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Montag, 21. Dezember 2020

Fr. Hunwicke spricht

heute bei liturgicalnotes über Widersprüche im Sprechen und Tun des aktuellen Pontifikates.
Hier geht´s zum Original:  klicken

                               "WIDERSPRÜCHE" 

Mir scheint, daß immer öfter von mir verlangt wird, gleichzeitig zwei Ansichten zu vertreten,
die sich gegenseitig widersprechen.
In der Welt der Welt:
Eine Zeitung brachte kürzlich an erster Stelle einen Bericht über den Generalsekretär
der UNO, der in einer Rede die Menschheit kritisiert hatte, weil sie „Krieg gegen die
Natur“ führe. (Meine spontane Reaktion war, mich zu fragen, warum er die Natur nicht
aufgefordert hatte, Krieg gegen die Menschheit zu führen oder zumindest höflich
nachzufragen, was denn ihre Bedingungen für einen Waffenstillstand wären).
Zweite Nachricht in der gleichen Zeitung war der Krieg gegen den Coronavirus. Dabei
wurde generell davon ausgegangen, daß hier ein guter und gerechter Krieg geführt
würde.
Es wurde kein Gedanke darauf verschwendet, daß diese beiden Haltungen vielleicht in einem Widerspruch zueinander stehen könnten: ist es nun gut, oder ist es schlecht, Krieg gegen die Natur zu führen?
Vielleicht gibt es hier irgendwelche Nuancen, die mir entgangen sind. Vielleicht hängt es noch von anderen Überlegungen ab, ob es nun gut oder schlecht ist, Krieg gegen die Natur zu führen. Keine Ahnung – ich habe noch nie gehört, daß jemand sich die Mühe macht, das zu erklären.

Vielleicht liegt das Schwert, mit dem wir diesen Gordischen Knoten durchschlagen könnten, ja leicht erreichbar unmittelbar in Griffweite. Aber wie kommt es, daß ich soweit ich sehe, anscheinend der einzige bin, der hier ein Problem sieht? Bin ich denn ganz besonders dämlich?

Und doch, selbst wer laut über meine Dummheit lachen muß, wird doch zugeben müssen, daß wir hier zumindest dem äußeren Anschein nach einen Widerspruch haben.

In der Welt der Kirche. Wie ich höre, mißachtet die neue italienische Übersetzung des Novus Ordo die ausdrückliche Aufforderung von Papst Benedikt, das „pro multis“ wörtlich als „für viele“zu übersetzen. Anscheinend wird es weiterhin mit Zustimmung der italienischen Bischöfe und von PF so übersetzt, als ob da "für alle Menschen“ stünde. Theologisch kann man diesem Sprachgebrauch auch kaum widersprechen. In der authentischen Form des römischen Ritus erhebt der Priester beim Offertorium den  Kelch und bittet den Vater, ihn "für das Heil der ganzen Welt“ anzunehmen. Diese Formulierung bedeutet im orthodoxen katholischen Glauben, daß die Erlösung durch Christi Blut ausnahmslos allen Menschen zugänglich ist, die Gott im Glauben darum bitten. So wie Harrys Körnerbrot für jedermann und alle Welt erhältlich ist, die zum Supermarkt gehen um es zu kaufen.


Aber mißtrauisch wie ich nun mal bin, vermute ich, daß das Bestreben, die Herrenworte über den Kelch falsch zu übersetzen, von irgendeiner Form von Allerlösungslehre motiviert sind. Doch sei dem, wie es wolle. Der Widerspruch, den ich hier wahrzunehmen glaube, ist der, daß viele Leute, die das „für alle“ vorziehen, exakt die Leute sind, die entsetzt die Arme hochwerfen, wenn jemand meint, daß auch das Volk der Juden durch Jesu Blut erlöst werden muß. Nein, erschallt dann der Ruf, Israel hat seinen Bund, und mehr braucht es nicht. Christen, die versuchen Juden zum Glauben zu bekehren, begehen einen schweren Fehler, ja, im Grunde sind sie Antisemiten.

Nun, wenn das so wäre, müßten die Herrenworte noch weiter ergänzt werden. Der Herr bedarf dringend noch mehr der Unterstützung seitens der italienischen Bischofskonferenz und von PF.
Die Wandlungsformel muß daher noch weitergehend verbessert werden und sollte lauten:
"Das ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes, Geheimnis des Glaubens, das für euch und für alle vergossen wird –selbstverständlich mit Ausnahme der Juden – zur Vergebung der Sünden."

Vielleicht wäre es auch hier wieder ganz einfach, mein persönliches Problem, das mich hier einen Widerspruch sehen läßt, aufzuklären und zu lösen. Wenn das so sein sollte– warum kommt denn niemand mal mit einer Erklärung über? Warum sind die Wissenden denn gegenüber einfachen Geistern wie mir, die doch nur ein wenig Nachhilfe brauchen, so hartherzig? Zum Abschluß noch ein Hinweis, der sich auf beide Beispiele bezieht: In beiden Fällen erwartet die Gedankenpolizei, ja, sie verlangt gebieterisch, daß wir beide einander doch so offensichtlich widersprechenden Aussagen gleichzeitig und mit größtem Nachdruck für wahr halten und unterstützen. Vielleicht ist das ein weiteres Beispiel für PFs peronistische Begeisterung für Selbstwidersprüche.

Quelle: liturgicalnotes Fr. J. Hunwicke

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