Kirche absolut korrekt beschrieben. Hier haben wir ein Beispiel dafür, daß Terminologie Verwirrung verursachen kann."

"In Artikel 305 und insbesondere in Fußnote 351, die Objekt leidenschaftlicher Diskussionen sind, leidet die theologische Argumentation an einem gewissen Mangel an Klarheit, der hätte vermieden werden können und sollen- durch einen Bezug auf die dogmatischen Definitionen der Konzile von Trient und Vatican II zur Rechtfertigung, zum Beichtsakrament und zum würdigen Empfangen der Eucharistie."

Die fundamentalen Kriterien für die Anwendung von Kapitel 8 von Amoris Laetitia- veröffentlicht von den Bischöfen der Pastoral-Region von Buenos Aires- sagt uns unglücklicherweise nichts über das Problem, ob jemand im Zustand der unbereuten Todsünde sich dem Tisch des Herrn nähern darf und die Heiligen Opfergaben als Kommunion mit dem spirituellen und übernatürlichen Leben empfangen kann, etwas das eine "contradictio in adiecto" wäre.
Im Antwortbrief von Papst Franziskus auf das Dokument der argentinischen Bischöfe, darf man die Äußerung, daß "es keine andere Interpretation gibt" nicht wörtlich verstehen-angesichts des aktuellen Nebeneinanders sich widersprechender Interpretationen.
Unter diesen, beziehen sich viele tatsächlich auf "Amoris Laetitia", widersprechen aber direkt der durch den Glauben der Kirche dogmatisch definierten Lehre.
Es genügt nicht, die Rechtgläubigkeit der kontroversen Passagen zur Zulassung zur Eucharistie zu bestätigen. Es ist auch nötig, die Wahrheit dieses Statements mit überzeugenden Argumenten zu beweisen.

Außerdem - gibt Kardinal Mülle im Vorwort des Buches einen Schuss auf die unmittelbaren Architekten von großen Teilen von "Amoris Laetitia" ab:
"Die Glaubenskongregation hat die theologische und institutionelle Kompetenz, die konsistente Argumentation der Texte des Römischrn Lehramtes zu sichern. Einzelne Theologen , die ad hoc eingeführt worden sein mögen- können bei aller Dankbarkeit und dem gebotenen Respekt- keine endgültige Version erstellen."

Hier spielt Müller besonders auf Victor Manuel Fernández an, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien, seit Jahren Lieblingstheologe und Ghostwriter von Jorge Mario Bergoglio, der ihn zum Erzbischof machte, sobald er zum Papst gewählt worden war.
Seine Hand bei der Konstruktion von "Amoris Laetitia" ist deshalb so klar erkennbar, weil ganze Pasagen davon aus Artikeln stammen, die er vor einem Dutzend Jahren geschrieben hat.

Was nun die Glaubenskongregation angeht, weiß man jedoch, daß Papst Franziskus sie systematisch ignoriert, sogar nachdem er ihren Präfekten entlassen hat, der kein anderer als Kardidnal Müller war."

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo

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