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Mittwoch, 6. April 2022

Papst Franziskus, die Brüderlichkeit und die Ursünde.

Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo den Kommentar eines katholischen italiensichen Anwalts zur Einstellung des Pontifex zu Krieg 

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"IN SEINEM TRAUM VON BRÜDERLICHKEIT VERGISST FRANZISKUS DIE URSÜNDE"

Veröffentlicht wie empfangen. Verfasser des Textes ist Antonio Caragliu, Rechtanwalt der Anwaltskammer Triest und Mitglied der Union der italienischen katholischen Juristen. 

Lieber Magister,

ich denke, daß die Schwankungen im Urteil und die Widersprüche von Papst Franziskus bzgl. des Krieges im Grunde auf seine Neuinterpretation der Ursünde zurückzuführen sind.

Wie Pietro De Marco in seinem Beitrag für Settimo Cielo vor einigen Tagen scharfsinnig betonte, verfällt er dem für den humanitären Sozialismus typischen Utopismus, der mehr oder weniger auf der bewußten Vermeidung der Ursünde beruht. Daher sein Ruf nach einer christlich zweideutigen Brüderlichkeit (waren Kain und Abel nicht Brüder?). Daher die Verurteilung der Produktion und des Handels mit Waffen als letzte  und bestimmte Ursache von Kriegen (eine Aussage, die u.a. den Katechismus der Katholischen Kirche in   2316 widerspricht.")

Der Punkt ist, daß Jorge Mario Bergoglio der spirituelle Sohn jenes "Marxismus des Herzens" ist, der durch die Figur des Don Benedetto in Ignazio Silones Roman "Brot und Wein" (1936) gut repräsentiert wird. Für Don Benedetto haben Christentum und Marxismus das gleiche Ziel, das heißt, die gegenwärtige Gesellschaft voller Hass und Korruption so umzugestalten, daß "Wahrheit und Brüderlichkeit anstelle von Hass und Täuschung herrschen und lebendige Arbeit regiert statt Geld." 

Letztendlich sind die Oszillationen und Unsicherheiten über die Lehre vom gerechten Krieg die Folgen einer unsicheren christlichen Anthropologie. Dies scheint mir mit besonderen Beweisen auch im berühmten Interview des Papstes mit Fabio Fazio aufgetaucht zu sein. Wo der Hinweis auf das Geheimnis der Erbsünde den Diskurs hätte erhellen können (zum Beispiel in der Betrachtung des Übergangs von der Erschaffung des Menschen zum Brudermord von Kain und Abel oder in der Betrachtung des unschuldigen Leidens der Kinder), hat Bergoglio geschwiegen: Er hat es nicht einmal erwähnt.

Ich finde es auch bezeichnend, daß im Fernsehen so viele Journalisten,-säkulare und progressive-, auf Bergoglios utopischen Moralismus aufmerksam machen, auch wenn sie politische Positionen vertreten, die im Gegensatz zu den seinen stehen, wie die über die Erhöhung der Rüstungsausgaben. Es sind aufrichtige Ehrungen, weil sie durch die Anerkennung einer gemeinsamen radikal-demokratischen Matrix durch den Papst motiviert sind. Eine ideologische Matrix, die die Erbsünde ignoriert und den Menschen und seinen guten Willen in den Mittelpunkt stellt. Mit Ergebnissen, die am häufigsten von Heuchelei und Zynismus geprägt sind, die umso gewalttätiger werden, je verkleideter sie sind.

Es scheint mir, daß für eine nachdenkliche und nicht einseitige Betrachtung des russisch-ukrainischen Konflikts das Ideal der Gerechtigkeit (das die Unterscheidung der Position des Angegriffenen von der des Aggressors erfordert) fest gehalten werden muss, ohne nachzugeben, aber im Licht jenes gesunden anthropologischen Pessimismus, vor dem uns das Geheimnis der Erbsünde mit verantwortungsvollem Realismus warnt.

Unter den politischen Potentaten sehe ich in der Tat keine uneigennützigen Retter, und die Gefahr der Ausbeutung zum Nachteil der ukrainischen Bevölkerung selbst lauert immer. Unbeschadet des ungerechten Charakters der russischen Aggression und der Festigung der Legitimität der ukrainischen bewaffneten Verteidigung ist es daher richtig, in Bezug auf die Modalitäten und den Charakter der Intervention Dritter eine umsichtige Wertschätzung walten zu lassen.

Dies scheint mir die Position von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu sein, einem Mann von ganz anderer Tiefe und von ganz anderem Gleichgewicht als sein Schulleiter.

Antonio Caragliu

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo, A. Caragliu

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