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Sonntag, 30. Januar 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute über erfolgte oder wünschenswerte Seligsprechungen und Kanonisierungen im katholischen Europa. Dazu bringt er noch einmal einen Text von 2014.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"EINIGE WEITERE GEDANKEN ZU SELIGSPRECHUNG; KANONISIERUNG UND ZUM KATHOLISCHEN EUROPA"

Eines sonnigen Tages spazierte ich die High hinunter, vorbei an der Universitäts-Kirche, vorbei an der vielleicht ältesten Statue Unserer Lieben Frau- als Königin gekrönt- die seit der Reformation öffentlich in England errichtet wurde. Niemand sollte an ihr ohne ein Ave vorübergehen. Oder ohne ein gemurmeltes "seliger Charles, bitte für uns". Weil die Statue während der Regentschaft von König Charles I auf Veranlassung seines Erzbischofs William Laud errichtet wurde, der seinen Kopf wegen einer Verurteilung durch die Puritaner verlor, die sich genau auf diese Statue bezog. Man könnte fast an einer Kirche in Rom vorbeispazieren, angesichts der großen, barocken, "salomonischen" Pfeiler, wie jenen im Petersdom über denen Dei-para steht. (Wunderbares Wort "Dei-para" -Gottesgebärerin- es wurde auch in einem im gleichen Jahrzehnt im St. Magdalen-College eingesetzten Fenster benutzt.)

Und es nützt nichts, wenn einige von Ihnen schreiben und sich beklagen, daß ich -weil der Kult des seligen Karls nie durch ein vaticanischen Dekret von Rom sanktioniert wurde- mich unangemessen äußere. Sie werden bemerken, daß ich vorsichtig einen nicht so wichtigen Fall B benutze. Ein sauberer ökumenischer Kompromiss, oder? Auch wilde Anglikaner können ihre Federn weglegen: in den Gottesdienst-Formen, die während 3 Jahrhunderten in der Church of England benutzt wurden, wird er kein einziges mal "heilig" genannt. So gab es für die victorianischen Romantiker  (wie der Bateman in "Loss and Gain" des Hl. J.J.Newman) , der es auf sich nahm, ihn zu kanonisieren. Im 17. Jahrhundert war es die alte Praxis westlichen Ortskirchen, einfach durch ein Dekret eigene liturgische Texte für ihren Ortskultus einzuführen, die nie ganz angeschafft wurde. Es ist also eine ekklesiologische Frage, mit der wir es hier zu tun haben, eher wie jene, die die getrennten orientalischen, im Osten seit dem  Schisma kanonisierten Heiligen betreffen. Man kann sicherlich auf ein ökumenisches und kirchliches Klima hoffen, in dem König Charles zu Seliger Charles werden kann; indem er als das Geschenk des Ordinariats an die gesamte Katholische Welt angesehen wird. Die Schwäche des Königs- den Parlaments-Gesetzen zuzustimmen, durch die katholische Priester grausam zu Märtyrern wurden, durch einen "Act of Attainder", durch den ein treuer Diener der Krone hingerichtet wurde...könnte analog zu solchen Dingen gewertet werden, wie die Zustimmung Kaiser Karls von Österreich zum Einsatz von Giftgas. 


Hätte es ohne unseren gesegneten Charles heute ein Ordinariat geben? 

Aber der selige Charles sollte in einem breiteren Kontext gesehen werden, als es so oft geschieht. In einer seiner violettesten Passagen schrieb Dom Gregory Dix über die Eucharistie als "untrennbar verwoben mit der öffentlichen Geschichte der westlichen Welt. Der Gedanke daran ist auch untrennbar mit ihren großen Wendepunkten verbunden. Papst Leo tat dies am Morgen, bevor er hinausging, um Atilla zu entmutigen, an dem Tag, an dem das Weiterbestehen Europas gerettet wurde; und was ein anderer Löwe dreieinhalb Jahrhunderte später tat, als er Karl den Großen zum römischen Kaiser krönte, an dem Tag, an dem dieses Fortbestehen vollendet wurde  Oder auch noch- als der- von den Dänen besiegte- Alfred floh, es aber in seiner Seele bewahrte, während das mittelalterliche England darum kämpfte, geboren zu werden; Und auch Charles I,  als an jenem Morgen seiner Hinrichtung das mittelalterliche England sein Ende fand. 

Wir können König Charles neben andere Monarchen stellen...den Hl. Karl der Große (von einem Gegenpapst kanonisiert) ; Ludwig XVI, (sein Nachruf gab es vor wenigen Tagen), der im revolutionären Holocaust von 1793 starb; den Sel. Kaiser Karl von Österreich...die für uns das Christliche Europa beschworen...das wahre Europa; das Europa eines Christlichen Sozialen Gebiets, in dem Männer darum kämpften, -nicht immer erfolgreich aber auch nicht immer erfolglos-, das Prinzip des Königreichs Christi beizubehalten...jene Herrschaft, die von Päpsten wie Pius XI in seinem Quas Primas unterstrichen wurde. Das ist lehramtliche Lehre, die das II.Vaticanische Konzil in seiner Präambel zu  Dignitatis humanae beibehielt, als es erklärte, daß es  "integram relinquit traditionalem doctrinam Catholicam", die traditionelle katholische Lehre über die moralische Pflicht des Menschen und der Gesellschaft gegenüber der wahren Religion und der einen Kirche Christi unangetastet gelassen habe."  

Zufällig ist morgen in Neapel der- optionale- Gedenktag -einer der Nachkommen des Sel. Karls, die am 24. Januar 2014 in der Basilika der Hl. Clara von Crescenzio Sepe, Kardinal-Erzbischof von Neapel selig gesprochen wurde. Die Sel. Königin Maria Christina von Savoyen, Tochter Victor Emmanueles (de jure König von England, Schottland, Frankreich und Irland, 1819-1824) und Schwester von Maria Beatrice (de jure Königin Maria III und II von England, Schottland, Frankreich und Irland, 1824-1840). Die Sel.Maria Christina war mit Ferdinand II, König der beiden Sizilien verheiratet und Mutter von Franz, dem letzten König der beiden Sizilien vor der Usurpation durch die Piemontesen. Ihr Nachruf beschreibt sie als eine "umsichtige Beraterin des Königs und wahre Mutter der Armen und Bedürftigen". Sie war auch eine sehr bescheidene Frau. Sie starb im Kindbett als sie erst 24 Jahre alt war. Hier ist ihre Kollekte, die Fr. Andrew Starkle, ein gelehrter Ordinariats-Priester, entdeckt hat. 

Deus, qui in figura huius mundi beatam Mariam Christinam prudenti ardentique caritate decorasti et artificem in augmento Regni tui effecisti: tribue nobis, eius exemplo et intercessione; ut de vero amoris tui thesauro benefacientes accipere valeamus. Per.

(Oh Gott, der Du in Gestalt dieser vergehenden Welt [1. Kor. 7:31] die Sel. Maria Christina mit weiser und brennender Nächstenliebe geschmückt hast und sie zu einer Arbeiterin in deinem wachsenden Königreich gemacht hast: gewähre uns, daß wir- durch ihr Beispiel und ihre Fürsprache -indem wir das Richtige tun, fähig sind, den wahren Schatz Deiner Liebe zu empfangen. (Übersetzung aus der italienischen Fassung, die nicht genau mit der Lateinischen übereinstimmt und aus dem italienischees köön Kommentar, die die Texte begleiteten.)

Das Bankett, das der Seligsprechung folgte, dessen Gastgeber der de jure König der beiden Sizilien war, war allem Vernehmen nach eine sehr ancien regime-Angelegenheit: Goldene Vliese von Wand zu Wand...ich wette, der Hl. Vater wäre gern eingeladen worden...ich frage mich wie viele der Nachfahren des sel. König Charles durch seine Gebete im catalogus Sanctorum Beatorum der Kirche stehen.

Ein Leser schlägt weise den gesunden Menschenverstand vor, um heute das Eikon basilike des Gesegneten Karls zu bedenken.  Es könnte Ihnen helfen (weil die hier wiedergegebene Übersetzung des Lateinischen von Wikipedia blödsinnig ist) eine Transkription und Wiedergabe des Hauptsatzes über die drei Kronen zu haben, der auf dem Bild an verschiedenen Stellen des Bildes verteilt ist. Das Wort Coronam/Krone wird nicht im Lateinischen erwähnt, weil man dachte, daß es durch die Ikonographie ausreichend angezeigt wird. Der Einfachheit halber habe ich es in eckige Klammern eingefügt.

Beatam et Aeternam Caeli [coronam] Specto; Asperam et Levem Christi [coronam] Tracto; Splendidam et Gravem Mundi Calco.

"Ich sehe die gesegnete und ewige [Krone] des Himmels; Ich nehme die raue und leichte [Krone] Christi in die Hand; Ich zertrete die prächtige und schwere [Krone] der Welt. Die drei Kronen sind jeweils mit Gloria, Gratia, Vanitas bezeichnet.

Die Ikonographie und Ideologie des Bildes stehen im Geiste eines Jesuitenwerks, das 1627 in Antwerpen veröffentlicht und 1635 in englischer Sprache als Emblemes von Francis Quarles reproduziert wurde, das sehr populär wurde und über dessen Aspekte ich 1993 einen Artikel veröffentlicht habe. Unter diesem Monarchen waren England und Schottland, insbesondere ihr widerspenstiger niederer Adel und Hochadel nur etwa ein glückliches Jahrzehnt lang Teil des Mainstreams der kontinentalen, barocken und gegenreformatorischen Frömmigkeit. "

Quelle: liturgicalnotes Fr. J.Hunwicke

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