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Dienstag, 31. August 2021

Liegt der Hindukusch der Kirche in Deutschland?

Nico Spunti kommentiert mit klaren Worte für La Nuova Bussola Quotidiana das aktuelle Verhältnis zwischen Rom und der deutschen Kirche. 
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"DIE KIRCHE IN DEUTSCHLAND, DAS AFGHANISTAN DES VATICANS" 

Die Handhabung des Mißbrauchskapitels seitens des Vaticans führt zu harten Reaktionen in Deutschland und Hamburg - nach weiteren 5 Monaten seit dem Rücktritt des Bischofs, hat der Apostolische Administrator Msgr. Thim als Zeichen des Protestes und als Herausforderung an Rom alle Diözesan-Organe suspendiert. In Köln dagegen ist es Kardinal Woelki, der den Hl. Stuhl angreift, weil der sich seit Monaten nicht zu den Resultaten der Apostoslischen Visitation äußert, die Klarheit bei der Verantwortung im Hinblick auf die Vorwürfe sexuellen Mißbrauchs schaffen sollte.

Deutschland erscheint immer mehr wie das Afghanistan der Katholischen Kirche Der Vatican müht sich nicht wenig, die Unmäßigkeit und Intoleranz der deutschen Bischöfe in Grenzen zu halten. Die Ungeduld gegenüber Rom hat unvorstellbare Ausmaße erreicht und unterscheidet inzwischen nicht mehr zwischen den Lagern der Befürworter und der Kritiker des Synodalen Weges. Zwei Episoden in jüngster Zeit zeugen von der weit verbreiteten Unzufriedenheit. Beide gehen  auf den Bericht über den Mißbrauch Minderjähriger zwischen 1975 und 2918 in der Erzdiözese zurück. 

Der Bericht der Anwaltskanzlei Gercke & Wollschläger hat zum Rücktritt des Erzbischofs von Hamburg, Msgr. Stefan Heße geführt, wegen Ereignissen, die sich in der Zeit abgespielt haben, als er General-Vikar in Köln war und hatte auch die Entsendung einer Apostolische Vuisiatation in die z.Zt. von Kardinal Rainer Maria Woelki geführte Diözese zur Folge. Heße hat seinen Rücktgritt im März angeboten, bestreitet jedoch die Behauptung im Bericht, an der Vertuschung von Mißbrauchsfällen beteiligt gewesen zu sein. Mehr als 5 Monate sind vergangen, aber der Papst hat das Rücktrittsgesuch noch nicht endgültig beantwortet und sich darauf beschränkt, eine unbefristete Beurlaubung zu gewähren. 

Seitdem wird die Erzdiözese Hamburg von General-Vikar Msgr. Ansgar Thim verwaltet, dem jedoch die Unsicherheit der Lage nicbt wenige Ärger bereiten soll,- bis hin zu einer krassen Trotzgeste in Richtung Rom. Tatsächlich hat der Prälat beschlossen, alle diözesanen Organe zu supendieren und da sowohl dem Apostolischen Nuntius in Deutschlabnd, Msgr. Nikola Eterovis als auch den Mitgliedern des Diözesan-Komitées mittels eines polemischen Briefes mitzuteilen, mit dem er "nach innen und außen ein Zeichen senden wollte, daß es so nicht weitergehen kann", weil es "unmöglich sei, so lange Zeit eine Diözese adäquat zu leiten und weiter zu entwickeln, gerade in diesen schwierigen Zeiten." Der Generalvikar sprach sogar von einer Situation, die für ihn und für die ganze Diözese eine "Bewährungsprobe andauernder und belastender Geduld“ darstellt.

Msgr. Thim ist ein glühender Verfechter des Synodalen Weges und einer der Unterzeichner eines auch von Maria 2.0 gepriesenen Briefes, in dem  er die Überzeugung ausdrückt, daß die Ergebnisse des Treffens "unsere Praxis entscheidend verändert hat" und daß "uns diese VEränderung gefällt."


Doch die Malaise jenseits des Rheins über den Umgang des Vatikans mit der Missbrauchsaffäre hat Thim mit dem kritischsten Prälaten des Synodale Wegs zusammen geführt, jenem Kardinal Rainer Maria Woelki, der die Erzdiözese im Epizentrum des Skandals führt und der in den letzten Monaten nicht vom freundlichen Feuer des deutschen Episkopates verschont blieb. Der Gercke-Bericht hat Meisners Nachfolger von direkten Anschuldigungen entlastet, ersparte ihm aber nicht einen Apostolischen Besuch aus Rom, den der Papst Monsignore Johannes van den Hende, Bischof von Rotterdam, und Kardinal Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, anvertraute.

In einer kürzlich herausgegebenen  Erklärung hat der Erzbischof von Köln sich nicht über die Vorkehrungen des Papstes beschwert, die er als "gutes und gerechtes Vorgehen " definiert hat- aber seine Ungeduld mit der ausgedehnten Zeit nicht zurückgehalten. "Der Vatican" sagte Woelki-" vertritt sich in der Frage selbst und hat daher nun auch die Pflicht, sich gegenüber allen Betroffenen angemessen zu äußern. Es kann nicht sein, daß es Monate dauert, die Menschen in Ungewissheit zurückzulassen".Harte Wortec- bisher nie von einem Bischof gehört, der angesichts der zahlreichen Angriffe zu Hause und trotz der Eröffnung eines später geschlossenen Dossiers durch die Glaubenskongregation seinen Ton bisher leise gehalten hat.

Das Warten auf die Ergebnisse der vor drei Monaten arrangierten Apostolischen Visitation muss den Kardinal ungeduldig gemacht haben, der inzwischen immer wieder Gegenstand von Kritik und Rücktrittsforderungen aus dem fortschrittlichsten Flügel der deutschen katholischen Welt ist. Woelki gestand, er habe über den Rückritt nachgedacht, sei aber von dem Bewusstsein abgebracht worden, die moralischen Implikationen der Affäre besser angehen zu können, indem er seine Verantwortung nicht in die Hände anderer übergibt. Trotz des Drucks eines Teils der öffentlichen Meinung und des Vergrößerungsglases Roms auf seine Erzdiözese hat der Prälat derzeit nicht die Absicht, seinen Posten aufzugeben, wie die kürzlich erschienene Veröffentlichung von "Fides incarnata", einem Band über die zentrale Bedeutung der "Eucharistie im Leben der Kirche, erschienen im August anlässlich seines 65. Geburtstages.

Aus Köln und Hamburg sind also zwei recht explizite Vorwürfe gegen den Umgang des Vatikans mit dem heiklen Dossier zum Gercke-Bericht eingetroffen. Wir werden sehen, ob es eine Reaktion aus Rom geben wird."

Quelle: N. Spuntoni, LNBQ 

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