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Montag, 25. Juli 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei litugicalnotes heute über ungelöste Probleme des II. Vaticanischen Konzils, speziell die Verwendung des Begriffs "apostolisch". 
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       "OFFENE BAUSTELLEN DES II. VATICANUMS"
 

Ich hoffe doch, daß kein Leser etwas an der Politik von Papst Franziskus’ Bewunderern 
auszusetzen hat, oder gar an der des Heiligen Vaters höchstselbst, daß nämlich die Absichten
des II. Vatikanums endlich in der ganzen streitenden Kirche Christi hier auf Erden wirksam
werden. Besser spät als nie. 

Hier zwei Beispiele.

1. V2 betonte die die Stellung der Bischöfe als Nachfolger der Apostel. Und dennoch
dauert die unzulässige Verwendung des Wortes „Apostolisch“ im Sinne von „Päpstlich“ auch
ein halbes Jahrhundert nach dem Konzil immer noch an.

Marie Pierre Ellebracht hat in ihren hochgebildeten "Remarks on the Vocabulary of the ancient 
orations in the Missale Romanum" von 1963 scharfsichtig einen Wandel im liturgischen Gebrauch 
des Adjektivs apostolicus festgestellt.

In einigen frühen Texten wurde es an Stelle des Genitivs Apostoli (eines Apostels) verwandt,
z.B. Apostolicis Iacobi … praesidiis, wörtlich zu übersetzen als „durch die apostolische Hilfe 
von Jakobus“. Das wurde dann später geändert in „Apostoli tuiIacobi … praesidiis“.

Beides bedeutet das gleiche. Vielleicht erschien die Verwendung des Adjektivs irgendwie stilvoller. (Ependichter der Zeit Augustus’ hätten eher von „den herkulischen Händen“ gesprochen als mit 
einem schlichten Genitiv Singular „die Hände des Herkules“ zu sagen.

Mein Verdacht ist allerdings, daß das Adjektiv "apostolicus“ zunehmend für den römischen Stuhl reserviert wurde.
Diesen Trend sollten wir umkehren. Apostolischer Nuntius; apostolische Konstitution;
apostolischer Palast und was dergleichen mehr ist: sie sollten ent-apostolisiert werden.
Wäre "päpstlich“ ein geeigneter Ersatz? Vielleicht – aber in der frühen Zeit war jeder 
Bischof ein "papa“, und seine Seligkeit der koptische Patriarch von Alexandria ist immer 
noch "papa“. Wir dürfen keinesfalls anti-ökumenisch sein!
Vielleicht wäre Vatikan(isch) oder Lateran(isch) ein geeigneter Ersatz.

Die Betreuerin von Dr. Ellebrachts Dissertation war keine andere als Christine Mohrmann. 
Ich denke, es ist an der Zeit für einen ausdrücklichen Bußakt wegen der Art, in der hervor-
ragende Liturgiewissenschaftlerinnen und gelehrte Frauen in den  Sechzigern (und seitdem) 
mißachtet worden sind. Eine Instauratio Memoriae Christinae Mohrmann, verbunden mit einer vollständigen Neubewertung der ganzen verfehlten liturgischen Regelungen der späten Siebziger
wäre mehr als angebracht.  Den einen oder anderen Grilloiden könnte man eundo et lustrando zeremoniell mit der Peitsche um die Stadtmauern jagen. "Von der Tyrannis des Bischof Bugnini 
und all seiner verächtlichen Verirrungen – Herr, erlöse uns“ wäre in Abwandlung einer 
kräftigen Idee von Erzbischof Cranmer eine schöne Ergänzung für die Bittlitanei –als Beitrag 
der Ordinariate…

Das würde schon passen, glauben Sie mir."

Quelle: liturgicalnotes, Fr. Hunwicke, Übersetzung M. Charlier

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