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Freitag, 22. Mai 2020
Zwischenbericht aus dem Malteser Orden
Edward Pentin hat im New Catholic Register einen Bericht über die aktuelle Lage im Malteser Orden nach dem Tod des Großmeisters in April und vor dem für November gepanten Generalkapitel des Ordens und der Wahl eines neuen Großmeisters geschrieben.
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"NACH DEM TOD SEINES GROSSMEISTERS KOMMEN DIE SPANNUNGEN IM MALTESER ORDEN WIEDER AN DIE OBERFLÄCHE"
ANALYSE: der kürzliche Tod von Fra´Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto hat die interne Diskussion um den weiteren Weg wieder entfacht.
Rom: Der Tod des Großmeisters des Malteser Ordens, Fra´ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto im vergangenen Monat hat die interne Diskussion darüber, wer ihm nachfolgen könnte ausgelöst, während gleichzeitig die Intrigen und schmerzhaften Spannungen zwischen denen, die darauf drängen, den Orden zu modernisieren und anderen, die an seinen traditionellen Charakter glauben, wieder angefacht wurden.
Dalla Torre, ein freundlicher und hochkultivierter Bibliothekar, der viel für die Armen getan hat und aus einer adeligen Familie aus Treviso stammte, ist- laut der offiziellen Akten- am 29. April um 12.08 gestorben. Er hat bis zu dem Tag- drei Jahre lang als Oberhaupt des alten Ritterordens gedient, der zur Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde, sich aber in eine der größten humanitären Organisationen der Kirche entwickelt hat.
Der Großmeister war seit einiger Zeit erkrankt, im Endstadium von Kehlkopfkrebs und nach einer offiziellen Reise nach Benin im Januar, das der Orden in großem Stil mit medizinischen Hilfsgütern versorgt, hatte sich sein Gesundheitszustand verschlechtert.
Als Dalla Torre 2017 gewählt wurde, war es das führende italienische Mitglied des Ordens und übernahm das Ruder in einer Zeit zunehmender interner Streitigkeiten.
Fra´ Matthew Festings, Dalla Torres Vorgänger, war gezwungen worden, zurück zu treten, nachdem er den Großkanzler des Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager wegen
Insubordination in seinem Amt entlassen hatte- die von Boeselager bestritt- indem er Hunderttausende von Kontrazeptiva durch den caritiven Zweig des Ordens "Malteser International" verteilt hatte. Boeselager appellierte an den Vatican und wurde wieder eingesetzt.
Aber hinter diesen Spannungen steht ein von Boeselager angeführter Flügel, der hauptsächlich aus deutschen Mitgliedern besteht, die auf verschiedene Veränderungen der Regeln drängen, einschließlich derer, die garantieren, daß der Großmeister und mindestens 5 von 10 Plätzen des Souveränen Rates für Ritter mit Profess reserviert werden (jene, die das Armuts-Gehorsams-und Keuschheitsgelübde abgelegt haben). Die Reformer wollten und wollen immer noch, diese Plätze mit Rittern ohne Profess besetzen.
Diejenigen, die diese Traditionen des Ordens bevorzugen- und die zumeist aus Mitgliedern mit Profess bestehen- haben diesen Vorschlägen widersprochen, die sie als gegen den traditionellen Charakter gerichtet betrachten der den Orden praktisch in eine NGO verwandelt. Die Spannungen haben während der Führung Dalla Torres angehalten, aber es gab kaum Fortschritte für die Progressiven- obwohl Papst Franziskus und sein spezieller Delegat für den Orden, Kardinal Angelo Becciu solche Reformen bevorzugen zu scheinen.
Quelle innerhalb des Ordens sagen. daß von Boeselager seit Jahren ein außerordentliches Generalkapitel abhalten wollte -um die Reformen durchzusetzen und die Konstitution und den Code des Ordens zu modernisieren. Ein solches Treffen kann nur ein Großmeister einberufen, aber Dalla Torre hat kein Datum dafür festgelegt, bevor er 3 Tage vor seinem Tod in die Ars Medica-Klinik in Rom eingeliefert wurde. Kurz nach seinem Tod kündigte der Orden ein Dekret vom 28. April
an, in dem die Ordensmitglieder zu einem außerordentlichen Kapitel im November einberufen werden, aber es war nicht klar, wann es unterschrieben wurde.
Das führte zum Verdacht. daß die Reformer den Todeszeitpunkt Dalla Torres geändert haben, um es so aussehen zu lassen, daß seine letzte Handlung war, ein der Reform gewidmetes Treffen einzuberufen. Dieser Verdacht gründete sich auf widersprüchliche Zeitangaben zu Dalla Torres Tod, auf Grund von Gerüchten, daß der Bruder des Großmeisters, Giuseppe, Dalla Torre am 28. April in der Klinik besucht habe, um sich von ihm zu verabschieden.
Am 28. April wurde um 14:14 von Prinz Erich von Lobkovicz eine e-mail an die deutschen Mitglieder geschickt. in der stand "Aus Rom hören wir, daß unser lieber Großmeister Fra´ Giacomo Dalla Torre heute in Rom gestorben ist" Er fügte hinzu: "Für den November ist ein Großes Requiem vor dem Generalkapitel geplant."
Diese e-mail, die der Register gesehen hat, wurde eine Stunde später zurückgerufen und der Orden
verkündete nicht vor den frühen Morgenstunden des nächsten Tages offiziell- mit einer ärztlichen Bestätigung als Beweis-, daß Dalla Torre am 29. April kurz nach Mitternacht verstorben sei. Der Register hat Von Lobkowicz gefragt, warum er die ursprüngliche e-mail geschickt und dann zurückgerufen habe, aber der hat nicht geantwortet.
Dalla Torres Bruder Giuseppe jedoch, ein früherer Leiter der Vaticanischen Jurisdiktion, sagte, er habe seinen Bruder jeden Morgen und jeden Nachmittag besucht, bevor er starb "ich kann versichern, daß er am 28. lebte" sagte er dem Register am 20. Mai. "Jede andere Behauptung ist unbegründet."
Die Nachricht daß der Großmeister gestorben sei, die am Morgen des 28. April verbreitet wurde, war "offensichtlich falsch" sagte der Sprecher des Ordens Eugenio Ajroldi dem Register am 15. Mai.
Ajrodi fügte hinzu, daß die Gerüchte, daß Dalla Torre am 28. April gestorben sei, eine Folge der Pressemitteilung des Ordens von 16:00 Uhr war, daß der Großmeister in "ernstem Zustand" in die Klinik eingeliefert worden sei. Er starb- laut des Totenscheines vom behandelnden Arzt - kurz nach Mitternacht am 29. April" sagt Ajrodi.
Auf die Frage, wann genau Dalla Torre das Dekret, das ein außerordentliches Generalkapitel ankündigt, unterschrieben habe, sagte Ajrodi "Die Entscheidung, das außerordentliche Generalkapitel einzuberufen, wurde vom Großmeister und dem Souveränen Rat bei ihrem Treffen am 2. April gefällt, und der Brief mit der Einberufung wurde vom Großmeister eine Woche vor seinem Tod im Palast unterzeichnet." Er betonte, daß der Mitarbeiterstab des Ordens seit Mitte März wegen des Corona-Virus gute Arbeit geleistet habe, und aus "diesem Grund viele Aktivitäten unvermeidlich verlangsamt worden sind."
Sensible Themen
Sogar wenn die Sorgen um eine mögliche Manipulation der Todeszeit unbegründet sein sollten, weist der Verdacht auf die Empfindlichkeiten um das Treffen des Generalkapitels hin, besonders bei den Mitgliedern mit Profess, die fühlen, daß sie von der Boeselager-Fraktion überwältigt werden.
Die Profess-Ritter haben bereits privat ihre Sorgen darüber ausgedrückt, daß sie die Reformentwürfe erst in letztet Minute zu Gesicht bekommen werden und deshalb nicht in der Lage sein werden, den Modernisierungsbemühungen zu widerstehen. die darauf abzielen, die Autorität der Ritter mit Profess einzuschränken und die Befugnisse der Laienmitglieder auszudehnen.
Aber das wurde von Ajrodi heruntergespielt, der sagte, daß die Ritter mit Profess und alle Teilnehmer des außerordentlichen Generalkapitels - die die Aufgabe haben, die Änderungen der aktuellen Konstitution des Souveränen Ordens von Malta zu diskutieren und zu approbieren- eine Kopie des Entwurfs rechtzeitig vorher bekommen werden" sagte er.
Er fügte hinzu, daß er ihnen "mehrere Wochen vor dem außerordentlichen Generalkapitel übergeben werden wird. sobald der Entwurf fertig ist und nach Konsultationen mit dem Hl. Stuhl zu Themen, die das Kanonische Recht betreffen."
Das dringendere Thema ist die Wahl des neuen Großmeisters. Laut der Verfassung des Ordens. soll die Wahl nicht später als 3 Monate nach dem Tod des Großmeisters stattfinden.
Verschiedene Namen werden vorgeschlagen, aber weil das Oberhaupt des Ordens lieber ein Adeliger-durch die väterliche Linie-mit Profess als einer der zahlreicheren Ritter der Gnade und Laien sein soll, ist die Anzahl der Kandidaten relativ klein und viele sind schon sehr alt. Das war eine der Regeln, die geändert werden sollten, vielleicht um die Zahl der möglichen Kandidaten um die Ritter der Gnade und der Anbetung zu erweitern ( Laien eher als Ritter mit Profess), aber das ist nie passiert und die alte Regel gilt weiterhin.
Ebenfalls auf Grund dessen, was einige ältere Ordenmitglieder die unterdrückende Macht einiger deutscher Mitglieder nennen- hat der Orden wegen der vielen Änderungen- einschließlich der kürzlich entwickelten Praxis, nur ältere Witwer aufzunehmen- sehr wenig Mitglieder mit Profess,
Einige von ihnen haben nicht den erforderlichen Adelsgrad in ihrer Familie, um Großmeister werden zu können und etliche sind auf Grund ihres Alters oder Gesundheitszustandes nicht in der Lage. eine solche Aufgabe zu übernehmen.
Einer der von der Reformfraktion favorisierten Kandidaten ist Fra´ Marco Luzzago, 70, Italiener, leitender Richter aus Brescia, von dem Insider sagen, daß er mit denen, die auf Reformen drängen, zusammen arbeiten würde. Andere Kandidaten sind Fra´ Ludwig von Call, ein 86-Jähriger aus Tirol und früherer Chemie-Professor in Innsbruck und Fra´ Karel Paar, ebenfalls 86 und emeritierter Groß-Prior von Böhmen.
Von den jüngeren potentiellen Kandidaten mit Profess wird gesagt, sie seien fähiger aber ihnen fehlen bestimmte Voraussetzungen. Einer ist Fra´ Emmanuel Rousseau, ein frommer Franzose mit Profess. aber er besitzt die erforderliche Blutlinie um Großmeister zu werden, nicht. Ein zweiter ist Fra´ Nicolo Custoza de´Catani, der den erforderlichen Adel besitzt und von vielen als ausgezeichneter Kandidat betrachtet wird, aber seine Profess liegt erst vier Jahre zurück.
Matthew Festings wird ebenfalls als möglicher Kandidat angesehen. Im Orden glauben viele. daß Festings Rücktritt ungültig war, weil er gezwungen wurde, zurückzutreten, obwohl dieses Amt - genau wie das eines Papstes - auf Lebenszeit ausgelegt ist. Auch hat der Hl. Stuhl sein eigenes Dekret von 1953 mißachtet, das dem Eingreifen des Vaticans in den souveränen Status des Ordens klare Grenzen setzt.
Trotz seines relativ schlechten Gesundheitszustandes könnte er -falls er als Großmeister wieder eingesetzt wird- einen permanenten Leutnant des Ordens ernennen, der die Pflichten für ihn übernehmen kann.
Ajrodi sagte, daß das Datum für die Wahl noch nicht festgelegt wurde, weil "es unmöglich ist, vorherzusagen, wann die Einschränkungen des Flugverkehrs wegen der Corona-Krise aufgehoben werden und wann die "Bewegung der Menschen aus verschiedenen Kontinenten wieder möglich sein wird."
Er sagte, daß die Anwälte des Orden in der gegenwärtigen Situation bestätigt haben, daß die Drei-Monate-Regel beiseite geschoben werden kann, aber daß- "so schnell es die Gesundheitssituation erlaubt, der Leutnant ad interim, der den Orden vorübergehend leitet, das Staatskonzil für die Wahl einberufen wird."
Quelle: E. Pentin, NCR
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