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Donnerstag, 17. Dezember 2020

Warum jetzt die Angriffe auf Johannes Paul II ? Fortsetzung....

Fortsetzung von hier und hier 

Johannes Paul II war ein Mann, der an Symbole glaubte. In seiner ersten Messe als Erzbischof von  Krakau suchte er sich die wertvollsten und ältesten Paramente, um die Anwesenheit der Kirche auf polnischem Boden in ihrer Würde und dem Gewicht ihrer Geschichte zu bezeugen. Das Ende der sowjetischen Herrschaft über Polen schien damals sehr weit entfernt. Diese Kraft der Symbole spiegelt sich in vielen kleinen Gesten im Pontifikat wider. Wie ein auf dem Boden liegendes Kruzifix zu küssen und den Boden im Land Osttimors nicht zu küssen, um die indonesische Besatzung, die zum Zeitpunkt der Reise 1997 bestand, nicht zu unterstützen. Oder wie 2004 die Ikone Unserer Lieben Frau von Kazan dem Moskauer Patriarchat zu schenken,  ein  extremer Versuch, eine Versöhnung mit der russisch-orthodoxen Kirche herbeizuführen.

Johannes Paul II war ein Mann des II. Vaticanischen Konzils, aber er hat aus dem II.Vaticanischen Konzil keine Ideologie gemacht. Und so hat er die Ideologie des II. Vaticanums am meisten bekämpft- mit den Waffen, die er kannte: Kultur und Bildung. Das war seine Methode in Polen gewesen, wo er dafür bekannt war, sich nicht direkt gegen die Kommunisten zu wenden, sondern eher indem er an den Flanken die Sowjets durch Kultur und Gebet schwächte. Das wurde auch in Rom seine Methode. 

Es genügt, seine Texte zu lesen, besonders die an den treuen Joseph Ratzinger gerichteten, um sich bewußt zu werden, daß die ganzen 27 Jahre des Pontifikates von Johannes Paul II vor allem darauf abzielten, die zerbrochene Theologie wieder auf die Beine zu stellen und zu versuchen, zum Evangelium und zu den Kirchenvätern zurück zu kehren, und die Konzepte von Wahrheit und Glaube, Familie und Leben zusammen mit anderen Schlüsselkonzepten- wie Hilfe für die Armen, die Witwen und Waisen, über die in der Bibel gesprochen wird, wieder zu bestätigen." 

Das Konzept von Johannes Paul II ist kohärent und der Informations-"Ingenieur" ("operator")  ist gerufen, das zuerst zu beachten bevor er ein wirklich komplexex Werturteil abgibt. Und nicht nur das: der Informations-"Ingenieur" muß auch die Gründe untersuchen, warum dieses kohärente Projekt auch Stimmen abseits der Lobgesangs-chöre hervorrief und besonders. warum diese Stimmen schwerer zu wiegen scheinen, als andere Rekonstruktionen. 


Das wahre Problem ist, daß Johannes Paul II alle Schemata in eine Krise stürzte und aus dem Pontifikat einen ideologischen Vorposten der Gesellschaft machte. Alle hörten dem Papst zu. Keiner war ihm gegenüber indifferent. 

Unter Johannes Paul II wurden auch die klassischen Narrative von Konservativen und Progressisten überwunden. Die Befreiungstheologie wurde von ihrer Annäherung an den Marxismus gereinigt- durch ein Wirken, das nicht darauf abzielte, zu zerstören sondern eher darum, den Weizen vom Unkraut zu trennen und zu vereinen. Die Priestergesellschaft Pius X verließ die Kirche, trotz aller Versuche Johannes Pauls II ein solches schmerzhaftes, wenn auch kleines Schisma zu verhindern. 

Er war kein konservativer oder progressiver Papst, er war Johannes Paul II. Aber er war ein Johannes Paul II, der mit starker Stimme sprach, präzise, klar und kraftvoll den Standpunkt der Kirche bekräftigte. 

Alles das hat aus dem Hl. Johannes Paul II ein ganz logisches Angriffsziel gemacht, ohne in Betracht zu ziehen, daß er in 27 Jahren seines Pontifikates die Geographie der Kirche radikal verändern konnte. Trotz des großen Gleichgewichts bei der Auswahl der Bischöfe  und der Leiter der Dicasterien der Kurie. hat Johannes Paul II einen Schrittwechsel in den Diözesen eingeführt, indem er besonders Bischöfe von feinem Intellekt und mit der Fähigkeit, in der öffentlichen Arena zu bestehen, diskutieren zu können, wählte. Heute würden wir sagen: Influencer. 

Für Johannes Paul II sollte die Kirche nicht in den Katakomben bleiben, sondern kämpfen, um das Evangelium zu bezeugen-  selbst auf Kosten ungerechter Anschuldigungen und Skandale, indem er für das allgemeine Wohl über die Schwächen der Einzelnen hinwegging. 

Und das funktionierte, weil die Kirche während des Pontifikates von Johannes Paul II Kraft und Einfluss wiedergewann- wie es sie seit Jahren nicht gegeben hatte. Sicher, es hat Angriffe und Kritiken gegeben, auch Irtrtümer. Und dennoch- so viele ihn auch angriffen, erwartete doch alles die Worte des Hl. Johannes Paul II. Seine Kirche war eine triumphierende Kirche, die gehört wurde, die im Mittelpunkt stand. 

Das funktionierte trotz der Kritiken und trotz der Konervatismus-Vorwürfe von einer seltsamen Allianz aus säkularen Medien, und katholischen sog. Progressisten. Und gerade weil es funktionierte, wurde es zum Problem. Die Kirche unter Johannes Paul II war keine Kirche, die sich eine Agenda geben konnte- wie z.B. die Arbeit des Hl. Stuhls bei den UNO-Konferenzen in Peking oder in Kairo bewiesen haben. Das war nicht zu tolerieren. 

Aber die Kirche unter Johannes Paul II war sogar nicht geneigt, alle diese sog. Neuheiten des Konzils sklavisch zu akzeptieren. Das Konzil wurde in Kontinuität mit der Tradition gelesen, ohne das depositum fidei zu zerstören. Und es war für Johannes Paul II eine Art dem Armen zu helfen, weil er zu den Personen gehörte, die den Glauben Tag für Tag leben und an den sie denken und nicht an die Intellektuellen. 

Johannes Paul II war ein Papst des Volkes, aber kein Populist. Sehr schwer in eine Kategorie einzuordnen. Stark genug, um alles, was er tat, tiefgreifend zu prägen. Sein Pontifikat hatte eine außerordentliche treibende Kraft, selbst innerhalb der Kirche. Das wurde ihm nie verziehen. 

Man hätte erwartet, daß die katholischen Medien- vielleicht- versuchen würden, diese Charakterzüge zu beschreiben. Es ging nicht darum, auf den McCarrick-Report zu antworten. Es ging eher darum, ein Pontifikat neu zu lesen, mit kühlem Verstand, ohne die möglichen Irrtümer beiseite zu lassen aber auch ohne zu vergessen, auf das Gesamtbild zu schauen. 

Das ist nicht das, was heute passiert, besonders weil heute Informationen schnell sind, und es nötig ist, jemanden anzugreifen, um sich ein Publikum zu schaffen. Und dennoch wird der Fall von Johannes Paul II zu einer Warnung für die Medien. Warum war man nicht einmal neugierig auf eine Rekonstruktion? 

Vielleicht hat sich diese treibende Kraft am Ende irgendwie verbraucht. Es war zu viel für alle und vor allem zu viel für diejenigen, deren Ideologien im Laufe der Jahre beiseite gelegt wurde. Um eine Kirche zu haben, die auf die Ideologie des Konzils zugeschnitten ist, muss das historische Gedächtnis zurückgesetzt werden. Man muß ein Pontifikat annullieren, um die Gegenwart zu verteidigen. Als ob die Kirche nicht aus Vergangenheit und Gegenwart gemacht wäre.

Nicht nur. Heute werden besonders politische Daten wichtig. Angesichts eines Polens, daß seine Souveränität und seine christlichen Wurzeln verteidigt und sich ungezählter institutioneller Angriffe erwehrt. heute auch den polnischen Papst in Frage zu stellen, kann auch als ein Mittel angesehen werden, um die Nation in politische Schwierigkeiten zu bringen. Das kann man in den gegenwärtigen Umständen denken.

Was ist also wahr? Die Gesamtheit dieser Einzelheiten ist schwer zu erfassen, wenn man sie nicht in gutem Glauben betrachtet. Wir haben hier nur Denkanstösse gegeben,  aber man sollte für alle Themen anstreben, einen Artikel, eine eimgehende Studie zu haben. Weil der Angriff auf einen Papst nicht nur eine Institution betrifft, sondern Millionen Gläubige. Bevor man das direkt oder indirekt tut, sollte man auch über die Tatsache nachdenken, daß man ein gläubiges Volk angreift- nicht eine Person. 

Es ist leicht, sich heute hinter den Satzzeichen des McCarrick-Reports zu verstecken,  die weniger hart sind, als das, was man über Johannes Paul II denkt, während man fast nicht über die Verantwortung über von Papst Franziskus spricht. Es ist leicht, sich zu verstecken, wie wir sagten- weil wahr ist, daß man nicht nach der Wahrheit gesucht hat. Es gab viel Propaganda, viel Ideologie, wenig Neues und noch weniger Analysen. 

Ja, der Fall Johannes Paul II ist ein Schulbeispiel. Weil religiöse Informationen dagegen in die Tiefe gehen sollte, persönliche Angriffe und leichte Sündenböcke vermieden werden sollten, sollte man versuchen, den Kontext zu verstehen. Das sollte das große Thema zukünftiger religiöser Informationen sein. "

Quelle:  vaticanreporting, A. Gagliarducci 

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