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Dienstag, 7. April 2020

Mehr über die Herabstufung des päpstlichen Titels "Stellvertreter Christi"

Auch Aldo Maria Valli kommentiert in seinem blog die Herabstufung des päpstlichen Titels "Stellvertreter Christi" im Annuario Pontificio von 2020.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PETRUS, STELLVERTRETER CHRISTI. NICHT NUR EIN HISTORISCHER TITEL"

Wie Sie sicher erfahren haben, gibt es im Annuario Pontificio von 2020 eine Neuheit. Gerade auf der ersten Seite, auf der der amtierende Papst vorgestellt wird, steht der Name des Pontifex, Jorge Mario Bergoglio, dann eine kurze Biographie und dann unter der Überschrift "Historische Titel"  eine Auswahl von Termini, die die spirituelle, religiöse und legalen Identität des Römischen Pontifex bezeichnen: Stellvertreter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten, Summus Pontifex der Universalen Kirche, Primas von Italien, Metropolitan-Erzbischof der Provinz Rom. Souverän des Staates der Città del Vaticano und Diener der Diener Gottes.

Wenn man diese Ausgabe mit dem Päpstlichen Jahrbuchs von 2019 vergleicht, kann man sofort eine Änderung nicht nur der graphischen Darstellung feststellen. Bis zum vergangenen Jahr kam vor allem anderen.- und zwar in Großbuchstaben- der Titel "Vikar Christi"  und dann in kleineren Buchstaben, die anderen Titel und erst dann der Name des amtierenden Pontifex -gefolgt von einer knappen Biographie.

Eine Änderung dieser Art kann nicht ohne Aufforderung des Papstes selbst vorgenommen worden sein, weshalb es interessant wäre, von ihm zu erfahren, welches der Grund für diese Neuerung ist.
Behält man im Auge, daß wir von der Identität des Papstes sprechen, denke ich, daß die Gläubigen. das Recht haben, durch die Stimme des Pontifex selbst zu erfahren, was ihn zu dieser Änderung bewogen hat.

Unsererseits können wir einige einfache Überlegungen dazu anstellen.

Während zuvor der Titel des Stellvertreters Jesu Christi auffiel, wird in der neuen Formel vor allem der Name desjenigen hervorgehoben, der im Moment auf dem Thron Petri sitzt. Es gibt also eine Art Perspektivumkehr, so dass nun die menschliche Dimension des Papstes die spirituelle zu überwiegen scheint.

In der alten Formel wurde das, was die katholische Kirche für am wichtigsten hielt, nach oben gestellt, in großen Buchstaben. Als ob man sagte: hier ist das , was zählt. Danach kam der Name des regierenden Papstes, der sicherlich nicht unwichtig ist, aber genauso sicher später kommt, weil der Papst derjenige ist, der berufen ist, für eine Wegstrecke in der Menschheitsgeschichte Stellvertreter Christi zu sein.



Nun scheint jedoch die Tatsache, daß der Titel, der die im Evangelium begründete Einsetzung bezeichnet ("Du bist Petrus und auf diesem Stein ..."), unter die sogenannten "historischen Titel" herabgestuft wurde, zu sagen, daß es sich nur um eine Tradition handelt, etwas, das wir vor langer Zeit geerbt haben, das aber für uns heute nicht mehr von großer Bedeutung sind.

In einem einzigen Kommentar las ich, daß der amtierende Papst, der "bekanntermaßen allergisch gegen Ehrentitel ist" die Änderung gefordert hätte. Ein Satz ohne Bedeutung, weil der Titel des Stellvertreters Jesu Christi kein Ehrentitel ist, sondern ein Attribut, das uns genau die tiefste und wahrste Identität des Papstes zeigt, und weil das, wenn der Papst tatsächlich so argumentiert hätte, bedeuten würde, daß er nicht weiß, was es bedeutet, Stellvertreter Jesu Christi zu sein.

Den Titel des "Stellvertreters Christi"  unter die sogenannten "historischen Titel" eingereiht zu sehen,gibt jedoch Anlass zu Sorge

Es gibt jedoch Anlass zur Sorge, den Namen des Stellvertreters Christi in die sogenannten "historischen Titel" einzufügen. Als ob diese Bezeichnung nur einen historischen aber keinen theologischen und spirituellen Wert hätte.

Im Interviewbuch  "Die Schwelle der Hoffnung überschreiten"  (1994) antwortete Johannes Paul II auf eine Frage von Vittorio Messori: "Der Papst wird auch Stellvertreter Christi genannt. Dieser Titel sollte im gesamten Kontext des Evangeliums gesehen werden. [...] In dieser Perspektive erhält der Ausdruck Stellvertreter Christi seine wahre Bedeutung. Es ist mehr als eine Würde, es spielt auf einen Dienst an: Das heißt, er soll die Aufgaben des Papstes in der Kirche unterstreichen, seinen Petrusdienst, der auf das Wohl der Kirche und der Gläubigen abzielt. Der heilige Gregor der Große hatte dies vollkommen verstanden. Unter allen Qualifikationen, die mit der Funktion des Bischofs von Rom verbunden waren, bevorzugte er die des Servus servorum Dei (Diener der Diener Gottes)."

In mehrfacher Hinsicht könnten viele Überlegungen zur Berufung des Stellvertreters Christi angestellt werden. Aus theologischer Sicht fallen die Worte auf, die Jesus an Petrus gerichtet hat: "Weide meine Schafe ... Weide meine Herde" (Joh 21,16-17). Deshalb wird Petrus Hirte. In der Tat bedeutet Vikar "den Platz einzunehmen", eine Autorität oder Funktion in Vertretung einer anderen Person von höherem Rang auszuüben.

Wie das Konzil von Florenz 1439 feststellte, weist das Wort Vikar darauf hin, den Platz Jesu als Hirte einzunehmen, eine Mission, die nur Petrus empfangen hat. Wir stehen daher vor einer Beziehung, die Petrus und seinen Nachfolgern eignet.. Aus diesem Grund wurde diese Bezeichnung zuvor im Päpstlichen Jahrbuch mit besonderem Schwerpunkt ganz oben platziert.

Im Katechismus der Katholischen Kirche lesen wir: "Nur aus Simon, dem er den Namen Petrus gab, hat der Herr den Grundstein seiner Kirche gemacht. Ihm hat er die Schlüssel anvertraut." (Nr. 881)

Um es ganz klar zu sagen: die Rolle des Papstes als Vikar Christi herabzustufen und ihn nur zum Bischof von Rom zu machen, ist protestantisch." 

Aldo Maria Valli 

Quelle: A.M. Valli,

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