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Freitag, 15. Juli 2022

Die "inklusive" Sprache ist linguistischer Pelagianismus

Professor Hans Boersma hat bei FirstThingsFirst einen Kommentar über den Charakter und die Auswirkungen der "Inklusiven" Sprache veröffentlicht.
Hier geht´s zum Original:  klicken

                     "DIE MENSCHHEIT RETTEN"

Die inklusive Sprache ist exklusiv; die exklusive Sprache ist inklusiv. Das ist die widersprüchliche Wahrheit, die ich hier diskutieren will. Um keine Verwirrung hervorzurufen lassen sie mich das kurz erklären. Indem ich behaupte, daß eine inklusive Sprache exklusiv ist, meine ich, daß die sogenannte gender-inklusive Sprache (so wie z.B sie (3. Person Plural)statt er oder Leute statt Männer) theologisch Individuen, sowohl Männer als auch Frauen, von der Erlösung ausschließen. Im Gegensatz dazu ist die sogenannte exklusive Sprache (so wie man oder Menschheit -mankind) wirklich inklusiv, nicht nur weil es linguistisch sowohl Männer als auch Frauen einschließt, sondern weil wir alle im Mann Jesus Christus eingeschlossen sind- 

Linguistische Veränderungen rechtfertigen sich nicht von selbst, Kürzliche Veränderungen Gender betreffend bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Wahr ist- Sprache ändert sich. Und man könnte argumentieren, daß wir mit Worten wie Menschhei t und Menschlichkeit besser dran sind als mit "mankind" uns "man". Viele glauben, daß der Gebrauch von er oder sie- abwechselnd er und sie und Singular-Substantive und Verben mit Pluralpronomen zu mischen ( weil das jedewrmanns Privatsache ist) einen Fortschritt darstellt. 

Diese und ähnliche Veränderungen in der gegenderten Sprache sind einzigartig, indem sie sehr schnell auftraten und politisch motiviert sind. Ich erinnere mich genau daran, als ich das erste mal jemanden das Wort "sie"  in einer Alltagsunterhaltung inklusiv benutzen hörte. Wie man vermuten könnte, war mein Gesprächspartner ein Akademiker - einfache Leute neigen nicht dazu an vorderster Front der political correctness zu stehen. Mein Kollege hatte seinen Gebrauch der Pronomen aus Gründen sozialer Gerechtigkeit geändert. Der Verlust der Inklusivität des generischen Maskulinums war abrupt - durchgeführt mit dem Ziel das traditionelle Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu korrigieren. 

Die Geschwindigkeit und Absichtlichkeit der Veränderungen widerspricht dem Argument, daß linguistische Veränderungen "einfach passieren" und daß wir, wenn wir uns verständlich machen wollen, uns anpassen müssen. Wir können diesen Wechsel in die gegenderte Sprache nicnt einfach dadurch rechtfertigen, daß der linguistische Fluss eine Tatsache des Lebens ist,   

Das Vermeiden von man und er als inklusive Worte ist so allgemein geworden, daß wenn der Leser sie im Gedruckten findet, sie ihm als seltsam und antiquiert vorkommen- wenn er vielleicht auch ihren Verlust bedauert. Existentielle Bedrohungen treffen so manchen Autor, der den Gebrauch so unmodernen Reden erwägt, weil der faux pas einen in den Bodensatz der Geschichte verbannt. 


Zuerst dachten wir vielleicht, daß der Gebrauch von Menschheit wäre harmlos. Ab und zu ein er oder sie einzuwerfen, würde uns zumindest inoffensiv zu kommunizieren. Aber die Veränderungen in den sprachlichen Sitten in Bezug auf das Geschlecht haben ein Eigenleben angenommen. Bald bestanden Feministinnen darauf, daß Bibelübersetzungen Söhne in Kinder und Väter in Vorfahren umwandeln müssten. Die Forderungen sind endlos.

Als entgegenkommende Christen Paulus´ "Brüder" in "Brüder und Schwestern" änderten, haben sie nicht gesehen, daß sie immer noch im eisernen Käfig der Gender- Zweifachheit gefangen waren. Durchsagen in Europäischen Eisenbahnen haben das "Damen und Herren" durch "liebe Reisende" ersetzt.  Zunehmend hören wir von "chestfeeding" statt "breastfeeding" und von menstruierenden Personen statt von Frauen. Diese jüngeren Veränderungen spiegeln alle Transgender-Bedenken wieder. 

"Wir steigen nie in den selben Fluss" bemerkte Heraklit. Der Fluss ist unaufhaltsam, so scheint es. >Die Forderung der Feministinnen das Wort "mankind" zu verbieten führte natürlich zur Forderung der Transgender "breastfeeding" zu verbieten. Zugegeben, viele Feministinnen und Transgender-aktivisten sind nicht auf Augenhöhe, weil man an stabile Geschlechter glauben muß, um für Feminismus zu plädieren. Aber was sie vereint, ist ihr Wunsch die Realität auf den Kopf zu stellen. Jede der linguistischen Gender-Veränderungen spielt an der Realität herum- obwohl die jüngsten das sehr offensichtlich tun. In der Tat die verschiedenen Veränderungen unserer linguistischen Operstionen haben radikale physishe Operationen ermöglicht. Was wir mit Worten tun, beeinflusst, was wir mit Menschen tun. 

Das Verbot von "man" und er als inklusive Begriffe war ein Angriff auf die Realität. Biblische Worte wie das hebräische  ish und das griechische anthrópos sind inklusiv. Wie unser traditionelles Wort "man" (hier engl. Mensch) schließen sie Frauen ein. Das heißt nicht, daß diese Wort nur in klusiv gebraucht werden. Ish (Mann) kann von ishah (Frau) unterschieden werden und anthrópos kann einen deutlich männlichen Bezug haben- wie bei dem Beharren des Hl. Paulus daß "es gut für einen Mann (anthrópos) ist, eine Frau nicht zu berühren." (1 Kor, 7:1) Die Worte ishund anthrópos funktioneren nicht genau auf die selbe Weise wie unser inklusives man, aber alle drei Sprachen benutzen diese Worte sowohl auf inklusive als auch gender-spezifische Weise. 

In der Gegenwartsgesellschaft zucken wir bei solchen Begriffen wegen ihres gegenderten Charakters zusammen. Wir stellen uns vor, daß wir ohne sie auskommen, weil wir denken, daß die Spezies und die Genera menschengemacht sind (oder eher menschlich konstruiert)  die Klassifizierung von Pferden als equine scheint uns die Projektion einer mentalen Kategorie auf eine Gruppe von individuellen Tieren, die zufällig ähnlich aussehen. Ebenso denken wir über menschliche Wesen als atomisierte Individuen, die zufällig ähnliche Charakteristika haben. Wir betrachten die Namen "equine" und "man" als subjektive Auferlegung auf frühere vereinzelte-atomisierte- Objekte.  

Christen sollten dieser Aussicht, die philosophisch als Nominalismus bekannt ist,widerstehen. Wenn Gott Dinge erschafft, ist er vom Ergebnis nicht überrascht; auch erdenkt er die Dinge nicht auf der Stelle. Eher weiß er-seit aller Ewigkeit- was ein Pferd und das ein Mensch ist. Die Stabilitä der erschaffenen Dinge sind in Erezugung des Wortes durch den Vater begründet. Wenn wir die Dinge um uns benennen, sind wir zur Originaltreue aufgerufen: unsere Namensgebung sollte mit Gottes eigener, ewiger Benennung bei der Erschaffung der ewigen Welt, übereinstimmen. Christlicher Platonismus behauptet deshalb, daß die wir die Namen geben, weil die Objekte sind, wie wir sie nennen. Ihre Identität ist in der Vater-Sohn-Beziehung grundgelegt. Geschaffene Dinge sind in das Leben Gottes eingeschlossen oder nehmen an ihm teil, und unsere Aufgabe ist es, die Dinge getreu zu benennen, wie wir die Wirklichkeit dieser inklusiven und partizipatorischen Beziehung nachsinnen. 

Graben wir ein wenig tiefer in den Christologischen Gründen der inklusiven (generischen) Sprache. Was steht bei der inklusiven Sprache von "man" und "mankind" auf dem Spiel?  Nichts weniger als die Erlösung der Menschheit. Erlösung hängt davon ab, daß wir in das Wort eingeschlossen sind. Der Apostel behauptet, daß genau wie die Sünde durch einen Menschen (anthrópos) in die Welt kam- so kommen  auch Auferstehung und die Barmherzigkeit Gottes durc h einen Menschen (anthópos) (Röm 5:12, 15;  1 Kor. 15:21). Der erste Mensch ist Adam, der zweite Jesus Christus. Christi Wiederholung des Existenz Adams schließt jeden Menschen ein- männlich oder weiblich- die jemals lebten. 

Adam und Christus sind nicht nur individuelle Personen. Unser Tod ist die Folge unserer Inklusion in den anthrópos Adam und unsere Erlösung hängt an unserer Inklusion in den anthrópos Christus. Wenn wir das paulinische Idiom auf individuelle Personen beschränken, ist es für diese Personen nicht länger möglich andere einzubeziehen. Die Sprache des Menschen erweitert unseren Horizont vom Individuellen auf das Universale, um die ganze Menschheit einhubeziehen- männlich und weiblich. Wenn unsere Sorache die Realität reflektieren soll- die Wahrheit, daß alle Menschen (männlich und weiblich) in Christus vereint sind- dann dürfen wir nicht auf den Gebrauch des generischen Maskulinums verzichten. 

Christologische Inklusivität berührt sogar auch unser Lesen des Alten Testaments. Nehmen wir Psalm I, der beginnt "Gesegnet sei der Mann (ish), der nicht im Rat der Gottlosen wandelt". der Hl. Augustinus beginnt seine Ausführung mit "Der Segen gilt unserem Herrn Jesus Christus, homo dominicus, dem Mann des Herrn.“ Ich persönlich finde die Exegese von Augustinus passend und wahr (obwohl nicht alle Kirchenväter seine christologische Interpretation übernommen haben). Hätte Augustinus jedoch die New Revised Standard Version zu Rate gezogen – "Glücklich sind die“ – wäre es ihm schwergefallen, eine christologische Lesart anzubieten.

In der atomisierten Welt der Moderne, wo alles, was wir haben, Individuen sind – männlich, weiblich, vielleicht nicht-binär – ist Erlösung ein Selbsthilfeprojekt. Die nominalistische Weigerung, die Einbeziehung aller Menschen in eine Menschheit anzuerkennen, ist eine Form der Rebellion. Sie weigert sich anzuerkennen, daß alle Menschen wirklich eins sind in dem einen Menschen, Jesus Christus. Unser Umgang mit inklusiven Geschlechterbegriffen ist viel mehr als eine natürliche sprachliche Evolution: es ist eine sprachliche Rebellion gegen die Erschaffung und Erlösung der gesamten Menschheit in Christus. Es ist das Beharren darauf, daß jeder auf sich selbst (oder vielmehr auf sie selbst) verlassen wird. „Inklusive“ Sprache ist linguistischer Pelagianismus.

Können wir die Vorstellung von Paulus von der Vereinigung mit Christus ohne seinen anstößigen Gebrauch von anthrōpos beibehalten? Wir versuchen es natürlich mit geschlechtsneutralen Begriffen wie Humankind und Menschlichkeit. Ich kann an diesen Begriffen per se nichts Falsches erkennen. Aber die hartnäckige Tatsache ist, daß der Apostel Paulus männliche Begriffe für eine patriarchalische Realität verwendet: Es ist ein Mann, der alle einschließt, sowohl Männer als auch Frauen. Das biblische Verständnis ist persönlich und spezifisch: Gott wurde Mann, nicht Frau. Wenn Sprachen natürlich funktionieren, sind sie dieser Inkarnationslogik nachempfunden. Sprachlich ist es üblich, daß männliche Begriffe inklusive Merkmale annehmen. Wir mögen es vielleicht nicht und können dagegen rebellieren. Aber damit rebellieren wir gegen die Realität.

Als ich vor Jahren in meiner Klasse für Dogmataiskgeschichte die realistisch-nominalistischen Debatten aus dem Spätmittelalter diskutierte, kam ein Student auf mich zu und fragte: "Unterrichten Sie das, weil Sie gegen die Frauenordination sind?“ Ich glaube, mir fiel die Kinnlade herunter: Ich habe im Unterricht nie über die Frauenordination gesprochen, und ich war überrascht, als ich das herausfand. Ich murmelte etwas davon, größere Fische braten zu wollen als die Frauenordination. Was stimmte. Aber natürlich war die Frage des Studenten scharfsinnig, denn sowohl unsere sprachlichen Geschlechtsverstümmelungen als auch unser Beharren auf der Ordination von Frauen resultieren aus unserer Rebellion gegen die allumfassende Realität von Jesus Christus als Menschensohn.

Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde. Dieses patristische Diktum gründet auf dem Gegensatz des heiligen Paulus zwischen den beiden anthrōpoi, Adam und Christus. Gott nahm die Existenz Adams (von Männern und Frauen) an, damit die Existenz Adams (von Männern und Frauen) in das Leben Gottes aufgenommen werden konnte. Die Vergöttlichung (oder Erlösung) hängt von der ontologischen Realität der Einheit der Menschheit ab.

Wir müssen die wahrhaft inklusive Sprache der Menschheit zurückerobern, denn sie allein wird der Realität von Gottes Errettung der Menschheit in Jesus Christus gerecht." 

Quelle: Prof. Hans Boersma, FirstThingsFirst

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