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Freitag, 14. Juni 2019

S. Magister spricht über die politischen Visionen Ratzingers und Bergoglios.


Sandro Magister stellt bei Settimo Cielo in der Wiedergabe einer Rede, die er vor kurzem in Rom gehalten hat, die politischen Visionen des Papa emeritus und des amtierenden Pontifex einander gegenüber. Dabei stellt er fest- daß sie Lichtjahre auseinander liegen. Das kann man als Leser leicht nachvollziehen.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"VON RATZINGER ZU BERGOGLIO. ZWEI POLITISCHE VISIONEN, DIE LICHTJAHRE AUSEINANDER LIEGEN." 




(Der folgende Text ist der Vortrag den Sandro Magister am 4. Juni 2019 bei der in Rom im Palazzo Giustiniani von der Fondazione Magna Carta organisierten Studienkonferenz zum Thema: „Katholiken, Politik und die Herausforderungen des dritten Jahrtausends“ gehalten hat.) 

Joseph Ratzinger hat viel über Politik geschrieben und gesagt, als Theologe, als Bischof, als Papst. Um seine Gesamtvision zu erfassen, reicht es jedoch, die Rede wieder zu lesen, die er am 22. September 2011 in Berlin bei seiner letzten Reise nach Deutschland vor dem Bundestag gehalten hat.

Er begann damit, das Gebet des jungen Königs Salomo am Tag seines Aufstiegs auf den Thron zu zitieren, in dem er Gott
nicht um Erfolg oder Reichtum  sondern um „ein hörendes Herz bat, damit er Gottes Volk regieren und zwischen Gut und Böse unterscheiden könne
(1. Könige 3: 9). Eine Bitte, auch für Politik und Politiker von heute "das entscheidende Thema ist.
Dann fasste Benedikt XVI die Rolle, die das Christentum in dieser Frage in der Geschichte gespielt hat, wie folgt zusammen:
„Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft niemals ein
offenbartes Gesetz vorgeschlagen, das heißt eine aus der Offenbarung abgeleitete Rechtsordnung. 
Stattdessen hat es auf Natur und Vernunft als wahre Rechtsquellen hingewiesen - und auf die Harmonie von objektiver und subjektiver Vernunft, die natürlich voraussetzt, daß beide Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes verwurzelt sind.
Christliche Theologen schlossen sich damit einer philosophischen und juristischen Bewegung an, die ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. Gestalt annahm. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kam das von den stoischen Philosophen entwickelte soziale Naturgesetz mit führenden Lehrern des römischen Rechts in Kontakt. 



Durch diese Begegnung entstand die Rechtskultur des Westens, die für die Rechtskultur der Menschheit von zentraler Bedeutung war und ist. Diese vorchristliche Verbindung zwischen Recht und Philosophie öffnete den Weg, der über das christliche Mittelalter und die juristischen Entwicklungen des Zeitalters der Aufklärung bis zur Erklärung der Menschenrechte führte. “
Aber heute, fuhr er fort, ist diese Konstruktion zerbrochen.

„Die Situation hat sich im letzten halben Jahrhundert dramatisch verändert, und Hans Kelsen war ihr großartiger Theoretiker. Es wurde ein "positivistischer Naturbegriff" eingeführt, aus dem sich "keinerlei ethische Anhaltspunkte" ableiten lassen und aus
dem "die klassischen Erkenntnisquellen für Ethik und Recht ausgeschlossen sind" . In der Folge finden wir uns in "einem Betonbunker ohne Fenster wieder, in dem wir selbst für Licht und Klima sorgen müssen, und nicht länger bereit sind, eines davon von Gottes weiter Welt zu erhalten."

Aber wir müssen uns nicht mit diesem Ergebnis abfinden: "Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen die weite Welt, den Himmel und die Erde noch einmal sehen und lernen, all dies richtig zu nutzen." Benedikt XVI beschrieb das- wie folgt-
mit einem überraschenden Hinweis auf die Ökologie:

„Ich würde sagen, daß das Aufkommen der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 1970er Jahren, obwohl sie die Fenster nicht gerade aufgerissen hat, ein Schrei nach frischer Luft war und bleibt, der nicht ignoriert oder beiseite geschoben werden darf, nur weil zu viel davon als irrational angesehen wird. […] 
Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und dementsprechend antworten. Dennoch möchte ich einen Punkt hervorheben, der mir heute wie früher vernachlässigt erscheint: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er respektieren muss und die er nicht nach Belieben manipulieren kann. 
Der Mensch ist nicht nur eine sich selbst schaffende Freiheit. Der Mensch erschafft sich nicht. Er ist Intellekt und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist richtig geordnet, wenn er seine Natur achtet, auf sie hört und sich selbst als jemand akzeptiert, der sich nicht selbst erschaffen hat. Auf diese und keine andere Weise wird die wahre menschliche Freiheit erfüllt. “

Was zu einer letzten Frage führt: "Ist es wirklich sinnlos, sich zu fragen, ob die objektive Vernunft. die sich in der Natur manifestiert, keine kreative Vernunft voraus-setzt, einen" Schöpfergeist "?"
Fortsetzung folgt...

Quelle Settimo Cielo,S. Magister





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