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Freitag, 3. Juni 2022

Polen und die Vorsehung...

Pater Raymond de Souza schreibt in einem Beitrag für FirstThings über das Wirken der Vorsehung in der Polnischen Geschichte.
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         "DIE VORSEHUNG BEI DER ARBEIT IN POLEN"

Die Kirche hat- vor allem in Polen- am vergangenen Samstag, 28. Mai, dem Tag, an dem er 1981 starb, das Fest des Seligen Stefan Wyszynski gefeiert. Für eine Zeit zunehmender Christenverfolgung und Konflikte ist der im vergangenen September selig gesprochene Kardinal Wyszynski ein Vorbild sowohl für Mut als auch für Versöhnung. Es ist einer meiner Helden. Meiner Meinung nach, hat es keinen eindrucksvolleren polnischen Kardinal aus Krakau gegeben, Wyscynski wird als der größte Kirchenmann des 20. Jahrhunderts in Erinnerung bleiben. 

Die erste Betrachtung an seinem Feiertag hat an etwas anderes in diesem Jahr beleuchtet- die Pläne einer wunderbaren Vorsehung. Am 28. Mai vor 50 Jahren hatte Wyscynski Pater Jerzy Popieluszko geweiht, den Solidaritäts-Priester, der 2010 selig gesprochen wurde.

Der Sel. Jerzy war 1984 auf brutale Weise von der Polnischen Geheimpolizei ermordet worden. Nach dem Mord an Pater Jerzy gab es keinen Zweifel mehr daran, ob der bis ins Innere verrottete polnische Kommunismus besiegt werden könnte. Es war nur eine Frage der Zeit. 

Aber das war am 28. Mai 1972 nicht klar. Kardinal Wyszynski, Primas von Polen, Erzbischof von Warschau und Gneizno, wußte nicht, daß er genau 9 Jahre später sterben würde. Er wußte nicht, daß unter den 31 Priestern, die er an diesem Tag weihte, ein heroischer Märtyrer sein würde, der selig gesprochen werden würde, sogar noch vor seinem Bruder im Bischofsamt, Kardinal Karol Wojtyla von Krakau. Er wußte nicht, daß sein Mitkardinal 6 Jahre später zum Papst gewählt werden würde. 

An diesem besonderen Trinitäts-Sonntag 1972 hätte der 70-jährige Wyszynski sich fragen können, was kommen würde. Er hatte damals die polnische Kirche bereits seit 24 Jahren geführt.  Er hatte den Stalinismus nach dem II. Weltkrieg heftig bekämpft, während er ein listiger und strategisch denkender Hirte blieb, der die Katastrophe nicht provozierte. Das Regime hatte sein Bestes getan, s uich seiner zu entledigen indem sie ihn für drei Jahre von 1953- 1956 gefangen hielten. Daraus ging er als eine noch großartigere Persönlichkeit hervor und leitete die "Große Novene" die neun Jahre der Vorbereitung auf die Jahrtausendfeier der Taufe Polen im Jahr 1966.


In der Tat hatte der vorhergegangene Sturz des Polnischen Regimes es Wyszynski und den polnischen Bischöfen ermöglicht, zur Seligsprechung von Maximilian Kolbe, des franziskanischen Missionars in Japan, berühmt für seinen Opfertod in Auschwitz, nach Rom zu reisen. Das war eine neue Normalität; vorher war es Wyszynski und anderen nicht erlaubt worden, in den Westen zu reisen. 

Anläßlich der Seligsprechung von Maximilian Kolbe, predigte der Hl. Paul VI über den Märtyrer als Sohn Polens. "Er war Pole" sagte der Hl. Vater. Als Pole wurde er zum unglückseligen Konzentrationslager verurteilt und als Pole wollte er sein Leben für einen Landsmann, Francis Gajowniczek, hingeben, Wie viele Gedanken kamen uns in den Sinn beim Gedenken an diesen menschlichen, sozialen und ethnischen Aspekt des freiwilligen Todes Maximilian Kolbes, Sohn eines adligen, katholischen Polens! Das historische Schicksal dieser Nation zu leiden, scheint diesen typischen und heldenhaften Fall zu dokumentieren, die Jahrhunderte alte Berufung des Polnischen Volkes, sich in seinem geteilten Leiden in einem einzigen, vereinten Bewußtsein zu finden; eine ritterliche Mission für die Freiheit, stolz vollendet in den spontanen Opfern seiner Söhne und Töchter. 

Wyszynski glaubte, daß seine Mission als Primas war, Polen dieser "jahrhunderte-alten Berufung" treu zu bewahren. Als er der Predigt Pauls VI zuhörte, mag er daran gedacht haben, wem er diese Mission weiterreichen würde, weil er in seine 80-er Jahre eintrat.  Irgendwo im Polen dieses Oktobertages mag Jerzy Popielusko, der sich auf seine Priester-Weihe vorbereitete, sich gefragt haben, wie der emblematische Held Polens sein eigenes Priestertum gestaltet haben mochte, Wahrscheinlich freute er sich auf den Tag, ohne das Gefühl einer Vorahnung. 

Vorsehung kann definitiv nur rückwirkend gelesen werden, wie es die Polnische Kirche im Oktober 1971 tat, die in Kolbe "vielleicht die Figur sah, die am strahlendsten aus der Dunkelheit und Entwürdigung der Nazi-Epoche auferstand."

Die Vorsehung vorwärts zu lesen, ist eine andere Sache und niemand in der Warschauer Kathedrale am 28. Mai 1972 hätte sich vorstellen können, wie dieser Tag ein halbes Jahrhundert später erinnert werden würde. Die überlebenden Mitglieder der 72-er Klasse würden für ihr Goldenes Jubiläum sammeln und sich daran erinnern, wie Gott durch ihren priesterlichen Dienst gewirkt hatte, Geschichten erzählen und sich alte Fotos ansehen. 

Das Foto von Wyszynski, der Popieluszko weiht, kann jetzt überall in Polen gefunden werden, in Kirchen, Seminaren und Mueeen. Für ein Land mit einem starken Sinn für Daten und Jahrestage ist der 28. Mai in die Litanei des Eingreifens der Vorsehung in die polnische Geschichte aufgenommen wurde. 

Das ist heute für die ganze Kirche ein Trost, wo die Verfolgung der Christen in den bevölkerungsreichen Staaten wie China, Indien und Nigeria schnell weitergeht, wo autokrstische Regierungen in Latein-Amerika Bischöfe als Feinde verleumden, wo der Konflikt in der Ukraine einige prominente christliche Hirten zu einem blasphemischen Krieg angestachelt hat. 

Vor einem solchen trüben Horizont scheint es unmöglich, zu hoffen, daß Friede und Freiheit siegen. Aber die Vorsehung ist immer noch bei der Arbeit, wenn auch cr unseren Augen verborgen. Vielleicht wird  irgendwo die Gnade von vor 50 Jahren, die Gnade des 28. Mai noch einmal ausgeschüttet wird."

Raymond J. de Souza
Priester in der Erzdiözese Kingston, Ontario

 

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