Seiten

Montag, 25. Juli 2022

Zwei Kruzifixe in einer Ausstellung in Florenz

A. Socci beschreibt  für Il Libero die beiden Kruzifixe- eines von Donatello und eines von Brunelleschí - die zur Zeit noch im Palazzo Strozzi in Florenz ausgestellt werden und kommentiert die Bedeutung, die sie für die Entwicklung der italienischen Malerei hatten.
Hier geht´s zum Original:  klicken 

"DER SCHÖNSTE UNTER DEN MENSCHENSÖHNEN" (Sal.44)  "WIE SICH VIELE ÜBER IHN ENTSETZEN- SO ENTSTELLT WAR SEIN AUSSEHEN UND NICHTS SCHÖNE WAS AN IHM" (Jes. 52) DIESE EXTREME DRÜCKEN DIE ABGRÜNDIGKEIT SEINER LIEBE ZU UNS AUS: 

Das erste Dokument, das über Donatello berichtet, betrifft eine Schlägerei. Er war noch nicht ganz 15 Jahre und begann die Kunst zu erlernen, als er im Januar 1401 in Pistois von einem gewissen Anichino di Piero, der aus "Deutschland" stammte, verprügelt wurde.

Die wunderbare ihm gewidmete Ausstellung in Florenz im Palazzo Strozzi ("Donatello, die Renaissance"), die einen Besucherrekord aufstellte (... ) und zum erfolgreichsten italienischen Kulturereignis von 2022 wurde, beginnt mit einer Freundschaftsgeschichte.

MEINE FREUNDE

Tatsächlich besitzen die beiden wunderschönen Kruzifixe, die im ersten Saal ausgestellt sind – das von Donatelo und das von Filippo Brunelleschi – eine bedeutende Geschichte.

Vasari erzählt, daß Donatello "unter außerordentlicher Anstrengung ein hölzernes Kruzifix herstellte, das, als er fertig war, etwas sehr Seltenes getan zu haben schien, er zeigte es Filippo di ser Brunellesco, seinem besten Freund, zeigte, um seine Meinung zu hören“. 

Aber Brunelleschi, als er es sah, "lächelte etwas". Donatello fragte erstaunt nach dem Grund, worauf "Filippo, der sehr liberal war, antwortete, daß es ihm schien, als hätte er einen Bauern ans Kreuz gehängt und nicht einen Körper, der Jesus Christus ähnlich war, der sehr zart und in allen Teilen  der vollkommenste Mensch war, der je geboren wurde“.

Donatello antwortete ihm sehr verärgert: "Nimm ein Stück Holz und versuche, selbst eines zu machen“. So hat Brunelleschi, ohne jemandem etwas zu sagen, "seine Hand angelegt, um ein Kruzifix zu machen“ und "es zur äußersten Perfektion gebracht“.

Dann "lud er Donato eines Morgens ein, mit ihm zu Abend zu essen, und Donato nahm die Einladung an". Auf dem Mercato Vecchio "kaufte Filippo einige Sachen und gab sie Donato, er sagte: 'Bring diese Sachen in mein Haus und warte dort auf mich, ich komme gleich'. Als Donato dort angekommen, das Haus betrat,  sah er Filippos Kruzifix in einem guten Licht und hielt inne, um es zu betrachten, er fand es so perfekt vollendet, daß er  besiegt und voller Erstaunen war, als wäre er von Sinnen öffnete er die Hände,  die seine Schürze festhielten. Eine Flut von Eiern, Käse und all das andere Zeug ergoss sich ein und zerschmetterte alles“.

Als Filipo kam und Donatello in diesem Zustand sah sagt er lachend zu ihm: "Was ist dein Plan, Donato? Was sollen wir essen, nachdem du alles verschüttet hast?"

Und Donatello: "Ich habe meinen Teil gehabt, wenn du deinen willst, nimm ihn. Aber mehr nicht, dir ist es gegeben die Christus-Figuren zu machen, mir die Bauern." 


FLEISCH UND SCHÖNHEIT

Die bis zum 31. Juli geöffnete Ausstellung ist eine einmalige Gelegenheit,  die beiden Kruzifixe gemeinsam zu sehen (die sich sonst in den Kirchen Santa Maria Novella und Santa Croce befinden). Es lohnt sich sie zu betrachten weil die von Vasari erzählte Episode etwas mehr ist als eine der sympathischeren Anekdoten.  Donatello- der diesen leidenden Gekreuzigten für die Franziskaner schuf.- drückt eine realistische Linie aus, die von Giotto zu Masaccio führt und aus der franziskanischen Spiritualität, der Liebe des Franziskus zur Menschlichkeit Christi und dem Mitleid mit seinen Leiden entstammt: von daher kommt die Entdeckung des Körpers, der Räumlichkeit, der realistischen Darstellung in der florentinischen Malerei. Brunelleschi ist von der Kultur des florentinischen Humanismus beeinflusst, daher sieht er Christus eher als die inkarnierte ideale Schönheit. In Anlehnung an die Darstellung platonischer idealer Schönheit haben wir zum Beispiel Botticelli. Dann kommt Michelangelo und all diese Empfindlichkeiten verschmelzen und werden explosiv, glühend. Daher seine Besessenheit von Körperlichkeit. Und sein Genie."

Quelle: A. Socci, Il Libero

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.