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Donnerstag, 4. April 2019

Der "illusorische Erfolg" von Papst Franziskus und eine "low-intensity-Religion"

Sandro Magister analysiert und kommentiert bei Settimo Cielo einen kürzlich erschienenen Essay über Papst Franziskus und die Auswirkungen seines Redens und Handelns auf die Kirche.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"DER ILLUSORISCHE ERFOLG VON PAPST FRANZISKUS, UNTER DER LINSE EINES RELIGIONS-SOZIOLOGEN"

"Panama, Vereinigte Arabische Emirate, Marokko, Bulgarien, Mazedonien. Rumänien.....
in den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat Papst Franziskus so viele Reisen außerhalb Italiens auf seine Agenda gesetzt, wie zuvor in einem ganzen Jahr. Und es werden weitere nach Afrika und Asien folgen. Auch das macht ihn zu einem internationalen "Star" . Die Katholische Kirche wird immer mehr mit der Person des Papstes und seinem planetarischen "Erfolg" identifiziert.

Auf der Ebene der Öffentlichen Meinung erfreut sich Jorge Mario Bergoglio sicher  großer Popularität, auch wenn diese vor kurzem in einem Schlüsselland wie den USA kleiner geworden ist.
Aber das gleiche gilt nicht für die Katholische Kirche, die fast überall als klarer "Mißerfolg" gilt.

Diese Gleichzeitigkeit des päpstlichen Erfolges und des Mißerfolgs der Kirche ist für heutige Religionssoziologen ein Rätsel.

Ein Rätsel, auf das Luca Diotallevi, Soziologie-Professor an der Tre-Universität Rom, früherer Senior Fellow am Zentrum für Studien der Weltreligionen an der Harvard Divinity School,  namhafter Politikwissenschaftler der Italienischen Bischofskonferenz während der vorigen Pontifikates, in einem gerade erschienenen Essay eine eigene Antwort gibt.

 L. Diotallevi, “Das Paradoxon von Papst Franziskus. Die Säkularisation zwischen Religions-Boom und Krise des Christentums." Rubbettino Editore, Soveria Mannelli, 2019

Bevor er versucht eine Antwort zu geben, wendet sich Diotallevi aber einem anderen Rätsel zu, das diesem vorausgeht. Und das ist die Gültigkeit oder Ungültigkeit des klassischen Paradigmas der Säkularisierung, nach dem "je weiter die Modernisierung fortschreitet, desto mehr die Religion an den Rand gedrängt wird oder sogar verschwindet- und mit ihr das Christentum.
Weil dieses Paradigma in vielen Fällen hilft, aber in anderen auch nicht, wie z.B. präzise im Fall von Papst Franziskus.

Während im Gegenteil in diesen anderen Fällen  das- was sich als sehr wirkungsvolles analytisches Instrument herausstellt,- die vom deutschen Soziologen und Philosophen Niklas Luhmann ausgearbeitete Theorie der sozialen Differenzierung ist.

Diotallevi widmet der Illustrierung des Luhmannschen Paradigmas viele Seiten. Er betont seine Gültigkeit besonder dort, wo es zeigt, wie jedes der Untersysteme, in die eine Gesellschaft untereilt ist, seine eigene spezialisierte Sprache braucht, um zu funktionieren- so können die für die Politik Gesetze sein, für Urteile die Jurisprudenz, für die Wirtschaft die Währung. Und für das Christentum?

Zu recht bemerkt Diofallevi , daß es keine Überraschung ist, daß alles was beim II Vaticanischen Konzil und den folgenden Jahren im Zentrum des Versagens des Katholizismus die Frage der Liturgie und ihrer Reform stand. "Obwohl in einer Gesellschaft mit fortgeschrittener Modernisierung, für eine Religion, die gern zu den Menschen "Gott sprechen lassen" würde, der Ritus das einzig mögliche Mittel der Kommunikation ist."

Auch für Luhmann- wie für das klassische Paradigma- bedeutet das Fortschreiten der Säkularisierung  das Verschwinden der Religionen der "bekennenden" Art, die heute überall in der Krise sind. Aber die Religionen und der Katholizismus besonders können nicht immer und nur auf dieses Modell reduziert werden.

Was man heute überall in der Welt erlebt, ist die Tatsache, daß ein religiöser Boom, der nichts Bekennendes hat, sondern eher "eine sehr moderne und gewissenlos selektive Wiederentdeckung der Tradition" ist. Das sind die "Stile, Symbole und die Rhetorik, die ohne zu zögern benutzt werden, um die entsprechenden Marktlücken -mit einem "absoluten Primat der religiösen Forderungen gegenüber der religiösen Versorgung"- zu füllen.

Das ist eine "low-intensity-Religion" schreibt Diotallevi- die zur Zeit "die große sozioreligiöse Bühne besetzt". Auch der Katholizismus ist stark dadurch gekennzeichnet.  Sie übersieht die Vetos und Barrieren, die einem individuellen religiösen Konsum entgegenstehen, ignoriert doktrinale und moralische Dekrete und verwirft das Urteil einer übergeordneten religiösen Autorität.

Die regelmäßige Teilnahme an den Riten nimmt ab,während ihr individueller Konsum zunimmt und immer unorganisierbarer und unvorhersehbarer wird.
Fortsetzung folgt....

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister 

1 Kommentar:

  1. Zu der Sprache des Textes:
    .
    https://www.wiwi.uni-siegen.de/merk/downloads/verschiedenes/importante_adhortation.pdf
    .

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