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Montag, 10. August 2020

Aktueller Stand der Kurien-Reform. Das Ende einer Ära?

In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican kommentiert A. Gagliarducci kritisch den aktuellen Stand der franziskanischen Kurienreform.
Hier geht´s zum Original: klicken

"WIE PAPST FRANZISKUS DIE KURIE -UND DIE INSTITUTION VERÄNDERT" 

In der letzten Woche hat Franziskus den Laien Maximino Caballero Ledo zum Generalsekretär des vaticanischen Wirtschaftssekretariates, eine Art Vizefinanzminister des Vaticans,. Es gibt zwei Möglichkeiten diese Entscheidung zu betrachten.
Erstens: Papst Franziskus setzt seine "Professionalisierung" der Kurie fort und wählt für wichtige Positionen kompetente Laien aus  In diesem Sinn ist bemerkenswert, daß der Papst einen weiteren Laien ernannt hat: Fabio Gasperini, als Sekretär der APSA, der sogenannten Zentralbank des Vaticans.
Zweitens: Papst Franziskus vertraut nur wenigen Menschen,  Bei diesem Vertrauen spielt nicht nur ihr Lebenslauf eine Rolle (obwohl der nicht sekundär ist) sondern es beruht auch auf persönlichen Beziehungen.

Máximino Caballero Ledos Profil paßt in beide Kategorien. Als Top-Manager der Baxter Healthcare Inc., einem in den USA beheimateten Pharmazie-Unternehmen, lebt er seit 2007 in den USA. Er ist Spanier und hat eine Ausbildung in Wirtschaftslehre an der IESE-Schule des Opus Dei in Barcelona absolviert. 
Caballero Ledo ist der Archetypus des katholischen Geschäftsmannes und das mit einigem Erfolg. Bei Baxter Healthcare war er für die Finanzen verantwortlich -nachdem er in vielen Ländern und bei verschiedenen Unternehmen im Finanzsektor gearbeitet hatte. Im Vatican wird er die Aufgabe haben, die Finanzen neu zu ordnen, der sich jetzt einem Post-COVID-19-Krisen-Szenario  gegenüber sieht.
Gleichzeitig ist Caballero Ledo ein langjähriger Freund von Fr. Juan Antonio Guerrero Ales, Präfekt des Wirtschaftssekretariates. Im ersten Interview, das er in seinem neuen Amt Vatican-News, dem institutionellen Nachrichtenportal des Vaticans,  gab, hat er das sofort erklärt: "Fr. Guerrero und ich" sagte Caballero " sind zusammen aufgewachsen, unsere Familien waren die meiste Zeit befreundet und auf der Universität  standen wir uns sehr nahe. Seither hat uns das Leben auf verschiedene Wege geführt, aber wir haben nie den Kontakt verloren."  
Caballero Ledo stand schon vor  langer Zeit auf der kurzen Liste der möglichen neuen vaticanischen Vizefinanzminister. Der neue Sekretär soll Msgr. Luigi Mistò ersetzen, der seine fünfjährige Amtszeit als Nummer ZweiPlanen
 des Wirtschaftssekretariates beendet. Papst Franziskus ist willens, die 5-Jahres-Regel der Kurienreform anzuwenden: keine Vatican-Mitarbeiter kann länger als 5 Jahre, die einmal verlängert werden können, im Amt bleiben. 

Papst Franziskus´ Entscheidung, viele nicht im Amt zu bestätigen, bringt eine allgemeine Verschiebung in der Römischen Kurie mit sich. Das ist Stoff zum Nachdenken. Einerseits will Papst Franziskus keine starken Positionen innerhalb der Kurie, die die Leute zu  Lasten ihres eigenen Glauben anstreben. Aus diesem Grund will er Karrierismus vermeiden, kein Mandat ist ewig. 

Andererseits läuft Papst Franziskus´ Entscheidung zu nur 5-jährigen Amtszeiten Gefahr, für die Institution nicht hilfreich zu sein. Der Hl. Stuhl handelt mit einer Perspektive auf die Ewigkeit und es gibt in einer 5-Jahre-Amtszeit keine Möglichkeit zu Langzeit-Projekten. 
In 5 Jahren ist nicht einmal genug Zeit, den modus operandi des Vaticans zu lernen.  



Am Ende besteht das Risiko, daß die Leute, die die Institution leiten. nicht einmal in der Lage sein werden, die Institution zu verteidigen. Sie sind auch in Gefahr, den schädlichen Narrativen über den Hl. Stuhl zu glauben und diese weiter zu verbreiten, weil sie die Umstände und Geschichten hinter einigen Entscheidungen nicht kennen. Man wird immer mehr von Mitarbeitern des Hl. Stuhls hören, die den Hl. Stuhl angreifen. Muß der Hl. Stuhl völlig verändert werden? Oder ist es so, daß das das Einzige ist, was die Leute am Hl. Stuhl zeigen wollen?  

Man darf die möglichen Folgen nicht unterschätzen. Zu Beginn seines Pontifikates hat Papst Franziskus selber die Kurie wegen einiger Vorwürfe kritisiert- den inzwischen berühmten "Krankheiten der Kurie", aber nicht nur die. Während dieser Zeit stellte der Papst einige externe Berater ein -und diese Berater hielten sich mit dem Urteil, daß der Hl. Stuhl reorganisiert werden müsse, nicht zurück. Auch nutzten sie den Hl. Stuhl für ihre eigenen Interessen aus.

Das Szenario mit den externen Beratern hat nicht lange gedauert. Der Papst schaltete von den externen Beratern auf Berater von Innen um, nachdem einige Tatsachen zu Tage kamen. Einige Zeit später - nachdem der dritte Vatileaks-Skandal ausgebrochen war. Eine der externen Beraterinnen war sogar- zusammen mit dem Msgr., der sie eingestellt hatte, in den Prozess verwickelt. 

Angesichts dieser Situation hat Papst Franziskus zunehmend versucht, seine Hauptmitarbeiter unter den Leuten auszuwählen, denen er am meisten vertraute. Keine Personen aus der Kurie, keine externen Berater. Im Allgemeinen waren die Leute, die von außen kommen, dem Papst schon bekannt oder wurden ihm von seinen Freunden empfohlen.   

Man könnt boshafterweise sagen, daß Papst Franziskus  zur "Politik der magischen Zirkel" zurückgekehrt ist. Das bedeutet: wer immer Mitglied im magischen Zirkel des Papstes ist, hat alle Möglichkeiten, in ein Amt zu gelangen, auch wenn er nicht die beste Wahl für den Job ist. 

Das ist im Vatican nichts Neues. Die Päpste haben immer Personen ausgewählt, denen sie vertrauten und sehr oft fielen die Leute in Spitzenämtern in Ungnade. wenn das Pontifikat beendet war, oder das Machtgleichgewicht sich geändert hatte. 

Aber etwas ist anders im Pontifikat von Papst Franziskus. Man erwartete vom Papst, daß er dem Old-boys-Netzwerksystem ein Ende bereiten würde. Während er versucht, einige diese Situationen zu bereinigen, benutzt der Papst statt dessen das Old-boys-Netzwerk 

Und da ist noch mehr.  Früher bekamen die Menschen des Vertrauens Titel. Ein Bischof mußte Bischof sein, um ein Bischofsamt zu bekleiden, das wurde nicht in Frage gestellt. Jetzt muß man statt des angemessenen Titels eher eine angenommene Kompetenz haben, ganz gleich, ob man zum Amt paßt. Kompetenz ist immer etwas Vages. Sie verstärkt das Profil einer Institution nicht. Wenn die Amtszeit nicht länger dauert als 5 Jahre, könnte die Kompetenz nicht ausreichen um die Aufgabe zu erfüllen.  

Dieses System untergräbt den "geheimen Vatican" den es immer gegeben hat. Das ist der Vatican, der aus fähigen Priestern und Mitarbeitern besteht, sie nichts anderes wollen, als der Institution zu dienen. Es gibt sie, sie gehen auf Zehenspitzen und müssen mit Bossen kämpfen, die aus anderen Welten kommen, nicht die Sprache des Vaticans sprechen und nur 5 Jahre bleiben

Auf diese Weise gefährdet die Professionalisierung die wahre Professionalität des Vaticans. Das ist das Ende eine Ära- als Beweis dient die Praxis von Papst Franziskus seine Privatsekretäre auszutauschen. Wir werden sehen, wie lange dieses Ende einer Ära anhalten wird.  

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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