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Montag, 19. Juli 2021

P. Kwasniewski zu Traditionis Custodes: "Das Dokument trieft vor Herablassung und Herzlosigkeit"

Dr. Peter Kwasniewski  kommentiert  das motu proprio Traditionis Custodes für The Remnant.
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"TRADITIONIS CUSTODES: EINE NEUE ATOMBOMBE" 

Vor 76 Jahren, am 16. Juli 1945 detonierte der erste Atombombe in der einsamen Wüste 210 Meilen von Los Alamos, New Mexiko entfernt. Heute am 16. Juli 2021 hat Papst Franziskus eine Atombombe auf die Katholische Kirche fallen lassen, die nicht nur denen schaden wird, die "an der lateinischen liturgischen Tradition festhalten" sondern jeden, der Kontinuität und Kohärenz, Ehrfurcht und Schönheit, unser Erbe und unsere Zukunft wertschätzt. 

                  "Das Dokument trieft vor Herablassung und Herzlosigkeit, entworfen wie ein                             Schweizer Taschenmesser, um Bischöfe mit möglichst vielen Möglichkeiten                               auszustatten, traditionsliebende Katholiken zu belästigen oder zu jagen."

Als ich Traditionis Custodes heute Morgen geöffnet habe, hoben sich meine Augenbrauen wegen des unwahrscheinlichen Titels (Traditionis Perditores "Zerstörerer der Tradition" wäre sehr viel passender gewesen) und dann wuchs meine Ungläubigkeit mit jedem Paragraphen.  Als ich den Begleitbrief gelesen hatte,  war ich tief in der ideologischen Phantasiewelt, in der Papst Franziskus und andere Feinde der traditionellen Liturgie in der heutigen Kirche bewohnt ist. Ich fühlte mich, als ob ein angehender George Orwell beauftragt wurde, den Text zu formulieren. Das Dokument trieft vor Herablassung und Herzlosigkeit - entworfen wie ein Schweizer Taschenmesser, um Bischöfe mit möglichst vielen Möglichkeiten  auszustatten, traditionsliebende Katholiken zu belästigen und zu jagen.

Und es wurde erklärt, daß der Inhalt sofort in Kraft tritt- und alle anderen Normen, Instruktionen, Erlaubnisse und Bräuche verdammt sind. 

"Die Sprache des motu proprio läßt vermuten, daß die traditionelle Lateinische Messe als die kirchliche Version von Covid-19 betrachtet wird."

Es ist als ob wir es– für die ganze Welt – mit einer globalen Pandemie des Traditionalismus zu tun hätten, die mit allen Mitteln gestoppt werden muss. Die Sprache des Motu proprio legt nahe, daß die traditionelle lateinische Messe sehr als eine kirchliche Version von COVID-19 angesehen wird: Es handelt sich um eine Krankheit, die sorgfältig unter Quarantäne gestellt, überwacht und durch jegliches Social Engineering eingeschränkt werden muss, das von der Zentralbehörde für notwendig erachtet wird. Da die lateinische Messe aus den Pfarreien entfernt werden soll und für sie keine persönlichen Pfarreien mehr eingerichtet werden sollen, könnten die Anwesenden auch gelbe Sterne tragen und beim Herumlaufen eine Glocke läuten. Die Ghettoisierung, an deren Überwindung Benedikt XVI. mühsam gearbeitet hat, ist nicht nur zurückgekehrt, sondern hat auch eine klingende Bestätigung erhalten.


Es ist selbstverständlich die Antithese zum hochgepriesenen "pastoralen“ Ansatz, der warmen Inklusivität, die jeden auf seinem Weg begleitet (auch wenn das bedeutet, daß er in vielen wichtigen Fragen von der katholischen Lehre abweicht), die romantisierten "Peripherien“, “dem die Hirten "Gnade“ erweisen sollen – all die politische Rhetorik, mit der sich dieses Pontifikat geschmückt hat. Im neuen Motu proprio ist es nicht der Hirte, der wie die Schafe riecht, sondern den Schafen wird gesagt, wie sie riechen müssen, um gehütet zu werden – oder sonst....

"Dieses ist eine Erklärung des totalen Krieges und ihr muß mutig auf jedem Schritt des Weges widerstanden werden."

War es meinerseits Naivität  oder nur ein fehlgeleiteter Glaube , daß einfacher Respekt vor menschlichen Wesen und Mitkatholiken vielleicht immer noch im Herzen dieses peronistischen Papstes lebt, die mich dazu brachte, auf das monströse und verlogen-sogenannte Traditionis Custodes nicht vorbereitet zu sein? Es ist viel schlimmer als ich erwartet hatte; ein Text, der vor Verachtung, Gemeinheit und Rachsucht trieft, ohne auch nur den rhetorischen Versuch einen Kontext zu schaffen oder (wie auch immer unaufrichtig) den Schlag abzufedern: ein Mangel an rudimentärer Gnade, der noch nie in einem Dokument dieser Größenordnung vorgekommen ist und der so viele Katholiken betrifft. Es ist eine historische Ohrfeige für die päpstlichen Vorgänger von Franziskus, von Gregor dem Großen bis zu Pius V., selbst für alle Päpste nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die angesichts der Liebe zur traditionellen Liturgie nicht ausgestorben sind und aussterben und Vorkehrungen getroffen, haben, um die geistlichen Bedürfnisse der Katholiken zu befriedigen, die von diesen ehrwürdigen Riten genährt werden. Für unzählige Seelen ist diese große Liturgie eine neue Motivation geworden, die Forderungen des Evangeliums zu leben, eine solide Grundlage für das Familien- und Gemeinschaftsleben, eine Quelle kostbarer Priester- und Ordensberufungen.

Franziskus kümmert das alles nicht. Alles worum er sich kümmert ist eine künstliche "Einheit" die eher "Uniformität" genannt werden sollte oder besser - Ideologie. Eine Uniformität, die durch jede Abweichung und Abirrung geprägt ist (trotz schwacher Aufforderungen, die jetzt seit über fünf Jahrzehnten bestehende Partei zu zügeln), aber intolerant gegen den Ernst, die Nüchternheit und die Transzendenz eines zeitlosen Aktes der Anbetung.

"Franziskus´ Anti-TLM-motu proprio hat den ganzen Charme eine Dekrets von Stalin, das die Säuberung der Ukrainischen Dissidenten anordnet." 

Bringen wir die Worte nicht durcheinander: das ist eine Erklärung des totalen Krieges und wir müssen ihr bei jedem Schritt auf dem Weg widerstehen, (...) Die wahren Hüter der Tradition“ werden Geistliche, Ordensleute und Laien sein, die angesichts des höllischen Hasses gegen sie die traditionelle Liturgie weiterführen. Wenn Franziskus Krieg will, hoffe und bete ich, daß es genug Männer gibt, die bereit sind, sich zu melden, und genug Männer, die in der Lage sind, sie zu führen. Und mit letzterem meine ich Priester, die bereit sind, sich zu 100 % den Bedürfnissen der Gläubigen zu widmen, die zu Recht an der Tradition festhalten – komme was wolle. Es stehen Seelen auf dem Spiel, einschließlich der Seele des Priesters; denn er kann nicht " nicht wissen“, was er kennengelernt hat, kann nicht das "entlieben“, was er zu lieben gelernt hat. Es ist ein zu hoher Preis, den man für den Gehorsam gegenüber einem die Seele zermalmenden Regime zahlen kann, was auch immer es für Autorität zu besitzen vorgibt.

Dieses neue motu proprio ist nur dann so schlimm, wie es scheint, wenn wir uns erlauben zu denken und zu handeln, als ob wir daran gebunden wären, als ob seine Bestimmungen legitim wären. Wenn wir jedoch erkennen, daß es von Natur aus antikatholisch ist und kein Papst rechtmäßig auf den Mitgliedern der Kirche und ihren ehrwürdigen Riten herumtrampeln kann, wie es Franziskus versucht, dann werden wir es eher als eine äußere Belastung sehen, wie eine Pest, ein Krieg, eine Hungersnot oder eine böse Regierung, die gestürzt oder bis zu ihrem Untergang ertragen werden muss. Ist der Papst befugt, ein solches Diktat zu erlassen? Nein. Es ist noch weniger wert als das Papier, auf dem es geschrieben steht.

Wer die traditionelle Liturgie liebt und in ihr den Mittelpunkt des kirchlichen Erbes erkennt, wird so gut es geht weitermachen. Sie werden nicht um Erlaubnis bitten, die uralte Messe anzubieten. Sie werden die Lesungen nicht in der Landessprache mit "genehmigten Ausgaben“ (New American Bible, irgendjemand?)  halten. Sie würden lieber als Märtyrer zugrunde gehen, als in der Schmach des Untergangs zu sterben.

"Die Ghettoisierung, an deren Überwindung Benedikt XVI so machtvoll gearbeitet hat, ist nicht nur zurückgekehrt sondern hat tönende Rückenstärkung bekommen." 

Ich glaube, zumindest einige Bischöfe werden überrascht sein, wie kalt, hart und töricht Franziskus´ Anti-TLM-motu proprio ist, das den Charme eines Dekrets von Stalin hat, das die Säuberung ukrainischer Dissidenten anordnet. Natürlich gibt es andere, die mitlaufen werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Bischöfe die die vielen guten Früchte von Summorum Pontificum gesehen haben – nicht zuletzt die stetigen und oft großzügigen finanziellen Beiträge, die von traditionellen Gruppen einfließen – und die gute Beziehungen zu Priestern und Pfarreien genießen, die friedlich die TLM feiern, sie stören wollen, um sich einem vorübergehenden Tyrannen anzuschließen. Jeder Bischof, der den katholischen Glauben wirklich liebt, jeder Bischof, der sich der aufkeimenden Liebe zur Tradition unter der Jugend und ihrer Kraft bewusst ist, die Kirche nach der Flaute (um nicht zu sagen, dem freien Fall) der letzten Jahrzehnte wiederzubeleben, wird dieses schmerzliche Dokument stillschweigend beiseite legen und fortfahren, als ob sich nichts geändert hätte – oder besser mit dem sicheren Wissen fortfahren, daß, wie Rorate Caeli getwittert hat, "Franziskus sterben und die traditionelle Messe weiterleben wird“. 

Auf der pragmatischen Seite haben die meisten Bischöfe nicht so viele Geistliche, daß sie es sich leisten könnten, einen beträchtlichen Teil ihres Presbyteriums zu entfremden. Wenn genügend Priester in den konservativeren Diözesen an den lateinischen Messen festhalten, auf die sie ein unveräußerliches und unabdingbares Recht haben, was werden dann die Bischöfe tun – sie alle hinauswerfen? Woher bekommen sie Pastoren? Woher werden sie künftige Berufungen bekommen? Brauchen die Bischöfe noch einmal starke Kopfschmerzen, einen Bürgerkrieg, eine schwelende Unzufriedenheit, die auf allen Seiten Zeit und Energie kostet? Benedikt XVI. vermittelte einen fragilen Frieden, unter dem ein gewisses Maß an unpolemischer Normalität möglich war. Viele werden diesen Frieden, so wie er ist, bewahren wollen, statt erneute Feindseligkeiten vorzuziehen. 

Die "Logik“ von Traditionis Custodes ist gelinde gesagt gequält. Hüter der Tradition... die die jahrhundertelange römische Tradition der Gottesverehrung angreifen. Bischöfe ermächtigt....aber nur um einzuschränken und zu unterdrücken; sie dürfen Orte des Wachstums nicht einladen, unterstützen und vermehren. Der Papst fördert die Einheit...indem er eine der einheitszerstörendsten Aktionen ausführt, die man sich vorstellen kann. Der Papst lobt seinen Vorgänger...indem er  seiner Lehre ganz und gar widerspricht und das, was er getan hat, widerruft. Und da er die Wahrheit von der katholischen Tradition erhalten hat, daß der Papst das Sagen hat, denkt er, daß man ihm bedingungslos gehorchen müssen, wenn er befiehlt, alle Traditionen abzulehnen, die er persönlich nicht mag, egal wie sehr sie von seinen Vorgängern mit Autorität unterstützt wurden -  nicht weniger als seine, und deren kumulative Befürwortung weitaus größer ist als seine.

"Im neuen motu proprio  ist es nicht der Hirte, der wie die Schafe riechen soll, sondern den Schafen wiurd gesagt, wie sie riechen sollen...sonst..." 

Erinnern Sie sich daran, daß Papst Franziskus einmal ganz offen nach der Möglichkeit der Erlösung eines Mannes gefragt wurde, der jeden Beweis dafür erbrachte, daß er zu Grabe ging und Gott als Atheist verleugnete. Der Papst antwortete positiv zur Rettung dieses Mannes. Im Gegensatz dazu äußerte sich der Papst in seinem Brief über Katholiken, die der Heiligen Tradition der Kirche verbunden sind. Er beschwört bedingungslosen Gehorsam gegenüber seiner Person, wenn er befiehlt, ihre Verbundenheit mit der kirchlichen Tradition gelöst werden soll. 

Und sollten sie ihm nicht gehorchen, erinnert er sie daran, daß Erlösung nur möglich ist, wenn man ein Katholik ist, der seiner Person gehorcht- einschließlich seinem Befehl ihre Verbindung an die Tradition der Kirche zu lösen. Mit anderen Worten sollen sie nicht an der Kirchentradition hängen, sondern sich dem Gehorsam zu seiner Person unterwerfen. Stellen wir die Szenarien gegenüber.  Wenn Menschen Gott ganz verleugnen und als Atheisten sterben, haben wir nichts als hoffnungsvolle Worte; geben wir de facto zu, daß sie aus Barmherzigkeit gerettet werden. Aber wenn Menschen so kühn sind, an der Kirchentradition festzuhalten, obwohl ihnen gesagt wurde, diese Bindung aufzulösen, sind sie zukünftige Schismatiker auf dem Weg aus der Kirche und auf dem Weg ins Verderben. Können wir hier nicht den absoluten Zusammenbruch des Hyperpapalismus sehen, der den Papst zu einem sterblichen Gott macht, einem göttlichen Orakel, der die Liturgie, Theologie und Moral und sogar die Geschichte in Verfolgung einer Ideologie neu schreiben kann?" 

Papst Franziskus erinnert einen an moderne Architekten wie Le Corbusier, die aus ideologischen Gründen bauen und dann überrascht sind, wenn alles leckt, fleckig wird, sich biegt und auseinander fäll. Die Bewohner wollen verständlicherweise in die eleganten, stabilen und ruhigen alten Gebäude zurückziehen. 

Gibt es einen Silberstreifen bei dieser drohende Wolke? Vielleicht diesen: die endgültige Beseitigung aller Vorspiegelungen über das tödliche Spiel, das die Modernisten spielen wollen.

Der Kontrast zwischen dem Fest Unserer Lieben Frau vom Berg Carmel und der Explosion der zerstörerischsten Waffe, die der Mensch je erfunden hat- einer die die Schuldigen wie die Unschuldigen zugleich trifft und während späterer Jahre Krankheit sät, liefert uns einen Schlüssel dazu, die Bedeutung des heutigen Tages zu verstehen. Das Zeichen der Jungfrau - die das Wort empfing und Gott verherrlichte- steht dem Zeichen der Schlange, die Gottes Gaben stolz verschmäht und seinen eigenen Willen preist, entgegen. Das ursprüngliche non serviam hat ein Echon in der Stimme desjenigen, der sich weigert der servus servorum Dei zu sein.

              "Das Dokument trieft vor Herablassung und Herzlosigkeit" 

"An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen": das war die Botschaft des Evangeliums dieses vergangenen Sonntags, dem 7. Sonntag nach Pfingsten in der Außerordentlichen Form- besser bekannt als  Messe aller Zeiten. Die Früchte dieses neuen motu proprio wird weitverbreitete Verwirrung und zunehmende Teilung sein; Versuchung zu Bitterkeit, Entmutigung, und Verzweiflung; Spannungen und Kopfschmerzen für die Bischöfe rund um den Globus; lähmendes Zögern in den Köpfen junger Männer, die erwogen hatten, Seminaristen nach den Bestimmungen des Summorum Pontificum zu werden; eine große Abwanderung von Katholiken in die Piusbruderschaft (wofür ich niemanden verurteile!) und zu Sedisvakantistengruppen (was im Gegenteil nichts anderes als tragisch ist), einfach weil normale Katholiken dies nicht verstehen können, wie ein Papst gegen die Kirche, ihre Tradition und ihr Gemeinwohl handeln kann, wie Franziskus es immer wieder tut und getan hat. Für all dies und noch mehr wird Jorge Bergoglio berufen sein, sich vor dem gefürchteten Richterstuhl Christi zu verantworten.

Rufen wir in diesen dunklen Tagen nicht nur Unsere liebe Frau vom Berg Karmel an und tragen ihr braunes Skapular, sondern sehen wir auch, daß dieses Skapular eine Erinnerung an ihren schützenden Mantel ist, der alle ihre Kinder und alles Katholische bedeckt, einschließlich der Traditionen, die uns unter einander und mit allen Generationen von Gläubigen verbinden, die sich  nach Unserer Herrin ausstrecken. Weil sie es war, die in Worten, an denen wir in gläubiger Ausdauer festhalten müssen - sagte: " Er hat Macht in seinem Arm bewiesen; er hat die Stolzen zerstreut in der Eitelkeit ihres Herzens. Er hat die Mächtigen von ihrem Sitz gestürzt und die Demütigen erhöht."

Quelle: P.Kwasniewski, The Remnant 

ÜbersetzungsergebnissEr hat Macht in seinem Arm bewiesen; er hat die Stolzen zerstreut in der Eitelkeit ihres Herzens. Er hat die Mächtigen von ihrem Sitze gestürzt und die Demütigen erhöht.“

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