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Samstag, 6. Februar 2021

Papstreise in den Irak- ein neues Abu-Dhabi?

A. Gagliarducci kommentiert für CNA die bevorstehende Reise von Papst Franziskus in den Irak und das geplante Treffen mit dem schiitischen Muslimführer Ali al-Sistani. 
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"WER IST ALI-AL-SISTANI, DER MUSLIM-FÜHRER, DEN DER PAPST IM IRAK TREFFEN WIRD?"

Während seiner kommenden Reise in den Irak wird Papst Franziskus den Muslim-Führer Ali al Sitani treffen, einen Mann in den 90-ern . den viele internationale Analytiker als einen der Protagonisten in der Region seit dem Ende des Irak-Krieges betrachten. 
Papst Franziskus wird den Irak vom 5.-8. März besuchen. Laut dem Presse-Büro des Hl. Stuhls wird Papst Franziskus Bagdad, die Gegend von Ur, Mossul, Bakhdida und Erbil besuchen.  Die Details des Zeitplans der Papstreise sind noch nicht veröffentlicht worden. Der Chaldäische Patriarch Kardinal Raphael Sako hat jedoch einige der päpstlichen Aktivistäten bekannt gegeben, 
Bei einem Treffen mit Journalisten am 28. Januar, das von der Französischen Bischofskonferenz und der Vereinigung "Oeuvre d´Orient" organisiert wurde, sagte Kardinal Sako, daß Papst Franziskus am 6. März Ali al-Sistani privat treffen wird. 

Laut Kardinal Sako werden die beiden Religions-Führer eine gemeinsame Erklärung gegen "alle jene , die das Leben angreifen" veröffentlichen. Kardinal Sako konnte nicht betätigen, ob die beiden ein Dokument über die menschliche Brüderlichkeit unterzeichen werden, wie der Kardinal es sich wünscht. 

Laut chaldäischer Quellen hat Kardinal Sako hinter den Kulissen jahrelang daran gearbeitet, daß dieses Treffen stattfindet. Gleich nach  der in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem Groß-Imam von Al  Azhar unterzeichneten Erklärung zur Menschlichen Brüderlichkeit - im Februar 2019- sagte Kardinal Sako, daß es wichtig wäre, wenn der Papst eine ähnliche Geste mit einem Schiitenführer machen würde. 
Kardinal Sako glaubt, daß eine mit einem Schiitenführer gemeinsam unterzeichnete Erklärung der menschlichen Brüderlichkeit nötig wäre, damit Papst Franziskus die gesamte islamische Welt erreicht. Und al-Sistani scheint dafür die am besten qualifizierte Person zu sein.

Ali al-Sistani wurde 1930 geboren, Aus dem Iran stammend, zog er in den 1950-er Jahren nach Najaf. 1993 folgte al-Sistani Abu al-Qasim al Khoel in der Hawza von Najal nach, der höchsten Leitungsebene des Schiitischen Klerus. 



Der altgediente Vaticanist Sandro Magister hat al-Sistani als den "beständigsten und am meisten qualifizierten Unterstützer einer Vision des islamischen Quietismus" beschrieben. 
Al-Sistanis Ansicht stand im Gegensatz zu der des iranischen Ayatollahs Khomeini, der von 1965 bis 1978 in Najaf lebte. Khomeini dachte, daß "nur eine gute Gesellschaft gute Gläubige hervorbringen kann"  und ermächtigte den muslimischen Klerus auf dieser Basis und legte das Fundament für den theokratischen Staat im Iran. Im Gegenteil dazu glaubt al-Sistani, daß "nur gute Bürger eine gute Gesellschaft hervorbringen können"-. In den letzten 10 Jahren wurde al-Sistani zur meistgehörten und einflussreichsten Stimme der Schiiten und im Irak. 

Außerhalb des Iraks wurde al-Sistani erst nach dem Sturz von Saddam Husseins Regime 2003 berühmt. Seine Ansichten über den Sturz Saddam Husseins und das Ende des Baath-Regimes brachten es bald bis in die Schlagzeieln der internationalen Medien,.

Al-Sistani schickte dem Irakischen Volk eine Botschaft, die besagte, daß er den Irakern wünsche, daß sie die schwere Zeit ihrer Geschichte überwinden können, ohne in sektiererische und ethnische Konflikte hineingezogen zu werden."

In der Schlacht von Najaf 2004 standen US-amerikanische und irakische Streitkräfte gegen die Mahidi-Armee, eine von Muqtada al-Sadr geführte Schiitische Miliz;  Al-Sistanin war, als die Schlacht begann,  aus medizinischen Gründen in London und kehrte sofort nach Najaf zurück, wo er einen Waffenstillstand aushandelte. 

Zwischen 2006 und 2007 erlebte der Irak eine Welle spalterischer Gewalt mit dem Anschlag auf die Gräber zweier Militär-Imame in Samarra.  Sogar in dieser extremen Lage zeigte al-Sistani seine moderate Seite: er bat darum, auf Gewalt zu verzichten ind verurteilte die Gewaltakte, die "das Land trafen und spalten." 

al-Sistani unterstützt die Trennung zwischen Religion und Politik und eine Zivilregierung, die auf dem Willen des Volkes beruht- eine unter Muslimen nicht verbreitete Position. 
2017 als die Irakischen Streitkräfte vor einem Sieg über ISIS, der 3 Jahre zuvor die Ebene von Ninive eingenommen hatte, stand, war das Eingreifen al-Sistanis entscheidend. Er rief alle irakischen Bürger dazu auf, zu den Waffen zu greifen und das Land zu verteidigen- unabhängig von ihres Nationalität oder ihres religiösen Glaubens. Tausende Freiwillige antworteten auf den Aufruf und bildeten die Volksstreitkräfte, die eine entscheidende Rolle dabei spielten, ISIS zu stoppen. 

Daß al-Sistani jetzt eine andere Meinung über die iranische Schia hat als 2014 -als Nouri al-Maliki irakischer Premierminister war, der als strategischer Partner des Irans betrachtet wurde, als al-Sistani nicht dessen Bestätigung als Premierminister unterstützte - obwohl der die Wahlen gewonnen hatte, ist offensichtlich. Dennoch blieb al-Sistanis Meinung nicht ungehört: Haider al-Abadi, ein moderater Schiit, wurde zum Premierminister ernannt. 

Vor kurzem brachte al-Sistani es mit einer anderen Inittiative in die Schlagzeilen: Ahmed al-Safi, einer seiner öffentlichen Vertreter, forderte in seinem Auftrag die Verweigerung der Pensionen und Privilegien für hochrangige Offiziere. Er sparte Ressourcen, schlug vor, zugunsten der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen Dienstleistungen zu erbringen um ihre Lage zu verbessern.

Die Penison für ein Parlamentsmitglied beträgt 6.500 $  im Monat und das lebenslang -zusammen mit Sicherheit, Wohnung und anderen Privilegien. 
Das Jahr 2020 im Irak wurde durch die Verbreitung von Covid aber auch von Protesten gekennzeichnet. Tausende von Protestierern gingen auf die Straße und verlangten eine Veränderung des politischen Systems und ein Ende der blühenden Korruption.

Die Protestierer haben al-Sistani mehrere Appelle geschickt, weil sie glaubten, daß er der einzige ist, der ihre Forderungen versteht. Und so war es für die meisten internationalen Beobachter nur natürlich, den Blick auf al-Sistani zu lenken, weil sie wußten, daß auf jedes seiner Worte gehört werden würde. 

Al- Sistani ist sehr gegen jede Art externer EInmischung in irakische Angelegenheiten. Nach dem Irak-Kieg griff er in die öffentliche Debatte ein und forderte Neuwahlen, und beschleunigte so den Übergang  zwischen dem US-Botschaftzer Lewis Paul Bremer, der als Interimsverwalter der Koalition im Iran diente und der von Ayad Allawi geführten Interimsregierung. 

Trotz seines fortgeschrittenen Alters und einem prekären Gesundheitszustand wird a-Sistanai immer noch als Stabilisierungsfaktor für den Irak betrachtet.

Für Beobachter vor Ort wird das Treffen zwischen Papst Franziskus und al-Sistani den Kreis schließen. Zuerst hat der Papst die Wiederaufnahme des Dialogs mit Al. Azhar befürwortet. Die erneuerte Beziehung zu Al Azhar führte zur Reise von Papst Franziskus nach Ägypten 2017 - dann zu fünf aufeinader folgenden Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Groß-Imam von Al Azhar und dem von beiden am 4. Februar 2014 in Abu Dhabi unterzeichneten Dokument über die Menschliche Brüderlichkeit. 

Alle diese Themen werden beim Treffen am 6. März angesprochen werden. Es wird nicht- wie Kardinal Sako gehofft hatte- in Najaf stattfinden. Aber es wird auf jeden Fall ein wichtiges Treffen sein."

Quelle: A. Gagliarducci, CNA  

 

 

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