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Montag, 2. Mai 2022

Gelingt dem Papst die Schaffung einer synodalen Kirche oder scheitert er an der von ihm selbst geschaffenen Realität?

In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican kommentiert A. Gagliarducci die Vorbereitungen auf die kommende Synode zur Synodalität und die Vorstellungen des amtierenden Pontifex´ von einer synodalen Kirche.  
Hier geht´s zum Original:  klicken

   "PAPST FRANZISKUS UND DIE SYNODALE KIRCHE"

In der vergangenen Woche fand in Rom ein Treffen des Komitees für die Synode der Synodalität statt, die Papst Franziskus für 2023 einberufen hat. Es war ein Treffen um einen gemeinsamen Weg zu finden , miteinander geredet und das zu konkretisieren, was eine Synode werden sollte, die der Kirche ein neues Gesicht gibt. Ein synodales Gesicht. Zumindest wäre das die Absicht von Papst Franziskus. 

Tatsächlich hat die Synode ihr Gesicht verändert. In Praedicate Evangelium, der neuen Konstitution, die die Aufgaben und Funktionen der Römischen Kurie regelt, wird die Synode nicht länger als eine Synode der Bischöfe sondern einfach als eines Synode definiert.

Deshalb öffnet es für die Vorstellung, daß das Treffen einer Synode eher als Versammlung der Gläubigen als als tatsächliches Leitungsgremium angesehen werden kann. Eine Idee, die zu einem weiteren zentralen Thema der neuen apostolischen Konstitution passt: Autorität wird nicht mehr durch die Bischofsweihe, sondern durch die kanonische Aussendung gegeben.

Deshalb kann jeder eine Abteilung der Kurie leiten und jeder an der Synode teilnehmen. Das Treffen soll so offen sein wie möglich, ein Austausch, der außerdem ermöglichen soll, Ideen zu präsentieren, ohne jemals eine zurückzuweisen. 

Die Anstrengungen derer, die an der Organisation der Synode arbeiten, sind beträchtlich. Aber in der Praxis geht es darum, verschiedene Beiträge aus den fünf Kontinenten zu sammeln, sie zusammen zu fassen, sie an die Bischofskonferenzen zurück zu schicken und dann wieder darauf zu hören, ob die Zusammenfassung korrekt ist.

Papst Franziskus führt so ein, was immer schon "ein Zustand einer permanenter Synode" gewesen ist, 

Seit Franziskus die Kirche leitet, hat er zusätzlich zu denen, die alle drei Jahre stattfinden, zwei außerordentliche Synoden einberufen und er hat versucht, die Basis der Synode zu vergrößern, indem er zu präsynodalen Treffen einlud. Er wollte die Diskussion außerdem dadurch fördern, daß er dieses große synodale Treffen für zwei Jahre auf den Weg brachte, die 2023 enden werden.


Da ergeben sich natürlich einige Fragen. Wird es Papst Franziskus eine von Grund auf synodale zuhörende Kirche gelingen, oder werden seine Pläne mit einer Realität kollidieren, die mit seiner Hilfe aufgebaut wurde?

Die Frage taucht nicht aus dem Nichts auf. Papst Franziskus haben bei seinen Synoden-Erfahrungen die Römischen Interventionen bei den Texten, die erforderlichen Berichtigungen, die dauernden Revisionen nicht gefallen. Deshalb- vielleicht als Reaktion darauf- hat er angeordnet, daß jedes Schlußdokument alle Punkte (lateinisch modi) enthalten muß, die vom Entwurfs-Komitee entwickelt wurden. Vorher wurden nur die modi veröffentlicht, die die Zustimmung der Synode d.h. Zweidrittel der Stimmen, erreichten. 

Papst Franziskus wollte, daß aller Punkte veröffentlicht werden, ebenso wie die Anzahl der Stimmen dafür und dagegen.  Das Ergebnis war eine Polarisation und das Gegenteil der Communio, die man bei einer Synode anstreben sollte. 

Diese Polarisierung führte dann zur Diskussion über die Spezial-Synode für die Pan-Amazonas- Region. Von Anfang an gab es bei dieser Synode widersprechende Theorien und Ideen, Es gab weder Versuche zu einer Synthese zu kommen noch den ehrlichen Wunsch, Probleme zu lösen, sondern eher den Versuch, eine Agenda voranzubringen. 

Papst Franziskus war in der Postsynodalen Exhortation gezwungen, die Dinge richtig zu stellen und Streitigkeiten, wie die über verheiratete Priester zu vermeiden, was viele enttäuschte. 

Der Papst benutzt- wie es aussieht- die Synoden eher wie eine Art Labor als einen Ort der Kollegialität. Mit der Synode sammelt der Papst Ideen, versteht in welche Richtung sich der Gesunde Menschenverstand bewegt und trifft dann Entscheidungen, die vielleicht unpopulär sind aber dennoch garantieren, daß er nicht zu weit geht und daß er nichts sagt, was ihm schaden könnte. 

Ist eine synodale Kirche deshalb Teil einer fortwährenden Diskussion, von der der Papst profitiert?

Wenn es so ist, wäre das ein Betrug am wahren Ziel der Synode. Es wäre eher die Entwicklung eines Weges zum Papst-Königtum, so wie sich Papst Franziskus bei verschiedenen Gelegenheiten benommen hat."

Dann stellt sich die Frage nach den Synode der Synodalität, ein Name, der wie eine Tautologie erscheint. Die Kommission der Synode weist aber auf eine andere Interpretation hin. Das heißt: wenn die Kirche synodal ist, dann ist die Synode das Leben der Kirche, Deshalb spricht die Synode nicht auf selbstbezogene Weise  über die Synodalität. Sie sagt stattdessen,  wie die Kirche lebt und ihren Herausforderungen begegnet und wie sie das tun kann, in dem sie das ganze Volk Gottes einbindet.

Geht man von dieser Philosophie aus, versteht man, warum Kardinal Maro Grech, der Generalsekretär der Synode, bei der Eröffnung dieses synodalen Weges der Evalutation einen anderen Weg für das Entwerfen des Schlußdokumentes vorgeschlagen hat, vielleicht ohne die Stimmen für die Modalitäten und ihn an die einzelnen Kirchen zurückzugeben undvor ihrer Veröffentlichung auf ihre Korrekturen zu warten.

Diese Vorschläge zielen darauf ab, einige der aufgetauchten Probleme zu lösen und die Synode zu einem wesentlichen Teil der Kirche und zu einem Bindeglied zwischen Rom und der Peripherie zu machen, wenn auch nicht zu einem wirklichen Leitungsgremium.

Wird das reichen? Schwer zu sagen. Die Eröffnung der Synode durch den Papst hat die Kirche Deutschlands dazu veranlasst, eine synodale Reise zu beginnen, die sogar darauf abzielt, die katholische Lehre zu ändern, und andere lokale Synoden (wie in Irland und Australien) sind in Gefahr, die gesamte Struktur der Kirche in Gefahr zu bringen.

Papst Franziskus hat am Ende die Büchse der Pandora geöffnet, indem er wenig eingriff und auf die Meinungen aller wartete, ohne sich selbst zu sehr zu exponieren. Infolgedessen greifen diejenigen, die die Struktur der Kirche nicht verstehen, sie an, betonen ihren Gedächtnisverlust und ihre Fehler und stellen sie an den öffentlichen Pranger.

Deshalb wird die ganze päpstliche Diplomatie nötig sein, um die schismatischen Versuchungen zu kontrollieren und zu etwas vollständig Katholischem zu gelangen. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

 

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