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Samstag, 30. März 2019

Mehr zum "historischen" Jesus ....

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Reaktionen auf den vor einer Woche veröffentlichten Essay über den Historischen Jesus von Giorgio Jossa.Dabei zitiert er vor allem aus dem Buch "Zur Rechten des Vaters" von Giacomo Biffi, Streitpunkt ist, wann sich Jesus in seiner irdischen Gestalt voll seines Status als Sohn Gottes und seiner Mission als Messias bewußt wurde.
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"MEHR ZUM "HISTORISCHEN" JESUS. DIE LEKTION VOM GROSSEN THEOLOGEN KARDINAL GIACOMO BIFFI" 

Die Settimo-cielo-Veröffentlichung "Die Geschichte Jesu, neu geschrieben von einem großen Historiker" vom 21. März hat lebhafte Kritik ausgelöst- via e-mail von einem talentierten Theologen und Jesuiten, einem Schüler Joseph Ratzingers  und Mitglied seines Schülerkreises.

Was er bestreitet, ist daß man Jesus im Verlauf seines kurzen öffentlichen Lebens ein wachsendes Bewußtsein für seine Identität und Mission  zuschreiben sollte, bestehend aus Erwartungen, die dann enttäuscht und verwandelt wurden, aus Veränderungen und Zielen, die in einigen Fällen plötzlich aufkamen, von Verkündigungen, die sich Schritt für Schritt veränderten -bis zu einem kompletten Bewußtsein als Messias und Erlöser, das aber erst an der Schwelle zum Tod am Kreuz erreicht wurde.

Diese verschlungene Reise Jesu ist tatsächlich die, die der Historiker für Altchristliche Geschichte Giogio Jossa in seinem jüngsten Essay rekonstruiert hat, der von Settimo Cielo veröffentlicht wurde.
Ein Jesus "der Geschichte" -erklärt er- den er dem Jesus der Evangelien nicht entgegen sondern an die Seit stellt  und ihn statt dessen im Licht des Glaubens an seine Auferstehung wiedererzählt.

Unserem Kritiker jedoch-. erscheint diese historische Rekonstruktion des menschlichen Lebens Jesu dem Jesus des Glaubens zu sehr zu widersprechen, um akzeptabel zu sein. Was die Jünger Jesu angeht, so könnten sie tatsächlich unsicher gewesen sein und sich geirrt haben angesichts der "Zeichen" die der tat. Aber er nicht, in ihm konnte es kein Nichtwissen oder Unsicherheit über seine Identität und Mission geben, jedenfalls nicht als er das Vernunftsalter erreichte. "Jesus konnte mit 12 Jahren genau wissen, daß er der Sohn Gottes und der Messias war."





Im Alter von 12 Jahren -so stellt das Lukas-Evangelium ( 2:41-45) in der Tat fest- diskutierte Jesus mit den Lehrern im Tempel, erstaunte alle durch seine "Intelligenz und Lehre". Und zu Maria und Joseph sagte er "Wußtet Ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört?"

Also gut, da ist eine Passage in Buch des großen Theologen und früheren Kardinals Giacomo Biffi (1928-2015) mit dem Titel "Zu Rechten des Vaters"- die kompletteste Synthese der dogmatischen Theologie" die er veröffentlicht hat, dessen jüngste Auflage 2004 erschien- in dem er -präzise im Hinblick auf Jesus zwischen den Lehrern im Tempel-feststellt:

"Wenn er mit 12 Jahren bereits von Gott, seinem Vater, spricht- mit einer bis dahin noch nicht gehörten Betonung- und so ein gewisses Bewußtsein für seine unnachahmliche Sohnschaft enthüllt, so sagt uns besteht das brennende Verlangen, die Schriftgelehrten sprechen zu hören und sie zu befragen dennoch, daß er im Alter von 12 Jahren noch ein Suchender Gottes ist, ein Anfänger und deshalb hat sich ihm sein eigenes Geheimnis noch nicht ganz enthüllt."

Diese Passage steht im Kapitel "Das irdische Leben Christi" - das der "Geschichte" von Jesus von Nazareth und seinem "Wachsen" auf den Höhepunkt der Herrlichkeit hin, gewidmet ist.

Als wahrer Mensch, der Jesus war- schreibt Biffi- "müssen wir in ihm ein Wachstum finden, nicht njur in seinem körperlichen Leben sondern auch in der inneren Wirklichkeit seiner Welt des Intellekts und des Willens" Ein Wachstum. betont er, das in der Christologie des Neuen Testaments -z.B. in "diesem berühmten Text des Hebräer-Briefes (5:8) in dem es heißt, daß der Sohn Gottes "aus seinem Leiden lernte, was Gehorsam ist"

"Sogar Jesus "fährt Biffi fort "wuchs schrittweise im Verstehen der "oikonomia" - des universalen
Heilsplans, dessen Zentrum er war. So war er der erste "Theologe" im dynamischen Sinn des Wortes, der erste derer, die den Plan des Vaters erforschten [...] Und weil die Erlösung nicht in einem Augenblick erreicht wurde, sondern eine Entwicklung darstellte, die ihren Höhepunkt in Tod und Auferstehung erreichte, wuchs dieses sein "funktionales" oder prophetisches Bewußtsein zusammen mit dem sich entfaltenden Plan zur Erlösung. [...]
Nicht nur im Innenleben Jesu sondern auch in seinen Handlungen kann man ein "crescendo" feststellen, das die traditionelle Erlösungstheologie im Hintergrund stehen läßt oder zumindest nicht in angemessener Weise aufnimmt."

Nicht als Historiker sondern als Theologe besteht Biffi darauf, diese "dynamische" Konzeption des Lebens Jesu in den Texten des Neuen Testaments aufzuzeigen - so dynamisch, daß der Apostel Petrus predigte, daß "Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, nur durch die Auferstehung zum Herrn und Messias gemacht hat." (Apg 2:36)

Laut der frühen Predigten- kommentiert Biffi- gelangt Jesus deshalb erst im Augenblick seines Eintretens ins Himmlischen Heiligtum nicht nur zur Herrschaft über die Welt sondern auch in die messianische Würde und die volle Fähigkeit zur Erlösung ein."

Aber was bedeutet es - fragt sich Biffi am Ende dieses seines dichten Kapitels- daß Jesus erst dann "Sohn Gottes" wurde?"

"Es gibt eine einfache Antwort" antwortet er und die paßt zu "Jesus erschien erst in seiner Verherrlichung als Sohn Gottes, während er seine Würde während seines irdischen Lebens verborgen blieb."

"Nichtsdestoweniger" fährt er fort " denken wir, daß diese Texte des Neuen Testaments besser verstanden werden können, wenn man über die Tatsache nachdenkt, daß Christus in seinem Sohnesverhältnis zum Vater nur der verherrlichte Christus ist, in dem alle vorhergehenden Augenblicke leben und ewig gemacht werden.[...]  Natürlich bedeutet das nicht, daß JEsus in seuinem irdischen Leben nicht "Gottes Sohn" war, sondern das es ein wirkliches Wachsen seiner menschlichen Persönlichkeit gab- sogar in seiner ontologischen Beziehung zum Vater, ein Wachstum, das man als Teil des "homo assumptus", nicht als Teil des Vaters versteht."

Das genügt Biffi. Aber wenn sein theologisches Rahmenwerk anwendbar ist, idt offensichtklich, daß die historische Forschung zum Jesus der Geschichte nur Objekt ernsthafter Aufmerksamkeit sein kann. Und als solche bewertet- nicht gegen sondern nur mit dem Christus des "Glaubens".

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister

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