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Samstag, 5. März 2022

Rebellion in der Russisch-Orthodoxen Kirche des Putin nahe stehenden Moskauer Patriarchen Kyrill

Katherine Kelaidis analysiert und kommentiert für religiondispatches.org. die Situation innerhalb der Russisch-Orthodoxen Kirche im gegenwärtigen Krieg Rußlands gegen die Ukraine. 

Hier geht´s zum Original: klicken

"EINE (WEITER) GESPALTENE KIRCHE:  PUTINS PATRIARCH SIEHT SICH JETZT EINER REBELLION INNERHALB DER RUSSISCHEN KIRCHE GEGENÜBER"

Während die Welt darauf wartet, daß die Yachten der Oligarchen beschlagnahmt werden und sie sich gegen Vladimir Putin wenden, sieht es so aus, als ob Putins Gegenstück und Komplize in der Russisch Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill von Moskau und ganz Rus sich bereits einer Rebellion von Innen gegenübersieht, die noch einmal auf die tiefe Spaltung hinweist, die in der orthodoxen Welt - sowohl innerhalb als auch außerhalb Rußland- lebt und eine signifikante Rolle im fortbestehenden Ukraine-Konflikt spielt.

Ungeachtet dessen, was einige in der westlichen Presse gerne glauben wollten, war Patriarch Kyrill kein Verfechter des Friedens. Tatsächlich hat er sich anscheinend manchmal bemüht, die Situation zu provozieren und die Erinnerung an alten Hass und an falsche Geschichten heraufzubeschwören. Das stand in scharfem Kontrast zu vielen, wenn nicht den meisten Antworten orthodoxer christlicher Führer auf der ganzen Welt. Obwohl, wie George Demacopoulos in Commonweal feststellt, die Kirche von Bulgarien, die Kirche von Serbien und die Kirche von Jerusalem unsicher zu sein scheinen, wer der Angreifer ist, beschloss Metropolit Hilarion, das Oberhaupt der unabhängigen, in den USA ansässigen, russisch-orthodoxen Kirche, außerhalb Russlands (ROCOR), seine Statement dazu zu benutzen, Kommentare abzugeben, die scheinbar die ukrainische Souveränität untergraben. Dennoch haben viele orthodoxe christliche Führer, einschließlich des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Putin und seine Invasion ausdrücklich kritisiert.

Während diese Unterschiede den Konflikt zwischen den Orthodoxen Jurisdiktionen in der Welt ausdrücken, erlebt Kirill jetzt öffentlichen Widerspruch gegen seine Pro-Putin-Einstellung aus seinem eigenen Lehen. 


Hunderte russischer Geistlicher haben einen Brief unterzeichnet, der das Ende des Krieges in der Ukraine fordert, ein seltenes Zeichen  für eine Opposition der Russisch Orthodoxen Kirche innerhalb Rußlands. Darüber hinaus und vielleicht noch bedrohlicher für Kirills und Putins Langzeit-Ambitionen hat eine Reihe von Außenposten des Moskauer Patriarchates im Ausland (einschließlich der Ukraine) klar ihren Willen zu einem formellen Bruch angezeigt. 

Am ausdrücklichsten die Priester der Ukrainischen Erzdiözese von Lemberg, die Teil des Moskauer Patriarchates bleibt, die einen offenen Brief an ihren Ortsbischof geschickt haben, in dem sie darum bitten, daß ein Konzil einberufen wird, um über ihre Unabhängigkeit von Moskau zu beraten. Andere Priester haben aufgehört ihn während der Messen anzuerkennen und für ihn zu beten. Typischerweise ist das Beenden eines solchen Gebetes ein klares Zeichen für den Bruch eines kirchlichen Organismus mit einem anderen. 

Aber wie Pater Cyril Hovorun, ein ukrainisch-orthodoxer Priester und Theologe und einer der weltweit führenden Experten für politische Orthodoxie, feststellte, ist dies hier möglicherweise nicht der Fall. Schließlich handelt es sich um außergewöhnliche Umstände. Aber nachdem Patriarch Kyrill jahrelang gefordert hatte, daß er der oberste  Hirte der Ukraine sei, bis zu dem Punkt offene Risse in der größeren, globalen Orthodoxen Welt zu verursachen, sind das vernichtende Mißerfolge. 

Aber Schisma oder nicht, diese Fälle von Widerspruch innerhalb von Kirchen, die angeblich der Autorität des Moskauer Patriarchates unterstehen, läßt noch einmal vermuten, daß das nicht nur ein Krieg zwischen Rußland und dem Westen ist, sondern ein Krieg innerhalb der Orthodoxie selbst. Während niemand erwarten würde, daß die Leute gern für einen weitentfernten Bischof beten, der anscheinend der Tatsache, daß Bomben auf sie fallen indifferent ist (wie es im Augenblick genau der Fall für die Ukrainisch-Orthodoxen Christen unter dem Moskauer Patriarchat ist), ist die Tatsache, daß Kleriker innerhalb Rußlands  anscheinen öffentlich ihre Unzufriedenheit mit Kyrille pastoraler Führung ausdrücken, etwas schockierender. 

Während es jahrelang möglich gewesen wäre, den gegenwärtigen Streit innerhalb des orthodoxen Christentums als eine Wiederbelebung all der alten kulturellen und nationalen Spaltungen zu sehen, die es in seiner Geschichte so stark geprägt haben, ist das, was wir hier sehen, wirklich ein ideologischer Kampf, der diese alten Gegensätze durchschneidet. Dies ist ein Kampf innerhalb der Orthodoxie darüber, was es bedeutet, ein orthodoxer Christ im 21. Jahrhundert zu sein. Und bis jetzt bleibt der Síeger unklar."

Quelle: K. Kelaidis, religiondispatches.org. 

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