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Montag, 2. September 2019

Sind die Abkommen mit China und Vietnam den Preis wert, den der Hl. Stuhl dafür bezahlt hat?

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die aktuelle Entwicklung bzgl. der Religionsfreiheit in China und Vietnam nach Abschluss des Abkommens zwischen dem Hl. Stuhl und diesen Ländern.
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"CHINA UND VIETNAM. ZWEI ABKOMMEN, FÜR DIE EIN HOHER PREIS BEZAHLT WURDE."

Ende August-  wurden gleichzeitig zwei Geschichten veröffentlicht, die die Beziehungen zwischen dem Hl. Stuhl und zwei wichtigen Staaten Südostasiens betreffen- China und Vietnam.

In China fand am 26. August die erste Bischofsernennung auf der Basis des am 22. September 2018 geschlossenen Abkommens statt, die von Anthony Yao Shun, Ordinarius der Diözese von Ji Ning in der Inneren Mongolei.

Und am 28. August folgte dem eine zweite Ordination, die Ernennung von Stephen Xu Hongwei, zum Bischof von Hanzong in der Region Shaanxi.

Merkwürdigerweise hat der Hl. Stuhl die offizielle Nachricht von ihrer Ordination nicht veröffentlicht sondern sich darauf beschränkt-in zwei Statements des Direktors des Vaticanischen Presseamtes, Matteo Bruni,  zu bestätigen, daß beide- die eine wie die die andere -im "päpstlichen Auftrag" stattfanden.

Beide neuen Bischöfe waren für diese Rolle im vergangenen April durch Versammlungen von Priestern, Ordensleuten und Laien gewählt worden, die alle von den Chinesischen Autoritäten ausgesucht, in einem Hotel versammelt und instruiert wurden, für wen sie zu stimmen hätten.

Und in beiden Fällen war es die chinesische Pseudo-Bischofskonferenz, die nur aus vom Regime anerkannten Bischöfen besteht,  die Rom die neuen Bischöfe präsentierte, das sie dann anerkannte.
Der genaue Wortlaut des beiderseitigen Abkommens ist immer noch geheim, aber es ist ausreichend klar, daß es jetzt in Kraft ist.

Am 21. und 22. August fand in Rom eines der periodischen Treffen mit Vietnam statt, ein Arbeitstreffen zwischen den Delegationen beider Seiten. Im Abschluss-Statement wurde angekündigt, daß "in naher Zukunft" in Vietnam ein permanenter Sitz für einen "Päpstlichen Repräsentanten" für dieses Land eingerichtet werden könnte. der zur Zeit noch in Singapur residiert.

Was das Leben der Katholischen Kirche in Vietnam angeht- mit ihren ungefähr 8 Millionen Gläubigen in einer Gesamtbevölkerung von nahezu 100 Millionen-, beschränkt sich das Statement darauf, die Positionen der beiden Seiten wiederzugeben, ohne die harten Beschränkungen der Religionsfreiheit zu erwähnen.

Die Ähnlichkeit zwischen China und Vietnam was ihre Beziehungen zur Römischen Kirche angeht, ist sehr groß. Unter anderem sind sie die beiden einigen Länder der Welt, in denen die Bischofsernennungen auf Grund geheimer Absprachen zustande kamen, bei denen die staatlichen Autoritäten in den letzten Jahren den überwiegenden Einfluss auf die Auswahl der Kandidaten hatten.

In Vietnam finden Bischofsernennungen "nach einer Prozedur statt, für die eine mündliche Absprache mit der Regierung getroffen wurde, deren Einhaltung auf Ehre und gutem Glauben beruht und auf Respekt vor dem gegebenen Wort und die kann nicht juristisch verteidigt werden, wie Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin bei einer Konferenz in der Päpstlichen Gregoriana-Universität am 28. Februar erklärte.





Parolin ist der Diplomat, der 1996 -als er Untersekretär des Hl. Stuhls für die Beziehung zu den Staaten war, -Hauptautor des zuvor angesprochenen "mündlichen" Abkommen zur Bischofsernennung war.

Seither lag es in Händen der Vietnamesischen Autoritäten, den neuen Bischof aus drei vom Hl. Stuhl vorgeschlagenen Kandidaten auszuwählen. Und es kommt nicht selten vor, daß keiner der drei ihnen zusagt, was die Ernennung um Jahre verzögert und die Diözese vakant bleiben läßt.

In China ist der Hl. Stuhl noch mehr im Nachteil, weil die Vorauswahl des Kandidaten den Chinesischen Autoritäten obliegt und der Papst sie nur akzeptieren oder ablehnen - und in diesem Fall die Ernennung eines neuen Kandidaten, der ihm annehmbarer erscheint- in die Zukunft  verschieben kann.

Beide Abkommen pflastern also unausweichlich den Weg dafür, daß Bischöfe ins Amt gelangen, die dem jeweiligen Regime gehorchen, jedes von ihnen von kommunistischen Parteien dominiert, die die Religionsfreiheit ablehnt.

Zur Rechtfertigung dieser doppelten Kapitulation behauptet der Hl. Stuhl, daß das der Preis dafür sei-der Kirche größere Atemfreiheit in einem feindlichen Umfeld zu verschaffen.

In China allerdings haben sich die Dinge nach Abschluss des Abkommens am 22. September 2018  für die Katholische Kirche und andere Glaubensrichtungen keineswegs zum Besseren  gewendet.

In eben diesem Jahr 2018 wurden  auch eine Serie neuer "Regulierungen für religiös Belange" in Kraft gesetzt, die die Unterdrückung der Glaubensfreiheit noch weiter verstärken, mit dem Effekt, daß die Vatican-Autoritäten im vergangenen Juni sich zu einer vorsichtigen offiziellen Reaktion gezwungen sahen:

China verletzt Abkommen. Ein Bischof rebelliert.  

Und in Vietnam ist es das Gleiche, Auch dort ist die Atmosphäre "alles andere als förderlich für die Aktivitäten und die Entwicklung der Katholischen Gemeinschaft", wie dagegen die Vietnamesische Delegation sich in Bezug auf das Schluss-Statement bei einem Treffen in Rom endlos bemühte zu behaupten. 

Es sollte genügen, darauf hinzuweisen, daß am Schlusstag des Römischen Treffens am 22. August die Gerechtigkeits-und Friedenskommission der Vietnamesischen Bischofskonferenz für das ganze Land eine Gebetsvigil für die Opfer religiöser Verfolgung organisiert hat. 

Besonders gingen dort -wie jeden Abend- um die 100 Katholische Familien aus Ho Chi Minh Stadt auf die Straße, deren Häuser im vergangenen Januar zertört wurden- auf einem Grundstück namens "Loc Hung Garden" das den Missions Etrangeres de Paris gehört hatte und von den Kommunisten für die Entwicklung kommerzieller Projekte enteignet wurde.: 

Unterdrückt durch das Regime. Katholiken in Lôc Hung beten für Religionsfreiheit  

Außerdem sieht es nicht so aus, als ob das Römische Treffen zwischen den Repräsentanten Vietnams und des Hl. Stuhls auch nur zur leisesten Hoffnung für das Schicksal des Katholischen Kriegsdienstverweigerers Ho Duc Hóa aktives Mitglied der Diözese von Vinh und Mitarbeiter einer Presseagentur der Redemptoristen. berechtigt, der als "Staatsfeind" zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Befreit Hô Dúc Hòa: Hanoi verweigert Katholischem Aktivisten medizinische Hilfe

Für einen Überblick über die Wechselfälle der katholischen Kirche in Vietnam kann es hilfreich sein, die Liste der Artikel von UCA News, einer auf Asien spezialisierten katholischen Online-Agentur, zu durchsuchen:
UCA News / Vietnam


Was China betrifft - aber mit interessanten Parallelen zu Vietnam - ist die aktuellste Dokumentation zur Verschärfung der Verfolgung auch nach der Vereinbarung des Abkommens mit dem Heiligen Stuhl in diesem brandneuen Buch von Massimo Introvigne zu finden, einem berühmtem Soziologen, Gründer und Direktor des Zentrums für Studien über die neuen Religionen und der Online-Zeitung „Bitterer Winter“ in acht Sprachen, die sich speziell auf die in China verfolgten Religionen spezialisiert hat:
M. Introvigne:  “Das schwarze Buch der Religionsverfolgung in China”, Sugarco Edizioni, Milan, 2019.

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo


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